Seiteneinstieg Grundschule - Erste Erfahrungen

  • Ich kann mich noch genau erinnern, daß wir ab der 3. Klasse Aufsätze geschrieben haben, das ist heute nicht mehr vorgesehen. Laufdiktate gab es nicht, nur normale Diktate, anfangs mit, hinterher ohne Satzzeichen diktiert. Abschriften waren damals höchstens Strafaufgaben. Schreibschrift (die völlig anders aussah als heute) schrieben wir nur bis zur 4. Klasse, danach fing jeder an in Druckschrift zu schreiben, weil es schneller ging.


    Davon ab fallen mir noch andere Dinge ein: Wir standen auf, wenn der Lehrer in die Klasse kam und setzten uns erst, als es uns erlaubt wurde. In der ersten Klasse haben wir auf kleinen Täfelchen geschrieben, und wir wurden vom Lehrer an den Ohrläppchen gezogen, wenn wir frech waren, was überaus schmerzhaft war. Grundschule in einem kleinen Ort in NRW Anfang der 80er...


    Oh, das klingt aber teilweise schon "sehr lange her".


    Oder ist das alles nur Ironie?


    PS: Übrigens glaubte man in alter Zeit (sehr alter Zeit), dass die Ohren Sitz des Gedächtnisses seien und deshalb zog man Kindern an den Ohren, damit sie sich etwas besser merken und sicherlich kommt auch der Spruch daher: sich etwas hinter die Ohren schreiben.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Schade für euch,dass eure Eltern da nicht hinter her waren. Solche Geschichren kenne ich nur von Personen, die in den 60igern eingeschult wurden. Allerdings wurden die noch für ihre Seiteneinstiegsnachkriegskehrer zusätzlich in den Pausen Zigarrren kaufen geschickt...

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Schade für euch,dass eure Eltern da nicht hinter her waren. Solche Geschichren kenne ich nur von Personen, die in den 60igern eingeschult wurden. Allerdings wurden die noch für ihre Seiteneinstiegsnachkriegskehrer zusätzlich in den Pausen Zigarrren kaufen geschickt...


    (kann gelöscht werden)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Nee, keine Ironie, das war wirklich meine Grundschulzeit. Anfang der 80er waren viele alte Lehrer noch im Dienst, und es war wie gesagt eine Kleinstadt. Und die Eltern hinterher? Ha, wenn man das zu Hause erzählt hat, konnte man höchstens noch mehr Ärger kriegen, weil man sich danebenbenommen hat, nee laß mal... ;)

  • ernsthaft?
    Ich war auch Anfang der 80er in der Grundschule in einem eher kleinen Ort in NRW.
    Das hätte sich mal eine Lehrkraft trauen sollen...
    unsere Klassenlehrerin in der 1. Klasse hat uns eher mit Obst aus ihrem eigenen Garten versorgt - und dabei Komprativ und Superlativ erklärt... "Die Äpfel schmecken gut, die Pflaumen besser, die Birnen am besten"...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • .. Wir standen auf, wenn der Lehrer in die Klasse kam und setzten uns erst, als es uns erlaubt wurde. ...


    Das praktiziert bei uns jeder Lehrer, wie er will. Also etliche verlangen, dass die Kinder bei der Begrüßung am Stundenbeginn stehen und sich erst setzen, wenn der Lehrer es sagt. Ich praktiziere das auch so, weil die Kinder so am schnellsten zur Ruhe kommen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich kann nicht glauben, dass russische Kinder in der 1. Klasse bis 1000 rechnen. Jedenfalls behauptet der Foreneröffner, dass sie das könnten, da sie ja so viel rechnen können wie deutsche Kinder in der 3. Klasse.


    Offener Unterricht ist Anarchie???? Sorry, dann hast du eben nicht gelernt wie das geht oder du hast es nicht drauf. Offener Unterricht lässt mir Raum, mich um Einzelne besser kümmern zu können.


    Alles fake, Leute.

  • Ich kann nicht glauben, dass russische Kinder in der 1. Klasse bis 1000 rechnen. Jedenfalls behauptet der Foreneröffner, dass sie das könnten, da sie ja so viel rechnen können wie deutsche Kinder in der 3. Klasse.


    Offener Unterricht ist Anarchie???? Sorry, dann hast du eben nicht gelernt wie das geht oder du hast es nicht drauf. Offener Unterricht lässt mir Raum, mich um Einzelne besser kümmern zu können.


