Darf eigentlich jeder unterrichten?

  • 2014 habe ich mein 2. StEx gemacht. Also 2013 angefangen. Ich meine es gab maximal noch einen Jahrgang ein halbes Jahr nach uns, wo es auch ein Jahr war, wenn wir nicht sogar der einzige Durchgang waren.


  • Bei uns muss man ein Führungszeugnis einreichen.


    Ich finde, Seiteneinsteiger jeglicher Art sind derzeit und kurzfristig unsere einzige Rettung, um Mehrarbeit (Aufstockung des Stundensolls), was ja bereits in der Diskussion ist, und eine deutliche Erhöhung der Klassenfrequenzen zu vermeiden, um den Unterrichtsnotstand mangels Lehrers aufzufangen. Letztlich ginge es ja nicht anders, wobei anderswo der Vorschlag geäußert wurde, dann müsse eben das Stundensoll der Schüler gesenkt werden. Dann gibt es eben z.B. nur 1 x wöchentlich Sport, Musik, Kunst; dann gibt es vielleicht weniger Englisch, weniger Sachkunde ...


    Die Seiteneinsteiger jeglicher Art müssen natürlich qualifiziert werden. Sie brauchen unsere volle Unterstützung. Im eigenen Interesse sollten wir sie ihnen also gewähren.


    Womöglich gibt es einige "Seiteneinsteiger-Typen" (siehe Zitat), die man nicht alles machen lassen sollte.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • @Sofawolf: Dir ist aber schon bewusst, dass die "Seiteneinsteiger" nur "die einzige Rettung" sind, weil man jahrelang Lehrer auf Sparflamme einstellte, oder? Das ist wie als ob die Politik jahrelang eine Art Ein-Kind-Politik propagieren und sich dann beschweren würde, dass es zu wenig Lehrer gibt... Gerade in Berlin, wo jetzt der Schrei nach (Grund-)Lehrern am größten ist, hat man Interessenten durch äußere Bedingungen den Berufseinstieg madig gemacht, weswegen nur verständlich ist, dass die Leute sich nicht plötzlich um die Stellen reißen. Während der Mangel an Grundschullehrern eine Modeerscheinung ist, gab es den Mangel an Berufs- und Sonderschullehrern quasi schon immer. Weil schlichtweg kein Abiturient diese Einsatzbereiche kennt. Da hätte man schon lange entsprechende Aufklärungsarbeit in Oberstufenklassen (z.B. bei Berufsorientierungstagen o.ä.) leisten können und müssen; stattdessen dachte man sich: "Ach, die Leute finden schon irgendwo in diese Schulformen. Und wenn es über Umwege passiert!". Das sich das irgendwann rächt, dürfte nachvollziehbar sein. Das sind alles Krokodilstränchen der Politik und jetzt dürfen Schmalspurpädagogen aka Seiteneinsteiger das Problem richten - zugunsten der Bildung der Kinder und Jugendlichen, die eine hohe Lehrqualität Wert sein sollten, und zugunsten der Kollegen, die du ja z.B. zur "volle[n] Unterstützung" auffforderst.

  • Das sind alles Krokodilstränchen der Politik und jetzt dürfen Schmalspurpädagogen aka Seiteneinsteiger das Problem richten - zugunsten der Bildung der Kinder und Jugendlichen, die eine hohe Lehrqualität Wert sein sollten, und zugunsten der Kollegen, die du ja z.B. zur "volle[n] Unterstützung" auffforderst.

    Bist du dann auch ein Schmalspur-Grundschulpädagoge, weil du ja eigentlich ans Gymnasium wolltest?


    Und nochmal zwei Aspekte:


    a) Das Berufskolleg ist nicht so hyperpädagogisch, wie du vielleicht meinst und Seiteneinsteiger passen meiner Meinung nach durch ihre Berufserfahrung besonders gut an diese Schulform, daher gibt es auch die Option.


    b) Die Fachdidaktik der Uni ist wirklich so gut wie irrelevant für den Alltag. Dort werden zwar Stunden geplant, diese Stunden müssen aber nicht realistisch sein, da sie niemals ausgeführt werden in der Realität.
    Glaub das doch den erfahreneren Kollegen (dazu zähle ich mich auch noch nicht), wenn sie das immer wieder und wieder sagen.

