Was haltet Ihr von elternfinanzierten digitalen Endgeräten/BYOD ?

  • @Seph : Es kommt sehr darauf an, was ihr damit machen wollt. Für ein wenig Internet kannst Du praktisch alles nehmen.


    Je mehr ihr darüber nachdenkt, solche Geräte auch in Prüfungen einzusetzen, desto mehr würde ich von uneinheitlichen Geräten abraten. Persönliche Erfahrungen habe ich damit aber noch nicht.

  • @goeba Ich habe eben durchsetzen können, dass wir Wacom Tablets bekommen, die die SuS leihen können, so können alle die Stifteingabe nutzen. Ich bin direkt mit dem Surface in die Stifteingabe eingestiegen und finde die all-in-one-Lösung für mich perfekt. Linux käme bei uns schon aus Prinzip nicht infrage. Das ist so ein schweizer Ding... Sachen, die nix kosten sind per Definition suspekt. ;) Es gab aber noch ernsthafte administrative Gründe, warum das Projekt "Lernstick" gestorben ist. Ich bekomme es nur nicht mehr im Detail zusammen.

  • Aha, dann müsste man in der Schweiz einfach nur eine große Linux-Firma (SuSE, RedHat, Univention) beauftragen, ihren Server + Enterprise Clients auf zertifizierter Hardware zu installieren, das wäre dann so unglaublich teuer, dass es dann ja gut sein muss ;)


    Auf der Fortbildung, wo ich neulich war, berichteten mir einige Leute, dass das mit den Sticks zunehmend nicht mehr geht. Der Trend geht zu UEFI und SecureBoot, da gibt es im Zusammenhang mit den Sticks immer Probleme (nicht, dass das prinzipiell nicht geht, aber es ist wohl kompliziert).


    Ich würde jedenfalls nicht gerne von einem Stick arbeiten wollen, wenn im Rechner eine 10x so schnelle SSD steckt, da arbeitet man schon mit angezogener Handbremse.


    Naja, ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Ich bin mit meiner "pro Linux" Einstellung ganz klar ein extremer Außenseiter, das weiß ich schon.

  • ... Wie man sich demgegenüber überhaupt noch verschliessen kann, ist mir ein gewaltiges Rätsel.

    Gegen was? Ich verschließe mich gegen das, was der/die TE angekündigt hat: irgendeinem Bundesland fällt ein, dass morgen alle ihr Handy mitbringen sollen/ nächstes Schuljahr tausende Tablets angeschafft werden, und alle irgendwas damit machen müssen.


    Probleme: die meisten Schulen haben kein W-LAN. Keine Schule hat 29 Steckdosen pro Zimmer. Wer spielt den Administrator? Welche Programme werden angeschafft und warum? Nach 5 min. hat der erste seins fallen lassen, der nächste kratzt den Namen seiner Liebsten hinten rein und der Dritte hat sein Passwort vergessen. Ein Drittel der Lehrer nutzt die Teile zum Spielen in Freistunden.


    Klar könnten Oberstufenschüler am Laptop in der Schule arbeiten. Sie könnten aber auch einfach von Hand schreiben und den PC zu Hause nutzen. Oberstufenschüler sind nämlich schlau genug, sich Word selbst zu erschließen.


    Für alles Filigranere gibt es überhaupt nicht genug Informatiklehrer.

  • ist das in Sachsen wirklich so?


    Also für NRW gesprochen... imho sollte ab der 5.Klasse ein Laptop gestellt werden. Und die Bücher in Form von E-Books, hat auch den Update-Vorteil und spart Schlepperei...


    Oberstufe... echt... lernst du auch erst Schwimmen wenn du ins Meer fällst?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Bei uns setzen auch viele Kollegen darauf, dass die Schüler sich das schon selbst beibringen.


    Bei meiner Tochter zum Beispiel hat das auch prima funktioniert. Die ist erstens sehr intelligent, und hat zweitens mich als Vater (meine Frau kann das auch), wenn dann doch mal was schiefgeht.