    Alles fake, Leute.

    Alles fake und ich hab´s nicht drauf. Genau. Du hast den Durchblick. Kinder in Russland lernen im Kindergarten in der Regel bis 100 zu rechnen, nicht bis 1000. Aber das haben auch so einige in der 3. Klasse hier nicht drauf.


    Und meine persönliche Unterrichtspräferenz hat weniger mit meinen Fähigkeiten zu tun als mit der Atmosphäre, welche ich in meinem Klassenraum haben möchte. Hauptsache, du läßt erst mal einen vom Stapel, du Held.

  • "noch alte Lehrer im Dienst"...
    sorry.
    Zu Glück waren die da größtenteils schon entsorgt.
    Mal ganz deutlich... wenn ich Mutter wäre, und sowas käme vor, dann würde ich den betreffenden "Lehrer" auch mal wo "ziehen". Dann jodelt der von dann im Sopran, und zwar den Titel "Glocken länger als das Seil".


    Echt...


    Übrigens...
    Wenn ich so nen Quatsch wie "alle müssen aufstehen" in einem meiner Kurse am Gymnasium verlangen würde... die würden mich fragen was ich geraucht habe. Aber trotzdem - ich habe kaum "Störungen" im Unterricht, die SuS sind bei der Sache... das geht auch ohne solche autoritäre Zwangsmaßnahmen. Da reicht einfach konsequentes Auftreten und entsprechende Ausstrahlung.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Zum "an den Ohren ziehen" - das war auch in den 80ern schon verboten.


    Bzgl. Aufsatz - wenn ich mir den Deutsch-Lehrplan in Sachsen anschaue, würde ich da schon herauslesen, dass Aufsätze geschrieben werden. Da geht es klar um das Verfassen eigener Texte. (Was natürlich nicht heißt, dass man zwangsweise zu einem bestimmten Zeitpunkt mit allen Kindern der Klasse im Sinne einer Klassenarbeit einen solchen Text schreiben muss. Bewerten kann man auch Texte (= Aufsätze ), die im Laufe des Unterrichts entstanden sind.


    Kl.gr.Frosch

  • Es geht mir ehrlich gesagt aehnlich. Ich habe "offenen Unterricht" fuer meine Klasse jetzt erst einmal ausgesetzt. Ich habe hospitiert bevor ich die Klasse uebernommen habe. Die waren dabei zwar nicht laut, aber unkonzentriert und mehrheitlich erfolglos. Einige sind staendig aus der Klasse gerannt, haben in den Toiletten Unsinn gemacht oder den ganzen Tag gespielt.
    Im Vergleich zu meinen Schuelern in England sind sie sehr hinterher. Deutsch unterrichte ich derzeit nicht, aber was ich bisher so an Lese- und Schreibleistung von meinen 3ern und 4ern gesehen habe war ziemlich ernuechternd. In Mathe geht es mir aehnlich, aber da machen wir langsam Fortschritte.

  • Es ist jetzt Anfang Klasse 3. Da wiederholt man den Mathestoff der 2. Klasse. Und in der zweiten rechnet man nunmal bis 100.
    Dass du Angst vor Hospitationen hast, glaube ich sofort.
    Ich bin schon 26 Jahre Lehrerin trotzdem verändern sich die Zeiten, Pläne und Methoden. Man muss flexibel sein. Methodenvielfalt ist sowieso das Zauberwort. Ob es in Russland besser ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es viel mit Auswendiglernen und Drill zu tun hat, wenn ich die Erfahrungen mit russischen Schülern, Eltern und Klavierlehrern übertragen darf. Wenn das alles zu einem besseren Leben und System beiträgt, dann müssten ja jetzt alle nach Russlanf rennen.
    Es zwingt dich niemand, hier zu bleinem, wenn in Russland alles besser war, dann geh doch nach Russland.


    An unserer Schule war mal 4 Wochen lang eine russische Lehrerin (also in Russland ausgebildet und nun in Übergangsklassen tätig) als der Krankenstand besonders hoch war. Wir haben sie die ganze Zeit durchs Schulhaus schreien gehört. Unsere SuS haben darauf nicht wie erwünscht reagiert.

