Andere Politische Orientierung von SuS und Kolleg/innen

  • Hallo liebe Forengemeinde,


    folgendes stellt eine sehr große Herausforderung für die Gestaltung meines Unterrichts dar: Die meisten Kolleg/innen und eine Großzahl der Schüler/innen hat politisch andere Ansichten als ich. Ersteres weiß ich aus Gesprächen, letzteres beispielsweise aus dem Lesen von Aufsätzen, die Politisches tangieren.
    Es stellt für mich eine ressourcenzehrende Herausforderung dar, meine politische Meinung bei Planung, Gestaltung und Durchführung meines Unterrichts unterdrücken zu müssen, insbesondere weil ich Fächer unterrichte, die zum Kern der politischen Bildung gehören. Selbstverständlich würde ich nicht Werbung für eine Partei machen. Darum geht es mir nicht. Es geht z.B. darum, dass ich einfach z.T. konservative Positionen vertrete und mich am ehesten bei der CDU verorten würde, währenddessen die Kolleginnen - besonders die der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer - eher bei Linkspartei und Grünen einzuordnen sind.


    Bin übrigens Seiteneinsteiger.


    Habt ihr Tipps?

  • Benutz doch bitte mal die Suche-Funktion des Forums. Solche Fäden gibt es bereits zuhauf. Grundsätzlich gilt das Überwältigungsverbot und damit wäre eigentlich alles gesagt bzw. geschrieben.

  • 90 prozent der Lehrer sind tendenziell links oder stark links angehaucht. Das ist ja kein Geheimnis. Ich unterhalte mich mit diesen aber nicht über politische Themen, kann ja jeder denken und wählen was er/sie will.


    Was mich allerdings schon stört ist die Tatsache, dass wir tausend Projekte gegen rechts(extremismus) haben, jedoch kein einziges gegen Links(extremismus). Meiner Meinung nach sollte eg prinzipiell Projekte gegen (beide) Seiten des Extremismus geben. Das ist aber natürlich nicht gewollt ;)


    In der Ausübung meines Berufs ist mir das aber egal, da verhalte ich mich neutral. So sollte es eigentlich jeder machen.

  • 90 prozent der Lehrer sind tendenziell links oder stark links angehaucht.

    Was mich allerdings schon stört ist die Tatsache, dass wir tausend Projekte gegen rechts(extremismus) haben, jedoch kein einziges gegen Links(extremismus).

    Es geht z.B. darum, dass ich einfach z.T. konservative Positionen vertrete und mich am ehesten bei der CDU verorten würde, währenddessen die Kolleginnen - besonders die der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer - eher bei Linkspartei und Grünen einzuordnen sind.

    Und aus dieser Sachlage ergibt sich für mich, dass es für PhilologusHistoriae durchaus eine sinnvolle Sache wäre den Schülern (und Kollegen!) eben auch eine andere Perspektive aufzuzeigen. Klar muss man in entsprechenden Fächern dem Beutelsbacher Konsens folgen, aber es gibt ja auch dennoch legale Möglichkeiten gegen den starken Linksruck vieler Kollegien anzugehen oder zumindest zu zeigen, dass es auch sehr viele gute Gründe gibt eher rechts als links orientiert zu sein.

  • ...
    Es stellt für mich eine ressourcenzehrende Herausforderung dar, meine politische Meinung bei Planung, Gestaltung und Durchführung meines Unterrichts unterdrücken zu müssen, insbesondere weil ich Fächer unterrichte, die zum Kern der politischen Bildung gehören. ...

    Finde den Fehler.

  • Es geht z.B. darum, dass ich einfach z.T. konservative Positionen vertrete und mich am ehesten bei der CDU verorten würde, währenddessen die Kolleginnen - besonders die der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer - eher bei Linkspartei und Grünen einzuordnen sind.

    Das ist aber natürlich nicht gewollt

    , aber es gibt ja auch dennoch legale Möglichkeiten gegen den starken Linksruck vieler Kollegien anzugehen oder zumindest zu zeigen, dass es auch sehr viele gute Gründe gibt eher rechts als links orientiert zu sein.

    Don't feed the troll, ich weiß schon. Aber mal im Ernst. Von 69 Jahren BRD hat die CDU in 48(!) Jahren den Kanzler gestellt. Es gab genau 7 Jahre, die man klassisch als "linke" Regierung bezeichnen könnte (wenn man mal vernachlässigt, dass Schröder sehr weit rechts in der SPD stand). Deutschland ist ein eher konservatives Land. Ich denke, da muss keiner von euch anfangen, jemanden zu bekehren. Auch scheint mir der Einfluss der "linken" Lehrer auf die Wahlentscheidung der Schüler eher gering zu sein.

  • ich verstehe ehrlich gesagt das Problem gar nicht...

