Wozu Kopfnote "Mitarbeit?"

  • Ich kann mich dunkel dran erinnern, dass zu meiner Zeit in Bayern keine Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhalten auf einem (potentiellen) Abschlusszeugnis stehen durfte. Mein Zeugnis der 10.

    Ich glaube ich hab das mit der Kopfnote falsch verstanden, also den Begriff. Ich habe gedacht, damit ist Mitarbeit gemeint und das war bei vielen Lehrern bei mir (Oberstufe G8 2011-2013) eine Teilnote von den mündlichen Noten

  • Nope. Kopfnote ist das Geschwurbel von wegen "Kind tratscht unentwegt". So in etwa, wahrscheinlich etwas subtiler, stand das bei mir die komplette Mittelstufe lang auf jedem Zeugnis. :lach:

  • Also, ich meinte mit Kopfnote folgendes:


    Bei meinem Sohn, 10.Klasse Gymnasium BaWü steht über den Noten in den einzelnen Fächern:




    Verhalten: sehr gut Mitarbeit: sehr gut ;) Dann folgt:



    Leistungen in den einzelnen Fächern:


    ...........
    ...........usw.

  • Oh je ... jetzt hast Du mich tatsächlich dazu bekommen, meine Zeugnisse rauszusuchen und nachzuschauen, was da wirklich steht. Das unentwegte Tratschen in der Mittelstufe verbirgt sich hinter den wohlklingenden Wörtern "aufgeschlossen" und "interessiert". Später dann waren Mitarbeit und Verhalten dann "anerkennenswert". Was auch immer das heissen mag. Und wirklich schockierend: Ich hätte schwören können, dass auf dem Zeugnis der 10. Klasse nichts steht, weil es ja ein potentielles Abschlusszeugnis hätte sein können. Dem ist aber gar nicht so. Da war ich dann plötzlich freundlich, höflich und im Betragen stets vorbildlich. Auf den Zeugnissen der Oberstufe steht dann aber wirklich nichts mehr drauf. Sicher gibt es irgendwo so eine Tabelle, in der die Begriffe übersetzt werden, wie bei Arbeitszeugnissen, nicht?

  • Nope. Kopfnote ist das Geschwurbel von wegen "Kind tratscht unentwegt". So in etwa, wahrscheinlich etwas subtiler, stand das bei mir die komplette Mittelstufe lang auf jedem Zeugnis. :lach:

    Jetzt habe ich es verstanden! Ja nee das sind ja nur die Zeugnisbemerkungen. Die waren besonders auf der Hauptschule sehr differenziert und durchdacht. Im Gymnasium hatte ich im 10 Klasszeugnis, eine sehr kurze Textbausteinmäßige Bemerkung und ab der Oberstufe gar nichts mehr.

  • In Niedersachsen auch. Arbeits- und Sozialverhalten tauchen im Abschluss- und Jahreszeugnis auf, ggf. mit einer Erläuterung in den Bemerkungen (bei Ausreissern nach oben/unten).

    Ich bin zwar nicht aus Niedersachsen, aber dort steht in der Verordnung:


    "Zeugnisse enthalten in den Schuljahrgängen 1 bis 10 auch Informationen über den Stand des Arbeits- und Sozialverhaltens [...]; in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe im dreizehnjährigen Bildungsgang können Zeugnisse entsprechende Angaben enthalten."
    http://www.nds-voris.de/jporta…bsvorisprod.psml&max=true



    Zu den Ausreißern nach unten:
    Zeugniserlass, Stand 3.5.2016:
    "6.6 Abschluss- und Abgangszeugnisse [...] dürfen unter "Bemerkungen" keine Eintragungen enthalten, die für [...] den Schüler nachteilig sein können."
    https://www.mk.niedersachsen.d…erlass_Stand_3.5.2016.pdf



    Off-topic - lustiger Beifang:



    Gut, dass das nochmal deutlich gesagt wird ;)

  • Zu den Ausreißern nach unten in NDS:
    Das ist wohl gerade wieder geändert worden.
    Wir sollten die Bemerkungen wieder rein schreiben (Anweisung der Dezernentin).
    Bis dahin stand im Abschlusszeugnis immer
    "Bemerkungen siehe Beiblatt".
    Da die positiven Bemerkungen ja auf dem Zeugnis standen, wusste eh jeder Arbeitgeber Bescheid, wenn er diesen Satz gelesen hat.

