Lehramtsstudium im fortgeschrittenen Alter (Mathematik/Informatik) für Gymnasien als Zweitstudium - Achtung lang

  • Hallo miteinander,


    zunächst einmal schön, dass mit diesem Forum eine zielgruppengerechte Kommnunikationsplattform existiert.


    Persönliche Infos:
    - 32 Jahre, verheiratet, 1 Kind (6 Monate), Dipl.-Ing.
    - aktuell als wiss. Mitarbeiter (E13) tätig
    - Frau arbeit ab 2019 wieder Vollzeit in der Beratung (ihr Einkommen reicht für die Studienzeit)
    - berlinzentriert allerdings im Randgebiet, Arbeit im grenznahen Brandenburg (Verbeamtung...) möglich


    Aktueller Bewerbugsstatus und erste Kurse:
    Bewerbung zum Lehramt Informatik/Mathematik bei der FU Berlin eingereicht. Rückmeldung soll es Ende August geben.
    Der erste (voll anrechenbare) Informatikkurs beginnt bereits übernächste Woche, ein zweiter schließt sich unmittelbar an.


    Kurz zusammengefasst meine Fragen:
    - seht ihr Luftschlösser in meinem Text oder haltet ihr insbesondere meine Beweggründe fürs Lehramt für realistisch bzw. realisierbar an?
    - konntet ihr einiges von euren Idealen im Alltag umsetzen?
    - Erfahrungen zum Thema Arbeiten als Lehrer mit Bachelor of Education während noch Master of Education studiert wird (Gehalt, Vereinbarkeit).
    - Strategie bei der Reihenfolge der absolvierenden Fächer? Sequentiell (mit welchem starten?) oder parallel (wie im Verlaufsplan empfohlen)? Die Frage zielt auf den frühestmöglichen Einstieg als Lehrer (ggf. auch erstmal als Quereinsteiger) ab.
    - womit sollte ich mich noch im Vorfeld beschäftigen?


    Weshalb Lehramt:
    - war bereits vor 12 Jahren mein Wunsch; aufgrund der vermeintlich besseren monetären Perspektive habe ich mich (auch durch verschiedene "Influencer") dann für das Studium des Wirtschaftsingeniurwesens entschieden
    - im Zuge der Geburt unseres Kindes und einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit den Einsatzgebieten eines Wirtschatfsingenieurs wurde es Zeit für ein Umdenken
    (Zum einen sind zwei Berater in der Familie zwar gut fürs Portmonaie, aber mit einem erfüllten Familienleben (unserer Meinung) nicht kompatibel. Zum anderen spricht mich das sehr projektgetriebene Geschäft aufgrund der Unkalkulierbarkeit etwaiger Projekte (inhaltlich, zeitlich, örtlich) immer weniger an.)
    - kaum noch Motivation für den aktuellen Job
    - als Ergebnis erarbeitete ich mit meiner Frau ein Anforderungsprofil an einen Job, der mir wieder Freude bringen kann
    - hierbei haben wir folgende Punkte herausgearbeitet:

