AfD

  • Ich habe gerade einen Artikel gelesen, der mich erschaudern lässt.


    Die AfD möchte ein Online-Formular einrichten, wo Schüler Lehrer melden, die Stimmungsmache und Hetze gegen die AfD in der Schule betreibt.
    Krass.
    Ich komme mir vor, wie in einer Zeitmaschine. Grusel.



    Artikel aus der „Zeit“ vom 21.06.2018.


    Wie seht ihr das?

  • Mein erster Impuls war "Sollen sie doch, als Beamter auf Lebenszeit können sie mir nichts anhaben!" zu schreiben.
    Aber das würde natürlich zu kurz greifen. Also etwas genauer: Mir macht so eine Website keine Angst. Ich denke, dass ich mich meiner deutlich positionierten Meinung trotzdem im Bereich der Legalität und der Demokratie bewege. Und falls nicht, würde ich auch entsprechende disziplinarische Konsequenzen (Abmahnung; Disziplinarverfahren) stolz, wenn auch leicht genervt, über mich ergehen lassen.
    Gesamtgesellschaftlich ist es natürlich erschütternd, dass die AFD das Gefühl hat, mit so einer Maßnahme Stimmung machen zu können. Wenn das gesellschaftliche Klima solche Methoden zulässt - egal, ob daraus ernsthafte Konsequenzen entstehen können oder nicht - läuft in einer Demokratie definitiv etwas schief.

  • Das hat ja einen Ausgangspunkt. Ich meine da einen Artikel gelesen zu haben, wo ein Lehrer Stimmung gegen die AFD gemacht hat. Nun ist die Frage (auch wenn es nicht jedem passt... die AFD ist eine gewählte demokratische Partei wie andere auch) ob man sich genauso gegen Linke, CDU oder was weiß ich positioniert. Und was eigentlich mit dem Neutralitätsgebot der Lehrer ist.


    Edit: Artikel gefunden https://www.weser-kurier.de/re…weigen-_arid,1736400.html


    LG Anja

  • Aha und was soll mit den Ergebnissen dann passieren? Online-Stimmungsmache ist widerwärtiger AfD-Stil. Aber Selbstjustiz ist dann nicht mehr lustig.
    Naja, man kann nur generell hoffen, dass sie möglichst viele drankriegen von den rechten Hasspredigern, die sich in dieser ach so demokratisch legitimierten Partei verstecken. Bis dahin, möglichst nicht zu viel Bedeutung beimessen.

  • Das käme auf den Rahmen an.


    Bist du Politiklehrer im Unterricht? Dann hast du da nicht zu werten, sondern nur zu berichten/eklären.


    Bist du das nicht, und fragen dich zB SuS einfach so (also außerhalb des Unterrichts) nach deiner Meinung, kannst du diese natürlich äußern, solange sie nicht als verfassungsfeindlich einzustufen wäre.
    Ob und wie das die SuS "beeinflusst" ist sowieso nie absehbar.


    Ist aber schon interessant, wenn eine "Partei" so etwas haben möchte, deren (Ex?) Mitglieder vom Schuldienst suspendiert wurden wegen Äußerungen im Sinne ihrer "Partei" (konkret xenophobes Gequake von rechts, was auch sonst).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Wenn das gesellschaftliche Klima solche Methoden zulässt - egal, ob daraus ernsthafte Konsequenzen entstehen können oder nicht - läuft in einer Demokratie definitiv etwas schief.

    Das läuft aber auf allen Seiten schief. Meiner Meinung nach ist das Klima seit der Ansprache von unserem ehemaligen Außenminister Gabriel: "Ihr seid das Pack, welches eingesperrt werden muß", vergiftet. Da kommt jetzt entsprechend von beiden Seiten gehörig Feuer. Die AfD ist da nur noch ein Katalysator.


    --> http://www.spiegel.de/politik/…-kommentar-a-1049965.html


    Aktuell sieht man das ja an dem Diskussionsstil zwischen CDU und CSU. Sowas war vor 10 Jahren undenkbar. Wenn eine Bundeskanzlerin erst einmal mit Richtlinienkompetenz regieren muß, sind wir nicht mehr weit weg von Notverordnungen und wohin sowas führt, sollte man aus dem Geschichtsunterricht wissen.

  • Wer seinen Unterricht nicht als Plattform für politische Beeinflussung von Schülern für oder gegen eine bestimmte Partei benutzt, hat doch nichts zu befürchten. Und die scharzen Schafe, die es doch machen, müssen halt mit Beschwerden rechnen und das auch zurecht. Dabei spielt es doch keine Rolle, ob ein linker Lehrer im Unterricht gegen die AfD hetzt oder ein rechter Lehrer gegen die Grünen.

