Was haltet Ihr von elternfinanzierten digitalen Endgeräten/BYOD ?

  • Die Probleme mit der MS-Hardware nach einem der letzten Windwos-Updates (ich weiss nicht mehr, welches es genau war) hatte nicht nur ich sondern das betraf die komplette Surface-Reihe. Ausgerechnet die Surface-Reihe eben ... Ich arbeite mein ganzes digitales Leben immer schon mit Windows und kann im Grossen und Ganzen nichts Schlechtes darüber sagen. Nur dass immer alles feinifein ist, stimmt schon auch nicht.

  • Also eine volle Informatiker-Stelle pro Schule. Ich kenne KEINE Schule in Deutschland, bei der es so etwas gibt.

    Wir haben tatsächlich einen vollen Informatiker und einen Auszubildenden. Dafür ist unsere digital Infrastruktur, an den Stelle wo sie vorhanden ist, in einem sehr guten Zustand. Es gibt personalsierte WLAN-Zugänge für jede Lehrkraft und jeden SuS inkl. Schule-Email-Adresse. Eine Lernplattform wird wohl auch aufgebaut.

  • Ich wusste es doch, es gab mal einen Thread in dem ich über die Anfänge mit unseren BYOD-Klassen berichtet hatte. Also reaktiviere ich diesen Thread doch einfach mal wieder. Unterdessen ist ja viel passiert:


    Wir haben ja im Schuljahr 2018/19 mit 2 Pilotklassen an der Maturabteilung begonnen. Eigentlich wäre der Plan gewesen, im Schuljahr 2019/20 mit der Hälfte des Jahrgangs an der Maturabteilung weiterzufahren und infolge dann mit dem kompletten Jahrgang an der Maturabteilung + die Hälfte an der FMS, usw. usf. Dieses Vorgehen zum einen um zu sehen, ob wir technisch damit weiterhin klarkommen (Auslastung der Serverkapazitäten, WLAN, etc.) oder allenfalls nachgebessert werden müsste. Zum anderen war die Skepsis bezüglich Disziplin an der FMS etwas ausgeprägter und dort haben wir auch etwas einkommensschwächere Eltern, denen wir gewissermassen mehr Vorlauf geben wollten um sich drauf einzustellen, dass das jetzt eben kommt. Dann ist aber erst mal der grosse Streit im Kollegium ausgebrochen, was denn das jetzt alles soll und ob unsere Jugendlichen nicht möglicherweise doch alle verblöden und Dauermigräne bekommen wegen der Laptops. Da gab es im Wesentlichen 2 Lehrpersonen, die massiv agitierten und schlechte Stimmung verbreiteten, ohne dass die beiden überhaupt in "betroffene" Klassenteams zugeteilt gewesen wären. Aber wie es in der Politik eben auch ist, Populismus gewinnt, insbesondere wenn die Argumente der Gegenseite zu schwach sind. Die pro-Digitalisierungs-Fraktion hat den Fehler gemacht verkaufen zu wollen, dass - etwas überspitzt ausgedrückt - Laptops jetzt die Bildungswelt retten würden, was schlichtweg halt Quatsch ist. Ich habe 2018 schon aufgezählt, was aus meiner Sicht die Vorteile sind und genau das würde ich heute wieder schreiben. Nicht mehr und nicht weniger als das ist es und es ist einfach nicht die grosse Kulturrevolution, die ein paar wenige Blender darin gerne sehen würden. Ich benutze jetzt absichtlich das durchaus auch despektierlich gemeinte Wort "Blender" weil ich in den letzten 5 Jahren genau das gesehen habe: ein paar wenige KuK bilden sich ein, sie wären die ganz grossen Helden der Digitalisierung, aber schaut man genau hin, ist es halt nur grosses Theater mit wenig Inhalt.