  • Es hat nix damit zu tun, was ich vorher machte. Sobald ich das 1. Staatsexamen bzw. den Master habe, habe ich den theoretischen Teil der Lehramtsausbildung vollumfänglich absolviert. Damit kann ein Seiteneinsteiger schlichtweg nicht mithalten... Es geht mir nicht mal unbedingt um die Berufsschule, sondern durchaus auch um andere Schulformen. Wobei die Berufsschulkollegen hier durchaus auch regelmäßig schreiben, dass die pädagogische Arbeit mit Ende der Sek I eben doch noch nicht aufhört und viele Jugendliche doch noch etwas grün hinter den Ohren sind. Wieso glauben hier immer alle, dass ich die Fachdidaktik in den Himmel loben würde? Am Ende lässt sich aus ihr aber noch eher Praxisrelevanz ableiten als aus den fachwissenschaftlichen Anteilen des Studiums. Je nach Uni ist auch das Fachdidaktikangebot gar nicht so schlecht und z.B. in Mathematik wäre ich wohl ohne mein Fachdidaktikwissen deutlich aufgeschmissener. Weil dir die reinen Fachinhalte aus dem Studium genau nix für das Halten von Unterricht bringen - von "nice to know"-Momenten mal abgesehen. Anstatt des regelmäßigen Fachdidaktik-Bashings hier im Forum sollte man sich also, wenn man sich über etwas aufregen möchte, eher über die teilweise realitätsfernen Fachwissenschaftsanteile beklagen...

  • Es hat nix damit zu tun, was ich vorher machte. Sobald ich das 1. Staatsexamen bzw. den Master habe, habe ich den theoretischen Teil der Lehramtsausbildung vollumfänglich absolviert. Damit kann ein Seiteneinsteiger schlichtweg nicht mithalten...


    Hallo Lehramtsstudent,


    du bist noch nicht im Referendariat, soweit ich weiß, fängst aber bald damit an?
    Ein gut gemeinter (wirklich!) Tipp von mir: Ändere dein Mindset, bevor du ins Ref gehst. Du fängst dort von Null wieder an und wirst auch so behandelt. Schlimmstenfalls wird dir dein (Mehr)Wissen zum Nachteil gereichen, wenn du ein Querkopf bist und gewissen Leuten widersprichst oder sie auch nur darauf hinweist, dass es dazu in der Wissenschaft auch andere Sichtweisen gibt.


    Versuch bewusst in den Kopf zu bekommen, dass du 18 Monate lang lächeln und zu möglichst allem Ja und Amen sagen wirst (natürlich gibt es immer Grenzen und vor Affekt-Reaktionen ist niemand gefeit).


    Ich will dir keine Angst machen, aber so herum ist es besser. ;)


    der Buntflieger

  • Von mir der Tipp oben drauf:
    Oder entscheide dich gegen das benannte Vorgehen von buntflieger. Aus schmerzhaft eigener Erfahrung sag ich dir aber hierfür...bereite dich darauf Konsequenzen zu spüren, die sehr einschneidend sein können. Und bereite dich darauf vor das Recht haben und Recht kriegen manchmal sehr sehr weit von einander entfernt liegen und eines langen Weges bedürfen.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Nur mal ein Kommentar zur Wichtigkeit des Studium fürs Referendariat. Ich habe kein Lehramtsstudium absolviert aber aus meinem Diplom 2 Fächer ableiten können. Habe es dann zum 1. Stex umschreiben lassen.
    Im gesamten Ref hatte ich nur selten das Gefühl, dass mir die Lehramtsstudenten sehr viel voraus waren. Ich hatte mich vorher etwas in Didaktik und Pädagogik eingelesen und es war eigentlich immer so, dass irgend jemand irgend etwas nicht wusste/kannte/im Studium gelernt hatte.

  • Im gesamten Ref hatte ich nur selten das Gefühl, dass mir die Lehramtsstudenten sehr viel voraus waren.

    Wieso sollte es auch anders sein? Und wieso sollte ein Seiteneinsteiger, der ein Referendariat gemacht hat ein "Schmalspurpädagoge" sein? Solche Aussagen finde ich einfach nur frech. Wer sich pädagogisch und fachdidaktisch nachqualifiziert hat (aka Referendariat) ist Lehrer und darf unterrichten. Punkt.

  • Weil dir die reinen Fachinhalte aus dem Studium genau nix für das Halten von Unterricht bringen - von "nice to know"-Momenten mal abgesehen.

    Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Kollegen, die solche Aussagen machen, haben meiner Ansicht nach nicht kapiert, wofür das Studium da ist, und sind häufig genau auch die fachlichen Dünnbrettbohrer.
    Ich brauche das Fachwissen aus meinem Studium jeden Tag. Und natürlich hat ein großteil der Seminare, die ich im Studium belegt habe, nur wenig bis gar keine Überschneidung mit den Lehrplanthemen. Mittelhochdeutsche Ablautreihen, die Kultur und Literatur der Südstaaten der USA, barocke Jesuitendramen oder frühneuhochdeutsche Bibelübersetzungen habe ich thematisch noch nie im Unterricht gemacht.
    Aber wer nur so weit denkt, hat wohl sein Fach nicht verstanden: Durch mittelhochdeutsche Ablautreihen und frühneuhochdeutsche Bibelübersetzungen (und natürlich andere Linguistikseminare, auch zur Gegenwartssprache) habe ich grundlegend verstanden, wie unsere Sprache als System funktioniert und wie sich gewissen Phänomene entwickelt haben. In der Vorbereitung und der Durchführung meines Grammatikunterrichts ist das ab der fünften Klasse hilfreich. Durch das Südstaatenseminar habe ich verstanden, wie man kulturelle Unterschiede beschreibt, durchdenkt und mit anderen Kulturen kontrastiert. Im Landeskundeunterricht brauche ich das in allen Jahrgangsstufen. Durch die barocken Jesuitendramen (und anderen Literaturseminare) habe ich die Auseinandersetzung mit Literatur gelernt, so dass ich dieses Wissen jetzt auf alle Primärtexte im Unterricht anwenden kann.


    Nun bin ich kein Grundschullehrer. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es da so viel anders ist. Wie will ich denn Kindern Sprache / Grammatik oder auch Mathe beibringen, wenn ich die Systematik hinter diesen Fächern nicht begriffen habe? Und die Systematik zu begreifen heißt eben nicht, Subjekt-Prädikat-Objekt zu erkennen oder das große Einmaleins auswendig zu können, sondern sich abstrakt mit den Fragestellungen und Problemen der Fachwissenschaft auseinandergesetzt zu haben.


    Deshalb: Kollegen, die solche Aussagen machen, kann ich im Arbeitsalltag einfach nicht ernst nehmen.

  • Weil dir die reinen Fachinhalte aus dem Studium genau nix für das Halten von Unterricht bringen

    Häh? Also wenn ich im Unterricht übers "chemische Gleichgewicht" erzähle, ist das auch nichts anderes, als genau das, was ich im FACHstudium gelernt habe. Die FachDIDAKTIK hat mich gelehrt, das Thema so aufzudröseln, dass es auch für Jugendliche in der gymnasialen Oberstufe verständlich wird.

  • @Sofawolf: Dir ist aber schon bewusst, dass die "Seiteneinsteiger" nur "die einzige Rettung" sind, weil man jahrelang Lehrer auf Sparflamme einstellte, oder? Das ist wie als ob die Politik jahrelang eine Art Ein-Kind-Politik propagieren und sich dann beschweren würde, dass es zu wenig Lehrer gibt...


    @Lehramtsstudent, ja natürlich, der jetzige Lehrermangel ist dem Versagen der Politik geschuldet. Seiteneinsteiger massiv einzusetzen ist eine Notlösung. Es nützt aber nichts, jetzt über die Unzulänglichkeiten eines Seiteneinstiegs zu larmentieren, wir brauchen sie. Sie sind unsere kurzfristig letzte Rettung und brauchen unsere volle Unterstützung. Ansonsten drohen uns allen Erhöhung des Stundensolls und Erhöhung der Klassenstärken, Abbau jeglicher Formen von Entlastungsstunden ... all das ist ja bereits mehr oder weniger "vorsichtig" in der Diskussion.


    Im Osten wurden die letzten Jahrzehnte hunderte Stellen an den Schulen und in der Ausbildung abgebaut. Man hätte das auch dafür nutzen können, z.B. Klassenstärken und Stundensoll zu senken. Dann könnte man eine kurzfristige Erhöhung jetzt als vorübergehend versprechen und sie wäre erträglich (weil sie zu dem führen würde, was wir alle derzeit eh gewöhnt sind). Nebenbei hätte man Zeit, neue Lehrer auszubilden. Aber das war alles politisch nicht gewollt und leider gab es "von uns" keinen Druck. Personalkosten sind bekanntlich die höchsten Kosten - auch beim Staat, also hat man überall Stellen gestrichen oder nicht wieder neu besetzt, um Steuern senken zu können, mindestens aber nicht erhöhen zu müssen.


    Das rächt sich allmählich. Nicht nur in den Schulen, sondern überall im öffentlichen Dienst.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ... Je nach Uni ist auch das Fachdidaktikangebot gar nicht so schlecht und z.B. in Mathematik wäre ich wohl ohne mein Fachdidaktikwissen deutlich aufgeschmissener. Weil dir die reinen Fachinhalte aus dem Studium genau nix für das Halten von Unterricht bringen - von "nice to know"-Momenten mal abgesehen. Anstatt des regelmäßigen Fachdidaktik-Bashings hier im Forum sollte man sich also, wenn man sich über etwas aufregen möchte, eher über die teilweise realitätsfernen Fachwissenschaftsanteile beklagen...


