Schulschwänzer

    • Offizieller Beitrag

    Die Mentalität, die hier deutlich wird, beobachte ich schon eine ganze Weile.
    "Wenn alle anderen sich mal bitte gefälligst nicht so anstellen würden, wäre mein eigenes (Fehl)Verhalten gar nicht so schlimm - besonders im Vergleich zu viel schlimmerem Verhalten..."


    Das Problem sind also im Rahmen dieser pervertierten Logik weniger diejenigen, die Regelverstöße begehen, sondern diejenigen, die sie kritisieren. Klassische Opfer-Täter-Umkehr, um den Kritiker moralisch unter Druck zu setzen und im Idealfall mundtot zu machen.

  • verstehe ich leider zu gut. Das führt bei (nicht selten übrigens osteuropäischen Familien) dazu, dass „formell“ alles mögliche passiert und Gesetze nicht mehr so doll interessieren. Ist ja Auslegungssache. Geschwister jeden Dienstag hüten? Wichtiger als Schule. Eine Woche vor UND nach den Ferien vom kaukasischen Arzt per Fax krankgeschrieben? Da friert das wohlwollende Lächeln schon ein. Gar nicht mehr erscheinen? Ach Frau Lehrerin, was Siiieee schon als Kindeswohlgefährdung bezeichnen- lächerlich.
    In einem Land, in dem man wunderbare Gesetze hat, sollte man nicht „offiziell heimlich“ welche umgehen. Das mag in repressiven Staaten Gang und Gäbe und überlebenssichernd sein: hier ist es das nicht. Heute wird das GG übrigens 69, alles Gute dafür :)

    Ich respektiere deine Haltung, das ist halt eine Frage der Mentalität.

  • Wir haben das in den Fachstufen so geregelt, dass am letzten Schultag vor den Sommerferien die schriftlichen Abschlussprüfungen durchgeführt werden. Da gibt es keine Diskussion um "Spaßtage", weil die Herrschaften ganz andere Sorgen haben.
    Nach der Zeugniskonferenz geht es in den Grund- und Fachstufen mit dem Unterricht für das kommende Jahr weiter. Typischerweise Besprechung der abzugebenden Projektarbeiten, usw.


    Zur Anwesenheit selbst: in den Fachstufen wird morgens jede Verspätung erfasst und dem jeweiligen Ausbilder mitgeteilt. Da gibt es kaum Disziplinprobleme, weil die sich für jedes Fehlen vom Unterricht beim Betrieb abmelden müssen und die in der Regel da sehr unentspannt sind, wenn Auszubildende fehlen.
    An den allgemeinbildenden Schulen hat man diese Möglichkeit wenn nur über die Eltern; und da die meisten eine eher negative Assoziation mit dem System Schule haben, in Kombination mit als "unnötig" wahrgenommenem Wissen, häufen sich solche Fehlzeiten. Andererseits stellt man, in meinen Augen, auch als Klassenteam den eigenen Unterricht negativ dar, wenn in den letzten Tagen vom ersten Gong bis zum Ende des Unterrichts nichts mehr gemacht wird. Ich kenne aus der eigenen Schulzeit solche Wochen, in denen man entweder gemeinsam gefrühstückt, einen Film geguckt oder Spiele gespielt hat.

    Bei "selbst schuld" wird nicht gepustet!

  • Ich mache in meinen Klassen so lange wie möglich Unterricht, alleine, um den Stoff durchzubekommen. Allerdings gibt es organisationsbedingt in dieser Zeit viele Ausfälle durch Wandertag, Schulfest, Abistreich etc. Teilweise ist das vom Ministerium vorgegeben, teilweise wie der Abistreich eine alte Tradition, auf die ich gut verzichten könnte, weil er meistenes eher öde als lustig ist. Ich denke, niemand erwartet, dass man bis zum letzten Schaltag vor den Sommerferien knallhart nur seinen Unterricht durchzieht. Es ist Abschiedsstimmung, man hat wieder ein Schuljahr überstanden, ist ein Stück weiter gekommen (oder auch nicht). Da darf man auch mal eine Stunde z.B. für einen Abschied hernehmen. Wir sollen ja auch die Schüler zu Persönlichkeiten heranziehen und da gehören auch bestimmte Rituale dazu. Das heißt nicht, dass man nur noch Spiele macht oder Filme guckt, mache ich ja auch nicht. Aber auch das ist Schule und Schulkultur, die wir und die Schüler mitgestalten sollen.
    Den Eltern, die vorher verreisen, weil es billiger ist, sollte auch klar sein, dass es nur deshalb billiger ist bzw. in den Ferien teurer wird, weil sich die ganz große Mehrheit eben daran hält. Würden alle so denken und früher verreisen, wären die Zeiten vor den Ferien ebenfalls teurer. Wer sich an die Regeln hält, finanziert damit indirekt den billigeren Urlaub derjenigen, die sich nicht daran halten und vor den Ferien fliegen, mit. Soviel zu „Wir schaden niemandem, wenn wirdrei Tage eher fliegen und blau machen.“


    Sarek

  • Woher weiss die Polizei eigentlich, ob ein Kind schwänzt oder ob andere Gründe vorliegen, warum das Kind nicht in der Schule ist?


    Ich finde das Vorgehen in Bayern schon sehr überzogen und grenzüberschreitend.

  • Woher weiss die Polizei eigentlich, ob ein Kind schwänzt oder ob andere Gründe vorliegen, warum das Kind nicht in der Schule ist?