    So kam es, dass wir einen weiteren Jahrgang nur halb mit Laptops bestückt haben und die FMS ein Jahr später als geplant überhaupt erst eingestiegen ist. Dann kam Corona und die gleichen Leute, die zuerst noch ganz aufgeblasen anti waren, haben auf einmal gemerkt, wie unglaublich nützlich es jetzt wäre, es wüssten alle schon wie's geht. Da immerhin ausreichend viele Beteiligte schon wussten, wie's geht, haben wir die Zeit des Fernunterrichts sehr gut gemeistert und im Konvent den vormaligen Antis eine Absage bezüglich einer Widererwägung der Abstimmung erteilt. Wenn die meinen, alles ist doof, dann sollen sie bitte auch damit leben. Die Retourkutsche hat dann allerdings gesessen, seither ist Ruhe mit der Motzerei. D. h. unterdessen haben wir an der Maturabteilung in der 4. Klasse den letzten Jahrgang, der nur halb digitalisiert ist und an der FMS entsprechend den letzten Jahrgang ohne Laptops. Ich selber habe eine 4. Klasse FMS übernommen, die offiziell noch auf Papier arbeiten, aber auch mit denen ist es kein Problem sie zu bitten, für bestimmte Arbeitsaufträge das eigene Gerät mitzubringen. Alle anderen arbeiten am Laptop und wollen auch nicht mehr grundsätzlich auf Papier arbeiten. Es gibt gewisse Situationen, in denen es schlichtweg praktischer ist, einen Ausdruck zu machen, z. B. im Chemiepraktikum an der Maturabteilung. Das ist aber den Räumlichkeiten geschuldet, es gibt einfach keine Tische, auf denen die SuS die Geräte separiert vom Laborarbeitsplatz abstellen können. Die Räume der FMS geben das her und da arbeiten wir auch im Labor weiter mit Laptop.


    Ansonsten bleibe ich vollumfänglich bei dem, was ich schon vor 5 Jahren schrieb: Es läuft. Seit Corona kommen unsere Jugendlichen schon aus der Sek I mit fertig eingerichteten Geräten und finden sich in allen Programmen, die wir standardmässig nutzen, auch zurecht. Teams hat in dieser Zeit auch seinen Platz gefunden und wird seither auch gut genutzt. Wir haben keine Disziplinarprobleme wegen der Laptops und wir haben auch keinen Einbruch bei den Leistungen der Jugendlichen zu vermelden. Die Skepsis bezüglich der FMS war unangebracht, ich finde "meine" FMSis sogar disziplinierter als die Gymis. An der Maturabteilung habe ich gerade einer meiner leistungsstärksten Klassen ever und gerade die sind auch sehr fit im Umgang mit allem Digitalen. Wir probieren immer mal wieder dies, das und jenes, gerne auch mal spontan, im Unterricht einfach aus und sie machen halt einfach rum, bis irgendeiner die Lösung gefunden hat und es funktioniert. Unterdessen haben wir z. B. eine digitale Prüfungsplattform, die direkt mit unserer Administration verknüpft ist, die sind wir jetzt am erkunden. Ist nicht ganz intuitiv implementiert und für Chemie auch nur bedingt geeignet, da muss man halt einiges erst mal rausfinden, indem man es tut. Sie tun sehr geduldig und es wird stetig besser. Ich hatte letztes Schuljahr Projektunterricht mit der Klasse, da haben mich einige Gruppen sehr überrascht, was die sich alles irgendwo aus dem Ärmel geschüttelt haben. Sie sollten zu einem Thema aus der Physik eine kleine Animation basteln, die haben da Zeug abgeliefert von dem ich selber gar nicht weiss, wie's geht. Beigebracht hat's ihnen niemand, sie haben tatsächlich Lust, selber rauszufinden, wie man's macht.


    Was braucht es zum Gelingen? Auch da kann ich nur wiederholen, was ich vor 5 Jahren schon schrieb: Sorgfältige Planung, ausreichende Ressourcen bezüglich der technischen Infrastruktur und des technischen Supports sowie Geduld und die Bereitschaft halt einfach mal zu machen.

  • Wenn BYOD gewünscht ist, lohnt sich wie so oft ein Blick ins „wirkliche Leben“.


    In größeren Unternehmen sind virtualisierte Arbeitsumgebungen weit verbreitet. Jeder Mitarbeiter erhält seine eigene Windows-Instanz auf einem zentralen Server. Mit welchem Endgerät und von wo aus darauf zugegriffen wird, ist egal. Benötigt wird lediglich ein Endgerät mit Internetzugang und einem beliebigen Browser. Das Betriebssystem des Endgerätes spielt keine Rolle. Die Endgeräte dienen lediglich als „Sichtschirme“ und zur Eingabe, technisch wird ausschließlich auf dem zentralen Server gearbeitet.