  • Die AfD hat Recht, weil es nicht die Aufgabe der Lehrer ist, die Schüler durch ihre politische Meinungen zu beeinflussen. Generell sehe ich jetzt im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich (sprich Erdkunde, PoWi, Geschichte, Religion/Ethik) keinen Gegenstand, bei dem es nicht möglich wäre, als Lehrer einfach nur Input zu liefern und die Schüler zu einer eigenen Meinung kommen zu lassen. Und gerade bei jungen Schülern sollte man als Lehrer vorsichtig mit der Wortwahl sein, da diese sehr beeinflussbar durch äußere Einflüsse sind.


    Wie Miss Jones schrieb, wenn Schüler mich nach meiner privaten Meinung fragen, darf ich die AfD gut, schlecht oder neutral finden, aber ansonsten habe ich mich da herauszuhalten und ganz ehrlich: Bricht einem als Lehrer ernsthaft ein Zacken aus der Krone, wenn ein Schüler, nachdem man sich eine Stunde lang mit den Wahlprogrammen verschiedener Parteien beschäftigte, zum Ergebnis kommt, dass er die AfD ganz gut findet? Vor allem habe ich die schulischen Leistungen des Schülers zu bewerten und nicht dessen politische Gesinnung, kann mir also egal sein, ob er meine politische Meinung teilt oder das andere Extrem bedient...

  • 1. Es spielt für meinen Status an der Schule keine Rolle, wenn die AfD das macht; als Bürger ist es mir nicht egal.
    2. Es ist meine Aufgabe als Lehrer, Schüler zu beeinflussen, in vielerlei Hinsicht.
    3. Wenn ich Beispiele für Denunziantentum und Faschismus in der heutigen Zeit suche, werde ich als Beispiele sicher die verwenden, die ich vor Augen habe - das ist die AfD.
    4. Wie viel das ändert, ist fraglich.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

    • Offizieller Beitrag

    Dazu fällt mir irgendwie das hier ein:



    Quelle: NS-Parteiprogramm 1920, Punkt 23, zitiert nach: http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html


    Es ist schon interessant, dass auch schon damals eine Partei, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, ausgerechnet den Kampf gegen die bewusste politische Lüge forderte. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit heutigen Ansichten der einen oder der anderen heutigen Partei wären natürlich rein zufällig und nicht gewollt...


    Und dann gab es ja auch noch das hier:


    Zitat


    § 4


    Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten, können aus dem Dienst entlassen werden. Auf die Dauer von drei Monaten nach der Entlassung werden ihnen ihre bisherigen Bezüge belassen. Von dieser Zeit an erhalten sie drei Viertel des Ruhegeldes (§ 8) und entsprechende Hinterbliebenenversorgung.


    Quelle: Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, zitiert nach http://www.documentarchiv.de/wr.html


    Natürlich ist es NOCH nicht so weit. Aber Ähnlichkeiten zur geistigen Grundhaltung lassen sich hier m.E.n. durchaus erkennen.



    Vielleicht sind wir als WählerInnen ja diesmal so schlau, es anders, es besser zu machen als damals.


  • Bist du Politiklehrer im Unterricht? Dann hast du da nicht zu werten, sondern nur zu berichten/eklären.

    Natürlich darfst du bei einer SuS-Frage oder Diskussion zur AfD deine Meinung als PoWi-Lehrer zu dieser Partei sagen, und zwar mit einer sachlichen Begründung. Anderen Ansichten ist Raum zu gewähren. Wie hat mir mein Prof gesagt: "Man kann nicht erwarten, dass jemand aus Interesse dieses Fach studiert und dann zu nichts eine Meinung hat."

  • Wenn eine Bundeskanzlerin erst einmal mit Richtlinienkompetenz regieren muß, sind wir nicht mehr weit weg von Notverordnungen und wohin sowas führt, sollte man aus dem Geschichtsunterricht wissen.

    Ernsthaft? Hast du überhaupt mal einen Blick ins Grundgesetz geworfen? Eine Kanzlerin, die ihre von der Verfassung zugeschriebenen Rechte wahrnimmt, handelt sicherlich nicht mal im Ansatz so wie es damals in der Weimarer Republik oder bei den Nazis war. Es gibt keine Notverordnungen! Editierte Anmerkung: Lediglich die Bundeskanzlerin ist vom Parlament, also dem von uns gewählten Gremium gewählt worden. Sie ist der Chef, sie hat sich dem Parlament zu verantworten. Was Kollege Seehofer da macht, widerspricht viel mehr meiner Vorstellung von Regierung: "Ich stimme mich mit dem CSU-Vorstand ab und entscheide dann". Sorry, aber die CSU habe und konnte ich bei mir nicht wählen.


