Lehramtsstudium mit Mitte 40

  • Es ist zwar keine halbe Stelle, aber ich habe z.B. schon vor, im Referendariat meine Nebentätigkeit weiterhin auszuüben - gerade weil man dann noch nicht viel verdient. Vlt. kann der Threadersteller neben dem Studium so viel arbeiten, dass er im Referendariat auf eine Viertelstelle reduzieren kann, aber ganz auf Null zu gehen? Mit 50 sind zwar die gröbsten Kosten beglichen, aber man hat ja immer noch die laufenden Kosten...

    Müsstest du das zweijährige Ref mit bayerischen Anforderungen überstehen, dann könntest du mit ziemlicher Sicherheit keine Nebentätigkeit ausüben, es sei denn, es ist 1 Stunde Babysitten oder so.

  • Mein Tipp: wenn du das wirklich willst, Probier es. Ein Freund von mir hat auch noch mit 54 das Ref gemacht. Der war vorher seit Mitte zwanzig Lehrer hat aber wegen fehlendem 2. Staatsexamen immer nur zeitlich begrenzte Verträge an der Berufsschule bekommen.
    Anstrengend war für ihn das Ringelpiez mit anfassen in den Seminaren weil die Seminarleiter, teils 20 Jahre jünger als er, ihm erzählen wollten wie Unterricht geht.


    Aber da musste er dann durch :)

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Zum Referendariat: Ja, da mache ich mir keine Illusionen. Bezeichnenderweise (und wohl paradoxerweise) hat meine Frau auf Lehramt studiert und dann kurz vor der Verbeamtung geschmissen. Ich weiß noch, wie gestresst die während des Referendariates war. Das wird sicher hart. Etwas Leiden bin ich gewohnt - das Masterstudium neben dem Vollzeitjob mit 120 ECTS-Punkten war schon recht heftig.

    Hallo Senior1973,


    es geht nicht um die reine Arbeitsbelastung (die ist für dich vermutlich weniger das Problem), sondern um den Psychoterror, der im Lehramts-Referendariat zum "pädagogischen" Repertoire vieler Seminare (und Schulen!) gehört.


    der Buntflieger

  • Anscheinend haben hier alle Bundesländer ähnlich doofe Bedingungen im Ref. zu bieten. ;) Wahrscheinlich ist das so der Härtetest, ob man für die kommenden Stresssituationen geeignet ist.

  • Anscheinend haben hier alle Bundesländer ähnlich doofe Bedingungen im Ref. zu bieten. ;) Wahrscheinlich ist das so der Härtetest, ob man für die kommenden Stresssituationen geeignet ist.

    Hallo lamaison2,


    letztlich ist es "schwarze Pädagogik" in Reinform, nennen wir es doch beim Namen. ;)


    der Buntflieger

  • Nochmals vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen!


    Ich habe mich mittlerweile noch etwas weiter informiert und auch mal die angegebene Kontaktnummer auf der "Lehrer-werden"-Seite angerufen. Die waren leider ziemlich planlos und konnten kaum eine Frage von mir beantworten. Allerdings, und das war kein schlechter Rat, sahen sie durchaus realistische Chancen auf zumindest eine Vertretungsstelle mit meiner jetzigen "Fächerkombination" (also ohne Lehramtsstudium). Das scheint mir aber die risikoreichere Variante zu sein... ich müsste immer hoffen, einen Anschlussvertrag zu kriegen. Und ob daraus noch ne unbefristete Stelle wird...? Ich weiß nicht, aber ich denke zumindest darüber nach.


    Bei der Bezirksregierung waren die Ansprechpartner sehr gut informiert. Und zumindest konnten sie mir die Bedenken nehmen, ob man mit 50 noch unkompliziert eine Referendarsstelle findet. Nach deren Auskunft spielt das Alter bei der Vergabe absolut keine Rolle - alle Kandidaten werden da gleich (oder zumindest nach den gleichen Kriterien) behandelt. Wenn ich nun lese, dass Referendare in Sachsen aufgrund des Lehrermangels zukünftig 1.000 Euro mehr erhalten, rechne ich mir gute Chancen auf einen Platz aus.