    Ist also eine super Lösung für Kinder, die schlau sind und Akademikereltern haben - genau das, was wir wollen, oder?

  • Jetzt nehmen wir uns alle an den Händen und blättern ein paar Seiten zurück: oh, Beamer, aber keine Kabel? Whiteboards aber die Lehrer bitten darum, eine Kindertafel mitzubringen, weil Kreide ist doch schöner? Klar, nur an säsischen Schulen gibt’s unsanierte Klos und Asbestaltlasten. In NRW ist die Bildung top, die Schulen saniert, das W-LAN fliesst in Strömen.


    Ich will, dass meine Kinder schreiben lernen, im Atlas Deutschland finden und an Büchern riechen, bevor sie stundenlang auf den Bildschirm glotzen. Das tun sie schon zu Hause genug :lach:

  • Da sind wir wieder im Vorteil - zumindest im kaufmännischen Bereich ist EDV-Unterricht Pflicht.


    Und es ist erstaunlich was Schüler 16+ alles NICHT können.


    Ich glaub auch die Zeit, in der man sich Word etc. selbst erschlossen hat weil es COOL war am Computer geschriebene Handouts zu Referaten zu verteilen sind gründlich vorbei. Ich bin die Generation die in die PCs reingewachsen ist und dort alles gemacht hat - arbeiten, spielen, soziale Interaktion.


    Für die aktuellen Generationen bleibt nur arbeiten, alles andre wird über andere Geräte abgedeckt (ausser Hardcore-Gamer, die werden nach wie vor nicht für Handydaddeln warm, aber schäfchen jagen und was weiss ich ist auf mobile Endgeräte ausgewandert). Und alles was mit "arbeiten" zu tun hat ist für Schüler erstmal "meh" ;)


    Deswegen finde ich spezifische Kurse dafür und die Anwendung der Kenntnisse in den Fächern richtig, richtig gut und dies sollte, wo passend, ausgeweitet werden.


    Nur mir im Moment lieber wenn sie die Möglichkeit haben, das auf eingerichteten, gewarteten Schulgeräten tun zu können (wir haben auch Geräte, die für die Schüler außerhalb des Unterrichts nutzbar sind).


    Wenn sie selbst ein Gerät haben (wollen), was natürlich eine Erleichterung darstellt, weil man das zu Hause nutzen kann - klar, machen wir auch, erlauben wir, unterstützen wir.
    Ich möchte nur nicht, dass das bei meinen Schülern zum von oben verordneten Zwang ausufert. (Mit meinen Kollegen hab ich da nicht ganz so viel Mitleid ;) )

  • Niemand spricht gegen DV-Unterricht, indem die gängigen TV-Programme vermittelt werden. Dafür gibt es aber die entsprechend ausgestatteten Räume.

    Fernsehen können sie auch nicht mehr alleine?

  • Zitat

    "Was haltet Ihr von elternfinanzierten digitalen Endgeräten/BYOD ?"


    Sehr viel.

    • Wenn ich mir anschaue, in welchem Zustand manche freie Lehrmaterialien zurückgegeben werden komme ich zu dem Schluß, dass Lehrmittelfreiheit eine scheißegal-Haltung gegenüber fremdem Eigentum erzeugt. Wenn ich mir anschaue, wie Schüler mit schulischen Computern umgehen, bestätigt das eher meine These.
    • Jeder wählt da Werkzeug, mit dem er gut umgehen kann/will. Das setzt vorraus, dass die Schnittstellen entsprechend sauber definiert werden (z.B. Texte werden nur im pdf-Format abgegeben).
    • Es erleichtert m.M.n. die IT-Administration an der Schule.
    • Schüler lernen Eigenverantwortlichkeit gegenüber ihrem Arbeitsmaterial/Werkzeug. Das betrifft u.a. auch, dass man mit einem Produktivsystem so umgeht, dass es auch sicher und zuverlässig funktioniert.


