Welche Schreibschrift????

  • Bei der Grundschrift wird davon ausgegangen, dass die Kinder die Verbindungen selber entwickeln. Dies ist meiner Meinung nach fast unmöglich und es werden besonders die feinmotorisch Schwächeren auf der Strecke bleiben.

  • Da bin ich auch auf Erfahrungen gespannt! Allein das Konzept überzeugt mich gar nicht und die wenigen Alltagsbeispiele, die ich bisher gesehen habe, waren gruselig.
    Shadow, von dir höre ich zum ersten Mal zumindest ein "waren gar nicht so schlecht" und ich habe das Gefühl, davon bisher einfach immer die ungünstige Seite mitgeschnitten zu haben.

    Was genau meinst du mit "immer die ungünstige Seite mitgeschnitten zu haben"? Ich steh gerade auf dem Schlauch, sorry!


    Ich kenne einige Schulen, die sich damit beschäftigt haben und dann auf die Grundschrift umgestiegen sind.
    Fakt ist: Schüler mit feinmotorischen Problemen haben mit nahezu jeder verbundenen Schrift Schwierigkeiten. Solche Schüler werden sich auch mit der Grundschrift nicht viel leichter tun. Aber es spricht ja auch nichts dagegen, dass solche Schüler eben bei einer Grund- oder Druckschrift bleiben.
    Im Vergleich zur VA kann ich nur sagen, dass die Kinder, die die Grundschrift gelernt haben, deutlich lesbarer und sauberer schreiben. Allerdings würde ich auch immer empfehlen, einen kleinen Lehrgang zu den "Verbindungen" zu machen, es braucht einfach Übung und die meisten Schüler brauchen diese Anleitung, WIE sie verbinden sollen. Bei manchen entwickelt es sich aber auch wirklich individuell.
    Bislang ist mir alles lieber als die VA. Von daher sind die meisten mit der Grundschrift halbwegs zufrieden.

  • Bei der Grundschrift wird davon ausgegangen, dass die Kinder die Verbindungen selber entwickeln. Dies ist meiner Meinung nach fast unmöglich und es werden besonders die feinmotorisch Schwächeren auf der Strecke bleiben.


    Genau das waren meine allerersten Gedanken und es ist das, was ich bisher in (wohlgemerkt wenigen) Beispielen gesehen habe.
    Mein Problem ist:
    Diese Gefahr blitzte für mich schon beim allerersten Aufkommen der Grundschrift sofort deutlich auf. Folglich gehe ich davon aus, dass die Entwickler der Grundschrift sich irgendetwas dabei gedacht haben müssen, das ich noch nicht verstehe.

  • Nur die wirklich starken Kinder entwickeln die Verbindungen selber, so zumindest unsere Erfahrung.
    Alle anderen machen einen Lehrgang dazu und üben die Verbindungen ganz klassisch. Ob das jetzt dem Konzept entspricht oder nicht, war uns erstmal egal. Hauptsache die Schrift ist lesbar und nicht so schrecklich wie die VA. Und das kann ich so unterschreiben.

  • Was genau meinst du mit "immer die ungünstige Seite mitgeschnitten zu haben"? Ich steh gerade auf dem Schlauch, sorry!


    Damit meine ich, dass ich bisher nur von schlechten Erfahrungen mit der Grundschrift gehört habe, von zugezogenen Kindern von anderen Schulen, einem Patenkind, einer befreundete Lehrerin an einer anderen Schule. Immer nur Negatives! Das sind aber einfach zu wenige Beispiele, um sich beim Bilden einer Meinung auf Erfahrungswerte stützen zu können. Ich würde gern mal von positiven Erfahrungen hören, um beide Seiten gehört zu haben.



    Nur die wirklich starken Kinder entwickeln die Verbindungen selber, so zumindest unsere Erfahrung.
    Alle anderen machen einen Lehrgang dazu und üben die Verbindungen ganz klassisch. Ob das jetzt dem Konzept entspricht oder nicht, war uns erstmal egal. Hauptsache die Schrift ist lesbar und nicht so schrecklich wie die VA. Und das kann ich so unterschreiben.


    So etwas zum Beispiel. Danke!

