Ref "sinnvoll", wenn man danach nicht im Schuldienst bleibt?

  • Hallo zusammen,


    ich habe Lehramt Gym/Ges studiert (Spanisch, PoWi). Seit meiner Fremdsprachenassistenz in Spanien lässt mich der Gedanke nicht mehr los, dorthin zurückzugehen und als Deutschlehrerin zu arbeiten, natürlich nach entsprechender Zusatzqualifikation für DaF. Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen, ob ich das gleich in Angriff nehmen soll oder doch lieber erstmal das Ref machen soll zwecks abgeschlossener Ausbildung.


    Mir ist schon klar, dass das niemand außer mir entscheiden kann, aber mich interessieren Einschätzungen zu Folgendem:


    Wie sinnvoll ist das Ref aus eurer Sicht, wenn man eigentlich nicht plant, anschließend im Schuldienst zu bleiben?
    Schätzt ihr es vorwiegend als fachlich/pädagogisch wertvolle Ausbildung ein oder eher als formale Notwendigkeit für die Verbeamtung etc.? (Die Frage ist etwas krass formuliert, aber die Meinungen scheinen hier ja ganz extrem auseinanderzugehen...)

  • Das Ref kann so oder so laufen. Kommt auf Seminar und Schule an.
    Beide Varianten haben Vor- und Nachteile.


    Wenn du erst das Ref machst und dann auswanderst, kannst du sagen, du bist Lehrer, denn das bist du dann offiziell und formal. Mit abgeschlossener Ausbildung ist dein Status sicher auch im Ausland ein anderer, als ohne.
    Außerdem kannst du bei einer möglichen Rückkehr einfach(er) in den Schuldienst eintreten und je nach Alter sogar noch eine Planstelle bekommen.
    Mehr Unterrichtserfahrung schadet sicher auch nicht.


    Nachteil ist natürlich, dass deine Motivation bzw. deine Durchbeißfähigkeit darunter leiden kann, dass du gar nicht zeitnah in den deutschen Schuldienst willst. Außerdem kann es sein, dass du warten musst, nicht sofort einen Refplatz bekommst und sich deine Pläne dann noch weiter nach hinten verschieben.


    Ich würde mich wahrscheinlich erst mal fürs Ref bewerben und schauen, wie das läuft. In der Wartezeit schon mal an der DaF Zusatzqualifikation arbeiten. Wenn es sofort einen Zusage gibt, das Ref antreten und nach Kräften versuchen, parallel an der DaF Quali weiter zu arbeiten um dann nach erfolgreichem Ref sofort "abhauen" zu können. Wenn es nicht auf Anhieb klappt, intensiv an der Quali arbeiten und dann jedes halbe Jahr neu entscheiden.


    Ich kann jedenfalls nachvollziehen, dass das eine schwierige Entscheidung ist.

  • Du willst dort auch als Deutschlehrerin arbeiten?


    Würde sich deine Bezahlung/Anstellungssituation/Stellung ... ändern, wenn du das Ref machen würdest und ein 2. Staatsexamen hättest?


    Willst du anschließend für immer in Spanien bleiben oder planst du das nur für einige Jahre und möchtest dann wieder zurück? Was hast du dann hier vor? Das Ref könntest du abhängig vom Bundesland dort auch später noch machen.

  • Ich würde lieber erst fertig machen. Nach 3 oder 5 Jahren/ gescheiterten Beziehungen/ mit Kindern/ alten Eltern/ Heimweh... möchtest du vielleicht zurück und dann macht's Sinn, beide Staatsexamen zu haben. Wenn du in Spanien im Schuldienst arbeiten willst, macht es sicher auch Sinn, die Ausbildung zu beenden und Praxiserfahrunf zu sammeln.


    Wenn du meinst, sicher zu wissen, dass dir die Sicherheit des Staatsdienstes hier nie abgehen wird und du auch in Spanien nur Einzelunterricht machen willst, "brauchst" du das Ref wohl eher für nichts weiter.

  • Auf jeden Fall das Referendariat machen, erst dann hast du in Deutschland eine anerkannte, abgeschlossene Ausbildung. Das kann auch wichtig sein, wenn du in einem anderen Beruf arbeiten willst.


    Und: Wer weiß was die Zukunft bringt? Vielleicht willst du in ein paar Jahren nach Deutschland zurück? Vielleicht tritt Spanien aus der EU aus und du hast dann das gleiche Problem wie die Exil-Deutschen in GB nach dem BREXIT?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich würde es auch machen. Sehe darin eigentlich nur Vorteile. Die Zeit geht schnell vorbei (rückblickend), du sammelst wertvolle Unterrichtserfahrung und lernst viel dazu, und hinterher hast du einen Abschluss und kannst, wenn es in Spanien doch nicht so klappt wie du es dir wünscht, nach Deutschland zurückkommen und als Lehrer arbeiten.

  • Mach das Ref!
    Klar, viele Leute erzählen Horrorgeschichten, aber meine feste Überzeugung ist, dass die meisten in ihrem Ref NICHT schikaniert werden, sondern Dinge für ihre spätere Berufspraxis lernen. Wenn du Deutschleherin in Spanien werden willst, kann ich mir nicht vorstellen, dass du im Ref nichts mitnimmst, was später nützlich sein wird.

  • Wie sinnvoll ist das Ref aus eurer Sicht, wenn man eigentlich nicht plant, anschließend im Schuldienst zu bleiben?

