Frage mich gerade, warum Ägypter, Griechen und Römer in Geschichte behandelt werden, nicht aber z.B. die Perser oder Chinesen?
Lehrplanentwicklung ist eigentlich ne ziemlich spannende Angelegenheit...
Frage mich gerade, warum Ägypter, Griechen und Römer in Geschichte behandelt werden, nicht aber z.B. die Perser oder Chinesen?
Lehrplanentwicklung ist eigentlich ne ziemlich spannende Angelegenheit...
Ich bin kein Historiker, würde aber sagen:
- Ägypten: Früheste und bedeutendste Hochkultur (https://de.wikipedia.org/wiki/…r_(Geschichtswissenschaft) )
- Griechenland: Wiege von Wissenschaft und Demokratie
- Römer : Hier hat unsere eigene Geschichte eine ihrer Wurzeln (man denke an das heilige römische Reich deutscher Nation)
Von daher finde ich das nicht "zufällig" ausgewählt.
Weil wir eine eurozentristische Perspektive einnehmen.
In Hessen (Grundschule) gibt es keine Vorgaben bezüglich bestimmter Kulturen und Epochen - das liegt im Ermessen der Lehrkraft. Soweit ich weiß spielt in Bayern auch die bayerische Geschichte in den Curricula eine besondere Rolle, was bei anderen Bundesländern hinsichtlich deren regionaler Geschichte in dem Ausmaß nicht der Fall ist.
Meine Meinung: Der Fokus des Geschichtsunterrichts sollte auf der deutschen Geschichte liegen. Diese wurde natürlich durch die zuvor genannten Kulturen beeinflusst, weswegen auch hierauf punktuell eingegangen werden sollte. Sicher haben auch z.B. die Chinesen eine interessante Kultur, aber irgendwo muss man Schwerpunkte setzen und sich da notfalls gegen die Behandlung bestimmter Kulturen oder Epochen entscheiden. Im Fremdsprachenunterricht wird ja z.B. auch die amerikanische oder französische Geschichte mitabgedeckt; wer sich also wirklich in besonderem Maße für die chinesische Kultur interessiert, darf gerne entsprechende Kurse über das schulische Pflichtprogramm hinaus belegen.
Weil wir eine eurozentristische Perspektive einnehmen.
Ich vermute, dass liegt daran, dass wir in Europa leben.
Gruß !
Hier in Sachsen-Anhalt nimmt die Frühe Geschichte, insbesondere Ägypten, einen hohen Stellenwert ein. Meine Klasse beschäftigt sich seit Wochen mit dem Totenkult in Ägypten. Warum, frage ich mich auch.
Die Behandlung von Themen in Geschichte hängt tatsächlich von der aktuellen Geschichtsauffassung ab bzw. davon, was man als "Tradition" sieht. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, heutzutage großartig die "heroischen Germanen" zu behandeln bis zum Erbrechen. Das wäre ja auch rechtsradikal/nationalistisch. Oder schau dir mal an, was in der DDR so in den Geschichtslehrbüchern stand... da gabs sicher keine 5. Klässler, die nicht wussten, wer Lenin war.
Was in den Lehrbüchern und Lehrplänen für Geschichte steht ist Ausdruck unserer aktuellen Geschichtsauffassung, das war schon immer so. Nur in demokatischen bzw. aufgeklärten Staaten ist man sich dessen bewusst und kritisiert sich auch selbst. Das war auch schon immer so, auch in sehr alter Geschichtsschreibung gibt es sehr wohl Schreiber, die sich bewusst waren, warum sie Thema XY so und so sehen. Genau dazu sollen die Schüler auch vorrangig befähigt werden, wenn sie Geschichte lernen. Das Themengebiet ist eigentlich schnurz, das wird nur exemplarisch an bestimmten Inhalten betrieben bzw. es gibt halt eine Vorstellung von "Allgemeinwissen", aber man kann das, was eigentlich Ziel in Geschichte ist, auch an anderen Inhalten lehren.
Im kompetenzorientierten Unterricht wäre es eigentlich machbar, dass man sich nicht auf bestimmte Kulturen und Epochen festlegt. Warum das trotzdem gemacht wird ist ne gute Frage. Das ist ja genauso wie in Deutsch, wenn die Schüler Literatur analysieren lernen ist es auch egal, was sie da lesen, aber es wird trotzdem festgelegt, dass sie z.B. Faust lesen sollen.
Soweit ich weiß spielt in Bayern auch die bayerische Geschichte in den Curricula eine besondere Rolle, was bei anderen Bundesländern hinsichtlich deren regionaler Geschichte in dem Ausmaß nicht der Fall ist.
Die bayerische Geschichte ist eine konstruierte „Meistererzählung“ - und wirkt auch so, was politisch gewollt ist.
seid lieber froh keine Geschichte a la USA zu unterrichten...
btw - die Perser (und auch so einiges was zuvor in Mesopotamien los war) habe zumindest ich in Geschichte noch behandelt... und China/Mongolei zumindest zu dem Zeitpunkt, als die (den Polos sei dank) in Europa auch mal etwas bekannter wurden...
Ich glaube, ich frage mal meine neue Schülerin, ob die in ihrer Heimat in Geschichte was über Azteken, Maya usw gelernt hat... "wir" durften ja nur lernen, welcher dreiste Conquistador denn wo geplündert hat...
interessante Frage, durchaus...