  • Wir unterrichten seit einigen Jahren die Grundschrift. Im ersten Schuljahr werden die Druckbuchstaben eingeführt. Diese haben schon kleine "Häkchen" um die späteren Verbindungen vorzubereiten.
    Im zweiten Jahr machen wir einen Lehrgang zu den Verbindungen. Die Kinder dürfen ausprobieren, aber wir zeigen auch günstige Verbindungen.
    Bei den Verbindungen der Kinder müssen drei Regeln eingehalten werden.
    1. Ist jeder Buchstabe klar erkennbar?
    2. Sind die Wörter mit Schwung geschrieben? (meint: Schreibst du flüssig? Sind sinnvolle Verbindungen geschaffen worden?
    Vermeide "Verbinden um jeden Preis". )
    3. Ist der Text gut zu lesen?


    Immer wieder schleichen sich trotzdem ganz unsinnige Verbindungen ein. Da muss man echt gegensteuern. Wenn man diesen Lehrgang konsequent durchführt und schnell bei unsinnigen Verbindungen reagiert (bevor sie sich festsetzen), kommen die Kinder zu einer gut lesbaren flüssigen Schrift und entwickeln im Laufe der Zeit ihr individuelles Schriftbild.
    Ich bin zufrieden.

  • Ich finde es für die Kinder sehr verwirrend, zunächst die Druckschrift zu erlernen, um dann recht flink auf eine Schreibschrift umzusteigen.


    Die meisten meiner (fast erwachsenen) Schüler haben eine Druckschrift mit Verbindungen. Die reinen Schreibschriftschreiber haben oft eine grausame Schrift.


    Besonderen Wert würde ich aus Muttersicht darauf legen, dass die Kinder aus der Primarstufe eine eigene Schrift mitnehmen. An der Schule meiner Kinder wurde eisern auf die Schreibschrift bestanden, mit dem Großen werde ich jetzt in Klasse 8 versuchen, eine eigene Schrift zu entwickeln, da er eisern Schreibschrift schreibt, die aber niemand lesen kann. Aber schnell ist er...

  • Ich wundere mich bei meinen Kindern, warum sie die Verbindungen überhaupt nicht richtig beherrschen. In ihren Klassen wurden die jedenfalls nicht ausreichend geübt. Bei der Druckschrift und den Ziffern sehen die Abläufe auch abenteuerlich aus, aber da misch ich mich nicht ein...

  • Also im niedersächsischen KCC steht für Ende Jahrgang 2: "schreiben Buchstaben in einer Druckschrift als Erstschrift normgerecht" und "lernen und üben eine verbundene Schrift".
    Fürs Ende des 4. Jahrgangs steht da: " schreiben automatisiert und in angemessener Geschwindigkeit eine individuelle Handschrift formklar, flüssig und gut lesbar".
    Das dürfte dir, Stille Mitleserin, entgegenkommen. Wie ist es denn in BaWü?


    In der Regel ist es doch so, dass geübte Schreiber eine Mischung aus Druck- und Schreibschrift schreiben. Die Frage ist für mich, ob dafür der Grundschriftlehrgang ausreicht, der genau das für sich in Anspruch nimmt oder ob der Weg über eine vollständig verbundene Schrift so sinnvoll und nötig ist, wie ich es empfinde.

  • In BaWü ist es auch so. Druckschrift, dann eine verbundene Schrift (Schreibschrift) bis Ende Klasse 2, am Ende von Klasse 4 sollen die SuS eine gut lesbare individuelle Schrift beherrschen, d.h. es dürfen auch wieder (einzelne) Druckbuchstaben, z.B. besonders am Wortanfang verwendet werden. Manche SuS steigen sogar wieder generell auf Druckschrift um, das geht auch. Es geht darum, allen die Möglichkeit zu geben, eine Schreibschrift zu lernen. Allerdings gibt es immer wieder SuS, die das nicht hinkriegen. Die schreiben dann halt immer Druckschrift. Kein großes Thema. Der Fokus liegt auf dem Bemühen um Leserlichkeit, obwohl beim Einüben der Schreibschrift schon sehr auf die richtigen Abläufe und formgetreues Schreiben geachtet wird.

  • @sofawolf das große L der SAS oder VA begegnet mir am Gymnasium sehr häufig als einer der Buchstaben, die Schriften sehr unleserlich machen. Fast keiner meiner SuS, der noch “echte“ Schreibschrift, kriegt das deutlich hin.


