Bildung und Nachhilfe in Asien

  • Ja, die Schüler in Südkorea, Singapur und den anderen schulisch erfolgreichen asiatischen Ländern haben allesamt viel kleinere Klassen...allein daran liegt es...dass das noch keiner vor dir gemerkt hat... :aufgepasst:

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ja, die Schüler in Südkorea, Singapur und den anderen schulisch erfolgreichen asiatischen Ländern haben allesamt viel kleinere Klassen

    Die haben vor allem kein Methodenfeuerwerk und den ganzen Kram, den sie einem im Seminar so beibringen. Ohne den ganzen Zirkus, den man im Ref. machen muß, um überhaupt das Ref. zu bestehen, lernt es sich anscheinend wesentlich besser.


    --> Wir sollten zu den Lehrmethoden der 1950er zurückkehren, zumindest aber zu denen von 1980. 8)

  • Wer von der gesamten Erziehung quasi wie ein Ameisenstaat denkt, also nur "funktioniert", und das Individuum irgendwo unter ferner liefen abhandelt, erst nach Staat, Konzern und Familie, tut mir einfach nur leid. Das ist auch eine Art von Konditionierung, und ich bin froh, diese hier nicht zu haben.


    Also hört auf Äpfel mit Autos zu vergleichen (das sind nicht mal ansatzweise Birnen).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Die durchschnittliche (!) Klassengröße in Südkorea liegt bei 33-34 Schülern. Der wesentliche Unterschied von Lehrerseite sind natürlich die Methoden, wie von palttyplus angesprochen, aber es ist auch ein Mentalitätsunterschied bei den Schülern, die Verantwortung für ihre Schule übernehmen, die selbst Putz- und Hausmeisterdienste übernehmen und ein deutlicher Unterschied in der Finanzierung (Südkorea gibt deutlich mehr für Bildung aus in % des BIP gerechnet).


    Und dass du die asiatischen Staaten als konditionierte Ameisenstaaten siehst, ist so zutiefst rassistisch, dass es aus deinem Mund schon witzig ist...

    If you look for the light, you can often find it.
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  • @Valerianus
    Ich habe mich durchaus mit der asiatischen Kultur (insbesondere der japanischen) auseinandergesetzt, und ich empfinde das, wie es dort verläuft, wirklich zu nicht unbedeutenden Teilen so - oftmals "kollektives" Denken, und eben ganz andere "Wertigkeiten" als wir sie kennen. Das Individuum hat dort wirklich nicht ansatzweise die Priorität wie hierzulande, und das finde ich stellenweise ganz schön gruslig. Interessieren tun mich die asiatischen Länder dennoch, ich möchte auch das ein oder andere mal besuchen, aber dort leben? Nö.


    Von daher denke ich, dieser Vergleich hinkt extrem, da die Grundvoraussetzungen eben ganz andere sind. Ich halte das übrigens nicht für "rassistisch", sondern eben für einen deutlichen kultuellen Unterschied, der eben existiert, ob man den nun gut findet oder nicht.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Südkorea und Japan mit Deutschland zu vergleichen ist nicht gerade zielführend für unsere Diskussion hier. Das sind ganz andere Kulturen, von denen wir vieles nicht einfach mal eben so übernehmen können, weil es nicht so direkt übertragbar ist. Vieles will ich auch gar nicht übernehmen. Die Kinder und Jugendliche machen doch zum Teil gar nichts anderes in ihrem Leben als Schule. In Korea geht man morgens hin, nachmittags kommt man raus und es geht direkt weiter in die Hagwon (Privatschule), wo man dann um 9 oder 10 Uhr rauspurzelt. Da gibt es die sog. Tigermütter, die ihre Kinder da ordentlich auf Trab halten. Im Arbeitsleben geht es so weiter, was kaum durchzuhalten ist. Südkorea hat eine der höchsten Selbstmordraten der ganzen Welt und in den letzten Jahren sind in japanischen U-Bahnen einige Leute vor Überarbeitung gestorben. Die Regierungen merken mittlerweile, dass diese Arbeitsbelastung so nicht bleiben kann. In einem der beiden Länder wird der Urlaub sogar verpflichtend. Man muss ihn nehmen und darf ihn nicht verfallen lassen.


