Wenn das so ist, warum nur haben dann ungefähr alle Nationen dieser Welt so ein emotionales Problem mit der Einbürgerung ausländischer Mitbürger?
Eine Herrschaft teilt Menschen in zwei Gruppen ein: die, die dazu gehören (über die sie herrscht) und die, die nicht dazu gehören. (Manchmal erklären sich Staaten auch zuständig für Menschen außerhalb ihres Herrschaftsbereichs, dies ist ein Anspruch auf eine Ausdehnung der Herrschaft (Imperialismus, international "Verantwortung übenehmen", unsere (!) Freiheit am Hindukusch verteidigen etc.))
Ein Nationalstaat nutzt seine Bewohner für seine Interessen. Dies kann mal angenehmer, mal unangenehmer ausfallen für die Bewohner. (Angenehmer hieße z.B. Lohnarbeit und durch Fortpflanzung und Erziehung Arbeitskraft reproduzieren, unangenehmer z.B. Verwendung im Krieg)
Ich spule mal vor zum Thema Fußball als Nationalsport: um eine Herrschaft/Produktion möglichst frei von Störungen zu halten - wie sie die unterschiedlichen Interessen eine Gesellschaft zwangsweise hervorbringen (z.B. Kriminalität) - bedarf es nicht nur Gewalt (Staatsgewalt), sondern einer präventiven Ideologie.
Die nationalistische Ideologie besagt, dass sich ein Volk natürlich zusammenfindet und sich eine Herrschaft gibt, die ihre Interessen lenkt. (Also ganz anders, als die tatsächlich künstlichen Gebilde an Nationen.) Alle Bewohner der Nation, ob arm, ob reich, verschmelzen zu einem "wir" mit scheinbar gleichen Interessen: denen der Nation! (Vgl. "Volkswille" etc.)
Alle ziehen an einem Strang, gemeinsam, zum Wohl der Nation - so die Ideologie. Wer da nicht mitmacht, ist ein "Volksverräter".
"Für sein Land" tut und erträgt man so einiges, und wenn es nur das Bezahlen von Steuern ist, und im Umkehrschluß darf man auch erwarten, dass sich der "eigene" Staat um einen kümmert. Schließlich ist man ja Teil eines großen "Wir" - man bringt gemeinsam Opfer für ein gemeinsames Ziel, das Wohl der Nation. Geht es der Nation gut, geht es auch einem selbst gut. Das eigene Schicksal wird identisch mit dem der Nation.
Ausländer haben diese Opfer nicht gebracht - und sowiso gehören sie nicht zur Nation, denn diese sei ja ein natürliches Gebilde. Es seien gemeinsame Geschichte, Sprache, Werte - ja, ein eigener nationaler Charakter - das die Nation bildet und nicht die Interessen einer Herrschaft, die eine Nation als künstliches Gebilde, als Herrschaftsraum, definiert (z.B. durch Gesetze).
Wenn nun ein Staat Ausländern etwas vermeintlich Gutes tut (finanzielle Ausgaben), dann ist das in den Augen von Nationalisten eine Leistung zu ihren Ungunsten, die Ausländer nicht verdient haben. Eine Regierung, die sich so benimmt, hat in ihren Augen keine Legitimation mehr, da sie nicht das eine Interesse ihres Volks, den Volkswillen, umsetzt.
Einbürgerung ohne Ansehen von Hautfarbe, Sprache, Kultur usw. ist in den Augen von Nationalisten etwas unnatürliches, etwas künstliches. Das passt nicht zur Ideologie der Nation als etwas natürlichem, als einem Volk mit gleichem Interesse.
Der Nationalist, der erkennt, dass Einbürgerung durch eine Regierung keine Wohltat ist, sondern deren Interesse dient, mag erkennen, dass das Interesse eines Bürgers und dem seiner Regierung nicht deckungsgleich sein muss. Die Ideologie bekäme an dieser Stelle einen Riss, wenn nicht eine solche Regierung kurzum als "Volksverräter" und illegitim erklärt wird.
Es ist schon ein bisschen spät - ich hoffe es ist halbwegs verständlich geworden, was ich sagen will.
Nochmal in Kürze: Ausländerhass im Nationalismus halte ich für keine Wucherung, sondern für systemimmanent.
Warum muss man dann im Regelfall eine Staatskundeprüfung ablegen und Sprachkenntnisse auf einem bestimmten Niveau vorweisen können? Es würde dann ja die berufliche Qualifikation völlig ausreichen um dem Staat nützlich zu sein und so den entsprechenden Pass zu bekommen.
Die Regelungen dazu sind ganz Unterschiedlich, je nach dem Interesse der jeweiligen Staaten.
Das Asylrecht der BRD ist eigentlich ein Relikt aus dem Kalten Krieg - Stichwort individuelle Verfolgung. Deshalb gibt es auch in der Flüchtlingskrise diese Probleme ("sichere Herkunftsländer") und deshalb wird es wohl reformiert werden à la Kanada.
Weg von "wirst Du individuell politisch verfolgt, können wir Dich propagandistisch (DDR etc.) oder als imperialen Anspruch (Naher Osten etc.) nutzen?" zu "sorgst Du für Wachstum in der heimischen Produktion?".
Die Ansätze von letzterem sind ja schon lange Erkennbar, man denke nur an die Forderungen von Handwerkskammern und Industrieverbänden bzgl. des Asylrechts und Ausnahmen vom Mindestlohn etc.