    Auch das kleine t ist oft ein seltsames Überbleibsel aus dem Schreibschriftlehrgang.


    Das ist mir auch schon in der Primarstufe aufgefallen; deshalb der Hinweis.

  • @sofawolf das große L der SAS oder VA begegnet mir am Gymnasium sehr häufig als einer der Buchstaben, die Schriften sehr unleserlich machen. Fast keiner meiner SuS, der noch “echte“ Schreibschrift, kriegt das deutlich hin.


    Auch das kleine t ist oft ein seltsames Überbleibsel aus dem Schreibschriftlehrgang.


    Könntest du die Probleme mit diesen Buchstaben genauer beschreiben? Gerade beim kleinen t könnte ich mir vorstellen, dass die Version aus der LA vielleicht weniger problematisch ist.
    Wie kommt denn das kleine r in den höheren Klassen an?

  • Manche SuS schreiben das kleine t mit so einem lustigen Kringel in der Mitte :/ Das sieht dann manchmal aus wie ein großes A oder ein vielleicht ein kyrillisches Zeichen :D
    Das L habe ich schon in so komischen Varianten geschrieben, entweder unfassbar zackig, manchmal so breitgezogen, dass der Lesefluss echt erschwert ist.


    Das kleine r ist mir bis jetzt nicht so häufig seltsam aufgestoßen ;)

  • Ja, das t mit dem Kringel kommt aus der Schulausgangsschrift. In der Grundschule ist mir das nie so negativ aufgefallen. Da hätte ich vom kleinen r mehr Probleme erwartet, denn damit habe ich schon häufiger Kampf erlebt, wenn die Kinder eigene Schreibstile entwickeln.

  • Ja, ich finde, es gibt für Vieles ein Für und Wider..Das waren eben meine Anmerkungen zur SAS.


    Fazit ist in meinen Augen jedoch: Schreibschrift muss sein, sonsr schreiben sie viel zu langsam. Ich habe viele SuS, die eine sehr klare Schrift haben, aber da sie “drucken“, sind sie beim Schreiben unfassbar langsam. Diejenigen, die einwandfreie Schreibschrift, wie aus dem Schreiblehrgang, schreiben, sind deutlich flotter. Allerdings vor allen Dingen mit VA auch oft sehr zackig und manchmal unleserlich...



    PS: das mit dem R müsste man nochmal genauer beobachten, werde ich heute mal tun ;)

  • Hach - ALLE Jahre wieder.


    Es gibt soviele Argumente für und gegen die ein oder andere Schrift, dass ich das Gefühl habe, gar keine objektive Entscheidung treffen zu können... Jede Seite auf der man sich informiert strotzt vor "ICH BIN DIE BESTE ALLER SCHRIFTEN".


    Wir nutzen aktuell an unserer Schule die VA - soll diese im nächsten Durchgang weitergeführt werden, oder doch vielleicht die SAS?


    Für die Grundschrift ist es zu spät, ich habe auch bisher nicht von allzuvielen Schulen gehört, dass dieses erwünschte automatische verbinden erfolgreich war.


    Ist jemand in den letzten 3-5 Jahren umgestiegen und hat besonders positive Erfahrungen mit einer Schriftart (falls ja: mit welcher?) gemacht?

  • Ich selbst bin umgestiegen, von Lateinischer in Kindertagen auf SAS (für meine Schüler an der Tafel) im hiesigen Bundesland. Und ich mag sie. Reicht das als didaktische Begründung? :verliebt:


    Sollte noch erwähnen, dass ich grobmotorisch veranlagt bin und die Schrift kommt mir einfach entgegen. Großer Anfangsbuchstabe wie gedruckt und dann im Rhythmus weiterschwingen, irgendwie so würde ich das Schreiben damit beschreiben...


    Aber ob die Frage soooo relevant ist? Am Ende hat doch eh jeder irgendeine Kritzelhandschrift:flieh:

  • Wir sind schon vor Jahren auf die Grundschrift umgestiegen.