    • Leitplanken:
      Nach einer intensiven Selbstreflexion meines Wesens steht fest, dass ich beruflich gewisse Leitplanken benötige, die eine zu starke Fokussierung (Details...) verhindern.
      Eine solche Leitplanke ist mit dem Rahmenlehrplan gegeben, sodass für mich bereits (heute) feststeht, was ich die nächsten Jahre als Lehrer zu tun habe. Natürlich gibt es noch Anpassungen der Pläne (v. a. Informatik), Mathe wohl nur marginal, aber insgesamt sehe ich hier keine große Dynamik. Somit kann ich meine ganze Aufmerksamkeit bestmögliche Art und Weise verwenden die zu vermittelnden Inhalte zu lehren.
    • Arbeit mit (jungen) Menschen:
      Der Gedanke Menschen in einem wichtigen Lebensabschnitt mit wichtigem Handwerkszeug auszustatten und sie somit ein Stück weit auf das spätere Leben vorzubereiten erfüllt mich ehrlich gesagt mit Stolz und Zufriedenheit. Sicherlich werde ich nicht nur mit hochmotivierten, bilingual ausgebildeten Musterschülern zu tun haben, aber genau darin liegt für mich die Challenge (die ich auch ein Stück weit suche). Ich selbst beobachte in der Uni oft den Zusammenhang zwischen fehlender Motivation auf Seiten der Lernenden und ausgebliebener Motivation (das braucht man hierfür oder das könnte nützlich sein für...) auf Seiten der Lehrenden. Meine Schulzeit vor allem in Mathe war geprägt von Motivationen der Lehrer in der Form, dass auf die Wichtigkeit bestimmter Themen zwar hingewiesen wurde, aber die Begründung ausblieb. Selbst ohne pädagogische Ausbildung behaupte ich, dass sich mit zielgruppengerechten Beispielen nach den Interessen der Schüler (z. B. "Spiele programmieren ist toll --> Android --> Betriebssysteme/Netzwerke --> Programmiersprachen --> Rechneraufbau) eine hohe Motivation erzielen lässt. Mit Aufzeigen warum genau dieses Thema relevant für den einzelnen Schüler ist oder sein kann (Berufswunsch) rechne ich mit einer zumindest erhöhten Motivation. Das mögen einige vielleicht als naiv empfinden, ich glaube dran.
    • Chance zum Durchbrechen vorhandener Vorgehensweisen und eigenständige Arbeit:
      Ebenfalls konnte sich bei mir an der Uni kaum einer vorstellen wie man mehr als 10 wissenschaftliche Arbeiten pro Semester betreuen kann. Das geht durch einen starken Willen und Effizienz.
      in großer Gruppe treffen, Big Picture zeigen, Schwerpunkte für Studis aufzeigen, Schnittstellen zu anderen aufzeigen, Austauschplattform programmieren und bereitstellen, gemeinsame Literaturverwaltung, Organisation verankern, Hilfe zur Selbsthilfe anbieten etc. Das hat bisher keiner an der Uni so gemacht und die Studis sind sehr zufrieden, Promotion geht voran und Prof. bekommt seine Lehrpunkte :)
      Will damit nur andeuten, dass ich im Rahmen der mir zugestandenen Möglichkeiten auch bisher unbekannte Wege beschreiten möchte und definitiv meinen Stil hinsichtlich Lehre/Umgang mit Schülern bzw. Eltern finden werde. Siehe auch Telkos mit Eltern.
      Flache Hierarchien finde ich super. Wenn ich mich nicht täusche, ist der Überbau (Schulleitung, Fachbereichsleiter, noch mehr?) recht überschaubar. Gut, dass macht zwar den Aufstieg schwieriger, allerdings sollte sich mein Erststudium auch in einer Funktion mit Schulbezug außerhalb der Schule als Türöffner erweisen.
      Evaluationen. Wenn nicht Pflicht, möchte ich mich von meinen Schülern freiwillig (anonym) evaluieren lassen.
      Vorträge von Experten. Warum nicht gegen Ende der Schulzeit oder zur Vorbereitung auf ein Praktikum einen Ausflug mit dem Leistungskurs Informatik zu google, Facebook etc. unternehmen?
    • Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
      Stelle ich mir tatsächlich so vor, dass ich nach meinen 26 Präsenzstunden (irgendwann zwischen 8 und 14 Uhr) nachmittags Zeit für die Kinder habe und abends (auch gerne am Wochenende) den Unterricht (vor-/bzw nachbereite). Abends arbeiten auch am Wochenende stört uns beide überhaupt nicht. Auch das Arbeiten auf dem Hin- und Rückweg zur Arbeit mache ich gerne und schaufel mir damit wieder eine Stunde abends frei. Sofern ich alle Infos zu einem Schüler parat habe, spricht doch nichts dagegen Elterntelefonate auf dem Weg nach Hause (in ruhiger Umgebung) oder Abends auf dem Weg ins Fitnessstudio zu führen. So verfahre ich mit meinen Masteranden von Anfang an und sie waren von der Flexibilität (klar warum nicht auch um 21 Uhr telefonieren, wenn es für beide passt) sehr überrascht, aber umso dankbarer.
    • Schnittmenge mit aktuellem Job:
      Am meisten Spaß macht mir der Umgang mit den Studis.
      Projektthemen ausarbeiten und intensiv betreuen, wissenschaftliche Themenstellungen konzipieren und bearbeiten lassen, Prüfungen erstellen und korrigieren, Vorlesungen halten.
      In unseren internen Evaluationen schneide ich stets als bester ab und wurde auch vom Prof. als Flaggschiff Lehre bezeichnet. In anderen Dingen sind die anderen Kollegen wiederum besser (nur um Arroganzvorwürfen gleich die Luft aus den Segeln zu nehmen). Wie gesagt, es ist eine andere Zielgruppe, aber dennoch habe ich eine Affinität zur Lehre festgestellt und wurde daraufhin auch von Kollegen und Freunden in meinem Wunsch bestärkt. Bestimmte Themen sind bestimmt vergleichbar. Z. B. Konfliktgespräche über eine als zu schlecht empfundene Bewertung. Macht natürlich keinen Spaß, aber da habe ich mich auch nicht versteckt. Ob Schüler schon so argumentieren können wir Studis kurz vorm Master weiß ich nicht, aber auf die Gespräche mit den Eltern bereiten sie auf jeden Fall vor.
    • Gerechtigkeitssinn:
      Häufig Fluch, aber in der Schule aus Sicht der Schüler sicherlich ein Segen.
    • Feedback durch Dritte:
      Aus meinem Unialltag weiß ich, dass nicht viele die Evaluationen mögen. Ich finde sie dagegen echt super. Sie geben mir die Möglichkeit meine Eigenwahrnehmung durch Selbstreflexion mit Fremdwahrnehmung zu vergleichen und an mir zu arbeiten. Kritik halte ich auch aus :)
    • Tauglichkeit für Plan B:
      Selbst, wenn ich nach einigen Jahren feststellen sollte, dass Lehrer doch nicht das gelbe vom Ei ist, falle ich verhältnismäßig weich.
      Durch mein erstes Studium werde ich im wirtschaftlichen Bereich auch mit Mitte/Ende 40 noch einen Job finden. Und mit dem zusätzlichen Master of Education ist man zum Beispiel auch sehr begehrt in Personalabteilungen größerer Unternehmen.
      Mit den Informatik und Mathekenntnissen, die zum Beispiel in Informatik (Kernfach) inhaltlich nahezu den Bachelor Informatik abdecken, erschließen sich weitere Berufsfelder.
    • Anerkennung:
      Für mich ist (so empfinde ich gerade) es einfach etwas anderes, wenn mein Prof. sagt "guter Artikel" oder "klasse wie Sie das Projekt umgesetzt haben" als wenn die Eltern oder sogar die Schüler sich für den guten Unterricht bedanken und im Idealfall nach ihrer Schulkarriere den Weg zurück an die Schule finden, um sich auszutauschen. Habe ich z. B. bei meiner Sportlehrerin in der Grundschule gemacht.

    Somit hat das Lehramt dieses Profil ziemlich gut erfüllt.


    im ersten Kommentar steht der Rest. Die Zeichenbegrenzung hat hier eiskalt zugeschlagen.