    BYOD muss m.M.n von ein paar Maßnahmen flankiert werden:

    • Wer sich kein eigenes Gerät leisten kann, muss mit einem Leihgerät versorgt werden.
    • Für spezielle Software (z.B. spezifische CAD-Systeme etc.) müssen Schulcomputer zur Verfügung stehen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Mit dem Argument kann ich auch Schulgebühren einführen. Denn was nichts kostet ist auch nichts wert.


    Und wenn eine Schule verschlissene Leihmaterialien einfach so zurück nimmt...selbst schuld.

  • Klar könnten Oberstufenschüler am Laptop in der Schule arbeiten. Sie könnten aber auch einfach von Hand schreiben und den PC zu Hause nutzen. Oberstufenschüler sind nämlich schlau genug, sich Word selbst zu erschließen.

    Schreibst Du mit Deiner langjährigen Berufserfahrung an der gymnasialen Oberstufe. Also ich *weiss*, was SuS in der gymnasialen Oberstufe so können und vor allem, was sie nicht können.


    Abgesehen davon kann ich ja einfach mal schreiben (obwohl ich eigentlich nicht mehr wollte ...), wie die Situation bei uns jetzt aussieht:


    Auf politischer Ebene wurde schon vor einiger Zeit beschlossen, dass BYOD an allen Schulen im Kanton kommen soll. Ab dem Schuljahr 2020/21 kommen die SuS bereits mit eigenen Geräten aus der Mittelstufe zu uns und da wir das ungute Gefühl hatten, das könnten eben Tablets sein, haben wir kurzerhand beschlossen, einfach jetzt schon mit einzusteigen um möglichst viel Einfluss auf die Entwicklung zu haben. Wir wollen nämlich auf keinen Fall Tablets sondern eben Laptops mit Tastatur und Maus, am besten noch mit Touchscreen und Stifteingabe. Von 5 Gymnasien im Kanton steigen allerdings nur 2 bereits nächstes Schuljahr ins BYOD-Projekt ein, unter anderem eben wir.


    Wir werden in der ersten Runde zwei von acht Klassen im Jahrgang der Erstklässler als BYOD-Klassen führen, wobei sich die SuS bei der Anmeldung *nicht* aussuchen konnten, ob sie in so einer Klasse landen, oder nicht. Ich fand das zugegeben ziemlich suboptimal und eigentlich alle rechneten auch damit, dass Widerstand von den Eltern kommt. Die Briefe wurden vor den Osterferien verschickt und siehe da ... keine Reklamationen. Im Gegenteil, sogar 17 (!) Anfragen, ob das eigene Kind denn nicht auch in so eine BYOD-Klasse gehen könnte. Wir hätten also locker gleich noch eine dritte BYOD-Klasse machen können. Dabei sind wir im Kanton das Gymnasium mit dem schlechtesten Einzugsgebiet bezüglich Elterneinkommen und -bildung, wir haben auch mit Abstand den höchsten Anteil an Migrantenkindern. Insofern finde ich es erstaunlich, wie viel Ablehnung ich hier im Forum lese und wie positiv ich die Stimmung in meiner unmittelbaren Umgebung erlebe.