    Kurz zum Finanziellen: Ich plane, die halbe Stelle zumindest im Bachelor-Studium noch zu halten. Während des Masterstudiums möchte ich dann gerne schon Berufspraxis sammeln und als Vertretungslehrer arbeiten. Ich habe gelesen, dass mittlerweile sogar Bachelorstudenten Vertretungsunterricht geben und Masterstudenten bereits als Klassenlehrer eingesetzt werden. Da ich schon über zwei abgeschlossene Hochschulstudiengänge verfüge (und man darüber bereits Fächer ableiten könnte) und mich dann im Masterstudium eines Lehramtsstudiums befinde, hoffe ich, dass das nicht ganz so unrealistisch ist. Meine Bekannte hat mir mitgeteilt, dass sich auf die letzten Vertretungsstellen an ihrer Schule (Realschule) nicht eine einzige ausgebildete Lehrkraft gemeldet hat. Ich hoffe also, dass das klappt.
    Ansonsten geht meine Frau arbeiten (immer schon) und unser Haus ist weitestgehend abbezahlt (noch nicht ganz, aber es ist nicht mehr soooo viel). Ich habe außerdem noch einiges angespart, mit dem ich drei, vielleicht vier Jahre über die Runden käme. Da ich noch einen kleinen Sohn habe (auch da war ich Spätzünder :)), würde ich das Risiko ansonsten auch nicht eingehen.
    Im Referendariat müsste ich mit dem Gehalt auskommen - ggf. folgen einige Bundelsänder auch dem Beispiel von Sachsen, um ihre Referendare nicht zu verlieren. Ich werde während des Refs definitiv nicht mit halber Stelle arbeiten. So viel Respekt (auch vor der psychischen Belastung) ist auf jeden Fall da.


    Mittlerweile wurde mir auch empfohlen, von Deutsch eher abzusehen, da die Arbeitsbelastung später so groß sein soll (aufwändiges Korrekturfach). Stattdessen wurde mir geraten, Mathe zu nehmen. Aber das werde ich ignorieren - ein Mathestudium - selbst im Sek I-Bereich - traue ich mir nicht mehr zu, zumindest nicht mit einer halben Stelle nebenher. Aktuell überlege ich aber, statt Sozialwissenschaften evtl. doch Englisch zu nehmen. Die Aussichten mit zwei Hauptfächern scheinen mir deutlich größer zu sein. Die spätere Mehrbelastung durch zwei Korrekturfächer stört mich nicht (zumindest heute noch nicht ;)). Allerdings müsste ich dann in beiden Fächern bei Null anfangen. Da Sozialwissenschaften im Bachelor für HRGe aber eines der wenigen Fächer war, bei denen für Zweitstudienkandidaten die Messzahl hinzugezogen werden musste, werde ich Englisch, Deutsch dann wohl als Alternative eintragen und schauen, wo es mit der Zulassung klappt.


    Viele Grüße!

  • @Senior1973


    Viel Erfolg, deine Überlegungen hören sich doch sehr vernünftig an! Allerdings würde ich mir die Kombination Deutsch/Englisch wirklich dreimal überlegen. Und dann noch einmal... Bedenke bitte, dass du keinerlei Ahnung hast, was "Korrekturfach" bedeutet und was es heißt, für den Rest seines Berufslebens inkompetent geschriebene, schlecht durchdachte, grauenvoll formulierte Anfängertexte in fehlerhaftestem Deutsch oder Englisch nicht nur lesen und bewerten sondern auch noch konstruktiv reparieren zu müssen.


    Nele1968 ;)

  • Selten so eine durchdachte Argumentation gelesen. Mir scheint, du weißt ganz genau, worauf du dich einlässt. Ich finde das sehr beeindruckend.


    Du könntest auch mal die berufsbildenden Schulen in Betracht ziehen. Vielleicht gibt es ja dort ein oder zwei Fächer, die dir besonders zusagen. Die Fächerwahl sollte möglichst auf deinen Vorlieben beruhen. Aber ich verstehe, wenn du das Risiko minimieren willst und gefragte Kombis wählst. Englisch/Deutsch ist trotzdem ein echter Horror, was die Korrekturen angeht. Ein reines Mathestudium allerdings auch, wie mir gesagt wurde.