    Gruß aus Berlin und Danke für euer Meinungen,
    Matthias

  • Weshalb Mathe und Informatik:
    Ohne Mathe ist alles irgendwie nichts :)
    Spaß beiseite... Mich interessieren diese Fächer sehr. Zum einen programmiere ich seit langer Zeit viel privat und im begrenzten Umgang auch beruflich. Mathe war mein Lieblingsfach in der Schule und im Ingenieursstudium (Analysis I + II, Lineare Algebra I + II) kam ich gut durch.
    Zukunftssicher. Nach Rücksprache mit Freunden und auch nach Durchsicht der Bedarfsprognose für Berlin, sollte man sich die Schule bei dieser Kombination nahezu aussuchen können.
    Weiterverwendbarkeit der Studieninhalte --> Tauglichkeit für Plan B.


    Bisherige Vorbereitungen:
    - Viel lesen (auch zu den Schattenseiten) zum Lehrerberuf
    - Studienverlaufspläne recherchiert und auch hinsichtlich Machbarkeit von Freunden bewerten lassen
    - FU besucht und Umfeld betrachtet (sehr schön :-))
    - mit Dienstpflichten des Lehrers auseinandergesetzt (Klassenfahrt(en), Klassenlehrer, Konferenzen, Elterngespräche ... nicht wenig...)
    - über Vergütung informiert (okay :-))
    - Finanzielle Situation während der Studienzeit mit meiner Frau analysiert (passt)
    - Vereinbarkeit von 2. Kind, Hausbau und meiner Studienzeit analysiert (passt)
    - an Schulen (Gymansien) vorbeigelaufen und mal ein Bild auf die aktuelle Schülergeneration geworfen... (jedenfalls kann ich mich später nicht mit Unwissenheit rausreden ^^)
    - ein Praktikum an der Schule erfolgt bereits im zweiten Semester, sodass ich auch berufsbedingt im Vorfeld auf die Möglichkeit verzichtete

  • Für mich ist meine Frage heute ein Déjà-vu ;) , aber hast du dir das berufliche Schulwesen auch schon angesehen? Gäbe es da keine Möglichkeiten zum Quereinstieg für dich als Ingenieur?

  • Was genau hast du denn studiert? Schonmal geschaut, ob du nicht direkt einen Quereinstieg machen kannst? Wenn dein bisheriges Studium auch was mit Mathe/Info zu tun hatte, dürfte das nicht so schwer sein. Bzw. es dürfte absolut nicht schwer sein, zumindest eine Vertretungsstelle zu finden, grade in Brandenburg und auch an der Grenze zu Berlin... ach was sag ich, eigentlich fressen die euch zur Zeit überall aus der Hand. ;) Es gibt auch Vertretungsstellen für nur wenige Stunden, die du ggf. neben dem Studium machen kannst, wenn es aktuell wegen der Frau nicht so sehr aufs Geld ankommt. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, weil man so Bücher über das Lehrerdasein in die Tonne kloppen kann... gucks dir lieder live an.


    Eine schlechte Idee scheint es grundsätzlich nicht zu sein, wenn dir an der Uni grade die Lehre am meisten Spaß macht. Das passt dann ja perfekt. Und du willst ja auch schon lange Lehrer werden. Insofern halte ich die Idee nicht für falsch. Ideen, wie du die Schüler motivieren kannst, hast du auch schon gute. Teilweise stößt man halt an Grenzen: die haben halt Pubertät oder kognitiv manchmal einfach nicht das drauf, was man für gelungene Motivation bräuchte... und der Job ist schon etwas zeitraubender, als du es dir vorstellst: viele Schulen sind Ganztagsschulen und so Dinge wie haufenweise Konferenzen usw. sieht man als Außenstehender nicht, die fressen aber auch enorm Zeit (gibt Wochen, wo man bis 14 Uhr Unterricht hat, aber 4 von 5 Tagen doch bis 17 Uhr in der Schule ist). Aber man kann ja auch in Teilzeit arbeiten, sogar relativ beliebig z.B. 75 oder 80 Prozent und nicht nur 50 und mit DEN Fächern kann man sich sicherlich auch ne Schule aussuchen, die familienfreundlicher ist als andere Schulen und dir wirklich immer früh den meisten Unterricht einplant.


    Ich würde dir aber schon raten, wirklich Lehramt zu studieren und Referendariat zu machen und so, weil mit dem Quereinstieg manchmal auch nicht alles so klappt und man z.B. keine Verbeamtung kriegt o.ä. Aber lass dir möglichst viel anrechnen, um das Studium zu verkürzen. ;)
    Wenn du fertig bist, kann dein Kind ja mindestens schon in den Kindergarten und das solltet ihr euch dann ja auch leisten können, wenn ihr beide arbeitet. Und du wärst dann sicherlich zumindest an ein paar Tagen schon relativ früh zuhause, so dass noch genug Zeit bleibt.


    Die Hierarchien an der Schule find ich allerdings gar nicht so flach. Aber es stimmt schon, dass man dennoch viel eigenverantwortlich arbeiten kann.

  • Ganz vorneweg, das Alter ist nun wirklich nicht das Problem. Wenn du das Studium und Referendariat effizient durchziehst, steigst du mit unter 40 Jahren in den Lehrerberuf ein. Da gibt es deutlich Ältere...


    Ein paar andere Sachen sehe ich da kritischer:

    • Somit kann ich meine ganze Aufmerksamkeit bestmögliche Art und Weise verwenden die zu vermittelnden Inhalte zu lehren.