  • Jetzt habe ich es verstanden! Ja nee das sind ja nur die Zeugnisbemerkungen. Die waren besonders auf der Hauptschule sehr differenziert und durchdacht. Im Gymnasium hatte ich im 10 Klasszeugnis, eine sehr kurze Textbausteinmäßige Bemerkung und ab der Oberstufe gar nichts mehr.

    Ja, das war wohl ein Mißverständnis wg. der Begriffe zu den "Kopfnoten" und des Föderalismus.
    In Baden-Württemberg ist "Mitarbeit" (wenn, dann Kopfnote) klar von der mündlichen Note, die mit der schriftlichen Note des Fachlehrers verrechnet wird, getrennt.
    (Manche Kollegen nehmen Mitarbeit aber trotzdem als Kriterium für ihre mündliche Note, oder erstellen neben der schriftlichen und mündlichen eine extra Mitarbeitsnote für das Fach, als juristisches Alibi.)
    Ob in Bayern die mündliche Note auch von der Mitarbeit getrennt ist, oder nicht, weiß ich nicht.


    Du bist zwar nicht aus Baden-Württemberg, aber wg. Deines Namens möchte ich Dir bzgl. der Berufsschule sagen, dass es im Ländle zwar, wie gesagt, keine Kopfnoten auf Abschlusszeugnissen gibt. aber davon abgesehen schon. Z.B. auf den Jahreszeugnissen. Nicht auf den Halbjahreszeugnissen! (In manchen Bundesländern ist es umgekehrt. Und in B.-W. bekommen Berufsschule im ersten Lehrjahr kein Halbjahreszeugnis, in Bayern gibt's ja die "Gefährdetenmitteilung" usw.)

  • ...
    (Manche Kollegen nehmen Mitarbeit aber trotzdem als Kriterium für ihre mündliche Note, oder erstellen neben der schriftlichen und mündlichen eine extra Mitarbeitsnote für das Fach, als juristisches Alibi.)
    Ob in Bayern die mündliche Note auch von der Mitarbeit getrennt ist, oder nicht, weiß ich nicht.
    ....

    Wie gesagt die meisten Lehrer die ich kannte, haben wie du es in Klammern erklärt hast, eine Mitarbeitsnote mit einem Datum gegeben. Das war aber meistens für einen längeren Zeitraum, aber nicht immer.


    ...


    Du bist zwar nicht aus Baden-Württemberg, aber wg. Deines Namens möchte ich Dir bzgl. der Berufsschule sagen, dass es im Ländle zwar, wie gesagt, keine Kopfnoten auf Abschlusszeugnissen gibt. aber davon abgesehen schon. Z.B. auf den Jahreszeugnissen. Nicht auf den Halbjahreszeugnissen! (In manchen Bundesländern ist es umgekehrt. Und in B.-W. bekommen Berufsschule im ersten Lehrjahr kein Halbjahreszeugnis, in Bayern gibt's ja die "Gefährdetenmitteilung" usw.)

    Gut zu wissen. Wir hatten aufjedenfall keine Halbjahreszeugnisse in der Berufsschule und bei uns stand glaube ich keine Zeugnisbemerkung im Jahrgangszeugnis, müsste jetzt aber mal nachschauen.

  • ...steht über den Noten in den einzelnen Fächern:



    Verhalten: sehr gut Mitarbeit: sehr gut ;) Dann folgt:
    ...

    Bei uns gibt's noch 4 Kopfnoten: Betragen, Fleiß, Mitarbeit, Ordnung.


    Klingt antiquiert hat aber den Vorteil, dass man das Verhalten gefühlt besser von der Leistung trennen kann. Mathe: 1 Mitarbeit: 3 Betragen: 5 ist was anderes als Mathe: 3


    Aufs Abschlusszeugnis dürfen sie nicht, was etwas sinnfrei ist wie ich finde.

  • Bei uns gibt's noch 4 Kopfnoten: Betragen, Fleiß, Mitarbeit, Ordnung.
    Klingt antiquiert hat aber den Vorteil, dass man das Verhalten gefühlt besser von der Leistung trennen kann. Mathe: 1 Mitarbeit: 3 Betragen: 5 ist was anderes als Mathe: 3


    Aufs Abschlusszeugnis dürfen sie nicht, was etwas sinnfrei ist wie ich finde.

    Finde ich auch. Damit werden die Kopfoten quasi offiziell als unrelevant erklärt und die Kollegen geben sich entsprechend Mühe in der Sache.


