Beobachtungsaufgabe Praktikum

  • Hallo!


    Entschuldigt meine ganze Fragerei! ;)


    Bei mir beginnt am 3. September mein Praktikum. In diesem soll ich vorrangig hospitieren und die Lehrer beobachten, anschließend zwei Lehrkräfte miteinander vergleichen. Ich soll auch eigene Unterrichtsstunden geben.


    Nun weiß ich nicht so recht, was ich denn beobachten könnte. Ich hatte überlegt, Störungen zu beobachten und wie damit umgegangen wird. Da ich auch in ganz verschiedenen Klassenstufen hospitiere (Chemie: 8. Klasse und Grundkurs 12; Latein: 7. Klasse, 9. Klasse, Leistungskurs 12), kann man das relativ gut beobachten.


    Aber habt ihr vielleicht noch andere Sachen, die sich gut beobachten lassen? Was habt ihr vielleicht damals selbst beobachtet?


    Danke im Voraus für eure Ideen!

  • Unterrichtseinstiege, Methoden, Methodenwechsel, Gesprächsführung, Rückmeldungen an Schüler, Übungsphasen, Sicherungen, Differenzierungen, Eigenständigkeit, Phasierung der Stunden, Arbeitsmaterial, Aktivierung der Schüler ...

  • Wie lautet das Stundenziel, mit welcher Methode kommt der Lehrer dorthin und woran erkennt man, dass es erreicht wurde.

  • Wir mussten unter anderem Beobachten, wie viele Handys unbemerkt herausgezogen wurden - war echt witzig.

  • Den Umgang der Lehrkraft mit Unterrichtsstörungen halte ich für eine sinnvolle Beobachtungsaufgabe. Allerdings auch nur, wenn du vorher schonmal ein wenig Literatur dazu liest, denn ich habe die Erfahrung gemacht: Man kann nur beobachten, wovon man weiß, dass es existiert. Soll heißen: Wenn du keine Ahnung hast, wie man mit Unterrichtsstörungen umgehen kann, wirst du nur das absolut Offensichtliche sehen, was für dich keinen Erkenntnisgewinn bieten wird. Du siehst also z.B.: Die Lehrkraft ignoriert Störungen 1 und 2 und und ermahnt nach Störung 3 dann den Schüler. Dabei wirst du vllt. nicht merken, wie sich die Lehrkraft bei Störung 1 dem Schüler körperlich nähert oder zuwendet, weil es ein sehr subtiles Vorgehen ist, dass sie ihn bei Störung 2 anschaut (und als Steigerung vllt. sogar für einen Sekundenbruchteil eine Pause in ihrem Gespräch einlegt) und auch wirst du bei Störung 3 nicht bemerken, welcher Art die Ermahnung ist, weil du einfach nicht auf dem Schirm hast, dass es zig Arten gibt, wie so eine Ermahnung aussehen kann.


    Aus dem Grund, dass man nur beobachten kann, wovon man weiß, halte ich viele der anderen Vorschläge übrigens für zu abstrakt bzw. komplex für einen Praktikanten ohne (nennenswerte) eigene Unterrichtserfahrung. Z.B. ist "Arbeitsmaterial" ein riiiiiiiiiiesiges Feld, zu dem man mehrere Doktorarbeitsthemen finden könnte. Für einen Praktikanten ist es zu groß und wird zu einem unheimlich oberflächlichen Bericht führen. Und wie Lernziel, Methode(n) und Evaluation verknüpft sind, ist ja nochmal viel komplexer und umfassender - da kann man genausogut "Unterricht" als Beobachtungsthema nehmen.... es bedarf da mMn viel Vorbildung (quasi: eines Referendariats), bevor man da sinnvoll beobachten und die Verknüpfungen erkennen kann.


    Von den Genannten Vorschlägen halte ich (neben den Störungen) folgende für am ehesten sinnvoll machbar: Unterrichtseinstiege (auch hier sind aber noch viele genauere Unterfragen nötig, damit das Sinn ergibt!) und Phasierung der Stunden (nach etwas Lektüre relativ einfach, aber womöglich etwas frustrierend, wenn man merkt, dass im Alltag öfters mal die ein oder andere Phase, die laut Literatur da sein sollte, wegfällt, weil stattdessen z.B. noch das Geld für den nächsten Ausflug eingesammelt werden musste).

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

    • Offizieller Beitrag

    Was habt ihr denn in der 11. Klasse schon für Aufgaben? Wahnsinn!