    Ich sage immer, dass Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat der wichtigste Teil der Lehrerausbildung sind. Da geht es doch sehr viel um das Wie des Unterrichtens und die pädagogische Arbeit mit den Schülern. Das ist viel Praxis.


    Die Theorie an der Uni könnte meiner Meinung nach sehr stark gekürzt werden. Das Studium könnte mindestens 1 Jahr kürzer sein. Stattdessen hat man aber (regional?) eher Vorbereitungsdienst / Referendariat gekürzt, um die Lehrer "schneller in die Schulen" zu bekommen. Das halte ich für einen Fehler.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.


  • Das Problem ist vermutlich zum einen, dass es neben der momentanen "Mode" auch weiterhin andere Vorstellungen gibt, was guter Unterricht und was ein guter Lehrer ist. Wenn du da im Referendariat anders tickst als deine Studienleiter, kannst du zumindest nicht mit Bestnoten rechnen. In Zeiten des Lehrermangels ist das fast egal; früher hätte es bedeuten können, keinen Job als Lehrer zu finden. (Ja, es gab vor etlichen Jahren auch schon mal zu viele Lehrer.)


    Das andere Problem ist, in der außerschulischen Ausbildung mitunter Leute anzutreffen sind, die selbst nicht im Schuldienst sind und schlimmstenfalls nie waren und dir sagen dir dann, was guter Unterricht ist und was ein guter Lehrer ist (laut ihren Forschungen und Studien). Dazu passen die Aussagen in dem Artikel, den ich gestern hier verlinkte.


    Zitat: "Neulich war zu hören, dass unsere Lehrkräfte „so schlecht“ seien, dass sie mit den Gewaltausbrüchen egomanischer Schüler und Eltern nicht zurechtkämen. Sie müssten strenger ausgelesen werden – vermutlich aufgrund der Fähigkeit, geschwurbelte Texte aus der Pädagogik im Sinne der Textautoren zu interpretieren. Das ist ein neuer Tiefpunkt wissenschaftlicher Verantwortungslosigkeit – wir sollten lieber testen, ob Lehrerausbildner und Profs in Unis und Seminaren wirklich auch schwierige Unterrichtssituationen aus dem Stand bewältigen können – da fallen viele völlig raus, die ihr Gesicht gerne vor die TV Kamera halten und Klugreden über den guten Unterricht halten."
    https://www.news4teachers.de/2…engeln-ein-gastkommentar/

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ich sage immer, dass Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat der wichtigste Teil der Lehrerausbildung sind. Da geht es doch sehr viel um das Wie des Unterrichtens und die pädagogische Arbeit mit den Schülern. Das ist viel Praxis.


    Die Theorie an der Uni könnte meiner Meinung nach sehr stark gekürzt werden. Das Studium könnte mindestens 1 Jahr kürzer sein. Stattdessen hat man aber (regional?) eher Vorbereitungsdienst / Referendariat gekürzt, um die Lehrer "schneller in die Schulen" zu bekommen. Das halte ich für einen Fehler.


    Hallo Sofawolf,


    das Referendariat ist (leider) eine reine Prüfungszeit in Form einer (psuedo-)dualen Ausbildung.
    Ich bin viel mit organisatorischen Dingen bezüglich Seminar und Anforderungen (Formalien, Reflexionsbögen etc.) beschäftigt und die Schulpraxis findet zwischen den Stühlen statt. Viele sagen deshalb - wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht -, dass man eigentlich erst hinterher den Beruf richtig lernt, als fertiger Lehrer oder Lehrerin.


    Was lerne ich denn im Referendariat? Lerne ich effektives Unterrichten? Eher nein. Ich lerne mich an Vorgaben anzupassen, mich zu verbiegen und Leuten zu gefallen (oder wenigstens nicht zu missfallen), von denen mein Wohl und Wehe abhängt. Das lerne ich vor allem und dann irgendwo als Wurmfortsatz kommt mal effektives Unterrichten, das aber dann auch eher nebenbei als Privatvergnügen.


    Klar bin ich etwas desillusioniert drauf, gebe ich offen zu. Es ist halt so, dass ich eigentlich Spaß habe an der Schule und gerne hingehe, aber dieser wird mir gerade von diversen Leuten ziemlich verdorben. Mehr will ich dazu nicht sagen. Das ist halt das Referendariat. Ich wäre gerne schon Lehrer, dann könnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren: guten Unterricht machen!


    der Buntflieger


  • Da ich ja allen Mutmaßungen zum Trotz tatsächlich Lehrer bin, :) kenne ich natürlich das Referendariat, @Buntflieger.


