Die Forscher sind verblüfft, die Lehrer nicht:
Fibel schlägt Rechtschreibwerkstatt
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Es ist doch schon lange bekannt, dass Umlernen sehr viel schwieriger ist als neu lernen.
Mit der Fibel-Methode lernen die Kinder neu undzwar gleich richtig, mit Lesen-durch-Schreiben müssen sie falsch Eingeprägtes aufwändig umlernen. -
Die Forscher sind verblüfft, die Lehrer nicht:
Ha, diesmal warst du schneller als ich.Die Forscher sind verblüfft und die Lehrer nicht? Aber wieso streiten so viele Grundschullehrer dagegen?
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Aber wieso streiten so viele Grundschullehrer dagegen?
Tun sie das denn noch ernsthaft? In meinem Umfeld aus Kollegium und Studienfreunden war eher ein Aufatmen zu sehen. Man hatte immer einen Anflug schlechten Gewissens, weil andere so toll nach neuen Methoden unterrichten und das hatte so etwas Engagiertes. Da Skepsis zu äußern war etwas verpönt und roch nach Ewiggestern.
Lesen durch Schreiben nach Reichen hatte seinen Auftritt, als es ins reformpädagogische Klima der Zeit passte. Mittlerweile gibt es bessere Konzepte, die sich gleichfalls im offenen Unterricht umsetzen lassen. Einige Grundschullehrkräfte brauchen offenbar den politischen Fingerzeig, damit sie Ernst nehmen, welche Probleme in den höheren Klassen dadurch ankommen. Für manchen mag die Änderung unbequem sein.
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Reichen hat seinen Platz in der Motivation, als Schreibanfänger eigene Texte verfassen zu können. Rechtschreibunterricht ist ein anderes Gebiet.
Da ich nicht den ganzen Text lesen kann- die Darbietung springt zwischen den Artikeln hin und her- wurden denn auch Schreibleistungen von Viertklässlern verglichen? Sowohl Rechtschreibung als auch die Motivation zur Textproduktion und -überarbeitung?
Und Fibel ist nicht gleich Fibel, leider werden die nämlich nicht von erfahrenen Didaktikern oder gar unter wissenschaftlicher Begleitung produziert. Ich fände es prima, wenn ordentliche Analysen zur Rechtschreibdidaktik erstellt und bei den Verlagen durchsickern würden, anstatt zwei Methoden, die völlig verschiedene Ziele in unterschiedlichem Entwicklungsalter haben, gegeneinander aufzurechnen. Das fängt z.B. damit an, nicht die Ausnahme auszuwählen, um einen Laut einzuführen (z.B. "Igel" für kurzes "i"...).
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Reichen hat seinen Platz in der Motivation, als Schreibanfänger eigene Texte verfassen zu können.
Motiviert man Fahranfänger damit, sie in einen Formel 1-Wagen zu setzen?
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Also halten wir fest:
"Forscher" stellen fest, dass ein systematische Rechtsschreiblehrgang ("Fibel") zu besseren Ergebnissen führt als "moderne" Methoden wie "Schreiben nach Gehör" oder "Rechtschreibwerkstatt" oder wie sie alle heißen.
Und machen damit den Schulen indirekt den Vorwurf alles falsch zu machen.
Wieder einmal eine völlige Verdrehung der Tatsachen aus Richtung der Bildungs"forschung".
Immerhin waren es die Elfenbeinturm-"Forscher" aus den Universitäten die diese "modernen" Lehrmethoden gegen den Widerstand vieler Kollegen und Kolleginnen an der Basis über die Richtlinien-Vorgaben der Kultusministerien in die Schulen hineingedrückt haben.
Und jetzt tut man wieder so, als ob die Lehrer die Deppen sind, welche diese "modernen" Methoden entgegen den neuesten Erkenntnissen der Forschung stur anwenden...
"Forscher" müsste man sein. Immer schön die Schuld auf andere schieben und sich dabei nie selber die Hände schmutzig machen...
Gruß !
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Man sollte schon unterscheiden zwischen denjenigen Wissenschaftlern, die sich theoriegeleitet etwas ausdenken und dann zu vermarkten versuchen und zwischen denen die empirisch überprüfen welche Methode tatsächlich etwas bringt. Aber dass du an der Universität nicht besonders gut aufgepasst hast, scheint deinem weiteren Berufsleben ja nicht weiter abträglich gewesen zu sein.