    Als ich in der 11. Klasse war, gab es kein Praktikum. Im ersten Praktikum an der Uni hatte ich sicher Beobachtungsaufgaben und musste was schreiben, aber kann mich nicht mehr erinnern.
    Eigene Stunden geben finde ich auch heftig, du bist kaum älter (bzw. sogar jünger) als die Schüler.
    Ich wurde im ersten Praktikum von einer Fünftklässlerin gefragt, ob ich die neue Schülerin bin.


    Ich schließe mich Midnatsol an, das ist gar nicht so einfach. Unterrichtseinstiege wären aber eine gute Idee.

  • Wieso 11. Klasse? Ich dachte, ich hätte 2. Semester gelesen.

    ...machbar: Unterrichtseinstiege (auch hier sind aber noch viele genauere Unterfragen nötig, damit das Sinn ergibt!) und Phasierung der Stunden (nach etwas Lektüre relativ einfach, aber womöglich etwas frustrierend, wenn man merkt, dass im Alltag öfters mal die ein oder andere Phase, die laut Literatur da sein sollte, wegfällt, weil stattdessen z.B. noch das Geld für den nächsten Ausflug eingesammelt werden musste).

    Okay, ich verstehe was du meinst. Dann sind aber deine Vorschläge auch nicht hilfreicher, das eine ebenfalls zu unkonkret, das andere kaum beobachtbar...


    Insofern würde ich das Wichtigste rausfiltern und das ist das, was sie für ihre eigenen Unterrichtsversuche braucht: das zentrale Ziel und der Weg dorthin. Wenn man den Verlauf protokolliert kann man hinterher versuchen, zu analysieren, oder ist das Quatsch?

  • Zu Midnatsol noch als Ergänzung:


    Ich habe zu Beginn des Referendariats das Hospitieren als langweilig und wenig gewinnbringend empfunden. Eben weil man nicht weiß, worauf man genau achten könnte.


    Als eine Weile eigener Unterricht um war, da hat sich das total geändert. Da hätte ich mir so gerne angeschaut, wie erfahrene Kollegen mit diversen Situationen umgehen.


    Will heißen: Richtig hospitieren ist schwer, es ist wirklich wichtig, sich genaue Gedanken zu machen, was man sehen will.

  • Danke euch allen! Ich antworte mal allgemein!


    Ich bin nicht im zweiten Oberstufensemester, sondern im zweiten Unisemester. Ich studiere bereits und hatte natürlich auch schon Veranstaltungen in der Erziehungswissenschaft.


    Genau das mit der Komplexität und der fehlenden Erfahrung ist mein Problem. Ich habe noch nie hospitiert, daher befürchte ich eben auch, dass ich viel zu oberflächlich beobachte und Vieles einfach nicht sehe, weil ich überhaupt keine Erfahrung habe. Das Praktikum erstreckt sich zwar über sechs Wochen, aber ob das reicht? Ich muss auch solche Beobachtungsbögen ausfüllen. Der ist so so lang, dass ich es wohl gar nicht schaffe, den in einer (Doppel-)Stunde auszufüllen. Ich freue mich total auf das Praktikum, kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es frustrierend wird...

  • Und sag den Lehrern am besten, was genau du beobachtest, also z.B. ein oder zwei der von "Brick in the wall" genannten Aspekte.


    Wenn du da ankommst und nur sagst, ich soll Lehrer beobachten und vergleichen, will dich vermutlich keiner mehr gerne mitnehmen. ;)
    Die meisten Lehrer haben nach dem Ref eine gewisse Aversion gegen stumm hinten sitzende, mitschreibende Beobachter mit nicht kommuniziertem Beobachtungsschwerpunkt.


    Es hilft auch, nicht zu passiv zu hospitieren. Hilf in Arbeitsphasen mit, geh herum, wenn es sich anbietet, etc.
    Du machst deine Beobachtungen trotzdem, siehst sogar in der Regel mehr und der Lehrer hat etwas das Gefühl, dass ihr zusammen arbeitet und wird offener und authentischer/normaler agieren.

  • Irgendwie amüsiert es mich, dass wahrscheinlich jeder, der zum ersten mal in einer Unterrichtsstunde eines Lehrers hospitiert denkt, dass auf jeden Fall Unterrichtsstörungen zu beobachten sind. Ging mir auch nicht anders. Meine ersten Gedanken galten auch der Disziplin und wie man sich wohl selbst als Lehrer vor einer Klasse behauptet. Es könnte aber durchaus sein, dass Du @Mangan98 bei einem Chemie-GK in der 12. Klasse gar keine Störungen beobachtest, sondern dass die tatsächlich alle mitarbeiten. ;) Für diesen Fall folgender Tipp: Finde doch vorgängig mal raus, was der Lehrer in den Stunden in diesem Kurs plant. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird er ein Experiment zeigen, oder die SuS sollen vielleicht sogar selbst experimentieren. Dann konzentrierst Du Dich auf das Experiment:

    • Wie ist es auf dem Tisch aufgebaut, wie wird es präsentiert?
    • Was bringt der Lehrer bereits vorbereitet mit, was macht er live in der Stunde?
    • Was und wie beobachten die SuS?
    • Wie wird das Experiment dokumentiert?
    • Zu welchem Zweck wird das Experiment gezeigt, d. h. was lernen die SuS daraus?
    • Welches Vorwissen mussten sie mitbringen um es überhaupt zu verstehen?
    • Welche Sicherheitsvorkehrungen mussten beachtet werden?

