Sind Elterngespräche für Lehrer verpflichtend durchzuführen?

  • Hallo ins Forum,
    muss ich einem Vater einen Gesprächstermin geben, wenn sein Sohn im Fach glatt 2 steht und unproblematisch läuft, der Vater ein sehr bekannter Stänkerkopp ist, der mir auf Nachfrage nicht das Thema seines Gesprächswunsches mitteilen will?
    Ich gehe also davon aus, dass der Vater - wie bei Kolleginnen beriets geschehen - lediglich rummeckern will und ich soll mich nicht mal auf etwas vorbereiten können sondern muss mich angreifen und an die Wand stellen lassen? Kann der SL das anweisen?
    Ich fühle mich gerade gegängelt (auch vom Chef, der meint, dass man den Vater ruhig stellen und ihm deshalb nachgeben müsse) und frag mich wirklich, ob das irgendwo festgeschrieben steht.
    Allein führen werde ich das auf keinen Fall. Aber müssen wir wirklich alles ertragen?

  • Hallo cubanita


    wie es rechtlich aussieht, weiss ich nicht.


    Mit solchen Gesprächen habe ich aber auch schon meine Erfahrungen gemacht. Es ging da nicht um das Kind an sich, sondern um meinen Unterricht. Für das Gespräch habe ich meine Schulleitung dazu genommen, die hat der Mutter dann klar aufgezeigt, wo ihre Grenzen sind. Im Nachhinein hat sich das als sehr positiv und gewinnbringend rausgestellt.


    Ich weiss wie anstrengend sowas ist, deshalb möchte ich dir einfach viel Kraft wünschen.


    Liebe Grüsse

  • Ob man sich weigern kann, weiß ich auch nicht, davon habe ich bisher noch nie etwas mitbekommen.


    In erwarteten harten Fällen (auch wenn ich das Thema nicht weiß) lege ich mir vorher möglichst viele Gesprächsstrategien zurecht, da gibt es ja einige - z.B. die Objektivierung, Herausstellung beider Standpunkte, Wiederholung des Gesagten des Gegenübers ... Das versachlicht oft und nimmt Aggressionen. Vielleicht gibt es sogar Punkte, wo man Verständnis äußern kann, das könnte ein Türöffner sein...


    Auch Eltern taktieren, das erlebe ich als übertrittsgeschädigte (oder auch erprobte) Lehrerin immer wieder.
    Und nicht vergessen: Man ist in Gesprächen objektiv gesehen nie der Angeklagte, sondern es gibt eben zwei Standpunkte und was Fachliches betrifft, ist klar, wer der Experte ist.
    Man könnte auch ansprechen, dass man den Eindruck hat, dass der Vater die Probleme subjektiv so extrem empfindet... , man das aber ganz anders sieht. Vielleicht tritt der Vater auch Anwalt seines Kindes auf? Machen doch einige Eltern, mehr oder weniger extrem je nach Vorerfahrungen und Einstellung... Mir helfen da immer die möglichen Beweggründe um es für mich selbst zu objektivieren.


    Viel Glück, wenn das Gespräch nun sein muss.

  • Eltern dürfen natürlich zu ihrem Kind/seinen Leistungen etwas erfahren.
    Lass den Papa vielleicht erst mal reden ...Sie hatten um einen Termin gebeten, womit kann ich behilflich sein...? und dann kann Spiegeln helfen: Verstehe ich Sie richtig, dass... Sie denken... Ihnen ist aufgefallen, dass... Sie machen sich Sorgen, weil...


    Anschließend dann ggf. noch: da kann ich Sie beruhigen... das erlebe ich anders... meines Erachtens... das habe ich so entschieden, weil... oder: das tut hier nichts zur Sache. Um zu Ihrem Sohn zurückzukommen... Also die Sachebene möglichst nicht verlassen :)


    Falls der Vater frech wird, tust du kund, dass du das Gespräch vertagen wirst, bis er sich wieder eingekriegt hat.


    Am Besten geht sowas mit zweiter Person!

  • Gibt es bei euch keine Lehrersprechstunden?
    Bei uns bieten alle Lehrer einmal in der Woche eine Sprechstunde an (in einer geeigneten Freistunde) und entweder es kommen Eltern oder man korrigiert und bereitet vor.

  • Wie es in Brandenburg aussieht, kann ich nicht sagen, aber bestimmt habt ihr auch so etwas wie eine Beratungspflicht o.ä.