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Man sollte schon unterscheiden zwischen denjenigen Wissenschaftlern, die sich theoriegeleitet etwas ausdenken und dann zu vermarkten versuchen und zwischen denen die empirisch überprüfen welche Methode tatsächlich etwas bringt.
Ich warte auf den Moment, in dem die Bildungs"wissenschaft" einmal wirkliche Selbstkritik übt und alle die Scharlatane öffentlich an den Pranger stellt, die uns den ganzen Mist, der sich derzeit an den Schulen abspielt, eingebrockt haben.
Aber da kann ich wohl lange warten. Bekanntlich hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Hauptsache die Forschungsfuttertröge bleiben reichlich gefüllt...
Leider genießt insbesondere die Bildungs"wissenschaft" Narrenfreiheit. Da kann jeder universitäte Schulflüchter die abstrusesten Theorien völlig konsequenzenlos aufstellen und damit die Lebenschancen von Generationen von Schülern zerstören...
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Motiviert man Fahranfänger damit, sie in einen Formel 1-Wagen zu setzen?
Man setzt sie nicht in einen Formel-1-Wagen, sondern lässt sie im Auto ihrer Wahl auf dem Übungsplatz runden drehen, bevor sie Verkehrsregeln pauken und im Straßenverkehr Linksabbiegen beherrschen müssen. Wenn du so willst.
Der Vergleich hinkt aber, da Autofahren nichts mit Kreativität und Ausdruck zu tun hat. Besser wäre der Vergleich: Ist es sinnvoller erst Notenlehre zu betreiben, oder lasse ich erst mal das Kind in die Tasten hauen, weil das Klavier mit seinem Klang und der Möglichkeit, etwas durch eigenes Tun zu bewirken, von sich aus Anziehungskraft hat?
Niemand hat was gegen Musiktheorie, Liebe zur Musik und das Verständnis für den Sinn von Taktstrichen erwecke ich aber anders.
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Ich warte auf den Moment, in dem die Bildungs"wissenschaft" einmal wirkliche Selbstkritik übt und alle die Scharlatane öffentlich an den Pranger stellt, die uns den ganzen Mist, der sich derzeit an den Schulen abspielt, eingebrockt haben.
Aber da kann ich wohl lange warten. Bekanntlich hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus. Hauptsache die Forschungsfuttertröge bleiben reichlich gefüllt...Leider genießt insbesondere die Bildungs"wissenschaft" Narrenfreiheit. Da kann jeder universitäte Schulflüchter die abstrusesten Theorien völlig konsequenzenlos aufstellen und damit die Lebenschancen von Generationen von Schülern zerstören...
Du hast völlig Recht. Die in dem Artikel zitierten Bildungsforscher sind als Psychologen sicher allesamt geflohen um nicht in der Schule unterrichten zu müssen.
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...Kreativität und Ausdruck...
Man kann nur kreativ sein, wenn man die Grundlagen von dem, was man tut, beherrscht. 1 Promille echte Genies vielleicht ausgenommen. Bei den anderen führt "Kreativität und Ausdruck" ohne sichere Beherrschung der Grundlagen im besten Fall zu Dilletantismus, im Regelfall aber zu Stümperei.
Gruß !
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Du hast völlig Recht. Die in dem Artikel zitierten Bildungsforscher sind als Psychologen sicher allesamt geflohen um nicht in der Schule unterrichten zu müssen.
Würdest du sinnentnehmendes Lesen beherrschen, hättest du gemerkt, dass ich mit "universitäre Schulflüchter" nicht die Autoren der zitierten Studie meinte.
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Puh, als Gymnasial-LA-Student habe ich von der ganzen Diskussion in den letzten Jahren nie etwas mitbekommen - was sollte man darüber lesen, um in das Thema zu kommen? Der Artikel allein scheint beileibe nicht auszureichen ...
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Da die Autoren der Studie Bildungswissenschaftler sind, müsstest du schon eine Menge Worte vergessen oder deren Bedeutung niemals richtig erfasst haben um aus der Nummer wieder raus zu kommen:
ZitatLeider genießt insbesondere die Bildungs"wissenschaft" Narrenfreiheit. Da kann jeder universitäte Schulflüchter die abstrusesten Theorien völlig konsequenzenlos aufstellen und damit die Lebenschancen von Generationen von Schülern zerstören...
