Grundschullehramt - Wirklich so ein Burnout-Job?

    • Offizieller Beitrag

    Aber es ist mMn ein großer Unterschied ob man ein Leben lang mit 1.600€ netto auskommen muss oder ob man mit längeren Ausbildungszeiten (Oberstufe, Studium) halt quasi in ein höheres Monatsgehalt investiert, von dem man sich halt auch mal was leisten kann (Urlaub, Hobbies,...)
    Wo verdient man als Lehrer nur 2.500€ netto?! Ich bin nun acht Jahre im Geschäft und verdiene gut 3.200€ netto (nach Krankenkasse)...

    Ja, ich möchte nicht mit 1600 € netto auskommen müssen, das sehe ich auch so.


    Übrigens: Letztes Jahr in Berlin, Grundschullehrerin auf höchster Erfahrungsstufe, Angestellte, Steuerklasse 1: gut 2500 € netto.

  • Mit dem Studium und dem ganzen Kram haben wir also am Lebensende ganze 30.000,- € mehr verdient als eine ungelernte Kraft, die in einer Brauerei die Etiketten in die Maschine nachfüllt.

    Dir ist bei Deiner Rechnung aber hoffentlich aufgefallen, dass Dein hypothetischer Lehrer dafür 14 Jahre weniger gearbeitet hat, als Dein hypothetischer Anlagenführer. Ist das wirklich so, dass man vorrangig deshalb studiert um im Job mehr Geld zu verdienen als in einem nichtakademischen Beruf? Mir persönlich ging es in erster Priorität um die höhere Eigenverantwortung in einem akademischen Beruf. Ich wollte mich für kein Geld der Welt als Anlagenführer zu Tode langweilen. Aber wahrscheinlich kackt es einen wirklich an, wenn das Gehalt unter einer gewissen Schmerzgrenze liegt.

  • Plattyplus, es hindert dich doch niemand daran, Anlagenführer zu werden. Oder was anderes, wo man noch mehr verdient. Du bist ein freier Mensch :gruss:


    Könnten wir hier mal ausnahmsweise nicht über Geld reden? Danke. Wenn, dann über Burnoutgefahr im metallverarbeitenden Gewerbe :D

  • Ich bin 5 Jahre im Geschäft, bekomme 3.220,- € gesetzliches Netto als Single (=Steuerklasse 1) und darf davon 718,- € Kranken- und Pflegekasse zahlen, also 2.500,- e tatsächliches Netto.

    Schon mal gefragt, aber bisher ohne Antwort, daher nochmal hier:


    @plattyplus kurzes OT, aber ich hab mich schon lange gefragt, wieso du nicht über die Öffnungsklausel in die PKV rein bist. Was war denn bei dir da das Problem?



    Ansonsten stimme ich Wollsocken zu: Das eigenverantwortliche Arbeiten und die größere geistige Herausforderung war bei mir wohl eher die Motivation für ein Studium nach der Ausbildung zur technischen Zeichnerin. Ich hab mir damals nur gedacht: Ich soll bis 65 Striche malen, die mir ein Ingenieur vorgesagt hat? Nö! Dass sich das Berufsbild so sehr ändert, konnte ich damals nicht absehen, hätte mich aber trotzdem nicht vom Studium abgehalten.

  • @plattyplus kurzes OT, aber ich hab mich schon lange gefragt, wieso du nicht über die Öffnungsklausel in die PKV rein bist. Was war denn bei dir da das Problem?

    Ich war damals während der Frist halt zu doof. Oder genauer: Ich habe bei verschiedenen Versicherungen angefragt, was der SPaß denn kostet. Leider bot die erste PKV die Öffnungsklausel damals nicht an. Sie sind ja nicht gesetzlich dazu verpflichtet. Die anderen PKVen haben dann mit dem Verweis auf "Sie haben da bei einer anderen Versicherung ja vorher schon angefragt" abgelehnt bzw. so hohe Aufschläge verlangt, daß die 50% in der PKV nachher teurer gekommen wären als die 100% in der GKV. Nix mit Öffnungsklausel.


    Und das sogar als Single ohne Kinder. Sollte sich mein Familienstand mal ändern, würde die PKV ja eher noch teurer.

  • Dir ist bei Deiner Rechnung aber hoffentlich aufgefallen, dass Dein hypothetischer Lehrer dafür 14 Jahre weniger gearbeitet hat, als Dein hypothetischer Anlagenführer. Ist das wirklich so, dass man vorrangig deshalb studiert um im Job mehr Geld zu verdienen als in einem nichtakademischen Beruf?

