Die Lehrer/innen und ihre/r Partner/innen...

  • Das nennt sich bei uns "Schweizerkrankheit". Also den Begriff gibt es wirklich als Synonym für "Heimweh". Es ist ein Phänomen, dass Schweizer tatsächlich auch zum Studieren kaum den Heimatort verlassen. Wer aus Basel und Umgebung kommt, studiert entweder in Basel oder studiert zwar in Zürich, bleibt aber zu Hause wohnen.


    Abgesehen davon: Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen an der Schule kommen aus der Region, sind hier zur Schule gegangen, haben hier studiert und haben die Region zum Arbeiten nie verlassen. Ist doch auch irgendwo logisch, dass man sich als Lehrperson nicht grad 100 km weiter einen Job sucht, wenn es nicht irgendeinen persönlichen Grund dafür gibt. Studiert haben die aber alle mit x Personen, die nicht Lehrer geworden sind. Natürlich prägt das den Freundeskreis. Man hängt halt mit denen ab, die man jeden Tag sieht. Ich habe meine Partnerin nota bene in Heidelberg im Unisport kennengelernt. Ich finde das absolut naheliegend.

  • Dann ist mir eine andere Lehrerkrankheit aufgefallen: Die unglaublich limitierte Mobilität. Wenn ich an meine Mitschüler aus dem Dorf in RLP denke haben die häufig in Mainz studiert und kamen als Lehrer zurück ins ursprüngliche Dorf. Während andere akademische Berufe Deutschland oder gar weltweit verteilt sind. (Ausbildungen bleiben eher im Radius bis 50km, aber dann ohne Umzug mit mehr Auto fahren

    Ich kann anekdotisch das Gegenteil berichten. Von den ca. 30 Leuten aus meinem Abijahrgang (insgesamt knapp 60), die noch oder wieder in Heimatnähe leben, ist kein einziger Lehrer. Allerdings sprechen wir vom erweiterten Einzugsgebiet von Frankfurt; es gibt unter meinen Mitabiturienten durchaus einige Pendler mit anspruchsvollen Jobs.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ich habe mich gerade wirklich gefragt, was das Studium mit dem Freundeskreis als "fertiger Lehrer" zu tun haben soll.

    Na ja, bei vielen Personen gehören ja Freund*innen, die sie im Studium kennengelernt haben, auch später noch zu ihrem Freundeskreis.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Von den ca. 30 Leuten aus meinem Abijahrgang (insgesamt knapp 60), die noch oder wieder in Heimatnähe leben, ist kein einziger Lehrer.

    Wir waren um die 90 in meinem Abijahrgang. Ich weiß von zwei Lehrerinnen - eine mittlerweile Schulleiterin -, dass sie wieder in bzw. in unmittelbarer Nähe unseres Schulorts (der bei der einen auch der Heimatort ist) wohnen. Die beiden sind aber, soweit ich weiß, nie weiter weggezogen, auch während ihres Studiums nicht ;) . Insgesamt waren in meinem Abijahrgang allerdings gar nicht viele, die Lehramt studiert haben; müssten so um die 10 sein, glaube ich. Zudem wohnen auch ehemalige Mitschüler*innen, die z. B. Physik,Ernährungswissenschaft, Nautik oder Medizin studiert haben, nicht allzu weit vom ehemaligen Heimatort entfernt.

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    • Offizieller Beitrag

    man kann mit anekdotischen und gefühlten Evidenzen kommen, es gibt genug Studien dazu: Lehrämtler*innen sind (im Durchschnitt) überdurchschnittlich sesshaft und immobil. Grundschulleute noch weniger als Sek2-Leute.
    Fremdsprachenstudierende heben den Schnitt aber auch nicht so, dass die feierlich 5 mal umziehen.

    Aber es ist auch besser so. Ich finde es zwar süss aber auch ganz traurig, dass ich regelmäßig Studis erklären soll, dass sie mit ihrem Englisch/Spanisch-Studium nicht unbedingt auf eine berufliche Zukunft in Spanien vorbereitet sind (dass es am Ende vielleicht klappt, ist okay und Realität, aber das Lehramtsstudium ist ein national ausgerichtetes Studium, viele Studiengänge sogar bundeslandeingschränkt (Grundschule, einige Fächerkombis, einige berufliche Fachrichtungen, usw..) aber im Endeffekt stört es die Wenigsten.