    Skeptiker haben wir natürlich auch im Kollegium. Allerdings haben wir von Anfang an klar gestellt, dass niemand genötigt wird, seine Unterrichtsmaterialen auf digital anzupassen, auch wenn irgendwann alle unsere SuS mit dem eigenen Laptop im Unterricht sitzen werden. Ebenso klar ist allerdings, dass die SuS immer mit dem Laptop arbeiten dürfen, auch wenn die Lehrperson Unterrichtsmaterialen nicht digital zur Verfügung stellt. Wir hatten vor den letzten Herbstferien eine schulinterne Fortbildungswoche mit verschiedenen Workshop-Angeboten von Kollegen für Kollegen. Das ging von Einführung in OneNote bis wie macht man einigermassen gescheite Handy-Filme mit didaktischem Mehrwert. Digitalisierung war dann auch ein Punkt auf der jährlichen grossen schulinternen Weiterbildung mit externen Referenten, bei der uns unter anderem der Rektor der Kantonsschule Alpenquai in Luzern von seinen Erfahrungen mit BYOD berichtete. Eine kleine Abordnung unserer Steuergruppe war auch regelmässig zu "Spionagezwecken" unterwegs, sprich hat sich an anderen Schulen, die schon länger BYOD-Klassen haben, geschaut, wie es dort so läuft. Nebenbei haben wir als Steuergruppe das ganze Schuljahr damit zugebracht uns zu überlegen, wie digitaler Unterricht dann konkret ausschauen könnte und welche Regeln vereinbart werden müssen, damit auch disziplinarisch alles gut läuft. Zuletzt hatten alle Lehrpersonen, die einer der beiden BYOD-Klassen zugeteilt sind, noch einmal eine Software-Schulung für OneNote und Teams, sowie eine Klassenteamsitzung, in der noch mal konkrete Regeln abgesprochen wurden.


    Von der IT-Seite her sieht es so aus, dass wir sowieso WLAN im ganzen Schulhaus mit Hotspots in jedem Schulzimmer haben. Wie schnell die Leitung ist, das weiss ich konkret gar nicht, es gibt allerdings nur sehr selten Probleme mit Unterbrüchen oder Lahmereien. Handys sind erlaubt und unsere SuS hängen mit ihren Geräten jetzt schon praktisch permanent im WLAN, wir wissen also, dass das kein Problem ist. Das Netzwerk und die schuleigenen Geräte werden zentral über den Kanton administriert. Das ist hin und wieder mühsam, da wir eigentlich die kompetenteren Leute direkt im Haus haben, die aber eben nicht alles machen dürfen, was sie gerne würden. Erster Ansprechpartner bei uns im Haus ist unser dienstältester Kollege und seines Zeichnes Mathe- und Informatiklehrer, seit 1978 an unserer Schule als Lehrer tätig :) Der wird mit unseren beiden IT-Assistenten (die sind mit jeweils halber Stelle noch für eine weitere Schule zuständig) die komplette erste Schulwoche damit zubringen, mit den SuS der BYOD-Klassen deren Geräte für den Einsatz fit zu machen. Er ist auch derjenige, der immer schon allen dabei hilft, ihre Geräte mit dem WLAN zu verbinden, Netzwerkdrucker einzurichten, usw. usw. Nebenbei unterrichtet er übrigens ein volles Pensum mit 22 Wochenlektionen, bekommt die IT-Dienstleistungen aber extra vergütet. Ich bin sehr froh, dass ich ihn als Mathelehrer in meiner BYOD-Klasse im Klassenteam habe :)


    Steckdosen hat es sowieso ausreichend in jedem Schulzimmer, dazu wird jetzt noch einiges an Verlängerungskabeln und Steckdosenleisten angeschafft. In den BYOD-Klassen wird je ein Schüler zum Stecker-Verantwortlichen erklärt, der den Kabelsalat am Ende jeder Stunde wieder in eine Kiste versorgen muss. Die BYOD-Klassen sind möglichst immer auf die gleichen Räume zugeteilt, damit vorläufig halt nicht jeder Raum mit Stecker-Kisten ausgestattet sein muss. Dazu bekommt jeder Schüler ein abschliessbares Fach, in das er sein Gerät deponieren kann. Es wäre auch angedacht gewesen, dort einen Anschluss fürs Netzteil zur Verfügung zu stellen, da hat uns aber der Brandschutz einen Strich durch die Rechnung gemacht - jedes Fach müsste dann nämlich auch mit einem eigenen Rauchmelder ausgestattet sein :autsch: Es wird am Ende Wohl so sein, dass bestimmte Fachzimmer, deren Türen von aussen nur mit dem Schlüssel zu öffen sind (bei uns in der Chemie z. B.), den SuS dann zum Akku-Laden z. B. über Mittag zur Verfügung gestellt werden.