Wie schon mehrfach in anderen Threads ausgeführt: Deine plumpe Anti-Wissenschaftlichkeit und Rosinenpickerei sind eines studierten Menschen absolut unwürdig. Muss aber ja jeder selbst wissen, ob er seine völlige Fehlkenntnis moderner Wissenschaft (und als Anleihe aus den anderen Thread: Forschungsmethoden ) so gerne vor sich hertragen möchte wie eine Monstranz.
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Naive Wissenschaftsgläubigkeit kann natürlich auch eine Lebenseinstellung sein. Nur: Wem glaubst du jetzt? Den "Wissenschaftlern", die Methoden wie "Schreiben nach Gehör" propagieren, oder denjenigen, die propagieren, dass die "Fibel" die bessere Methode ist? Oder richtest du dich immer nach der Mehrheit? Und was ist der Nutzen einer "Wissenschaft", bei der sich jeder aussuchen kann, was seinen eigenen Glaubensätzen am nächsten kommt?
Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: Zeigt sich, dass eine "wissenschaftliche" Methode in der Praxis zu schlechteren Ergebnissen führt als eine andere Methode, gehört sie auf den Müllhaufen der Geschichte entsorgt. Egal wie wieviele Doktor- oder Professorentitel bei der Entwicklung dieser Methode enstanden sind. Andere Wissenschaften schaffen das, warum nicht auch die Bildungs"wissenschaften"?
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Wissen hat nichts mit Glaube zu tun, das ist jetzt keine besonders neue Feststellung. Aber wenn es dir daran geht, welche Ergebnisse ich für glaubwürdiger halte, dann sind es die, deren theoretische Basis, empirische Begründung und Schlussfolgerungen daraus am plausibelsten und einfachsten klingen. Um es kurz zu fassen: Ockhams Rasiermesser, aber das ist dir sicher schon zu wissenschaftlich.
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Da ich nicht den ganzen Text lesen kann- die Darbietung springt zwischen den Artikeln hin und her- wurden denn auch Schreibleistungen von Viertklässlern verglichen? Sowohl Rechtschreibung als auch die Motivation zur Textproduktion und -überarbeitung?
Ich zitiere mal einen Teil der Antwort auf deine Frage aus dem Artikel, der Rest wird nicht beantwortet oder wurde nicht untersucht:ZitatViele Eltern seien in Sorge, weil ihre Kinder zum Ende der Grundschule die Rechtschreibregeln kaum beherrschten, so Röhr-Sendlmeier. „Sie fragen, ob dies auch mit der eingesetzten freien Lehrmethode zusammenhängen könnte, nach der die Kinder nur nach ihrem Gehöreindruck schreiben sollen.“...
Das Ergebnis der Psychologen mit der Top-Note für den Fibel-Ansatz hält sie (Bildungsforscherin McElvany) für „nicht unplausibel“...
Die mehr als 3000 Kinder wurden Kuhl zufolge zunächst nach ihrer Einschulung auf ihre Vorkenntnisse getestet. Danach seien fünfmal jeweils halbjährlich Diktate ausgewertet worden - immer waren Fibelkinder die leistungsstärksten. Schüler, die mit „Lesen durch Schreiben“ unterrichtet wurden, machten am Ende der vierten Klasse im Schnitt 55 Prozent mehr Rechtschreibfehler, „Werkstatt“-Schüler sogar 105 Prozent mehr als Fibelkinder. Auch Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch war, profitierten vom „Fibel“-Ansatz.
McElany zufolge lässt die Studie allerdings offen, ob es bei der Einschulung schon unterschiedliche Voraussetzungen bei den Kindern gab und inwieweit diese im Schulverlauf erhalten blieben.
Unabhängig von der inhaltlichen Aussage mal meine Fragen / Anmerkungen zum Studiendesign wie es im Artikel beschrieben wird:Letzteres ist eine K.o.-Formulierung für eine vernünftige Studie.