    Ja klar ist mir das aufgefallen, daß der hypothetische Lehrer 14 Jahre weniger in seinem Beruf gearbeitet hat.


    • Durchschnittliche Studiendauer: 6 Jahre
    • Pflicht-Industriepraktikum für Berufsschule: 1 Jahr
    • Referendariat: 2 Jahre (habe beim Arbeiter die Lehre ja auch nicht gerechnet, Refi Besoldung = Azubi-Vergütung)
    • Abitur: 3 Jahre (die Realschule ist ja nach Klasse 10 zuende)
    • Schulpraktische Studien: 0,5 Jahre
    • Wehrdienst: 1 Jahr (war bei mir noch Pflicht)

    So bin ich auf die 14 Jahre gekommen, die der hypothetische Lehrer weniger an Beitragsjahren (bzw. als Beamter an Punkten) sammeln konnte. Ob er in der Zeit nicht gearbeitet hat, kann sich jetzt jeder selber überlegen.


    Und ja, zumindest wurde in meiner Schülerzeit gelehrt, daß sich ein Studium finanziell rentiert und das es sich auch rentieren muß, weil man eben über zieg Jahre auf Risiko spielt. Damit meine ich das Risiko, daß man gerade den Beruf studiert, der am Ende des Studiums nicht nachgefragt wird.

  • Also meine Techniker sind auch so drauf. Wenn ich denen dann antworte: "Wenn ihr hier fertig seit, könnt ihr gleich als Werkstattlehrer anfangen, Studium überflüssig", kommt als Antwort nur, daß sie derweil netto mehr verdienen als wir, also sogar a13 für sie finanziell nicht interessant ist, und rechnen das dann auch vor.

    Die Rechnung würde ich gerne sehen.

    Ich mache gerade Familienbesuch. Wenn man als Handwerker in einer vernünftigen Firma ist, kann man über A13 (und auch A15) nur müde lächeln. Ein bekannter hat zwar Abi, dann aber eine Ausbildung und Meister dran. Er ist Anfang 20, verdient jetzt als angestellter locker das Netto Äquivalent von A13 und die Steigerungen mit den Jahren sind deutlicher. Üppig bezahlte Überstunden an Feiertagen etc. kommen noch dazu.

    Wenn man am Wochenende schwarz arbeitet. Kein Handwerksbetrieb bezahlt einem normalen Gesellen mehr als 5k€ brutto.

    Ich rechne in BWL meinen Schülern bzw. Azubis immer vor, was man so insg. im Leben verdient. Grundvoraussetzung bei allen ist Single = Steuerklasse 1.
    Am extremsten ist es bei den Maschinen- und Anlagenführern. Dabei handelt es sich um eine zweijährige Kurzausbildung, die nur deswegen eingeführt wurde, weil wir heute Schulpflicht bis 18 haben. Früher wurden die einfach 2-3 Wochen angelernt und fertig.

    • Maschinen- und Anlagenführer: Arbeitszeit bis zur Rente: 49 Jahre, 13 Monatsgehälter, 1600,- € netto (ja, soviel bekommen die echt): Lebenseinkommen: 1.020.000,- €.
    • Lehrer (a13): Arbeitszeit bis zur Pension: 35 Jahre, 12 Monatsgehälter, 2500,- € netto nach Krankenkasse: Lebenseinkommen: 1.050.000,- €

    Mit dem Studium und dem ganzen Kram haben wir also am Lebensende ganze 30.000,- € mehr verdient als eine ungelernte Kraft, die in einer Brauerei die Etiketten in die Maschine nachfüllt.


    Ich rechne bei mir immer mit "netto nach Krankenkasse", weil die Krankenkasse bei den Angestellten und Arbeitern ja schon runter ist, ich sie aber vom "gesetzlichen Netto" noch voll zahlen muß. Von wegen Vergleichbarkeit.

    Du hast die Erfahrungsstufen, die Regelbeförderung und die Pension vergessen.

    Ich bin 5 Jahre im Geschäft, bekomme 3.220,- € gesetzliches Netto als Single (=Steuerklasse 1) und darf davon 718,- € Kranken- und Pflegekasse zahlen, also 2.500,- e tatsächliches Netto.

    Die meisten Beamten sind in der privaten Krankenversicherung und zahlen deutlich weniger als du.