    Eine staatlich anerkannte Ausbildung ist immer sinnvoll. Falls man eine Alternative im Berufsweg zur Auswahl hat, ist halt die Überlegung sinnvoll, welche der beiden Varianten sinnvoller ist. Aber Zeitverschwendung ist eine Ausbildung niemals - sofern am Ende der Erfolg steht, natürlich.

  • Wir sagen mal so: das Ref kann man auch in Spanien anerkennen lassen

    Oder halt auch nicht bzw. es ist elend mühsam - weisst Du's oder vermutest Du nur? In dem Fall würde ich nämlich erst mal rausfinden, wie die Lehrerausbildung in Spanien funktioniert und mich ggf. tatsächlich erst vor Ort "zu Ende" qualifizieren. In der Schweiz ist das deutsche Staatsexamen jedenfalls nicht viel wert, hier gibt es Schulleiter, die deutsche Lehrer auch mit schweizer Anerkennung nicht einstellen. Wenn es um Bildung und Gesundheit geht, sind die meisten Länder ziemlich picky bezüglich der Ausbildung. Mag sein, dass es in Spanien easy ist, aber ja ... ich würde das erst mal in Erfahrung bringen.

    • Offizieller Beitrag

    auf jeden Fall das Ref machen!


    Ohne Ref ist deine Ausbildung einfach nicht abgeschlossen.
    ich vermute mal, du würdest auch jedem Anderen (Akademiker wie Handwerker) empfehlen, die Ausbildung zu beenden.
    Viele stichhaltige Gründe wurden dir bereits genannt, die muss ich nicht wiederholen ;)

  • ich vermute mal, du würdest auch jedem Anderen (Akademiker wie Handwerker) empfehlen, die Ausbildung zu beenden

    "Jeder andere" aka Handwerker z. B. hat in der Regel auch kein Problem mit der Anerkennung seines Abschlusses. Bei Akademikern sieht die Sache mindestens im Bereich Bildung und Gesundheit ein bisschen anders aus. Ein Arzt muss sich seinen Abschluss ebenso anerkennen lassen wie ein Lehrer, wenn er im Ausland arbeiten will und je nachdem in welchem Ausbildungsabschnitt man sich befindet, kann es in der Tat sinnvoller sein, die Ausbildung direkt im Zielland abzuschliessen. Ich weiss sogar von einem studierten Bauingenieur aus Albanien, dem man hier seine Ausbildung *nicht* anerkannt hat.

  • Ich habe schon einige Referendare kennengelernt, die anschließend in die freie Wirtschaft sind. Nach wenigen Jahren waren sie alle wieder da...

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • In der Schweiz ist das deutsche Staatsexamen jedenfalls nicht viel wert, hier gibt es Schulleiter, die deutsche Lehrer auch mit schweizer Anerkennung nicht einstellen.

    Das dürfte aber eher mit schweizerischen Befindlichkeiten zusammenhängen als mit der Ausbildung deutscher Lehrer. Die dürfte im internationalen Vergleich zumindest fachlich schon mithalten können.

    "Jeder andere" aka Handwerker z. B. hat in der Regel auch kein Problem mit der Anerkennung seines Abschlusses.

    Keineswegs. Die meisten Gewerke haben irrsinnig viele nationale Vorschriften, in die man sich als Handwerker gründlichst einarbeiten sollte (Beispiel Elektriker: TN-C-Netze vs. TN-S-Netze, Nullung etc... ok, wenn man in die USA geht, kann man das alles vergessen, die sind E-Netz-mäßig auf dem Stand von 1950). Also einfach Facharbeiterbrief vorzeigen und loslegen ist nicht.


    OnT: Ich würde das Referendariat auf jeden Fall machen. Spanien ist vielleicht in ein paar Jahren gar nicht mehr so attraktiv, und dann wird es viel wert sein, in D einfach als Lehrer anfangen zu können. Nein, ich habe das Ref nicht als "wertvolle didaktisch-pädagogische Ausbildung" erfahren. In der Hinsicht war es verschwendete Lebenszeit. Aber es ist nunmal eine formale Voraussetzung - nicht mal nur für die Verbeamtung, sondern dafür, in D als vollwertiger und vollwertig bezahlter Lehrer arbeiten zu können.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Das dürfte aber eher mit schweizerischen Befindlichkeiten zusammenhängen als mit der Ausbildung deutscher Lehrer.

    Die Befindlichkeiten hat jedes Land, wenn es um Bildung und Gesundheit geht. Glaub bloss nicht, dass es anders rum einfacher ist, sich das schweizerische Lehrdiplom in Deutschland anerkennen zu lassen.



    Spanien ist vielleicht in ein paar Jahren gar nicht mehr so attraktiv

    Seit wann ist Spanien überhaupt attraktiv? Ich glaube wer nach Spanien gehen will, dem geht's nicht ums Geldverdienen. Das scheint mir mehr so eine Grundsatzentscheidung zu sein.

  • Seit wann ist Spanien überhaupt attraktiv?

    Musst Du mich nicht fragen. Ich bin ohnehin ein Fan der nördlichen Länder. Meine Frage bezog sich aber eher darauf, dass man vielleicht doch mal nach Deutschland zurückwill, z.B. wenn man das spanische Gesundheits- oder Sozialsystem kennengelernt hat.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

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