    ...ist wahrscheinlich dasselbe Problem, wie das, warum Lehrer nur "Schrottkarren" fahren und ewig Single bleiben :D

  • Es stellt für mich eine ressourcenzehrende Herausforderung dar, meine politische Meinung bei Planung, Gestaltung und Durchführung meines Unterrichts unterdrücken zu müssen, insbesondere weil ich Fächer unterrichte, die zum Kern der politischen Bildung gehören.

    Inwiefern tangiert deine politische Meinung deine Unterrichtsvorbereitung und -durchführung?
    Es sollte doch möglich sein einen Unterricht zu veranstalten in dem die Schüler zu einer eigenen begründeten Meinung über politische Sachverhalte kommen.
    Deine Meinung kann ja darin neben anderen Meinungen durchaus ihren Platz haben, sollte aber nicht als Bewertungsmaßstab gelten.


    Achso... sollte es generell ein Problem sein, das man damit nicht klar kommt, das andere eine andere Meinung vertreten als man selbst, gibt es immer noch die Möglichkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

    • Offizieller Beitrag

    Achso... sollte es generell ein Problem sein, das man damit nicht klar kommt, das andere eine andere Meinung vertreten als man selbst, gibt es immer noch die Möglichkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    :) Sehe ich auch so.


    Meine Meinung entspricht kaum jemandes Meinung im Kollegium 100% oder auch nur 80%. Nicht weil ich rechts/linksaußen am Rand stehe und von dort aus Dreck aufs Spielfeld werfe, sondern weil ich keine "linke" oder "rechte" Meinung habe. Ich habe zu Einzelfragen Einzelmeinungen (manche davon temporär, andere Grundüberzeugungen seit vielen Jahren). So geht es auch vielen meiner Kollegen, also eigentlich den meisten, mit denen ich so gut in Kontakt bin, dass ich ihre Meinungen überhaupt kenne.


    Beim Wählen tue ich mich immer schwer. Keine Partei deckt alle meine Meinungen ab. Ich habe Einzelmeinungen, die eher von der CDU mir genehm beantwortet werden, solche, deren Antworten ich nur bei den Grünen zufrieden stellend finde, andere, die bei den Linken (die ich aus prinzipiellen Gründen trotzdem nicht wähle) oder der SPD am nächsten verortet sind. Mit der AfD deckt sich kaum was/nix. Und es gibt Meinungen, die keine Partei so bespricht, dass ich mich identifizieren kann. Mehr, als mir lieb ist. Beim WahlOMat kommt immer die Tierschutzpartei raus, wobei Tiere jetzt nicht mein zentrales Anliegen sind.
    Ich wähle kommunal übrigens häufig anders als bei den Landtagswahlen und da wieder anders als bei den bundesweiten Wahlen. Bildungspolitik ist zB überwiegend Ländersache, Klima und Außenpolitik überwiegend Bund, kommunal habe ich wieder andere Prioritäten. So geht es auch vielen meiner Kollegen. Das liegt daran, wenn man sich tatsächlich Gedanken macht, immer wieder neu liest, immer wieder neu evaluiert und auch mit "anders"denkenden im Gespräch ist. Das ist bei uns üblich. Man lernt voneinander. Also viele. Ein paar Betonköppe haben wir natürlich auch. Aber nicht in der Mehrzahl.


    Die "95% grünlinksversifften Kollegien" halte ich für einen AfD-slogan. Ich erlebe das nicht so, auch nicht in der bezirksweiten Personalratsarbeit, ich bin mit vielen Kollegien wirklich gut in Kontakt. Vielen geht es so wie mir: sie quälen sich bei jeder Wahl ein Kreuzchen raus, weil es halt besser ist, als nicht wählen zu gehen und den Radikalen die Prozentzahlen zu erhöhen.


    Was ich für komplette Selbstüberschätzung halte, ist sich selbst so wichtig zu nehmen, dass man sich wegen vermuteter totaler Meinungs-Einheit - ein derzeit schickes, aber nicht zutreffendes Gerücht - eingeschüchtert und unterdrückt fühlt. Vermutlich interessiert deine Meinung kaum jemanden. Die Schüler mal ganz besonders nicht.

  • Es geht z.B. darum, dass ich einfach z.T. konservative Positionen vertrete und mich am ehesten bei der CDU verorten würde

    Widerspricht sich das nicht mittlerweile? :P


    Welche Meinung deine Kolleg/inn/en haben, kann dir egal sein, außer sie beeinflussen in nicht legitimer Weise die Schüler/innen. Dann wäre nicht die Lösung, dass du linkes Feuer mit rechtem Feuer bekämpfst, sondern dann müsstest du das im Kollegium ansprechen und an den Beutelsbacher Konsens erinnern.
    Welche Meinung deine Schüler/innen haben, hast du nicht zu bewerten. Bewerten kannst du ausschließlich, ob sie in qualitativ angemessener Weise zu ihrem politischen Urteil gelangt sind. Den Prozess der Urteilsbildung müssen sie dazu bei dir kennenlernen. Ob sie nach Durchlaufen dieses Prozesses nun offene Grenzen oder Ankerzentren haben wollen, hat dich nicht weiter zu interessieren.
    Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber das Problem, das du siehst, ist eines, das einzig und allein bei dir liegt (in der großen Hoffnung, dass du hier nur rumtrollst).