  • Mädels, die wenigsten von uns möchten oder können gar mit einem Gleisbauer tauschen. Schicht, Nacht, Hitze, Gefahren... bis zur Pensionierung? Diese Gehaltsvergleiche sind doch müßig!


    Die Frage des TE (wenn's ihn überhaupt interessiert und daraus nicht wieder ein sinnloser Artikel einer billigen Onlinezeitung wird), ist doch: ist man im Beruf des Grundschullehrers burnoutgefährdet, warum und eventuell sogar: was kann man dagegen tun?


    Und da frag ich mich schon: wie schafft man es bei von Conni beschriebenen Bedingungen dauerhaft gesund zu bleiben? Ich merke jedenfalls, dass die Möglichkeiten an sich selbst zu arbeiten begrenzt sind. Man sammelt Berufserfahrung und nimmt nicht mehr alles so wichtig. Aber im Großen und Ganzen muss man schon Nerven wie breite Nudeln haben, um dauerhaft Freude aus dem Job zu ziehen. Oder lieg ich falsch?

  • Du hast die Erfahrungsstufen, die Regelbeförderung und die Pension vergessen.

    Regelbeförderung nach a14 gibt es nur in Bayern.

    • Derzeit beträgt das Rentenniveau bei entsprechend vielen Beitragsjahren 48%.
    • Das maximale Pensionsniveau beträgt 70% der Bezüge der letzten 3 Jahre. Was zweifellos wohlwesentlich mehr ist. Aber um diese 70% zu bekommen, muß man entsprechend viele Dienstjahre nachweisen, was bei der langen Ausbildung praktisch unmöglich wird.
      Daher 35 Jahre * 1,79%/Jahr = 62%


    Das das Rentenniveau mit 48% viel zu niedrig ist, darüber müssen wir nicht streiten. In Österreich liegt das Rentenniveau bei 90%. Die hauen aber auch nicht ihr Geld für die Rettung ausländischer Banken oder ganzer Staaten, Nahles will ja gerade die Türkei retten, raus sondern geben es für die eigenen Bürger aus.

  • Aber im Großen und Ganzen muss man schon Nerven wie breite Nudeln haben, um dauerhaft Freude aus dem Job zu ziehen. Oder lieg ich falsch?

    Man muß sich vor allem immer vor Augen halten: Es ist nur ein Job. Ich denke mal, daß der erste Meilenstein auf dem Weg hin zum Burnout ist, daß man im Beruf Lehrer, oder eben Grundschullehrer, seine Berufung sieht und entsprechend sein ganzes Leben danach ausrichtet.


    Ich würde z.B. nie an den Schulort ziehen. Dann würden mir nämlich die Eltern auch im Privatleben dauernd über den Weg laufen und ich hätte nie Feierabend.

  • Doch @Landlehrer in der Industrie wird das im Schichtdienst bezahlt.


    Ich habe nicht gesagt, dass die Work-Life-Balance besser wäre, aber ein Studium ist für A13 nun nicht nötig.

    Mein Bruder hat als Chemikant bei einer grossen Firma in Bayern 2600 € netto raus. Er arbeitet Schicht und hat 30 Jahre Berufserfahrung. Für ihn ist das OK so, ich würd's nicht haben wollen.


    Was ich mich aber gerade frage ... Alle, die hier (mal wieder) über's Gehalt nölen sind doch Seiteneinsteiger, nicht wahr? Was hat euch davon abgehalten in der Industrie zu arbeiten? Ich hätte mich problemlos auf eine Gruppenleiterstelle bei Roche oder Novartis bewerben können. Hab ich nie getan, weil es mich gar nicht interessiert hat. Was man im Staatsdienst verdient ist nun absolut vorhersehbar, die Gehaltstabellen sind mit wenigen Mausklicks aus dem Netz zu ziehen. Diesbezüglich habt ihr also gewusst, worauf ihr euch einlasst.


    Back to topic:



    Ich würde z.B. nie an den Schulort ziehen. Dann würden mir nämlich die Eltern auch im Privatleben dauernd über den Weg laufen und ich hätte nie Feierabend.