    Ich wünsche dir viel Glück und würde mich sehr freuen, wenn du weiterhin deine Überlegungen hier teilst. Ich glaube, davon könnten viele Leute profitieren.

  • Da kann ich mich nur anschließen. Selbst in der traditionell eher korrekturfreundlichen Mathematik sind die Korrekturen nicht immer so "schnell gemacht" wie du vielleicht denkst.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die Kombination Deutsch Englisch dir wirklich den Spaß an der Arbeit raubt, wenn die Korrekturbelastung die Zeit vernünftigen Unterricht zu planen schmälert.


    Die Kombination Hauptfach Nebenfach scheint um einiges vernünftiger.


    Und ja, das Mathestudium kann man jemand, der lange nichts mit Mathe zu tun hatte, kaum empfehlen. Da muss man unfassbar viel Zeit investieren und die Möglichkeit des Scheiterns ist leider immer gegeben.

  • @Senior1973


    Viel Erfolg, deine Überlegungen hören sich doch sehr vernünftig an! Allerdings würde ich mir die Kombination Deutsch/Englisch wirklich dreimal überlegen. Und dann noch einmal... Bedenke bitte, dass du keinerlei Ahnung hast, was "Korrekturfach" bedeutet und was es heißt, für den Rest seines Berufslebens inkompetent geschriebene, schlecht durchdachte, grauenvoll formulierte Anfängertexte in fehlerhaftestem Deutsch oder Englisch nicht nur lesen und bewerten sondern auch noch konstruktiv reparieren zu müssen.


    Nele1968 ;)


    Hallo Meerschwein Nele,


    mir zieht es auch gerade die Socken gefühlt alle 5 Minuten aus (korrigiere meinen ersten Aufsatz einer 8. Klasse), aber ich denke mir dabei, dass es ja gerade darum geht: "inkompetent geschriebene, schlecht durchdachte, grauenvoll formulierte Anfängertexte in fehlerhaftestem Deutsch" zu lesen und aus dem Brei von "Inkompetenz" konstruktiv was für den Unterricht zu destillieren, um Stück für Stück aus eklatanter Inkompetenz kleine Kompetenzen auszubilden.


    Hört sich vielleicht idealistisch an, aber wenn ich mir das bewusst mache, freue ich mich sogar über klare Fehlerbilder und Muster, an die sich anknüpfen lässt. Wir sind ja keine Lektoren in einem Verlag, die bergeweise Texte von irgendwelchen Möchtegern-Schriftstellern sondieren müssen; darauf hätte ich nun so gar keine Lust. ;)


    Ich hoffe, dass man das einfach als kleine Meinung eines Berufsanfängers anerkennen kann und nicht gleich wieder auf mich einschlägt. So sehr einem das Bild des Referendars als Prügelknaben auch gefallen mag - ist irgendwie nicht mehr zeitgemäß und man kann ja auch mal ein Vorreiter sein für neue Sichtweisen. SuS behandelt man ja auch wertschätzend.


    der Buntflieger

  • Ich kenne zwei ehemalige Refs (und jetzt Lehrer), die auch Mitte und Ende 40 beim Beginn des Refs waren und es erfolgreich absolviert haben. Wenn es dein Wunsch ist und du es dir vorstellen kannst - warum nicht?
    Ich wünsche dir viel Erfolg!


  • mir zieht es auch gerade die Socken gefühlt alle 5 Minuten aus (korrigiere meinen ersten Aufsatz einer 8. Klasse), aber ich denke mir dabei, dass es ja gerade darum geht: "inkompetent geschriebene, schlecht durchdachte, grauenvoll formulierte Anfängertexte in fehlerhaftestem Deutsch" zu lesen und aus dem Brei von "Inkompetenz" konstruktiv was für den Unterricht zu destillieren, um Stück für Stück aus eklatanter Inkompetenz kleine Kompetenzen auszubilden.

    Das ist ja auch genau das, worum es - ganz unidealistisch pragmatisch - im Unterricht gehen sollte. Sehe ich für mich genau so. Nur helfen dabei Klausuren nix sondern sind einfach nur Ballast für Lehrer wie Lerner... Müssen aber gemacht werden, da führt kein Weg drum rum.


    Deshalb Augen auf bei der Berufswahl!

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