Im kompetenzorientierten Unterricht wäre es eigentlich machbar, dass man sich nicht auf bestimmte Kulturen und Epochen festlegt.
Nee, nicht wirklich. Fachkompetenz ist (sollte) auch teil kompetenzorientierten Unterichts. Warum wird die immer ausgeklammert?
Warum das trotzdem gemacht wird ist ne gute Frage.
Wie oben geschrieben: Weil Fachkompetenz dazu gehört.
Gerade China und Japan sollten durchaus mit in den Lehrplan integriert werden (und wenn nur mit einem Minithema). Hinsichtlich des Pazifikkrieges im 2. WK ist es nämlich sehr spannend, zu schauen, wie sich der Imperialismus in Japan entwickelt hat
Hinsichtlich interkulturelle lernen/Kompetenz wäre es meinen Augen auch wichtig, sich mit vielen verschiedenen Kulturen auch außerhalb Europas auseinander zu setzen.
Aber naja: Eurozentrismus ist halt das große Hindernis.
Weil wir eine eurozentristische Perspektive einnehmen.
Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass wir im Schulgeschichtsunterricht eine germanozentrische Perspektive einnehmen. Über das Dafür und Dawider kann man lange und begründet diskutieren, vor allem angesichts der Tatsache, dass Geschichte auf der Stundentafel eine Randstellung einnimmt.
Übrigens ist es eine ganz interessante historische Betrachtung, sich den Inhalt der Lehrpläne vom ausgehenden 19. Jh. bis heute anzusehen. Den Spaß sollte man sich als interessierter Geschichtslehrer durchaus mal machen.
Gerade China und Japan sollten durchaus mit in den Lehrplan integriert werden (und wenn nur mit einem Minithema).
In NRW findet sich mittlerweile China als verbindliche curriculare Vorgabe. Ich habe mich da auch erst vor ca. zwei Jahren eingelesen und wusste vorher fast nichts über das Thema. Die chinesische Geschichte des ausgehenden 19. und der darauf folgenden Zeit ist wahnsinnig spannend!
Die bayerische Geschichte ist eine konstruierte „Meistererzählung“ - und wirkt auch so, was politisch gewollt ist.
Ich finde es immer wieder verblüffend, welche Ähnlichkeiten sich zwischen dem heutigen bayerischen Selbstverständnis nach innen wie außen und seiner historischen Konstruktion einerseits und dem andererseits dem Preußen der Zeit nach 1871 finden! Von der konstitutionellen Liberalität des Mittelstaates ist da wenig übrig.
In NRW findet sich mittlerweile China als verbindliche curriculare Vorgabe. Ich habe mich da auch erst vor ca. zwei Jahren eingelesen und wusste vorher fast nichts über das Thema.
"Es gibt in Nordrhein-Westfalen 1150 chinesische Unternehmen. Damit sind wir europaweit die Nummer eins", weiß sie. Nach den Niederlanden ist China sogar der zweitgrößte Handelspartner für NRW."
(https://rp-online.de/nrw/staed…hnen-sich-an_aid-22716647)
Frage mich gerade, warum Ägypter, Griechen und Römer in Geschichte behandelt werden, nicht aber z.B. die Perser oder Chinesen?
In B.-W. findest Du für Klasse 9/10 "China – ein Imperium im Wandel".
http://www.bildungsplaene-bw.d…6BW/ALLG/GYM/G/IK/9-10/05
"Perserkriege" im Griechisch-Lehrplan, immerhin!
[...] "Perserkriege" im Griechisch-Lehrplan, immerhin!
Ich denke, die Geschichte Persiens / des Iran seit dem Ende des 1. Weltkrieges wäre ein bisschen relevanter als die ollen Kamellen mit Sparta und Athen.
Ich denke, die Geschichte Persiens / des Iran seit dem Ende des 1. Weltkrieges wäre ein bisschen relevanter als die ollen Kamellen mit Sparta und Athen.
Wenn's nach mir persönlich ginge, wäre Thukydides das A und O der Geschichte-Lehrpläne, inbesondere auch für das 20. Jhd.
Ach, du gute Güte!
Ich denke, die Geschichte Persiens / des Iran seit dem Ende des 1. Weltkrieges wäre ein bisschen relevanter als die ollen Kamellen mit Sparta und Athen.
Wie viele Geschichtsstunden habt ihr denn, bzw. wie viele setzt ihr voraus, um auch noch den Iran zu behandeln? Natürlich wäre das interessant, aber die Zeit hat man leider meist nicht (bei uns aktuell: je nach schulautonomer Schwerpunktsetzung zwischen 10 und 14 Jahreswochenstunden) - und da sollen wir von Adam und Eva bis heute kommen; incl. EU, politischer Bildung, Aufgreifen aktueller Themen (wenn gerade eine Wahl ansteht), etc. Ich habe also die Wahl: Mache ich Ende des Kommunismus und Fall des Eisernen Vorhanges oder mache ich Nahostproblematik - beides hochinteressant und wichtig, aber beides geht nicht. Und wenn viele Feiertage sind oder die Klasse sonst aus irgendeinem Grund weg ist, und das gerade die eine Geschichtsstunde in der Woche trifft (oder eine der beiden, wenn man überhaupt zwei hat, was nicht in allen Klassen ist -s.o.), dann sieht es überhaupt problematisch aus...
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