    Du wirst sehr schnell feststellen, dass Schule nicht nur daraus besteht "die zu vermittelnden Inhalte auf bestmögliche Art und Weise zu lehren." Du unterschätzt hier gewaltig deine "Nebenpflichten" (v.a. Korrekturen, Verwaltungsangelegenheiten und andere "außerunterrichtliche" Verpflichtungen, z.B. als Klassenlehrer). Selbst als routinierte Lehrkraft wirst du später Zeiten haben, in denen du deinen Unterricht kaum / gar nicht vorbereiten kannst, da anderes "dringender" erledigt werden muss.


    Zitat

    Sicherlich werde ich nicht nur mit hochmotivierten, bilingual ausgebildeten Musterschülern zu tun haben, aber genau darin liegt für mich die Challenge...

    Ein wesentlicher Unterschied zwischen Schule und Studium ist, dass Studenten sich freiweillig für einen Studiengang entschieden haben, Schule ist und bleibt eine Zwangsveranstaltung, auch wenn die Schüler in der Oberstufe gewisse (wenige!) Wahlmöglichkeiten haben. Versprich dir daher von deinen "Motivationskünsten" nicht zu viel. Wenn die Schüler im Durchschnitt die Lernziele erreichen, ist das oft schon Erfolg genug. Da hilf manchmal nur "extrinsische" Motivation...



    Zitat

    Chance zum Durchbrechen vorhandener Vorgehensweisen und eigenständige Arbeit:
    ...
    Will damit nur andeuten, dass ich im Rahmen der mir zugestandenen Möglichkeiten auch bisher unbekannte Wege beschreiten möchte und definitiv meinen Stil hinsichtlich Lehre/Umgang mit Schülern bzw. Eltern finden werde. Siehe auch Telkos mit Eltern. Flache Hierarchien finde ich super. Wenn ich mich nicht täusche, ist der Überbau (Schulleitung, Fachbereichsleiter, noch mehr?) recht überschaubar.

    Schule ist nicht Uni. Du hast definitiv weniger Freiheiten. Die Hierarchien sind zwar flach, aber dennoch vorhanden. "Junge" Kollegen, die alles anders und neu machen wollen ohne Praxiserfahrung zu haben, sind in der Schule genauso beliebt wie in jedem anderen Unternehmen, das einen klar definierten "Output" (bei uns Erreichung der vorgegebenen Lernziele) erreichen soll.


    Zitat

    Gut, dass macht zwar den Aufstieg schwieriger, allerdings sollte sich mein Erststudium auch in einer Funktion mit Schulbezug außerhalb der Schule als Türöffner erweisen.

    Klingt als ob du "Schule" nur als Durchlaufstation für eine "größere" Karriere planst. Erstens ist das die falsche Motivation für den Einstieg als Lehrer und zweitens klappt das bei den meisten sowieso nicht. Das werden dann frustrierte Typen, die dann irgendwann nur noch das Nötigste für die Schule tun, weil man ja deren "wahres Potenzial" nicht entdeckt hat...




    Zitat

    Stelle ich mir tatsächlich so vor, dass ich nach meinen 26 Präsenzstunden (irgendwann zwischen 8 und 14 Uhr) nachmittags Zeit für die Kinder habe...

    Die Schulen freuen sich schon auf den Vollzeitkollegen, der ihnen Vorgaben für den Stundenplan machen will... vergiss es. Du hast da keine besonderen Rechte. Das kann klappen, muss aber nicht.




    Zitat

    Gerechtigkeitssinn:


    Häufig Fluch, aber in der Schule aus Sicht der Schüler sicherlich ein Segen.

    Du bist als Lehrer kein unabhängiger Richter, sondern du hast Vorgaben (Curricula, Konferenzen, Schulleitung usw.) umzusetzen. Da stößt du schnell auf Interessenskonflikte und es stellt sich automatisch die Frage: "Was ist gerecht?" Manchmal eine wirklich schwierige Aufgabe.



    Zitat

    Tauglichkeit für Plan B:


    Selbst, wenn ich nach einigen Jahren feststellen sollte, dass Lehrer doch nicht das gelbe vom Ei ist, ...

    Hmm, ich dache "Lehrer werden" ist schon dein "Plan B". Und jetzt brauchst du einen "Plan C"?



    Zitat

    Anerkennung:
    ...als wenn die Eltern oder sogar die Schüler sich für den guten Unterricht bedanken ...

    Der Regelfall ist: Sind die Schüler schlecht, dann WEGEN des Lehrers, sind sie gut, dann TROTZ des Lehrers. Erhoffe dir nicht zu viel Dankbarkeit... einige erkennen erst Jahre nachdem sie die Schule verlassen haben, dass der Unterricht bei XYZ vielleicht doch was gebracht hat, obwohl der Lehrer sowas von uncool war, weil man bei dem nicht immer nur chillen konnte...


    Zusammenfassend: Einige Sachen siehst du deutlich zu idealistisch. Aber du wolltest ja ein Feedback.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    5 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Selbst ohne pädagogische Ausbildung behaupte ich, dass sich mit zielgruppengerechten Beispielen nach den Interessen der Schüler (z. B. "Spiele programmieren ist toll --> Android --> Betriebssysteme/Netzwerke --> Programmiersprachen --> Rechneraufbau) eine hohe Motivation erzielen lässt. Mit Aufzeigen warum genau dieses Thema relevant für den einzelnen Schüler ist oder sein kann (Berufswunsch) rechne ich mit einer zumindest erhöhten Motivation. Das mögen einige vielleicht als naiv empfinden, ich glaube dran.