  • Na ja, bei vielen Personen gehören ja Freund*innen, die sie im Studium kennengelernt haben, auch später noch zu ihrem Freundeskreis.

    hmm bei mir ist da nur einer übrig geblieben mit dem ich ca. 1 im Jahr Kontakt habe. Alles andere hat sich verlaufen. Mein Kernfreundeskreis ist aus Schulzeiten (nicht unbedingt direkt aus der Schule).

  • hmm bei mir ist da nur einer übrig geblieben mit dem ich ca. 1 im Jahr Kontakt habe. Alles andere hat sich verlaufen. Mein Kernfreundeskreis ist aus Schulzeiten (nicht unbedingt direkt aus der Schule).

    Oh, echt? Das kenne ich tatsächlich von vielen, die studiert haben, anders. Bei mir selber ist der engere Freundeskreis ganz gemischt und besteht aus mehreren "Cliquen". Eine besteht aus vier Freundinnen und deren Ehemännern aus meinem Heimatlandkreis (darunter ist auch die einzige Freundin aus Gym.-Zeiten, zu der ich noch näheren Kontakt habe) - durch diese habe ich auch meinen Lebensgefährten kennengelernt; eine Clique besteht aus drei Freundinnen plus Partnern aus meiner Schulzeit in der Berufsfachschule; eine aus einigen alten Kumpels plus - wenn "verbandelt" - Partnerinnen meines Lebensgefährten und eine aus vier Freundinnen, die ich im Studium kennengelernt habe.

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  • Lehrämtler*innen sind (im Durchschnitt) überdurchschnittlich sesshaft und immobil. Grundschulleute noch weniger als Sek2-Leute.

    Wobei das auch nicht verwunderlich ist. Schließlich gibt es fast überall Schulen. Da hat man auch einfach eine sehr gute Jobchance im lokalen Umfeld.


    Beispielsweise als Kernphysiker muss ich dagegen zwangsläufig mobil sein, da es nur wenige Orte gibt, wo ich in meinem Berufsfeld arbeiten kann. ;)

  • Eben, das meine ich auch. Ich verstehe nicht, was daran "falsch" oder "verschroben" sein soll, einfach dort eine Stelle anzunehmen, wo grad eine frei ist. Es ist völlig logisch, dass das bei Lehrern eher in der Nähe des Wohnortes sein wird als bei anderen Berufsgruppen. Ich bin ziemlich sicher, es gibt in der Region auch viel mehr Bedarf an Lehrern als an Gruppenleitern bei der Roche.

  • man kann mit anekdotischen und gefühlten Evidenzen kommen, es gibt genug Studien dazu: Lehrämtler*innen sind (im Durchschnitt) überdurchschnittlich sesshaft und immobil. Grundschulleute noch weniger als Sek2-Leute.

    Das ist natürlich - jenseits des Anekdotischen - unbestritten. Ich würde sogar behaupten, dass ein signifikanter Anteil der zukünftigen Lehrer wenig bis kein akademisches Interesse für ihre Fächer aufbringen und insofern wenig Interesse am Studium an sich haben. Mit anderen Worten: Könnten sie an der Schule im Heimatort eine duale Ausbildung zur Lehrkraft machen, würden sie das tun. Auch das ist natürlich wieder anekdotische Evidenz, aber immerhin eine häufig gemachte Beobachtung während meines Studiums.

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  • Oh, echt? Das kenne ich tatsächlich von vielen, die studiert haben, anders. Bei mir selber ist der engere Freundeskreis ganz gemischt und besteht aus mehreren "Cliquen". Eine besteht aus vier Freundinnen und deren Ehemännern aus meinem Heimatlandkreis (darunter ist auch die einzige Freundin aus Gym.-Zeiten, zu der ich noch näheren Kontakt habe) - durch diese habe ich auch meinen Lebensgefährten kennengelernt; eine Clique besteht aus drei Freundinnen plus Partnern aus meiner Schulzeit in der Berufsfachschule; eine aus einigen alten Kumpels plus - wenn "verbandelt" - Partnerinnen meines Lebensgefährten und eine aus vier Freundinnen, die ich im Studium kennengelernt habe.

    So groß ist der Anteil aus dem Studium dann ja auch nicht 😉 Das sind mir zu viele Freunde 🤣 ich habe 3 sehr enge Freunde und 4 enge Freunde. Alles der gleiche Freundeskreis. Ansonsten viele gute Bekannte.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist natürlich - jenseits des Anekdotischen - unbestritten. Ich würde sogar behaupten, dass ein signifikanter Anteil der zukünftigen Lehrer wenig bis kein akademisches Interesse für ihre Fächer aufbringen und insofern wenig Interesse am Studium an sich haben.