    Ich habe in den letzten Jahren auch immer mal wieder mit einigen wenigen unangenehmen Eltern zu tun gehabt und dabei ein natürliches Ende des Gesprächs gesetzt, nämlich den Beginn des Unterrichts. Das natürlich nicht, wenn für mich erkennbar ein echter Konfliktfall vorliegt, da benötigt man Zeit. Aber viele Eltern lassen sich auf einen Termin vor der ersten Stunde ein, dann können sie ihr Kind in die Schule bringen. Wenn es klingelt ist das Gespräch vorbei oder wird vertagt, ein paar Tage später fortgesetzt, wenn es nötig ist.


    ich würde dennoch versuchen, möglichst gelöst in das Gespräch zu gehen, über den Jungen kannst du sicher einige positive Dinge sagen. Und wenn du den Termin verweigerst, zieht sich die Stänkerei, wenn es dich denn darum handelt, bis zum nächsten Elternsprechtag.

  • Vielen Dank für eure Antworten. @Krabappel @Brick in the wall Einige haben aber mein Problem nicht verstanden. Ich kenne meine Beratungs- und Informationspflicht und habe auch kein Problem damit. Aber das muss man als Eltern ja formulieren können, oder?
    Wenn nun auf meine Nachfrage, worum es gehen soll, ohne Antwort die Schulleitung informiert wird, dass ich nicht gesprächsbereit wäre und er ein Gespräch erwirken soll, wieder ohne Themennennung, kann man doch das Gefühl bekommen, dass es nicht um Beratung zum Kind gehen soll, oder?
    Wie auch immer, ich hab nun darauf bestanden, dass SL Termin mitteilt, sich die Themen mitteilen lässt und beim Gespräch dabei ist. Der Vater kann nächste Woche nicht, da er mit betroffenem Kind eine Woche im Urlaub ist! So viel dazu!

  • Meine Schulleitung sagt immer, sie mache keine Blind Dates. Thema muss also bekannt sein.

    das wünschte ich mir von meiner SL. Immer dieses Gekusche.

  • Wenn der Vater dir kein Thema gibt, sind 5 Minuten für das Gespräch offensichtlich ausreichend. Wenn er mehr will, soll er sagen warum. Deine Arbeitszeit wächst nicht auf Bäumen. Kollegen dazu bitten und Gesprächsprotokoll anfertigen lassen und den Vater gerne vorher darauf hinweisen, warum das notwendig ist (bei uns an der Schule wird durch die Schulleitung klar kommuniziert, dass wir Elterngespräche dann protokollieren, wenn das Thema oder der Gesprächspartner als schwierig bekannt sind, zwei Elternpaare kommen seitdem nicht mehr zu Gesprächen, was das Leben vieler Kollegen merklich entspannt hat xD).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Ich würd mir auf jeden Fall jemanden, ggf. auch den Schulleiter, dazuholen.
    Ansonsten an Vorbereitung das leisten, was man eh hat, also bzgl. Unterricht z.B. ne Reihenplanung (wenn du das irgendwo ansehnlich parat hast, ansonsten z.B. Klassenbuch nehmen) bereitlegen, damit man erklären kann, was man so im Unterricht macht. Und die Notizen zu den Noten des Schülers.
    Auf irgendwelche persönlichen Angriffe musst du gar nicht eingehen.
    Und ne Zeit vorgeben finde ich auch eine gute Idee.
    Protokollieren würde ich auch alles, einfach mit der Begründung, dass ich eh vieles protokollieren muss. Nicht nur schwierige Gespräche, sondern einfach als Gedächtnisstütze und damit ich nicht jedes Mal über das gleiche rede oder irgendwas vergesse, was besprochen wurde. Das passiert ja schon, wenn ich danach z.B. ne Stunde Unterricht halte, dann ist alles wieder raus aus dem Kopf...

  • Hallo ins Forum,
    muss ich einem Vater einen Gesprächstermin geben, wenn sein Sohn im Fach glatt 2 steht und unproblematisch läuft, der Vater ein sehr bekannter Stänkerkopp ist, der mir auf Nachfrage nicht das Thema seines Gesprächswunsches mitteilen will?
    Ich gehe also davon aus, dass der Vater - wie bei Kolleginnen beriets geschehen - lediglich rummeckern will und ich soll mich nicht mal auf etwas vorbereiten können sondern muss mich angreifen und an die Wand stellen lassen? Kann der SL das anweisen?
    Ich fühle mich gerade gegängelt (auch vom Chef, der meint, dass man den Vater ruhig stellen und ihm deshalb nachgeben müsse) und frag mich wirklich, ob das irgendwo festgeschrieben steht.
    Allein führen werde ich das auf keinen Fall. Aber müssen wir wirklich alles ertragen?


    Ich meine, Elterngespräche sind verpflichtend in dem Sinne, dass du ein Terminangebot machen musst. Ich glaube, du musst sogar zwei "Varianten" vorschlagen.


    Dass man vorher den Grund mitteilt, denke ich, ist eher eine Frage der Höflichkeit, aber keine Pflicht. Ich habe es ehrlich gesagt auch schon vergessen mitzuteilen und schrieb nur, ich wolle jemanden sprechen. Als es mir dann so erging, merkte ich erst, wie doof das ist, weil man sich lauter unnötige Gedanken macht.