    An Software nutzen wir Office 365 samt OneDrive als Dateiablage. Die Server befinden sich derzeit noch in Irland, also immerhin schon mal innerhalb der EU. Mittelfristig wird es Server in Genf und Zürich geben, so dass bezüglich Datenschutz dann auch das schweizer Recht greift. Die Ablage sämtlicher Materialien soll dann auch ausschliesslich über OneNote und OneDrive laufen, keine Dropbox oder sonstiges Gedöns mehr. Die Lehrpersonen, die sich in den BYOD-Klassen für digitalen Unterricht entscheiden, drucken mit Ausnahme von Prüfungen auch genau gar nichts mehr auf Papier aus. An sonstiger Software, die es z. B. für den Fachunterricht braucht (ChemSketch in meinem Fall ...) greifen wir auf Freeware zurück, die in der ersten Schulwoche mit den SuS zusammen installiert wird.


    Kurzum ... wir sind vorbereitet und die Stimmung im Kollegium ist gut. Schüler samt Laptops können kommen :)

  • Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag, das klingt sehr spannend (und durchdacht).


    Gleichwohl möchte ich anmerken: Mir würde die Starke Einbindung der Microsoft-Server missfallen.


    Bei uns ist die Austauschplattform ein Server in der Schule (auch von außen erreichbar). Ich streite aber nicht ab, dass das sicher sehr praktisch und schick ist im Zusammenspiel mit OneNote - aber um Kontrolle über meine Daten zu haben und Abhängigkeiten zu vermeiden, gehe ich lieber den unbequemeren Weg.

  • Bisher hatten wir die Dateiablage auf dem kantonalen Server, auf dem auch sämtliche Schülerdaten abgelegt sind. Die Dateiablage auf dem MS-Server in Irland ist in der Tat ein noch nicht vollständig geklärter Punkt bezüglich Datenschutz. Die mittelfristige Lösung mit Server-Standorten in der Schweiz behagt eigentlich allen sehr viel mehr und wir werden für den Moment wirklich sehr zurückhaltend sein mit der Ablage von möglicherweise personenbezogenen Daten auf dem MS-Server.

  • Zitat von Lehramtsstudent

    Und was ist, wenn Schüler X im Unterricht Probleme mit seinem Modell hat, aber kein anderer Schüler dasselbe Handy/Tablet/etc. hat und auch der Lehrer vorsichtig ausgedrückt nicht der richtige Ansprechpartner hierfür ist?

    Google. Es gibt für jede (!) technische Frage, die ein Schüler zu seinem Gerät haben könnte, richtige Antworten im Internet. Angeleitet durch den Lehrer werden dabei gleich mehrere Kompetenzen geschult (Recherche, Bewertung von Quellen, Steigerung des Selbstbewusstseins durch selbststänidges Lösen eines Problems, Problemlösekompetenz, usw. Am Ende kommen dann vielleicht Abiturienten dabei heraus, die sich tatächlich informieren können und nicht schon mit der Frage nach dem Studienangebot einer Universität vollkommen überfordert sind.



    Zitat von Lehramtsstudent

    An meiner Uni hatten irgendwelche Digitalisierungs-Spezialisten vor ein paar Jahren die "tolle" Idee, die Bewertung der Studienveranstaltungen zu digitalisieren, indem man nicht mehr einen Zettel, sondern einen Online-Fragebogen ausfüllt (während der Veranstaltung nach dem BYOD-Prinzip). Ich habe jetzt nicht gemerkt, dass sich dadurch die Lehre in irgendeiner Form verbesserte. Weiterhin schrieb ich bei "sonstige Kommentare" immer dazu, dass doch bitte zur physischen Form der Datenerhebung zurückgekehrt werden soll, wobei bisher keine Änderung im Datenerhebungsverhalten erfolgte.