    Bei den sowieso schon interessierten und motivierten Lernenden wirst du so offene Scheunentore einrennen, aber die werden dein Engagement dankbar annehmen – und wie es bei den anderen aussieht … Nun, du wirst deine Erfahrungen machen. ;)

  • Erstmal vielen Dank für die wirklich schnellen und sehr guten Antworten.
    Ich antworte mal der Reihe nach

    Ich bin seit 2014 Diplom Ingenieur (Wirtschatfsingenieurwesen). Quereinstieg geht leider nicht, da mir in beiden Fächern sehr viele Leistungspunkte fehlen.
    Selbst wenn es möglich wäre, würde ich ohne ein komplett studiertes Fach diese Option nicht nutzen.
    Vielleicht zu naiv, aber ohne aufgefrischte Mathekenntnisse (auch tiefergehende) stelle ich mich nicht vor 30 Schüler. Da ist mein eigener Anspruch auch zu hoch für.


    Auch aus diesem Grund ist das Studium ernstgemeint. Allerdings weiß man nie wie das Leben so spielt von daher ist die Kombination aus Dipl.-Ing. und Master of Education sicherlich nicht schädlich und es schadet meiner Ansicht nach nie für einen Plan C gerüstet zu sein.

    Zitat von Mikael

    Hmm, ich dache "Lehrer werden" ist schon dein "Plan B". Und jetzt brauchst du einen "Plan C"?

    Zitat von Mikael

    Du unterschätzt hier gewaltig deine "Nebenpflichten" (v.a. Korrekturen, Verwaltungsangelegenheiten und andere "außerunterrichtliche" Verpflichtungen, z.B. als Klassenlehrer). Selbst als routinierte Lehrkraft wirst du später Zeiten haben, in denen du deinen Unterricht kaum / gar nicht vorbereiten kannst, da anderes "dringender" erledigt werden muss.

    Ich bin ehrlich. Zu Beginn so gegen Ende 2017 dachte ich auch noch Lehrer zu sein ist mega entspannt bei vergleichsweise guter Entlohnung. Nach der Reportage Alptraumberuf Lehrer und dem Perspektivwechsel (Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn ich vorne den Alleinunterhalter geben muss, mir aber keiner zuhört) habe ich den Beruf deutlich anders gesehen und ja auch mit Demut.
    Eigentlich war ich bemüht mein Post so zu verfassen, dass man mir zumindest eine gewissen Blauäugigkeit nicht unterstellen kann. Unterschätzen tue ich nichts. Im Gegenteil bin ich mir völlig bewusst, dass Korrekturen von Arbeiten in der Uni und Schule ganz verschiedene Dinge sind. Nach Rücksprache mit einem Lehrer für Mathe und Informatik korrigiert man sich zumindest im Grundkurs in diesen Fächern auch nicht tot. Und wie gesagt mich stört es nicht auch abends oder am Wochenende zu arbeiten.
    Verwaltungsangelegenheiten? Fallen hier Konferenzen zu Organisation und Inhalten drunter? Gremien, um auffällige Schüler zu besprechen? Frage ist wirklich ernst gemeint!
    Außerunterrichtliche Verpflichtungen? Wesentlich mehr als hier beschrieben (für Klassenlehrer): https://www.gew-berlin.de/public/media/SG11.pdf ? Also was ich mir noch vorstellen kann... Ggs. Projekttage organisieren, Klassenfahrten etc.? Was noch (gravierendes?)Frage ist wirklich ernst gemeint!

    Zitat von Mikael

    Ein wesentlicher Unterschied zwischen Schule und Studium ist, dass Studenten sich freiweillig für einen Studiengang entschieden haben, Schule ist und bleibt eine Zwangsveranstaltung, auch wenn die Schüler in der Oberstufe gewisse (wenige!) Wahlmöglichkeiten haben. Versprich dir daher von deinen "Motivationskünsten" nicht zu viel. Wenn die Schüler im Durchschnitt die Lernziele erreichen, ist das oft schon Erfolg genug. Da hilf manchmal nur "extrinsische" Motivation...

    Da hast du natürlich recht. Ich bin auch ganz weit davon mir irgendwelche besonderen Motivationskünste einzuvernehmen. Gerade in Mathematik fällt es zumindest mir als (idealistischen) Anfänger schwer sich damit abzufinden, dass es manche Schüler einfach nicht interessiert. Sieh es mir nach :)

    Zitat von Mikael

    Klingt als ob du "Schule" nur als Durchlaufstation für eine "größere" Karriere planst. Erstens ist das die falsche Motivation für den Einstieg als Lehrer und zweitens klappt das bei den meisten sowieso nicht. Das werden dann frustrierte Typen, die dann irgendwann nur noch das Nötigste für die Schule tun, weil man ja deren "wahres Potenzial" nicht entdeckt hat...

    Dem muss ich entschieden widersprechen. Für eine Durchlaufstation ist der Aufwand (zeitlich, finanziell) den meine Frau und ich nun auf uns nehmen wesentlich zu hoch! Lehrer soll schon Endstufe sein. Was ich mir in der Tat noch vorstellen kann, ist erneut zu promovieren, sofern ich einen flexiblen Prof. finde (hat aber keine Prio und würde ich nicht als größere Karriere bezeichnen). Dennoch finde ich den Gedanken nicht falsch, dass sich Erst und Zweitstudium zu einem möglichen Plan C ergänzen.

    Zitat von Mikael

    Die Schulen freuen sich schon auf den Vollzeitkollegen, der ihnen Vorgaben für den Stundenplan machen will... vergiss es. Du hast da keine besonderen Rechte. Das kann klappen, muss aber nicht.