    Zum Thema: Wir kennen den genauen Unterrichtsinhalt nicht. Laut Berichten wurde eine Pressemitteilung(!) eines AfD-Politikers im Unterricht behandelt. Passiert so etwas mit öffentlichen Dokumenten im Sowi/Geschichtsunterricht nicht ständig? Wahlprogramme, historische Reden und Briefe? Wenn die Fragestellung nicht lautet "Schauen wir uns an, warum die AfD so scheiße ist" erscheint mir das gewünscht und gewollt.

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle29 ()

  • Wenn das gesellschaftliche Klima solche Methoden zulässt - egal, ob daraus ernsthafte Konsequenzen entstehen können oder nicht - läuft in einer Demokratie definitiv etwas schief.

    Och.... die Blockwartmentalität ist doch schon lange weit verbeitet (oder sollte ich schreiben "noch weit verbreitet"?). Sie wurde bisher halt in anderen Bereichen ausgelebt:
    Ob jemand (der den ganzen Tag genug Zeit und sonst nichts zu tun hat) mit einem Fernglas aus seiner Wohnung Falschparker beobachtet und anzeigt,
    ob "nachgeprüft" wird, das der Nachbar auch ganz bestimmt alle Gläser abgewaschen hat, bevor sie in den Glaskontainer kommen,
    dass auch ja der Rasen xxx mm hoch abgeschnitten wird und die Blumen eine bestimmte Wuchshöhe nicht überschreiten,
    das der Müll richtig sortiert wird und wehe da verirrt sich mal ein Schnipsel Papier in die Biotonne...etc.


    Das "Leben und leben lassen" ist dem Deutschen wohl nicht gegeben. Man macht sich und anderen lieber Streß und verschwendet seine Energie lieber darauf.


    Und diese Mentalität wird jetzt halt auch politisch ausgenutzt. Da können es "die da unten" "denen da oben" mal richtig zeigen, insbesondere, wenn es anonym ist.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Natürlich darfst du bei einer SuS-Frage oder Diskussion zur AfD deine Meinung als PoWi-Lehrer zu dieser Partei sagen, und zwar mit einer sachlichen Begründung.

    Das möchte ich erleben, wenn ein Politiklehrer überzeugter AfD-Anhänger ist und in seinem Unterricht ordentlich die Werbetrommel für seine Partei führt, natürlich mit sachlichen Begründungen. Das würden doch wahrscheinlich genau die Leute direkt melden und dienstrechtliche Konsequenzen fordern, die sich gerade über diese AfD-Meldeaktion aufregen.


    Ich unterrichte auch Politik und habe noch nie meine persönliche Meinung zu einer Partei oder einem Thema erkennen lassen. Ich finde das hat im Unterricht auch nichts zu suchen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich unterrichte auch Politik und habe noch nie meine persönliche Meinung zu einer Partei oder einem Thema erkennen lassen. Ich finde das hat im Unterricht auch nichts zu suchen.

    Meine politische Meinung sieht man sehr oft schon an meinen T-Shirts

  • Ich unterrichte auch Politik und habe noch nie meine persönliche Meinung zu einer Partei oder einem Thema erkennen lassen. Ich finde das hat im Unterricht auch nichts zu suchen.

    Überwältigungsverbot und die eigene Meinung äussern sind schon noch zwei paar Schuhe. Die eigene Meinung kann ja Teil einer Diskussion sein, bei der alle Seiten gehört werden.

  • Meine politische Meinung sieht man sehr oft schon an meinen T-Shirts

    Da kommt es wohl darauf an, wie stark diese politische Meinung geäußert ist. Es gibt z.B. auch diese "FCK AFD"-Sticker und -T-Shirts und das fände ich unangemessen bei einem Lehrer - genauso wie wenn ein Lehrer die AFD im Politikunterricht besonders positiv bewerben würde. In der Berufsschule kann es noch einmal etwas anderes sein als in der Grundschule oder der Sek I, aber selbst dann sind viele mental noch sehr am Anfang ihres Lebens und sollten dazu angeregt werden, sich selbst eine Meinung zu bilden - statt sie von Eltern oder Lehrern eingetrichtert zu bekommen (Ich schreibe das allgemein und nicht auf dich bezogen, Trantor.).


    Natürlich sollte ein Politiklehrer durch sein Studium in der Lage sein, zu einer fachlich schlüssigen politischen Meinung zu kommen, aber das ist dann seine Privatsache und hat in der Klasse nichts verloren. Es dürfte auch in keinem Lehrplan stehen, dass sich der Lehrer gegenüber der Klasse hinsichtlich seiner politischen Einstellung zu positionieren habe...

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