    Zu den Methoden in den Ländern: vor allem Japan hat ein recht kompliziertes Schriftsystem. Mit den ganzen chiniesischen Schriftzeichen muss man unglaublich viel bimsen, bis man die eigene Sprache in der Schrift beherrscht. Mit Abstrichen gilt das auch für Korea. Die gleiche Lehrmethode wird für Englisch angewandt, was zur Folge hat, dass sich Koreaner und Japaner schriftlich sehr gut ausdrücken können, aber in persönlicher Interaktion überhaupt nicht in der Lage sind, standzuhalten. Selbst in Kyoto mit seinen vielen Touristen sind die Jüngeren halb aufgeschmissen, wenn du in einem Fastfood-Restaurant was auf Englisch bestellen willst.

  • ...könnt ihr euch einfach nicht vorstellen, wie es weniger selbstbewussten SuS in einer entsprechend großen Klasse ergeht, ...

    Ja, die Schüler in Südkorea, Singapur und den anderen schulisch erfolgreichen asiatischen Ländern haben allesamt viel kleinere Klassen...

    ...und denen geht es prinzipiell psychisch besser? oder beziehst du dich lediglich auf die schulischen Erfolge? Ich glaube nicht, dass jemand von uns mit einem singapuresischen Kind tauschen möchte :aufgepasst:

  • Die haben vor allem kein Methodenfeuerwerk und den ganzen Kram, den sie einem im Seminar so beibringen. Ohne den ganzen Zirkus, den man im Ref. machen muß, um überhaupt das Ref. zu bestehen, lernt es sich anscheinend wesentlich besser.


    --> Wir sollten zu den Lehrmethoden der 1950er zurückkehren, zumindest aber zu denen von 1980. 8)


    Gewagte These !

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Japanisch und Koreanisch sind beides Sprachen mit einem Alphabet (Hiragan und Hangul). Die chinesischen Schriftzeichen (Zhuyin - in Japan Kanji) werden zwar gelehrt, sind aber definitiv nicht notwendig um die eigene Sprache zu beherrschen (im Japanischen noch eher, da gibt es viele Wortstamm-Kanji).

    Mit Verlaub: Das ist für Japanisch ganz einfach Bullshit. Ohne Kanji kein Japanisch. Für den JLPT-1 musst Du ca. 2000 davon absolut *beherrschen*. Das schreibe ich jetzt als jemand, der die Sprache immerhin auf B1-Niveau kann.


    Abgesehen davon hat Miss Jones natürlich absolut recht: Die asiatischen mit den europäischen Schulsystemen zu vergleichen führt weder bei PISA noch hier im Forum zu irgendetwas weil es zwei vollkommen unterschiedliche Kulturen sind. Wobei ... ich fände es auch toll, würden meine Schüler jeden Tag ihr Schulzimmer selber putzen. Aber ehrlich, das schaffe ich nicht mal schweizer Schülern irgendwie schmackhaft zu machen.


    So viel dazu.


    @Nachhilfeunterricht: Den sehe ich nicht als Folge irgendeiner gescheitertern Unterrichtsform sondern als Folge einer gescheiterten Bildungspolitik. Wenn alle Kindern ans Gymnasium gehen sollen, dann müssen sie halt notfalls irgendwie da hin gedrillt werden. Inflationär viel Nachhilfeunterricht gibt es bei uns vor allem in den Kantonen, die nach der Mittelstufe immer noch eine Abschlussprüfung fordern, deren Bestehen für den Übertritt an die gymnasiale Oberstufe Voraussetzung ist. Die Eltern, die sich's leisten können, schicken ihre Kinder an teure Nachhilfeinstitute um sich die Matura damit im Zweifelsfall zu erkaufen. Ich bin der gleichen Meinung wie @MrsPace : wer in vielen Fächern Nachhilfe braucht, der ist an der falschen Schulform. Dabei ist es mir egal, ob es sich nun um ein intellektuelles Problem handelt oder das Kind bzw. der Jugendliche keine Lust hat, im eigentlichen Unterricht zu lernen. Letzteres zeugt von mangelnder Reife und die gehört am Gymnasium nun mal auch dazu. Von meinen Schülern nehmen nur wenige in einzelnen Fächern gezielt Nachhilfestunden. Meistens geht es um Mathe oder Französisch wobei wir für Französisch bei grösseren Problemen (Übertritt aus Deutschland ans schweizer Gymnasium z. B.) auch Stützkurse anbieten, die dann ganz offiziell laufen. Bei punktuellen Problemen in Mathe ist es in der Regel so, wie @Miss Jones es beschreibt: einzelne Schüler haben in der Mittelstufe schon so viele schlechte Erfahrungen gesammelt, dass sie sich im Klassenverband schlichtweg nicht mehr getrauen noch nachzufragen. In diesen Fällen kann die Einzelförderung dann wirklich helfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Wie gesagt - Äpfel mit Autos.