Stellt euch mal vor, eine Medikamentenstudie (3 Kopfschmerzmedikamente werden vergleichend getestet) wird eingereicht mit der Aussage: "Wir wissen nicht genau, ob die Probanden, die mit Medikament B Kopfschmerzen bekamen schon vorher Kopfschmerzen hatten und wie weit diese im Laufe der Studie erhalten blieben. Das haben wir offen gelassen."Oben steht aber, die Kinder seien auf die Vorkenntnisse getestet worden. Dann gehe ich davon aus, dass ein Akademiker mit normalem Menschenverstand das auch einbezieht? Finde ich im Artikel nicht wieder.
Auch wie die auf das Ende der 4. Klasse kommen ist unklar: Eingangstest + 5mal alle halbe Jahre ein Diktat reicht bis zum Ende der 3. (maximal Anfang der 4. Klasse). --> "Im 3-monatigen Untersuchungszeitraum wurden 6 Untersuchungen durchgeführt. Nach 4 Monaten hatten die Probanden der Gruppe B 55% mehr Kopfschmerzen, die der Gruppe C 105 % mehr Kopfschmerzen als die der Gruppe A. (Woher wir das wissen, ist nicht klar.) Auch Probanden, denen es etwas schwerer fällt, kopfschmerzfrei zu sein profitierten (irgendwie.)"
"nicht unplausibel": "Medikamentenforscher Paul HübnerfeldamWald hält es für 'nicht unplausibel', dass das Medikament A am besten gegen Kopfweh helfen könnte."
Und noch der erste zitierte Abschnitt: Die Kinder können am Ende der Grundschulzeit laut Artikel nicht rechtschreiben, die Eltern seien besorgt. Verstehe ich rein logisch auch nicht. Wenn die Fibel sehr überlegen sein sollte beim Rechtschreiben, dann sollte ein Teil der Kinder doch schreiben können, denn die Fibel ist ja nun kein Relikt aus dem Mittelalter, das man nur noch im Museum betrachtet heutzutage...
Hmm. Hinzu kommen noch die von Krabapple aufgeworfenen Fragen bzgl. Unterrichtsmethodik, die ungeklärt bleiben. (Fibel ist nicht gleich Fibel etc.)
Ich stelle fest, dass ich einen Artikel lese, der stark verkürzt über eine Untersuchung berichtet. Der Artikel wirkt zusammengeschustert, er wirft mehr Fragen auf als er beantwortet und es gibt logische Lücken. Ein solcher Artikel macht es mir selbstverständlich unmöglich, mir zu der zugrunde liegenden Untersuchung eine Meinung zu bilden. Ich würde gerne die Untersuchung im Original lesen. Vermutlich lässt diese die von Krabapple gestellten Fragen trotzdem offen, aber das Gesamtbild wird hoffentlich ein anderes sein.
PS: Ich habe bisher vorwiegend mit Fibeln gearbeitet und ziehe eine gute, didaktisch durchdachte und sinnvoll progressiv aufgebaute Fibel anderen Lehrwerken vor. Idealerweise sollte sie auch die von Krabapple beschriebenen verschiedenen Lautqualitäten (z.B. I - Igel, I - Indianer, E - Esel, E - Ente, S - Sonne, s - Bus) ab der Einführung regelmäßig thematisieren, da es sich hier um gravierende Stolperstellen im Lese- und Schreiblernprozess handelt. (Letzteres habe ich noch nicht konsequent umgesetzt gesehen. Manchmal wird es angesprochen, dann aber nicht fortführend trainiert.)
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Hat von euch schon mal jemand mit Stumpenhorst gearbeitet? Ich bin doch überrascht, dass das Konzept so schlecht abschneidet.
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Man kann sich die Studiendaten (zusammengefasst) auf einem Poster von Juli ansehen. Die zwei Hauptprobleme die ich sehe sind
a) die unglaubliche hohen Dropout-Zahlen (von 3084 bleiben 237 mit vollständigen Werten übrig - das ist hundsmiserable Stichprobenpflege)
b) wahrscheinlich durch a bedingt: Die Studie lässt keineswegs offen, ob es schon zum Beginn unterschiedliche Voraussetzungen gab. Die Forscher haben die phonologische Bewusstheit gemessen (die als Voraussetzung für Lesen und Schreiben gilt) und nutzen sie als Kovariate, geben aber den Ausgangswert nicht an. Vielleicht waren die drei Gruppen am Anfang sogar gleich gut, aber bei den hohen Dropoutzahlen wäre es ein Wunder, wenn das so geblieben wäre...
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