  • Ich kann das Problem auch nicht so recht nachvollziehen. Ich habe selbst auch Politik unterrichtet und werde in die Schublade "konservativ" eingeordnet und verorte mich auch selbst dort, obwohl ich von solchen Schubladen wenig halte, da sehr schwammiger Interpretationsraum. Was habe ich erlebt? Viel Offenheit im Diskurs seitens der Schülerschaft, viel "muss jeder selbst wissen" seitens der Lehreschaft und vereinzelt unangebrachtest Lästern und hinterherschnüffeln im Privatleben durch wenige Kollegen. Wer sich selbst an die Spielregeln hält, hat aber eigentlich keine Probleme. Schule ist keine Plattform für Rekrutierung von Parteifreunden. Daran hat sich jeder zu halten. Das bedeutet aber nicht, dass man selbst keine Meinung haben darf. Die eigene Meinung darf auch geäußert werden, muss aber immer diskutabel bleiben. Der Bildungsplan gibt es doch gut her, dass man Themen neutral und ohne "Bashing" behandeln kann. Kein Politiklehrer ist gezwungen "Partei xyz darf man nicht wählen/ist doof" zu unterrichten. Ziel ist doch gerade, die freie Meinungsbildung zu fördern. Mich stört es nicht, dass Kollegen politisch anders ausgerichtet sind. Ist ja keine Parteiveranstaltung. Ich habe auch kein Problem damit, meine Meinung zu Themen zu äußern, auch wenn es Gegenwind gibt. Und solange der Politikunterricht dem beutelsbacher konsens entspricht, hat man schließlich nichts zu befürchten außer schräge Blicke.


    Btw: Ich habe mal irgendwo gehört, wie sich das wahlverhalten von Lehrern im Laufe der Zeit ändert. Im Studium wählt alles Links, beim Berufseinstieg Grün und mit steigender Besoldung/Karriereleiter FDP :D Überspitzt und verallgemeinert, aber da ist bestimmt ein fünkchen Wahrheit dran. Könnte ich mir zumindest vorstellen.

  • Ich unterrichte Ethik und Sozialkunde in Sachsen-Anhalt und bin Seiteneinsteiger. Natürlich ist der Beutelsbacher Konsens insofern zu berücksichtigen, dass wir als Lehrer keinem unsere Meinung überstülpen dürfen. Trotzdem muss diskutiert werden. Bei meinen SuS stelle ich immer wieder fest, dass sie politische Meinungen äußern, ohne Fakten zu kennen, ohne zu wissen, worum es inhaltlich eigentlich genau geht. Da werden Slogans wiedergegeben, weil es eben in Familie oder Freundeskreis cool ist. In unserem Landkreis wird überdurchschnittlich viel AfD gewählt. Zum kotzen! Aber das ist meine Grundlage und im Unterricht muss ich mich damit auseinandersetzen. Wir haben als Lehrer auch die Aufgabe die freiheitlich-demokratische Grundordnung durchzusetzen.

    Ich versuche im Politikunterricht oft zwischen den politischen Standpunkten hin und her zu hüpfen (natürlich transparent für die SuS), um ihnen zu zeigen, wo Schnittmengen, wo Differenzen und wo Denkfehler liegen. Am Ende ist unsere vordergründige Aufgabe, dass Denken anzuregen und zu lehren. Denn wer klar denken kann, der kann nicht AfD wählen.

  • Als Lehrer im BK treffe ich auch konservative Lehrer, besonders bei MINT Seiteneinsteiger, die auch mal "richtig" gearbeitet haben.


    Die AFD Ergebnisse zum Kotzen zu finden, ist ja dein gutes Recht. Dann solltest du anderen auch das Recht zugestehen, die Wahl der Linken oder Grünen als zum Kotzen zu bezeichnen.


    Ich mag die AFD aus einigen Gründen überhaupt nicht, respektiere aber, wenn die jemand wählt. Zwei Kollegen haben sich geoutet und müssen Angst haben, diese Position öffentlich zu vertreten.


    Übrigens sind die mir bekannten AFD Wähler überhaupt nicht ausländerfeindlich, sind aber gegen die offenen Türen Merkels gewesen.


    Dasselbe gilt für Wähler der Linken, die ich genauso respektiere und sehe da auch keine Kommunisten.

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