    Es war auch für mich keine einfache Zeit. Ich folgte schon damals nicht in allem den "aktuellen Moden", aber ich muss sagen, ich war eben auch unerfahren und habe teilweise wirklich die Arbeit eines Lehrers unterschätzt, es mir leicht gemacht und schlechten Unterricht gehalten. Man hat eben als junger Mensch oft doch anderes im Sinn als nachmittags und abends Stunden vorzubereiten.


    Mir fehlen viele Detailerinnerungen, aber es stimmt, dass man sich sehr verbiegen musste, um zu gefallen (und gut bewertet zu werden); aber ich habe eben auch viele Tipps von erfahrenen Lehrern bekommen, wie man den Unterricht machen sollte. Ich meine, ich habe dazu überhaupt etwas Praxisbezogenes erfahren, auch wenn ich vielleicht nicht mit allem einverstanden war - mindestens damals noch nicht. Meine Studienleiter waren alle auch selber Lehrer.


    Am meisten habe ich von einer Mentorin gelernt. Sie war sehr pingelig mit mir. Die Stundenauswertungen waren der Horror. Ich habe mich hinterher immer schlecht gefühlt. Sie hatte immer so rund 2 A 4 Seiten Notizen zu meiner Stunde. Jedes Wort, was ihr nicht gefiel, hatte sie sich notiert und mir dann vorgehalten. Aber wenn ich später überlegt habe, wie ich meine Stunde mache, dann habe ich am meisten immer an das gedacht, was sie gesagt hat.


    Das war die Basis !!! Und dann kamen die eigenen Erfahrungen hinzu.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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  • Manchmal frage ich mich echt, was einige für Unis hatten. Wir haben alle Stunden, die wir geplant haben auch ausprobiert mit Schülern. Alles andere ist doch witzlos.


    Aber gut, beim Wechsel von Potsdam nach Berlin ist mir schon aufgefallen, dass wir da viel mehr Praxis hatten.


    Finde ich ziemlich traurig.


    Dafür hat mir das Ref nicht wirklich was gebracht.


  • In meiner Uni-Zeit hatte ich nach meiner schwachen Erinnerung genau 1 Stunde in einer Schule gehalten. Danach wollte ich für rund 1 Woche nicht mehr Lehrer werden. :)


    An die Art der Praktika erinnere ich mich nicht mehr genau, nur dass eines davon "Orientierungspraktikum" hieß, aber unterrichtet haben wir da nicht, eher so "beobachtet".


    Insgesamt hatte ich 3 Mentoren. Nur die eine, die strenge war ein Gewinn, obwohl ich sie damals "gehasst" habe und mich bei den "netten" wohler fühlte. Nur hat mir das wenig genützt. Von denen ist mir genau 1 Tipp in Erinnerung geblieben, mehr nicht, dass bei einer Gruppenarbeit am Anfang zwar mitunter Chaos herrsche (Lärm), sich dieser dann aber lege, wenn die Schüler "sich gefunden" haben und arbeiten. Das stimmt so pi mal Daumen (man muss natürlich auch bei Gruppenarbeiten klare Regeln aufstellen und durchsetzen).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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  • Mich wundert es, dass hier allgemein geschrieben wird, dass man im Referendariat nicht viel lernt.
    Mein Eindruck bei uns an der Grundschule ist anders.
    Unsere LAAs sind von den 5 Unterrichtstagen 3 Tage an der Schule und 2 Tage haben sie Seminar. Hier sprechen sie alles Schulrelevante durch, planen Unterrichtseinheiten, machen UVs, die die anderen vom Seminar anschauen usw. Von außen betrachtet scheinen die beiden Jahre Referendariat gewinnbringend, aber auch arbeitsintensiv zu sein. Fast alle Seminarleiter, die an unserer Schule so auftauchen, erlebe ich als engagiert oder werden von den Referendaren als das geschildert. Natürlich gibt es auch Unterschiede. Die Seminarleiter bilden sich wohl an der Lehrerakademie in Dillingen fort.
    Zusätzlich sind unsere LAAs im ersten Jahr von Betreuungslehrern betreut - sie geben Fachunterricht und hospitieren die restliche Zeit, im 2. Jahr übernehmen sie eine Klasse. Ich empfinde das Ganze nach meiner Beobachtung schon als anspruchsvoll und praxisnah.

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