    Bei der Umstellung der Evaluation geht es nicht darum, dass sich die Lehre verbessert (bei der Evaluation im Allgemeinen natürlich schon). Die Digitale Erfassung der Evaluation hat nur Vorteile.
    - Es müssen nicht mehr zig tausende Papierbogen bedruckt werden (an der Uni Frankfurt studieren 48.000 Studenten; wenn davon 40.000 regelmäßig Veranstaltungen besuchen und jeder nur 2 Veranstaltungen evaluiert, sind das 80.000 Seiten unnötiges Papier, die gespart werden können)
    - Die Auswertung der Fragebogen geht schneller, da nicht mehr jeder Fragebogen mühsam eingescannt werden muss (ja, die Fragebogen mussten Blatt für Blatt von mehreren Hiwis in einen Scanner gelegt werden) und ohne Aufwand (alles liegt bereits digital vor und kann sofort ausgewertet werden).
    - Das hat den Vorteil, dass die Evaluation bereits in der letzten Sitzung der Veranstaltung besprochen werden kann (was viele Dozenten auch tuen)
    - Nach der Evaluation muss nicht ein Student Fragebogen zählen, diese in einen Umschlag stecken und zur Poststelle bringen.


    Dein Kommentar, doch zu einer Papiererfassung zurückzukehren wird selbstverständlich nicht umgesetzt. Denn erstens können diejenigen, die die Kommentare lesen (die Dozenten, denn an diese ist die Evaluation gerichtet; die bekommt sonst niemand zu sehen, wenn der Dozent das nicht möchte) an der Erfassungsart gar nichts ändern und zweitens erzeugt so ein, nun ja, anders kann man es nicht bezeichnen, rückständiger Kommentar höchstens Erheiterung.



    Zitat von Lehramtsstudent

    Kinder und Jugendliche verbringen eh bereits zu viel Zeit mit den digitalen Medien und jetzt sollen sie auch noch in der Schule als einem der wenigen Erholungsorte von ihnen damit konfrontiert sein?

    Woran machst du das fest? Das relativ viel Zeit mit digitalen Medien verbracht wird ist sicher nicht falsch (siehe JIM Studie). Aber wer bewertet, was "zu viel" ist? Und warum ist es generell schlecht, "viel" Zeit mit digitalen Medien zu verbringen? Wie kommst du darauf, dass Schule per se für alle ein Erholungsort ist? Und wieso stellst du generell Mediennutzung und Erholung als Gegensätze gegenüber?



    Zitat von Lehramtsstudent

    Ich finde es weiterhin auch fragwürdig, wenn gefühlt jedes Kind aus dem Brennpunkt digitale Endgeräte verfügt, es aber ansonsten teilweise an dem Notwendigsten mangelt. Wenn mich eine Mutter fragen würde, ich würde ihr raten, im Zweifel lieber in ein schönes Kinderbuch zu investieren und mit dem Kind gemeinsam darin zu lesen, als das neueste Tablet anzuschaffen.

    Du immer mit deinen bösen, bösen Brennpunkt Menschen. :D Klar, wenn die Schule den Erwerb eines Tablets "beauftragt", sollten die Eltern von Kindern "aus Brennpunkten" lieber ein Kinderbuch kaufen und es dem Kind in die Schule mitgeben. Wozu braucht so jemand denn überhaupt Medienkompetenz? Als zukünftiger Metzger, denn zu mehr taugt das Gesocks qua Wohnviertel ja nicht, braucht man soetwas nicht. /Ironie off

  • Ich habe das Problem mit den einheitlichen Geräten für mich selbst, sehrlich gesagt, noch nicht gelöst.


