Schöne Ironie! Ich glaube, das Problem ist einfach, dass es für manche Menschen problematisch ist, andere Lebenseinstellungen einfach so zu akzeptieren - selbst, wenn die niemandem wehtun oder schaden. Ich für meinen Teil habe eine völlig andere Vorstellung vom Leben, mit der ich aber auch glücklich und zufrieden bin. Ich habe mein Elternhaus in einem Dorf im oldenburger Münsterland zwei Wochen nach dem Abitur verlassen, weil ich bei der Bundeswehr eingezogen wurde. Ich bin niemals zurückgekehrt und hatte niemals das Bedürfnis dazu. Mein Lebensweg hat mich quer durch die Republik geführt und die Vorstellung, wieder im Dorf zu leben, wäre für mich der absolute Horror! Ich erinnere mich nur an die ständige Kontrolle, die soziale Enge, die nicht vorhandene Kultur und Infrastruktur, den psychischen Terror in einer dysfunktionalen Familie, mit der ich bis auf meinen Bruder keinen Kontakt mehr habe... Heimat ist für mich der Ort, den ich mir gewählt habe und an dem ich mich wohlfühle. Muss das für immer die Stadt sein, in der ich jetzt lebe? Nein. Muss das für immer die Frau sein, mit der ich jetzt verheiratet bin? Ja!
Gleichzeitig kann ich gedanklich nachvollziehen, was andere Menschen an so einem Leben schätzen: die nahe Natur der wunderschönen Geestlandschaft, die Vertrautheit und gegenseitige Hilfe der Dorfgemeinschaft, in der man die meisten Menschen kennt, den emotionalen Rückhalt einer gesunden Familie mit klaren und verlässlichen Rollen und Ritualen, die einem dabei helfen, eine Position im Leben zu finden, auf die man stolz sein kann, und ein Leben, auf das man im Alter im Kreise seiner Familie zufrieden zurückschauen kann. Ich kann mir vorstellen, dass einem etwas fehlt, wenn man von Kindesbeinen an mit diesen Umständen aufgewachsen ist, und dass man im Erwachsenenleben gerne dahin zurückkehrt. Und warum nicht? Was ist denn falsch daran, auch, wenn es einfach nicht meine Sache ist?
Gut erkannt
Ist jedem selbst überlassen ob er Heimweh hat oder nicht. Leute mit Heimweh aber mit Muttersöhnchen gleich zu setzen ist, naja, lassen wir das.
Nach dem Abi war ich meist 3-4x im Jahr daheim. Mein Elternhaus bleibt trotzdem meine Heimat meiner Wurzeln und ich vermisse die manchmal.
Hat aber nicht mit dem Dorf zu tun sondern mit der Familiengeschichte die am Grund und Boden hängt