Es geht mir ehrlich gesagt aehnlich. Ich habe "offenen Unterricht" fuer meine Klasse jetzt erst einmal ausgesetzt. Ich habe hospitiert bevor ich die Klasse uebernommen habe. Die waren dabei zwar nicht laut, aber unkonzentriert und mehrheitlich erfolglos. Einige sind staendig aus der Klasse gerannt, haben in den Toiletten Unsinn gemacht oder den ganzen Tag gespielt.
Im Vergleich zu meinen Schuelern in England sind sie sehr hinterher. Deutsch unterrichte ich derzeit nicht, aber was ich bisher so an Lese- und Schreibleistung von meinen 3ern und 4ern gesehen habe war ziemlich ernuechternd. In Mathe geht es mir aehnlich, aber da machen wir langsam Fortschritte.
Der sogenannte offene Unterricht wurde in meiner Ausbildungszeit gerade populär bzw. Hochschuldozenten, die vermutlich nie selbst vor einer Klasse standen, propagierten ihn. Ich behaupte mal, 90% der Studenten schüttelten nur ihren Kopf und fanden das alles absurd. (Kann auch eine spezielle Ost-Sichtweise gewesen sein, denn da soll es ja heute noch Unterschiede geben.)
Ich erlebe offenen Unterricht an unserer Schule auch eher chaotisch, aber die Kollegen, die ihn praktizieren, finden ihn nicht chaotisch. Die nennen das "produktive Unruhe". Da stecken also irgendwie auch ganz grundsätzlich unterschiedliche Vorstellungen dahinter, was guter Unterricht sei. Ich finde, da muss man eben auf die Ergebnisse schauen.
Mit welchen Ergebnissen (Lesen, Schreiben, Rechnen) verließen die Grundschüler früher die Grundschule, als eher nach anderen Methoden unterrichtet wurde, und mit welchen Ergebnissen verlassen sie heute die Grundschule, wo eher nach neueren Methoden unterrichtet wird? Dazu gibt es ja etliche Untersuchungen, Studien, Artikel. Aber natürlich kann auch das bestritten werden. Da sind dann eben die Eltern schuld oder das Computerzeitalter oder oder oder ...