    Vorteile, die wir damals sahen und die geblieben sind:

    - Anfang Klasse 2 kein Bruch in der Schrift, sodass man schneller mehr schreiben kann

    - zeitlich individuellerer Umstieg

    - bessere Differenzierung für alle die, die keine Ausgangsschreibschrift erlernen können/werden, ggf. auch Lesen (FöS GE, manchmal FöS LE, Schwäche in Motorik, Sehen und die DaZ-Kinder, die dazu kommen und noch in lateinischen Buchstaben alphabetisiert werden müssen.)


    Wir haben nie mit der Kartei gearbeitet, sondern immer die Verbindungen im Unterricht aufgegriffen und geübt.

    Trotzdem dachte ich am Anfang, dass man weniger Zeit für den Umstieg braucht und darüber mehr Zeit fürs Schreiben von Texten und fürs Lesen hat, das hat sich für mich nicht wirklich erfüllt. Tatsächlich ist man nicht darauf angewiesen, den Schreibschriftlehrgang zwischen Sommer- und Herbstferien durchzuziehen, sondern arbeitet übers Jahr verteilt an der Schrift und am Lehrgang, den auch wir einsetzen.


    Ab dem 2. Mal habe ich einen Lehrgang eingesetzt, einen ähnlichen zu dem, den ich auch sonst genutzt habe.

    Die Materialien der Basisschrift aus der Schweiz, die zur Grundschrift passen würden, habe ich mir angesehen und finde vieles sehr gelungen und motivierend. Leider ist der Bezug aus der Schweiz etwas kompliziert. Auch verstehe ich nicht, warum die großen Verlage die Sachen nicht auch für den deutschen Markt adaptieren, wenn sie doch quasi fertig sind.


    Zur Leserlichkeit:

    Meiner Meinung nach gibt es Kinder, die in jeder Schrift schön schreiben können, und andere mit motorischen Defiziten, die das nicht können.

    Zudem gibt es Kinder, die - oft nicht nur in der Schrift - sehr nachlässig arbeiten. Die bekommt man nur durch ständiges Ermahnen, Korrigieren, Verbesser oder dem Neuschreiben von Texten, bis sie endlich mehr auf die Schrift achten. Dabei ist die Schriftart egal.


    "Schön" finde ich persönlich weder die LA noch die VA als Schrift. Die wenigsten Erwachsenen schreiben nah an diesen Schriften. Viele steigen auf Druckschrift um oder mischen alles stark und verbinden nur noch einige Buchstaben. Die Frage, die nicht beantwortet ist, bleibt, ob der Aufwand, für 2-3 Jahre in der Grundschule eine Ausgangsschreibschrift zu erlernen und zu schreiben, sinnvoll ist, wenn diese danach nicht mehr zur Anwendung kommt.

    Ist dies eine notwendige Schulung der Motorik und Konzentration oder geht es eher darum, viel zu schreiben?

  • Die Vorteile, die Palim erwähnt, kann ich so bestätigen. Seit ein paar Jahren mache ich mit der Grundschrift auch gute Erfahrungen. In NRW heißt es zur "Schreibschrift" nur:

    Zitat
    Aus der Druckschrift entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine gut lesbare und flüssige persönliche Handschrift. In allen Phasen der Grundschulzeit werden Schreibaufgaben in den Unterricht einbezogen werden, in denen formklares Schreiben geübt wird.

    Die Handschrift aller meiner Drittklässler ist gut lesbar und sie können zügig schreiben. Der große Anfangsbuchstabe bleibt meist unverbunden. Etwa die Hälfte der Klasse verbindet inzwischen viele Buchstaben, einige aber auch fast gar nicht. Ein paar (vor allem Mädchen) fragen aktiv nach Vorlagen für die verbundene Schrift, da gibt es recht gutes Material für die Grundschrift, aber auch die Schulausgangsschrift ist hilfreich.

    Die individuelle persönliche Handschrift, die die Kinder sowieso meistens in Klasse 4 entwickeln, wird gut gefördert. Ein Auge muss man natürlich auf besonders kreative Verbindungen haben, die den Kindern einfallen und das Lesen schwierig machen können… Aber "krampfhaftes“ Verbinden wird auf jeden Fall vermieden. Wer nur Druckschrift schreiben will, darf das letztendlich auch. Für unsere Schule ist das der beste Weg.

Werbung