    Das ist sehr konkret und vielleicht einfacher für jemanden, der von den ganzen bereits erwähnten Subtilitäten logischerweise noch überhaupt keine Ahnung hat. Viel Spass jedenfalls! :)

  • Und sag den Lehrern am besten, was genau du beobachtest, also z.B. ein oder zwei der von "Brick in the wall" genannten Aspekte.


    Wenn du da ankommst und nur sagst, ich soll Lehrer beobachten und vergleichen, will dich vermutlich keiner mehr gerne mitnehmen. ;)
    Die meisten Lehrer haben nach dem Ref eine gewisse Aversion gegen stumm hinten sitzende, mitschreibende Beobachter mit nicht kommuniziertem Beobachtungsschwerpunkt.


    Es hilft auch, nicht zu passiv zu hospitieren. Hilf in Arbeitsphasen mit, geh herum, wenn es sich anbietet, etc.
    Du machst deine Beobachtungen trotzdem, siehst sogar in der Regel mehr und der Lehrer hat etwas das Gefühl, dass ihr zusammen arbeitet und wird offener und authentischer/normaler agieren.

    Das ist mein Plan! Den Lehrern werde ich das selbstverständlich kommunizieren! Herzlichen Dank für die Antwort!


  • Es hilft auch, nicht zu passiv zu hospitieren. Hilf in Arbeitsphasen mit, geh herum, wenn es sich anbietet, etc.
    Du machst deine Beobachtungen trotzdem, siehst sogar in der Regel mehr und der Lehrer hat etwas das Gefühl, dass ihr zusammen arbeitet und wird offener und authentischer/normaler agieren.

    Das aber auf jeden Fall vorher ankündigen. Sonst könnte es zu Probleme mit dem Lehrer führen.

  • Das aber auf jeden Fall vorher ankündigen. Sonst könnte es zu Probleme mit dem Lehrer führen.

    Ich zitiere mal das Blatt, was uns unsere Dozenten ausgehändigt haben:


    Die Studierenden sollen einen Einblick in das zukünftige Aufgaben- und Berufsfeld erhalten,
    der über die vertraute Schülerperspektive hinausgeht. Sie als Mentor(in) können dazu
    beitragen, indem Sie den Studierenden die Gelegenheit geben,
    a) an professionellen Aktivitäten teilzunehmen, die neue Einblicke ermöglichen (z.B.
    Teilnahme an Besprechungen, Austausch über Unterrichtsplanungen),
    b) in angemessenem Rahmen eigene Unterrichtsaktivitäten (z.B. Einführung einer
    Einzelarbeit) mit Ihrer Unterstützung vorzubereiten, durchzuführen und anschließend zu
    reflektieren.


    Außerdem steht noch irgendwo bei, dass wir so kleine Aktivitäten irgendwie auch mit durchführen sollen. Ich spreche am ersten Praktikumstag eh nochmal mit meinem Mentor und mit der Lateinlehrerin, bei der ich hospitiere, ich denke, dann wird sich das schon klären. Die beiden sind super aufgeschlossen und hilfsbereit, ich denke also eher weniger, dass das ein Problem wird.

  • Sende mir mal per PN deine E-Mailadresse und ich kann dir einen Auszug aus meinem Portfolio senden, das ich damals im Zuge des Praktikums anfertigen musste. Das Thema war “welche reaktiven Maßnahmen ergreifen Lehrer bei Unterrichtsstörungen und mit welchem Erfolg?”.

  • Man kann übrigens auch seine Ausbildungslehrer einfach mal um Beobachtungsaufträge bitten. Wenn Praktikanten in meinen Unterricht kommen, gebe ich ihnen aus eigenem Antrieb besondere Beobachtungsaufgaben, weil ich auch meine, dass das Unterrichtsgeschehen für Anfänger viel zu komplex ist, um einfach so überblickt zu werden. Meine Beobachtungsaufgaben wähle ich dabei mit Blick auf interessante Aspekte der Lerngruppe oder der Unterrichtsstunde aus.

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