    Man muss ja gar nicht die verschiedenen Kulturen / Mentalitäten / Schulsysteme genauestens analysieren & vergleichen.
    Wichtig ist an der Stelle wahrscheinlich die Einstellung des Elternhauses zu Bildung, Schulbesuch & Anstrengung für selbige. In D empfinden Eltern die Hausaufgaben nach dem Halbtagsunterricht (Mo-Fr) oftmals als Zumutung (überspitzt formuliert) und stehen so ihren Kindern bei, wenn diese die Vokabeln nicht mehr lernen können, weil die Tanzstunde am Nachmittag ja auch eine Stunde dauert. In anderen Ländern / Kulturen bemisst sich die Qualität von Schule und Unterricht daran, wie lange Schüler benötigen, um nach der (durchaus auch Ganztags-)Schule Inhalte aufzuarbeiten etc. Und dafür muss man nicht bis nach Asien blicken, ähnliches habe ich auch schon von verschiedensten Lehrkräften in Italien gehört (wo die meisten Schulen auch ganz regulär samstags Unterricht haben).

  • Ich bin mal so frech und behaupte, dass dort in Mathe aber auch anderes verlangt wird, als bei uns... Da wird der Stoff halt durchgezogen, egal ob die was kapieren oder nicht.

  • Da bleibt man vor allem nicht sitzen. Nicht vorgesehen.
    Was du also nicht lernst, kommt im nächsten Jahr noch mal - zusätzlich - zum Pensum.
    Wo das endet kann man sich leicht ausrechnen.
    Einen Abschluss haben sie dann, aber ob sie was "können" ist eine ganz andere Frage.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @Krabappel: Wenn Gymnasiasten häufiger Nachhilfe bekommen als Sonderschüler, sind die Gymnasiasten dann dümmer? :autsch:
    @Miss Jones: Ich wage mal frech zu behaupten dass südkoreanische Schüler mit einem Mittelschulabschluss mehr draufhaben als deutsche Schüler mit einem Hauptschulabschluss...

    If you look for the light, you can often find it.
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  • @Krabappel: Wenn Gymnasiasten häufiger Nachhilfe bekommen als Sonderschüler, sind die Gymnasiasten dann dümmer? :autsch:
    ...

    nein? Du sagtest aber, dass große Klassen kein Grund dafür sein könnten, dass Schüler sich übergangen fühlen bzw. übergangen werden und deswegen schlechtere Leistungen erzielten, was man daran sehen könne, dass in bestimmten Ländern die Schulleistungen trotz größerer Klassen besser seien.


    Koreanische Schüler schneiden möglicherweise deswegen besser ab, weil sie wesentlich mehr Stunden lernen müssen, auch mithilfe von Nachhilfegruppen. Ob sie deswegen z.B. auch psychisch stabiler sind, flexibler im Problemlösen und bessere Jobchancen haben weiß ich nicht, wär aber interessant zu wissen. Super Schulabschluss für welchen Preis...

  • Wesentlich ist wohl der Stellenwert, den Bildung in einer Gesellschaft hat.


    Es gab doch einmal eine Studie, die herausgefunden hat, dass in Asien Lehrer das Ansehen von Ärzten haben, während in den westlichen Ländern Lehrer eher wie Sozialarbeiter gesehen werden... und so funktioniert Schule in den entsprechenden Ländern dann auch.


    Gruß !

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