Nachhilfeinstitute sind praktisch die Folge von gescheitertem Frontalunterricht und sind per definitionem inkompatibel mit freiem Lernen.
Man kann auch das genaue Gegenteil behaupten: Nachhilfeinstitute sind die Folge von gescheitertem Selbstlernunterricht, in dem die SuS mit (teileweise für sie ungeeignetem) Material recht viel alleine gelassen wurden und kaum eine fachliche Interaktion stattfindet. Das betrifft vor allem schwache SuS.
Aus der Erfahrung mit meiner derzeitigen Mini-Klasse (5 Schüler), die mit so einer Nachhilfegruppe vergleichbar ist, kann ich sagen:
- Ich sehe bei meinen fünf Schülern sofort, wenn es bei einem hakt. Schon allein ein schiefer Blick auf das Blatt und das mehrmalige Hin- und Herhuschen von Buch, Tafel etc. zu Heft, AB etc. verrät mir, dass da wohl ein Problem vorliegt.
- Auch in Erklärphasen merke ich sofort, wenn jemand inhaltlich ausgestiegen ist bzw. das wird dadurch häufig unterbunden. Das kann man sofort aufgreifen oder bei dieser Gruppengröße in der Arbeitsphase noch einmal ein, zwei oder drei Schülern gleichzeitig erneut erklären.
- Es können bei so einer kleinen Gruppe einfacher verschiedene Lösungswege zugelassen werden, weil es nur mit einem oder zwei Schülern diskutiert wird. Unterricht in üblicher Klassengröße ist hauptsächlich plenumsgerichtet und es ist meist ein Lösungsweg vorgegeben, der nicht unbedingt auf alle passt. Viele SuS sind froh, wenn sie den vorgegebenen Lösungsweg verstehen, und genervt oder verwirrt, einen weiteren Lösungsweg zu durchdenken, auch wenn er vielleicht der bessere für sie wäre.
- Es herrscht Ruhe im Raum.
- Kleinere Gruppe bedeutet meistens auch eine engere Beziehung zwischen Lehrer und Lerner. Einige lernen in einer für sie so angenehmeren Lernatmosphäre besser.
Im Großen und Ganzen hängt es meiner Ansicht nach am Personalschlüssel.