    Hier muss ich auch widersprechen. Ich weiß zwar nicht worauf du deine Aussage beziehst, aber dieses von der beschriebene Verhalten würde klar meinem Gerechtigkeitssinn zu wider laufen. Der ist nämlich bei mir in beide Richtungen ausgeprägt. Vielleicht täuschen mich meine Vorstellungen da auch, aber jedenfalls damals war es noch so, dass Mathe eher in den ersten Stunden stattfindet und Informatik vermutlich eher zu Randzeiten. Somit habe ich vermutlich irgendwelche Freiblöcke oder was weiß ich, aber regelmäßig nach 15 Uhr zu Hause (sofern keine Elterngespräche, Konferenzen, Fortbildungen etc. stattfinden), würde mich echt überraschen. Was meint ihr?

    Zitat von Mikael

    Du bist als Lehrer kein unabhängiger Richter, sondern du hast Vorgaben (Curricula, Konferenzen, Schulleitung usw.) umzusetzen. Da stößt du schnell auf Interessenskonflikte und es stellt sich automatisch die Frage: "Was ist gerecht?" Manchmal eine wirklich schwierige Aufgabe.

    Deine Antwort, insbesondere zu den Vorgaben der Schulleitung, lassen erahnen, dass es z. B. bestimmte Zielvorgaben (z. B. gauss'sche Notenverteilung) gibt? Das ist doch hoffentlich nicht die Regel? Aber interessanter Punkt, danke dafür!

    Zitat von Mikael

    Der Regelfall ist: Sind die Schüler schlecht, dann WEGEN des Lehrers, sind sie gut, dann TROTZ des Lehrers. Erhoffe dir nicht zu viel Dankbarkeit... einige erkennen erst Jahre nachdem sie die Schule verlassen haben, dass der Unterricht bei XYZ vielleicht doch was gebracht hat, obwohl der Lehrer sowas von uncool war, weil man bei dem nicht immer nur chillen konnte...

    Okay das war etwas zu rosarot von mir. Dennoch denke ich, dass man sich Dankbarkeit erarbeiten kann. Kein Masterand muss sich bei mir für die Betreuung bedanken, dennoch tun es einige explizit. Klar ist das nicht 1:1 vergleichbar, aber es schadet auch nicht dafür zu arbeiten. Die Erwartung zum Lehrer des Jahres ausgezeichnet zu werden oder permament Lobgesänge zu erhalten, hatte ich aber in der Tat nicht.

    Zitat von Mikael

    Zusammenfassend: Einige Sachen siehst du deutlich zu idealistisch. Aber du wolltest ja ein Feedback.

    Ja, vielen lieben Dank auch dafür. Ich weiß deine aufgebrachte Zeit zu schätzen! Übertriebener Idealismus war nicht meine Intention. Persönlich denke ich schon eine gute Vorstellung von dem zu haben, was mich vermutlich in 4 Jahren erwartet. Dennoch waren ein paar gute Punkte dabei, die mich allerdings nicht vom Studienbeginn abhalten. Sofern noch Zeit vorhanden, könntest du ja auf meine Fragen erneut antworten.
    Und einen gewissen Idealismus sollte man sich erhalten. Besser so und dann später nachjustieren als gleich aufzugeben.

    Zitat von Philio

    Bei den sowieso schon interessierten und motivierten Lernenden wirst du so offene Scheunentore einrennen, aber die werden dein Engagement dankbar annehmen – und wie es bei den anderen aussieht … Nun, du wirst deine Erfahrungen machen.

    Ja, da wirst du recht haben. Sollte jetzt auch echt nicht als Zwerg allwissend rüberkommen, der mit entsprechendem Engagement alle Schüler motivieren kann. Aber Stichwort Idealismus s.o. :)

    Zitat von Lemon28

    gibt Wochen, wo man bis 14 Uhr Unterricht hat, aber 4 von 5 Tagen doch bis 17 Uhr in der Schule ist

    Was macht man in diesen Wochen dann noch bis 17 Uhr in der Schule?


    Danke nochmals!
    Matthias

  • Zitat von Morse

    Kurze Antwort: nein, aber der Job kann trotzdem relativ viel Spaß machen.

    Uff, wenn das die Mehrheitsmeinung ist, wundert einen der Lehrermangel ja noch weniger...

  • Ja, da wirst du recht haben. Sollte jetzt auch echt nicht als Zwerg allwissend rüberkommen, der mit entsprechendem Engagement alle Schüler motivieren kann.

    So habe ich es auch nicht verstanden :)


    Was macht man in diesen Wochen dann noch bis 17 Uhr in der Schule?

    An Konferenzen teilnehmen, Unterricht vorbereiten, aufräumen … oder auch unterrichten ;) . Ich z.B. arbeite an einer beruflichen Schule mit Teilzeitklassen für Berufstätige, da kann der Tag schon mal bis 22:00 gehen oder auch mal der Samstag mit im Stundenplan sein sei ... oder beides (ich unterrichte am Abend und samstags übrigens gerne).

  • Zitat von MatthiasBln86

    Lehramtsstudium im fortgeschrittenen Alter...

    Persönliche Infos:
    - 32 Jahre,...

    Sorry, aber mach mal was an deiner Wahrnehmungsstörung.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Sorry, aber mach mal was an deiner Wahrnehmungsstörung.

    Das fasse ich mal als Kompliment auf. Grundsätzlich ist es aber schon eine Weichenstellung, die viele bereits in deutlich jüngeren Jahren vornehmen.

    Zitat von Philio

    An Konferenzen teilnehmen, Unterricht vorbereiten, aufräumen … oder auch unterrichten . Ich z.B. arbeite an einer beruflichen Schule mit Teilzeitklassen für Berufstätige, da kann der Tag schon mal bis 22:00 gehen oder auch mal der Samstag mit im Stundenplan sein sei ... oder beides (ich unterrichte am Abend und samstags übrigens gerne).