    Vielleicht habe ich aber auch ein Helfersyndrom, denn der Grund, weswegen ich BYOD mit "beliebigen" Geräten kritisch sehe ist, dass ich das Gefühl habe, dass wir die Leute dann mit den Problemen allein lassen. Bei den Familien, wo entweder IT Kompetenz zu hause ist oder haufenweise Geld, um das extern lösen zu lassen, ist das egal, bei den anderen aber (meine ich) nicht.


    Konkret: Selbst in meinem Informatik-LK ist es mehrfach vorgekommen, dass die Schüler ihre heimischen Rechner nicht mehr nutzen konnten. Grund waren entweder Viren oder fehlgeschlagene Windows-Updates. Und ja, ich habe Grund zu der Annahme, dass das keine faulen Ausreden für nicht gemachte Hausaufgaben waren.


    Eine Lösung wäre vielleicht eine Computer-AG, wo Schüler Schülern helfen (und vielleicht auch Lehrern), diese Probleme in den Griff zu bekommen.


    Dann fände ich das, glaube ich, ok, unter der zusätzlichen Bedingung, dass die Schüler nicht zu jung sein dürften (so ab 11. Klasse etwa). Wer dann den zahreichen Versuchungen für Nebenbeschäftigungen nicht widerstehen kann, der schafft eben seinen Abschluss nicht (Realschulabschluss hat er dann ja schon). Einem jüngeren Schüler würde ich eine solche Eigenverantwortung nicht aufbürden wollen, da muss man es entweder lassen mit den digitalen Endgeräten oder aber eine Kontrolle darüber haben, was läuft (was mit Privatgeräten sehr schwierig ist, wenn auch nicht völlig unmöglich, wenn die Zustimmung zur Installation bestimmter Software gegeben wird).

  • @goeba


    Möchte nur einwerfen: Mit meinem Stift und Papier habe ich (auch noch in der Oberstufe ;) ) Durchaus auch öfters mal im Unterricht gemalt oder Briefchen geschrieben anstatt zu tun, was ich sollte.


    Hast du das Gefühl, dass wir in unserer Unterrichtszeit nicht gebacken bekommen, dass die Schüler zumindest zum großen Teil der Zeit mit den Geräten machen was sie sollen?


    Gut ich hab jetzt nur die ab 15/16 aber auch da krieg ich recht zügig mit, wem man eher vertrauen kann und wo ich öfter mal nachgucken gehe, was der/die Kandidat/in so treibt ^^. Und das sowohl am Rechner als auch bei anderen selbstständigen Arbeiten...


    Das kann in der Sek I auch nicht so viel anders sein?

  • Google. Es gibt für jede (!) technische Frage, die ein Schüler zu seinem Gerät haben könnte, richtige Antworten im Internet. Angeleitet durch den Lehrer werden dabei gleich mehrere Kompetenzen geschult (Recherche, Bewertung von Quellen, Steigerung des Selbstbewusstseins durch selbststänidges Lösen eines Problems, Problemlösekompetenz, usw.

    "Angeleitet durch den Lehrer"... so so. Das wird dann laufen wie bei der Inklusion: Mangels Untersützungspersonals wird die Lehrkraft dann nicht mehr zum eigentlichen Unterrichten kommen, da sie andauernd mit dem Lösen anderer Probleme beschäftigt ist.


    Wieso wird von Lehrkräften eigentlich immer verlangt, dass sie sich um alles kümmern sollen, insbesondere um Dinge, für die in jeder Firma in der ach so "freien" Wirschaft entweder Experten, in diesem Fall IT-Experten, angestellt sind, oder für deren Lösung man bei Bedarf den Support "einkauft", also Experten von anderen Unternehmen mit der Lösung des Problems beauftragt?


    Warum müssen Lehrkräfte außer Experten für Unterricht zu sein auch noch IT-Experten sein oder Experten für diverse Krankheitsbilder (siehe Inklusion) oder Experten für was auch immer?


    Gruß !


    Ergänzung: Wer versucht, in jedem Gebiet "Experte" zu sein, kann am Ende gar nichts richtig und wird zum Universal-Stümper.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

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