    So gehört:
    A: "Bei Klasse X fehlen die Kopfnoten!"
    B: "Oh! Mist! Was machen wir da jetzt?"
    A: "Na, Einser können wir den Buben nicht geben, das wäre komisch. Machen wir einfach bei allen den Zweier."
    B: "Ok."



    Sich mit Kollegen auf eine gemeinsame Note einigen oder verrechnen ist das eine, aber ein Dreier in einer Kopfnote dürfte die meisten Eltern oder Ausbilder - die ja die Schüler kennen - auch nicht groß überraschen. Von daher halte ich den Informationswert für begrenzt. Und einen Vierer (in B.-W. die schlechteste Note bei den Kopfnoten) habe ich noch nie auf einem Zeugnis als Kopfnote gesehen.


    Welche Uni oder Firma fordert neben dem Abschlusszeugnis noch weitere alte Zeugnisse an, um die Kopfnoten zu sehen?


    Für Schüler mit ungewöhnlich schlechten Kopfnoten sind diese natürlich auch ein Signal - nämlich das Signal, dass ihr schlechtes Betragen letztlich keine Konsequenzen für sie hat.

  • Gefühlt hat fast jeder: Verhalten: gut, Mitarbeit: gut.......ich habe mich mal umgehört inzwischen. Und wer das nicht hat, fällt in der Tat auf. Eine eins ist seeehr ungewöhnlich.

  • Gefühlt hat fast jeder: Verhalten: gut, Mitarbeit: gut.......ich habe mich mal umgehört inzwischen. Und wer das nicht hat, fällt in der Tat auf. Eine eins ist seeehr ungewöhnlich.

    Manchmal wundere ich mich aber echt über die Notengebung meiner Kolleginnen und Kollegen... Da bekommen Schüler, die an die 300 Fehlstunden haben, Klausuren unentschuldigt verpassen, zu spät kommen, ihre Materialien nicht dabei haben, etc. noch eine 2 in Verhalten... Bei mir ist das eine 4. und auch nur deswegen weil eine 5 nicht geht...

  • Sich mit Kollegen auf eine gemeinsame Note einigen oder verrechnen ist das eine, aber ein Dreier in einer Kopfnote dürfte die meisten Eltern oder Ausbilder - die ja die Schüler kennen - auch nicht groß überraschen. Von daher halte ich den Informationswert für begrenzt. Und einen Vierer (in B.-W. die schlechteste Note bei den Kopfnoten) habe ich noch nie auf einem Zeugnis als Kopfnote gesehen.


    Welche Uni oder Firma fordert neben dem Abschlusszeugnis noch weitere alte Zeugnisse an, um die Kopfnoten zu sehen?

    Oh doch, auch Vierer gibt es durchaus. Allerdings darf eine Vier in Verhalten nur gegeben werden, wenn es mindestens eine §90-Aktion während des Schuljahres gab und/oder eine entsprechende Anzahl an Klassenbucheinträgen vorliegt. Grundsätzlich muss bei einer Eins oder einer Vier in der Notenkonferenz darüber abgestimmt werden.


    Naja, wenn es um einen Ausbildungsplatz geht, spielen die vorangegangenen Zeugnisse (Klasse 8/9) eine große Rolle. Das Abschlusszeugnis interessiert da eher kaum noch (außer der Schüler hat sich massiv verschlechtert)

  • Welche Uni oder Firma fordert neben dem Abschlusszeugnis noch weitere alte Zeugnisse an, um die Kopfnoten zu sehen?

    An der Haupt- und Werkrealschulen ist das Zeugnis der Klasse 8 in Baden-Württemberg Bewerbungszeugnis. Und dort stehen Kopfnoten.


    An Stelle von Mitarbeit und Verhalten schauen einige Firmenchefs, mit denen ich im Rahmen der Berufsvorbereitung gesprochen hatte, auf die Ethik- oder Religionsnote.
    Argument: In Reli werden normalerweise gute Noten verteilt. Wer hier eine 4 oder 5 bekommt, ist entweder faul oder motzig. Beides wollen die nicht.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Oder hat Prinzipien. Ich hatte in der 11. ne 4 in Religion. Wie gut, dass noch was aus mir geworden ist. :lach:

    ...und alles drei erklärt, wieso sie keine Azubis finden... :teufel:

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Alias <=> Deutsch:


    Motzig - fähig, eigenständig zu denken und das auch zu tun.


    :P

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Sach ich doch: motzig.

    Na ... für mich wäre ein Lehrberuf auch nichts gewesen. Da ich selbst mal an der Berufsschule gedient habe, kann ich's aber nachvollziehen.

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