    Okay unterrichten nach 17 Uhr außerhalb irgendwelcher AGs wird am Gymnasium in Berlin wohl hoffentlich nicht stattfinden. Konferenzteilnahme war mir bekannt, aber was hat es mit aufräumen und Unterricht vorbereiten (in der Schule) auf sich? Meinst du zur Vorbereitung in der Schule Unterrichtsblätter ausdrucken? Korrigiert mich, aber ich meine gelesen zu haben, dass das konzentrierte Arbeiten im Lehrerzimmer (Vor- und Nachbereitung, Korrektur etc.) zum einen aufgrund von Lärm und vor allem aufgrund von Platzmangel sehr selten ist. Bin mir wirklich sicher gelesen zu haben, dass man als Lehrer teilweise schon froh sein kann, ein eigenes Fach zu haben. Eigene Arbeitsplätze entstammen mitunter dem Bereich der Mythen. Und aufräumen? Putzdienst gibt es doch hoffentlich. Klassenzimmer aufräumen machen doch hoffentlich die Schüler (ggf. mit entsprechenden Ansagen). Nicht falsch verstehen, aber was muss aufgeräumt werden?


    Achso ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich mir natürlich schon die Rahmenlehrpläne für beide Fächer für Berlin angeschaut habe.

  • Konferenzteilnahme war mir bekannt, aber was hat es mit aufräumen und Unterricht vorbereiten (in der Schule) auf sich?

    Vorbereiten heisst z. B. für einen Naturwissenschaftslehrer auch das Vorbereiten von Lehrer- oder Schülerversuchen, bzw. das Aufräumen derselben. Oder für einen Informatiklehrer das Vorbereiten eines PC-Raums ;) . Das Kopieren von Arbeitsblättern kann sich auch in die Länge ziehen…

  • Vorbereiten heisst z. B. für einen Naturwissenschaftslehrer auch das Vorbereiten von Lehrer- oder Schülerversuchen, bzw. das Aufräumen derselben. Oder für einen Informatiklehrer das Vorbereiten eines PC-Raums ;) . Das Kopieren von Arbeitsblättern kann sich auch in die Länge ziehen…

    Okay ich ging naiverweise von vorbereiteten Räumen aus. Macht schon Sinn da als Informatiklehrer Verantwortung zu übernehmen. Danke für diesen Hinweis!

  • Also mein Luftschlösser-Radar hat mehrfach rot geblinkt, als ich deinen Text gelesen habe...

    Meiner auch. Es ist weniger der "Idealismus", den du da behauptest. Es ist mehr dieses Unverständnis dafür, dass da manches auf einen zukommt, das man jetzt noch nicht absehen kann, und dieses sehr Festgefahrene, das in deinem Staunen aufglimmt: Was - da muss man aufräumen? Und um 17 Uhr noch da sein? Das kann man doch alles anders machen und ich weiß auch wie!


    So kommt das bei mir an. Und du wirst es mit dieser Haltung sehr schwer haben. Diese hehren Vorsätze und was du alles dafür aufwenden willst. Das kann auch eine üble Bauchlandung werden. Flexibilität würde da sehr helfen.


    Denn, ja, da gibt es doch tatsächlich Schüler, die wollen gar keine Spiele programmieren. Und viele hassen Mathe. Und daran wirst du nur in Einzelfällen mal etwas ändern.


    Du wolltest Feedback, dies ist es. Ich weiß nicht, warum man überhaupt mit solchen "Idealen" an seinen Beruf herangehen soll. Ich mache meinen Job, und ich bemühe mich, ihn gut zu machen, und meistens geht es auch mir selbst ganz gut dabei. Genügt das denn nicht?

  • @pieksieben, ich würde das jetzt nicht so arg sehen, der Unterschied zwischen dem Themenstarter und vielen jüngeren angehenden Studenten ist, dass er sich über vieles Gedanken macht, sich dabei zum Teil mehr oder weniger von der Realität entfernt und das hier aber alles ausspricht. Realitätsferne gibt es in dieser Form ja bei fast allen Erstsemestern, die aber eh schnell mitbekommen, wie der Hase läuft. Und die Entwicklung kann der Themenstarter ja auch problemlos machen.

  • Hier noch mein versprochener Post wegen Luftschlösser-Radar und so. ;)

    Eine solche Leitplanke ist mit dem Rahmenlehrplan gegeben, sodass für mich bereits (heute) feststeht, was ich die nächsten Jahre als Lehrer zu tun habe. Natürlich gibt es noch Anpassungen der Pläne (v. a. Informatik), Mathe wohl nur marginal, aber insgesamt sehe ich hier keine große Dynamik. Somit kann ich meine ganze Aufmerksamkeit bestmögliche Art und Weise verwenden die zu vermittelnden Inhalte zu lehren.

    Ich bin nun im 8. Jahr nach dem Referendariat. In dieser Zeit hat sich in meinen beiden Fächern (ja, eins davon ist Mathe...) mehrfach geändert. Mehrfach. Außer des Lehrplans können sich noch viele andere Dinge ändern, die für dein Tagesgeschäft relevant sind. Zum Beispiel das Format der Abschlussprüfungen: Aufgabentypen, Modus, schriftlich/mündlich, etc. Weiterhin gibt es mannigfaltige Möglichkeiten an Spezialisierungen. Tablet-Klasse, Laptop-Klasse, IF-Klasse, Inklusionsklasse, Willkommensklasse, an den BBS auch gerne mal ein neuer Schulversuch oder gar eine neue Schulart. Ob man da von Leitplanken sprechen kann? Meinem Empfinden nach ist da gar nichts mit Leitplanke.