    Das ergibt sich doch letztlich aus dem Berufswunsch. LehrerInnen wollen keine WissenschaftlerInnen oder wahlweise abhängig von der Fächerkombi VolontärInnen oder DauerpraktikantInnen werden. Das akademische Interesse wäre zweifellos lobenswert, würde aber an der Schule überhaupt nicht zum Tragen kommen.

  • Naja, ein grundlegendes Interesse an wissenschaftlichem Arbeiten und an akademischen Fragestellungen wäre schon manchmal wünschenswert. Wie sagte ein Schulfreund mal zu mir - "Man studiert doch kein BWL, Jura oder Geschichte. Man studiert, wie die Welt funktioniert."

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    • Offizieller Beitrag

    Naja, ein grundlegendes Interesse an wissenschaftlichem Arbeiten und an akademischen Fragestellungen wäre schon manchmal wünschenswert. Wie sagte ein Schulfreund mal zu mir - "Man studiert doch kein BWL, Jura oder Geschichte. Man studiert, wie die Welt funktioniert."

    Ich denke, das ist durchaus da.

  • Das akademische Interesse wäre zweifellos lobenswert, würde aber an der Schule überhaupt nicht zum Tragen kommen

    Das finde ich für jemanden, der am Gymnasium unterrichtet, eine betrübliche Aussage. Natürlich habe ich ein akademisches Interesse an meinen Unterrichtsfächern. Mein Hauptinteresse gilt zweifellos der Vermittlung der Inhalte, aber ich freue mich z. B. jedes Jahr über die Verleihung der Nobelpreise. Dieses Jahr übrig ganz besonders. Ich werde mit meiner Schwerpunktfachklasse den Fokus im Fortgeschrittenenpraktikum auf Quantenmechanik und Nanochemie legen.

    • Offizieller Beitrag

    Das finde ich für jemanden, der am Gymnasium unterrichtet, eine betrübliche Aussage. Natürlich habe ich ein akademisches Interesse an meinen Unterrichtsfächern. Mein Hauptinteresse gilt zweifellos der Vermittlung der Inhalte, aber ich freue mich z. B. jedes Jahr über die Verleihung der Nobelpreise. Dieses Jahr übrig ganz besonders. Ich werde mit meiner Schwerpunktfachklasse den Fokus im Fortgeschrittenenpraktikum auf Quantenmechanik und Nanochemie legen.

    Ach weißt Du, ich habe hier so einige fette historische Wälzer (so auch den neuesten Clark) und auch einiges an englischer Literatur stehen - oder auf dem Kindle. Es würde mir beileibe nicht reichen, in der Oberstufe die mickrigen tausendmal durchgekauten 200 Jahre deutscher Geschichte zu unterrichten, die im Abitur drankommen können. Aber dieses akademische Interesse ist dann eher persönlicher als schulisch-dienstlicher Natur.

  • Auch unsere Historiker machen noch was anderes im Unterricht als "Stoff, der an der Prüfung drankommt". Geschichte ist sowieso kein Maturprüfungsfach.

  • Ich finde die Diskussion hier echt skurril.

    Ich habe weder nach oben noch nach unten geheiratet, sondern einen Menschen, den ich liebe und mit dem ich auf einer Wellenlänge liege.


    Woher kommen eigentlich die Minderwertigkeitskomplexe von Lehrkräften? Ich glaube nämlich, dass da die Selbstwahrnehmjng und Fremdwahrnehmung des Berufes ziemlich weit auseinandergehen.

    • Offizieller Beitrag

    Stimmt. Das Bild in der Öffentlichkeit ist noch schlechter.

    Einerseits. In dem Moment, wo Du mit Menschen persönlich sprichst und sie erfahren, dass Du Lehrkraft bist (am besten noch am Gymnasium), sind sie je nach eigenem beruflichen Hintergrund durchaus erst einmal "eingeschüchtert". Das merkt man daran, dass sie sich für ihre guten oder schlechten Leistungen in den Fächern, die man unterrichtet, rechtfertigen.
    Die Frotzeleien über Ferien etc. habe ich in der Tat mir gegenüber schon lange nicht mehr gehört.

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