    Das Gespräch in so einer Situation wie deiner mit einem Zeugen deines Vertrauens zu führen, ist gut und sinnvoll. Bislang war es mir lieber, Gespräche alleine zu führen. Im schlimmsten Fall steht ja dann Aussage gegen Aussage.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Liebe Lehrerkolleginnen und -kollegen,
    ich schieb das jetzt mal auf die Schuljahresend-Demenz und allgemeine Alle-und-müde-Situation, aber ich schrieb, dass der Schulleiter dabei sein wird!
    Der Vater hat den Termin bestätigt und wird uns die Themen in den nächsten Tagen mitteilen. mir ist ja immer noch nicht gsnz klar, wie man einen Gesprächswunsch haben kann, dann aber nicht stichpunktartig formulieren kann, worüber, aber gut.
    Zu meinen Unterrichtsvorbereitungen werd ich genau nichts mitnehmen.
    Schönes Wochenende

  • Ich meine, Elterngespräche sind verpflichtend in dem Sinne, dass du ein Terminangebot machen musst. Ich glaube, du musst sogar zwei "Varianten" vorschlagen.


    Dass man vorher den Grund mitteilt, denke ich, ist eher eine Frage der Höflichkeit, aber keine Pflicht. Ich habe es ehrlich gesagt auch schon vergessen mitzuteilen und schrieb nur, ich wolle jemanden sprechen. Als es mir dann so erging, merkte ich erst, wie doof das ist, weil man sich lauter unnötige Gedanken macht.


    Das Gespräch in so einer Situation wie deiner mit einem Zeugen deines Vertrauens zu führen, ist gut und sinnvoll. Bislang war es mir lieber, Gespräche alleine zu führen. Im schlimmsten Fall steht ja dann Aussage gegen Aussage.

    wo steht denn das? Warum sollte ich ein Terminangebot machen, wenn es kein Thema gibt? Wenn es ein Thema gibt, kann man das im Vorfeld formulieren.
    Das hat nix mit Höflichkeit zu tun sondern mit Zielorientierung, dann kann ich mich vorbereiten und gezielt auf das Thema eingehen, somit effektiv an einer Lösung arbeiten bzw. Unklarheiten gezielt beseitigen.
    An Sprechtagen wissen die Eltern schon durch den Text in der Einladung, dass es um Informationen zu den Leistungen und zum Arbeits-und Sozialverhalten geht. Sollte es andere Themen geben, wird das von mir formuliert.
    Ich finde, das ist sinnvoll.
    Meine Zeit wächst tatsächlich nicht aufm Baum und ich bin auch niemandes Spielball.

  • Also, wenn Eltern mich sprechen wollen, erfahre ich in den seltensten Fällen vorher, worum es geht. Meist steht eine Notiz im HA-Heft "Kann ich Sie sprechen?" und dann sehen wir uns in meiner wöchentlichen Sprechstunde und ich höre mir an, was die Eltern auf dem Herzen haben und wir führen ein Gespräch. Fühle mich da weder als Spielball noch als würde meine Zeit verschwendet.


    Vielleicht ist dem Vater nicht klar, dass es dich verärgert? Oder die Fronten sind schon total verhärtet? jedenfalls dachte ich, ich erzähl dir mal, wie es bei uns läuft, vielleicht hilft es dir, das gespräch lockerer zu sehen...

  • Dem Vater ist das Ganze völlig klar und auch von ihm gewollt.
    Er schmiert immer wieder Kommentare in die Hefte seines Kindes, unsachlich und provozierend. Dazu kenne ich ja die Aussagen, die das Kind sehr offen vom Küchentisch seiner Eltern erzählt.
    Nun ist die Familie trotz Schulpflicht eine Woche im Urlaub. Ich werde den Termin wahrscheinlich nicht wahrnehmen, da bisher immer noch keine Gründe für das Gespräch übermittelt wurden.


  • Nun ist die Familie trotz Schulpflicht eine Woche im Urlaub. Ich werde den Termin wahrscheinlich nicht wahrnehmen, da bisher immer noch keine Gründe für das Gespräch übermittelt wurden.

    Dreh den Spieß doch um! Der Vater kann nicht, weil er in der Schulzeit mit dem Kind in den Urlaub fährt? Wo sind wir denn hier?! In diesem Fall hätte ICH ganz sicherlich Gesprächsbedarf. Wenn du die Konfrontation willst, dann schicke doch jetzt per Post eine Einladung raus, Betreff Schulpflichtverletzung und deren Auswirkungen auf die schulische Laufbahn des Sprösslings. Dabei gibst du natürlich den Termin vor, der dir passt. Kopie in die Akte, damit du im Zweifel deine Beratungsbereitschaft nachweisen kannst. Lass dich nicht vorführen, ich drück dir die Daumen, dass es nicht zu sehr an die Nerven geht.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

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