    Sicherlich werde ich nicht nur mit hochmotivierten, bilingual ausgebildeten Musterschülern zu tun haben, aber genau darin liegt für mich die Challenge (die ich auch ein Stück weit suche).

    "nicht nur" :victory: Du wirst hauptsächlich mit Schülern zu tun haben, die eben genau das nicht sind. Kommt natürlich auch auf die Schulart an, klar. Im allgemeinbildenden System mag es noch gehen. Aber spätestens wenn wir über die BBS reden, hast du ganz anderes Klientel... Wenn du Glück hast, interessieren sich die Schüler noch für ihre Noten. Aber auch das ist nicht immer gegeben. Ich hatte dieses Jahr eine Mittelstufenklasse, da kam in der letzten KA ein Schnitt von 5,1 raus. Glaubst du, das hat da wen interessiert? Nein. Und für den Stoff, oder für seine eigene Persönlichkeitsentwicklung was dazu zu lernen... Fehlanzeige.

    Selbst ohne pädagogische Ausbildung behaupte ich, dass sich mit zielgruppengerechten Beispielen nach den Interessen der Schüler (z. B. "Spiele programmieren ist toll --> Android --> Betriebssysteme/Netzwerke --> Programmiersprachen --> Rechneraufbau) eine hohe Motivation erzielen lässt. Mit Aufzeigen warum genau dieses Thema relevant für den einzelnen Schüler ist oder sein kann (Berufswunsch) rechne ich mit einer zumindest erhöhten Motivation. Das mögen einige vielleicht als naiv empfinden, ich glaube dran.

    Nein. Einfach nein. ;) Frag mal die Abschlussklassen nach ihrem Berufswunsch. 80% der Schüler wissen noch nix.

    Stelle ich mir tatsächlich so vor, dass ich nach meinen 26 Präsenzstunden (irgendwann zwischen 8 und 14 Uhr) nachmittags Zeit für die Kinder habe und abends (auch gerne am Wochenende) den Unterricht (vor-/bzw nachbereite).

    Auch hier kommt es auf die Schulart an. Bei uns ist Unterricht werktags 7.45 - 21.30 Uhr und samstags 7.45 - 17.00 Uhr.

    als wenn die Eltern oder sogar die Schüler sich für den guten Unterricht bedanken

    Als ob das jemals vorkommen würde... :staun:


    Also nochmals allgemein gesprochen: Ich würde dir dringend anraten, zunächst mal ein Praktikum an der Schule zu machen. Vielleicht auch mehrere, wenn es irgendwie geht. So wie du dir das Lehrer-Dasein vorstellst, ist es bei WEITEM nicht und lässt sich ABSOLUT NICHT mit dem Betreuen von Studenten an der Universität, etc. vergleichen. Absolut nicht!


    Trotzdem ist Lehrer ein toller Beruf. Ich wollte keinen anderen machen. Aber wenn man halt mit völlig falschen Erwartungen ankommt, kann man meines Erachtens nur enttäuscht werden.


  • Chance zum Durchbrechen vorhandener Vorgehensweisen und eigenständige Arbeit:

    Die Hierarchie ist nur auf dem Papier flach. Deine Freiheit ist an der Schule wesentlich eingeschränkter als an der Uni.
    Neues zu etablieren ist sehr mühsam und ein langer Weg. Wenn dein Schulleiter dir nicht den Raum dafür gibt, geht garnix.
    Allgemein ist das System Schule eher konservativ, was Neuerungen angeht.
    Du bewegst dabei auch noch in einem Umfeld ständiger Ressourcenknappheit (zeitlich, finanziel, materiell). Das erschwert viele sinnvolle Veränderungen.



    Schnittmenge mit aktuellem Job:
    Am meisten Spaß macht mir der Umgang mit den Studis.
    Projektthemen ausarbeiten und intensiv betreuen, wissenschaftliche Themenstellungen konzipieren und bearbeiten lassen, Prüfungen erstellen und korrigieren, Vorlesungen halten.
    In unseren internen Evaluationen schneide ich stets als bester ab und wurde auch vom Prof. als Flaggschiff Lehre bezeichnet. In anderen Dingen sind die anderen Kollegen wiederum besser (nur um Arroganzvorwürfen gleich die Luft aus den Segeln zu nehmen). Wie gesagt, es ist eine andere Zielgruppe, aber dennoch habe ich eine Affinität zur Lehre festgestellt und wurde daraufhin auch von Kollegen und Freunden in meinem Wunsch bestärkt. Bestimmte Themen sind bestimmt vergleichbar. Z. B. Konfliktgespräche über eine als zu schlecht empfundene Bewertung. Macht natürlich keinen Spaß, aber da habe ich mich auch nicht versteckt. Ob Schüler schon so argumentieren können wir Studis kurz vorm Master weiß ich nicht, aber auf die Gespräche mit den Eltern bereiten sie auf jeden Fall vor.

    Du kannst sämtlich Erfahrungen/Fähigkeiten aus der Unilehre vergessen.
    Wenn du da wie in der Uni anfängst, hast du in 10 Minuten das totale Chaos in der Klasse.


    Ich finde es gut, dass du dir so viele Gedanken machst. Wie meine Vorredner schon empfohlen haben, solltest du allerdings dringend ein Praktikum in einer Schule machen, um zumindest ansatzweise die Rahmenbedingungen unseres (durchaus sehr schönen) Jobs einschätzen zu können.

  • Als ob das jemals vorkommen würde...

    Von Eltern nicht, ich habe allerdings bisher noch nie Eltern meiner (volljährigen) Schüler kennengelernt, aber von Schülern schon … nicht von vielen, zugegeben, aber bei denen die sich bedanken freut es mich um so mehr. :)

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