    Auf den schulischen Alltag übertragen liegen die Vorteile auf der Hand: Wenn die zentrale Plattform von der Gemeinde oder dem jeweiligen Bundesland zur Verfügung gestellt wird, entfallen innerhalb der Schule sämtliche administrativen Tätigkeiten. Lediglich WLAN muss zur Verfügung gestellt werden. Es gibt keine Notwendigkeit für einheitliche Endgeräte, diesbezügliche Vorgaben können auf ergonomische Kriterien begrenzt werden. Auch ältere Geräte mit beschränkter Leistungsfähigkeit ermöglichen genauso performantes Arbeiten wie höchstwertige Neugeräte.


    Welche Applikationen den SuS verfügbar gemacht werden, unterliegt dabei vollständig der Kontrolle der zentralen Administration. Sämtliche SuS nutzen trotz BYOD identische Arbeitsumgebungen, die immer auf dem neuesten Stand sind.

  • Wenn BYOD gewünscht ist, lohnt sich wie so oft ein Blick ins „wirkliche Leben“.


    In größeren Unternehmen sind virtualisierte Arbeitsumgebungen weit verbreitet. Jeder Mitarbeiter erhält seine eigene Windows-Instanz auf einem zentralen Server. [...] Die Endgeräte dienen lediglich als „Sichtschirme“ und zur Eingabe, technisch wird ausschließlich auf dem zentralen Server gearbeitet.

    Leider bin ich im "Genuss", dass ein Teil meiner IT-Anwendungen in einer Citrix-Umgebung läuft. Die Vorstellung darüber die ganze Schule laufen zu lassen ist bei den hiesigen Wartungs- und Supportstrukturen meines Schulträgers echt gruselig.

  • kodi - Natürlich steht und fällt eine zentral administrierte Lösung mit der Qualität der zentralen Administration.


    Es sollte aber erheblich einfacher (und preiswerter) sein, eine zentrale Administration in guter Qualität zur Verfügung zu stellen als vor Ort in jeder Schule. Sogar ein professioneller Helpdesk sollte dann machbar sein.


    Viele größere Unternehmen arbeiten mit solchen Plattformen. Es ist nicht einzusehen, dass das in Schulen nicht funktionieren soll. Gerade die Situation in den Schulen mit oft nur rudimentärer Infrastruktur und Mangel an dediziert zuständigen, qualifiziertem Personal „schreit“ doch nach solchen Lösungen.


    Wie bei Dir nur einzelne Anwendungen in der zentralen Umgebung laufen zu lassen, macht IMHO wenig Sinn. Wenn überhaupt, dann komplette Desktops - ansonsten ergibt sich keine Vereinfachung.

  • Leider bin ich im "Genuss", dass ein Teil meiner IT-Anwendungen in einer Citrix-Umgebung läuft. Die Vorstellung darüber die ganze Schule laufen zu lassen ist bei den hiesigen Wartungs- und Supportstrukturen meines Schulträgers echt gruselig.

    Genau, das ist ja dann wie bei unseren Lehrerendgeräten wo alles über den Senat läuft mit Wartung usw. ich sage nur, eine Sehbehinderte, die ein Jahr warten soll ca. auf ihr Hilfsmittel, das ist doch total gruselig.

  • Gerade die Situation in den Schulen mit oft nur rudimentärer Infrastruktur und Mangel an dediziert zuständigen, qualifiziertem Personal „schreit“ doch nach solchen Lösungen

    Und weil die Schulen schon so schlecht ausgestattet sind arbeiten beim Schulträger die absoluten Profis? Ich bin grad nicht sicher, ob das ein Scherz sein soll. Das wäre nicht mal bei uns eine brauchbare Lösung und wir haben sowas wie eine kantonale IT, die den Server und die Administrationsplattform pflegt. Beim Kanton arbeiten aber nunmal nicht die grössten Helden der Informatik. Nein, ich möchte definitiv nicht, dass die verantwortlich sind, dass mein Gerät funktioniert. Wir hätten die Möglichkeit auf vom Kanton gestellte Dienstgeräte, ich verzichte sehr gerne darauf. Mein eigenes tut in der Regel, was es soll. Die Dienstgeräte... Naja.

  • Na dann weiterhin fröhliches Wurschteln!


    Admistrierte Plattformen sind ein Standardprodukt, können als Klomplettlösung gemietet werden. Eigene Expertise ist nicht erforderlich. Natürlich kostet das Geld. Aber der nachhaltige Aufbau von eigener IT-Epertise in jeder Schule kostet erst Recht Geld.


    Es erscheint zudem unlogisch, dem Staat (dem Land, der Kommune) keine zentrale Lösung zuzutrauen, die viel aufwändigere Errichtung vieler dezentraler Lösungen aber schon.