    Ja, das sieht mehr als die Hälfte meines Kollegiums, inkl. mir selbst, auch so. Es gibt viele Kleinigkeiten, die man beherzigen kann um sich in der Freizeit vom Job zu distanzieren:

    • nicht am Schulort wohnen
    • so viel als möglich Arbeit an der Schule erledigen (ich nehme wirklich nur sehr selten Zeug mit nach Hause, habe aber auch einen Schreibtisch an der Schule)
    • zu Hause nicht ständig über die Arbeit sprechen (schaffe ich nicht immer)
    • Klamotten wechseln, wenn man nach Hause kommt
    • Hobbies pflegen, mind. 2 x die Woche Sport machen, musizieren, was auch immer
    • sich gezielt mit Leuten umgeben, die nichts mit Schule zu tun haben
    • in den Ferien verreisen wann immer es möglich ist (und es ggf. auch einfach möglich machen)
    • ...


    Ich leide am Gymnasium nun nicht direkt an geistiger Unterforderung, was ich mir an der Grundschule echt schwierig vorstelle. Trotzdem wiederholen sich die Themen natürlich jeden Zyklus und da sollte man gegen die aufkommende Langeweile echt so schnell wie möglich vorgehen. Neben einigermassen viel Sport lerne ich z. B. Fremdsprachen. Das hilft mir mein Hirn konstant mit anderen Dingen zu beschäftigen als mit Schule und Arbeit. Sonst läuft man wirklich Gefahr, dass die Gedanken ständig kreisen um "ach ... das muss ich noch erledigen und jenes, da ist noch der Klassentag und das Lager, haben eigentlich alle schon in die Klassenkasse einbezahlt??". Auch wenn man mal einen Bock schiesst und irgendwas vergisst oder übersieht, die Welt geht davon nicht unter. Es findet sich immer eine Lösung und vor allem hilfsbereite Menschen im Kollegium. Man darf sich nicht scheuen auch einfach mal Hilfe von Leuten zu holen, die es besser wissen und können als man selbst, einfach weil sie schon viel länger im Job sind!

  • Bezüglich "an den Schulort ziehen": Das gilt aber auch eher für ländlichere Regionen. In Großstädten ist das ja nun in der Regel kein Thema, da trifft man "mal" jemand aber sicherlich nicht andauernd.


    Verreisen hat immer Vor- und Nachteile. In kleinen Ferien komme ich auch gerne einfach mal in eine Art Gammelmodus zuhause, das gefällt mir und erholt mich persönlich.

  • Ich finde auch, dass man da keine pauschalen Aussagen machen kann. Jeder muss einen individuellen Weg zu einer gesunden Work-Life-Balance finden.


    Ich finde es eher stressig, in den „kurzen“ Ferien zu verreisen. Wenn, dann gehen wir mal vier Nächte irgendwo hin. Das war‘s.


    Am Schulort zu wohnen, birgt meines Erachtens nur Vorteile. Ich bin der Pendelei absolut überdrüssig. Für mich ist die Fahrt jeden Tag eine extra Doppelstunde. Das muss doch nicht sein! Und in der Großstadt... Wen trifft man da mal „zufällig“. Ich habe einige ehemalige Schüler, die nun seit Jahren an meinem Wohnort studieren. Getroffen habe ich bisher zwei davon...

  • Ich würde z.B. nie an den Schulort ziehen. Dann würden mir nämlich die Eltern auch im Privatleben dauernd über den Weg laufen und ich hätte nie Feierabend.

    Arbeitest du nicht an einer Berufsschule? Die meisten meiner Schüler haben zum Glück in ihrer Freizeit Besseres zu tun als ihren Pauker zu belästigen. Ich bin kein junger Sportreferendar. :wink_1:

  • Liebe Grundschulkollegen, wo seid ihr in diesem Thread?


    Dass die "Work-Life-Balance" in der gymnasialen Oberstufe mit einem netten Ausflug in den Ferien erledigt ist, mag ja sein. Grundschule ist aber anders. Das fängt schon beim Geräuschpegel auf dem Schulhof schon an und es wird am Gymnasium kaum je passieren, dass im Unterricht einer die Tür aufreißt und ruft: "ich geh pissen!" Derlei Störungen gehäuft können einem aber auf Jahre den letzten Nerv rauben. Da ist es nicht getan mit dem Hinweis "ach nehmt doch den Job nicht so Ernst." Es schwingt ja dabei auch immer die Vorstellung mit, der gemeine Grundschullehrer säße jede Nacht, um Schülergeburtstagsgeschenke einzupacken oder Arbeitsblätter einzeln mit selbstgemalten Fineliner-Blütenranken zu gestalten.


    Wie gesagt, es gibt ja Kollegen, die munter bei den Kleinen vor sich hin unterrichten, deren Strategien würden mich interessieren.

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