  • Dass keine Aufsätze geschrieben werden, kann nicht sein. Es gibt doch Bildergeschichten, Erlebnisaufsätze, Vorgangsbeschreibungen, Polizeiberichte, Personenbeschreibungen, Gegenstandsbeschreibungen, Freies Schreiben, Fantasiegeschichten, Gruselgeschichten, angefangene Geschichten weiterschreiben, Präsentationen im Sachunterricht, Buchpräsentationen usw.zu behandeln und dazu wird jeweils gelernt, wie so ein Text aufgebaut ist. Polizeibericht ist ja vom Aufbau anders als eine Fantasiegeschichte. Das alles geht in Klasse 2 los, wir führen wunderschöne Geschichtenhefte und man hat ganz schön viel zu tun und auch zu korrigieren.
    Das ist bestimmt in jedem Bundesland ähnlich.

  • Dass keine Aufsätze geschrieben werden, kann nicht sein. Es gibt doch Bildergeschichten, Erlebnisaufsätze, Vorgangsbeschreibungen, Polizeiberichte, Personenbeschreibungen, Gegenstandsbeschreibungen, Freies Schreiben, Fantasiegeschichten, Gruselgeschichten, angefangene Geschichten weiterschreiben, Präsentationen im Sachunterricht, Buchpräsentationen usw.zu behandeln und dazu wird jeweils gelernt, wie so ein Text aufgebaut ist. Polizeibericht ist ja vom Aufbau anders als eine Fantasiegeschichte. Das alles geht in Klasse 2 los, wir führen wunderschöne Geschichtenhefte und man hat ganz schön viel zu tun und auch zu korrigieren.
    Das ist bestimmt in jedem Bundesland ähnlich.

    Nur muss es eben nicht immer als Klassenarbeit sein, so wie es früher immer war. Genauso wie bei den Diktaten. Viele Bundesländer haben doch jetzt Kombi-Arbeiten, wo mehrere Dinge abgearbeitet werden und nicht mehr reine Aufsätze, Grammatik-Arbeiten und Diktate.

  • Mein "Dann geh doch nach Russland" war übrigens nicht so gemeint. Es ist mir in Anlehnung an die Wer bung "Dann geh doch zu Netto" in die Tasten gesprungen. :angst:
    Frontalunterricht mache ich fast immer bei Einführungen. Übungsphasen oder weitere Beschäftigung mit einem Thema sind meistens offen. Das ging in meiner letzten Klasse gar nicht anders, weil ich da so große Unterschiede im Leistungsniveau hatte. Da kann ich mich besser mit ganz schlauen oder ganz langsamen beschäftigen.
    Das Gute an meiner Schule ist, dass jeder so arbeiten kann, wie es ihm liegt.

  • Nach diesem Artikel gibt es tatsächlich die Möglichkeit, in Russland früher rechnen und lesen zu lernen, scheint aber nicht die Regel zu sein:
    Russland aktuell


    Sehr interresant finde ich auch, wie es in der Sowjetunion abgelaufen ist, da könnten sich die Kindergärten bei uns eine Scheibe, was die Frühförderung betrifft (Logopädie im Kindergarten usw.) abschneiden:
    Sowjetunion


    Bei uns wäre einiges zu verbessern, was die Voraussetzungen betrifft, wie die Kinder in die Schule kommen. Woran das liegt, möchte ich nicht beurteilen. Wir merken nur Unterschiede in den "Zuliefererkindergärten" und es gibt unterschiedliche Beliebtheiten bei den Eltern, was Kindergärten betrifft.
    Lesen und Schreiben sollten 6 jährige aber grundsätzlich in der Schule lernen und lieber im Kindergarten die Basics (Feinmotorik, malen, schneiden, flexibel denken, Sozialkompetenz, so weit es in dem Alter möglich ist usw.), damit das überhaupt gut möglich ist.


    Mashkin, danke für deinen Erfahrungsbericht. Interessant, wie du deine ersten Eindrücke interpretierst. Es ist ja erst eine Woche und die Umstellung dauert. Aus einer Woche kann man noch nicht so viel rauslesen.
    Es stimmt, was lamaison geschrieben hat, so wird auch in meinem Bundesland gearbeitet. Ausführliche Wiederholungen in Mathematik sind am Anfang wichtig, um aufbauen zu können. Gerade in der 3. Klasse. Die Schüler brauchen eine Zeit bis sie wieder reinkommen. Bei uns wird meistens 4-6 Wochen am Anfang der 3. Klasse in Mathematik (mit kleinen Erweiterungen) wiederholt, damit der Zahlenraum bis 100 auch wirklich sitzt.

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