  • Wer traut dem denn hier irgendwas zu?!? Genau das ist doch der Punkt, hier wird doch deutlich immer wieder gezeigt, dass man dazu eben generell nicht in der Lage ist, weder kleine noch größere Lösungen.

  • Na dann weiterhin fröhliches Wurschteln!

    Bei uns "wurschtelt" niemand. Hättest du gelesen, was ich schrieb, wüsstest du, dass wir ein sehr gut funktionierendes System haben. Schulhausintern kümmern sich Leute, die in weiten Teilen mehr Ahnung haben als die IT in Liestal. Unsere Administration wird übrigens von einer externen Firma gepflegt. Der Kanton stellt einfach nur den Server zur Verfügung.

  • Das mag ja sein, dass das in Deiner Schule so ist. Glückwunsch! Aber was ist mit der Nachbarschule und den tausenden sonstigen Schulen?

    Was ist, wenn die 1 oder 2 Kollegen mit wirklicher Expertise ausfallen?

    Und worin liegt das Pro bezüglich des Themas dieses Fadens, BYOD?


    Zentral administrierte Plattformen sind IMHO die einzig praktikable Option, BYOD umzusetzen. Sie wurden ja für genau die entsprechende Situation - viele Nutzer mit uneinheitlichen Endgeräten - entwickelt.

  • BYOD funktioniert im ganzen Kanton ganz wunderbar, ganz genau so, wie es eben aufgegleist ist. Du hast einfach wirklich nicht gelesen, was bei uns wie läuft.

  • Viele größere Unternehmen arbeiten mit solchen Plattformen.

    So, und jetzt vergleichtst du mal bitte das Budget größerer Unternehmen für solche Plattformen mit dem Budget, welches Schulen für deren IT-Kram zur Verfügung steht.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Antimon : Selbstverständlich habe ich Deinen Beitrag gelesen. Du schreibst darin aber kaum etwas zur technischen Konzeption. Da die Schüler ihre Notebooks selber einrichten mussten, habt ihr offenbar kein administriertes Netzwerk. Aber wirklich deutlich wird es nicht, insofern kann ich Euren Ansatz auch nicht kommentieren.

  • Nee, du hast nicht gelesen, was ich vor 5 Jahren schrieb. Es sei dir verziehen, du kannst ja nicht wissen (aber aus dem Kontext durchaus erahnen), dass ich 2018 als Wollsocken80 schrieb. Ich habe sehr ausführlich erläutert, wie die technische und administrative Lösung aussieht.

    • Offizieller Beitrag

    Leider bin ich im "Genuss", dass ein Teil meiner IT-Anwendungen in einer Citrix-Umgebung läuft. Die Vorstellung darüber die ganze Schule laufen zu lassen ist bei den hiesigen Wartungs- und Supportstrukturen meines Schulträgers echt gruselig.

    Oh ja, oh ja. Das kann ich bestätigen...

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Es wurde hier bewusst auch nach Berufsschulen gefragt - und ich habe Schüler, die sich mit Azubigehalt von 600, 700 Euro durchbringen müssen oder die ihr ganzes Gehalt zu Hause abgeben damit die Familie durchkommt. Und mit Schülern, die von Bafög leben, was in etwa genau so wenig ist.

    ...

    Ist zwar schon 5 Jahre alt, aber das Problem wäre heute dasselbe. Am Ende können sich nur Gymnasialeltern eine vernünftige Ausstattung leisten.


    Allerdings frage ich mich, warum überhaupt jeder seins mitbringen sollte. Für 1 IPad hätte man 3 gebrauchte Laptops bekommen können. Anstatt, dass Grund- und Förderschulen mit einzelnen IPad-Koffern beglückt werden, könnte man auch BBS und gymnasiale Oberstufenklassen vernünftig ausstatten, damit diese für den späteren Beruf was davon haben. Gerade an berufsbildenden Schulen muss doch bestimmt jede Berufsgruppe mit eigenen Programmen arbeiten lernen, oder nicht?

  • Nee, du hast nicht gelesen, was ich vor 5 Jahren schrieb. Es sei dir verziehen, du kannst ja nicht wissen (aber aus dem Kontext durchaus erahnen), dass ich 2018 als Wollsocken80 schrieb. Ich habe sehr ausführlich erläutert, wie die technische und administrative Lösung aussieht.

    Das klingt aber schon ein bisschen wie die Pläne, die seit Ewigkeiten auf Alpha Centauri ausliegen.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

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