    Bei uns ist das so geregelt: Wenn man frei haben will, muss man das vorher beantragen. Dann bekommt man - wenn die Gründe legitim sind - eine offizielle Schulbefreiung. Diese muss man mitführen im Fall des Falles. Wer keine Schulbefreiung vorweisen kann, der ist sozusagen ohne Schulerlaubnis unterwegs.

  • Bei uns ist das so geregelt: Wenn man frei haben will, muss man das vorher beantragen. Dann bekommt man - wenn die Gründe legitim sind - eine offizielle Schulbefreiung. Diese muss man mitführen im Fall des Falles. Wer keine Schulbefreiung vorweisen kann, der ist sozusagen ohne Schulerlaubnis unterwegs.

    Eine Unterrichtsbefreiung um frühzeitig in den Urlaub fliegen zu können gibt es aber ja nicht. Darum melden die meisten Eltern, die sowas vorhaben, ihr Kind einfach in der Schule krank.


    Bei uns muss bei krankheitsbedingtem Fernbleiben vom Unterricht direkt vor und direkt nach den Ferien ein Attest von Arzt vorgebracht werden. Auch das kommt immer wieder vor, obwohl wir natürlich nicht nachweisen können, ob das Kind nun wirklich krank ist oder nicht. Aber ich denke so machen es Eltern in der Regel, wenn sie frühzeitig in den Urlaub fliegen wollen.

  • Und wenn ich die Eltern mit dem Kind am Flughafen erwische, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es krank ist und zum Arzt geflogen wird aber doch etwas gering ...

  • Und wenn ich die Eltern mit dem Kind am Flughafen erwische, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es krank ist und zum Arzt geflogen wird aber doch etwas gering ...

    Vielleicht hat das Kind eine psychische Erkrankung? Oder etwas Körperliches, was aber kein Reisehindernis darstellt? Vielleicht wollen die Eltern wirklich zu einem Spezialisten im Ausland fliegen?


    Ja das mag unwahrscheinlich klingen, aber wissen kannst du es halt nie. Wenn die Eltern ein Attest in der Schule abgeben, ist das Kind eben krank. Diagnosen, Therapien und sonstige Infos darüber bekommen wir nicht.

  • Vielleicht hat das Kind eine psychische Erkrankung? Oder etwas Körperliches, was aber kein Reisehindernis darstellt? Vielleicht wollen die Eltern wirklich zu einem Spezialisten im Ausland fliegen?

    Wenn man nachweislich einen Arzttermin hat, kann man sich selbstverständlich im Voraus vom Unterricht befreien lassen. Zumindest ist das bei uns so. Gerade bei Kieferorthopäden und irgendwelchen längerfristigen Untersuchungen ist das oft unumgänglich.

  • Du sagst es selbst: Unwahrscheinlich.
    Bei einem Spezialisten im Ausland haben die Eltern sicher Befreiung vom Unterricht beantragt und den Zettel dabei.
    Und auf das Argument "Ich werde am letzten Schultag vor den Ferien mit meinem Kind am Flughafen erwischt, das Kind ist so krank, dass es nicht in die Schule kann, aber zum Fliegen nach wer weiß wohin reicht es" möchte ich jetzt nicht wirklich eingehen.
    Ich gehe auch davon aus, dass die Eltern die dann ein ärztliches Attest vorweisen konnten keine Probleme mit der Polizei bekamen. Bei uns ist es aber nicht grundsätzlich nötig, für einen Fehltag (auch nicht den letzten vor den Ferien) ein Attest vorzulegen, so dass es doch viele Eltern gibt, die ihr Kind einfach krank melden, um in Urlaub fliegen zu können. Und davon hat's halt jetzt ein paar erwischt - womit ich überhaupt kein Problem habe. Wenn ich sowas mache, sollte ich halt dann auch die Konsequenzen tragen und nicht rumheulen - genau, wie wenn ich zu schnell fahre und geblitzt werde. Ja, andere tun es auch und werden nicht erwischt, die Welt ist ungerecht, die böse Polizei hat es ja nur auf mich abgesehen - aber ich hab mich falsch verhalten und trag halt dann auch die Konsequenzen.

  • Vielleicht hat das Kind eine psychische Erkrankung? Oder etwas Körperliches, was aber kein Reisehindernis darstellt? Vielleicht wollen die Eltern wirklich zu einem Spezialisten im Ausland fliegen?

    Hochzeit der Tante im Ausland, Beerdigung der Oma... Gründe, vorzeitig zu fliegen, gibt es auch ohne Krankheit einige. Und mit Bestätigung der Schule wird da auch kein Polizist was sagen.


    Wer sich am letzten Schultag vormittags ohne Befreiung zum Flughafen begibt, tja, der geht halt ein Risiko ein. Ich finde es völlig okay, solche Eltern dann zu kontrollieren und auch Konsequenzen zu ziehen.

  • Ich finde es völlig okay, solche Eltern dann zu kontrollieren und auch Konsequenzen zu ziehen.

    Welche KOnsequenz denn? Wenn ich, wie oben schon vorgerechnet, durch einen Tag eher in den Urlaub starten ca. 1.000,- € sparen kann, dann sind die Bußgelder bei uns durchaus kalkulierbar. Also selbst wenn man erwischt wird, ist es so immer noch günstiger die Schule zu schwänzen.


    Oder wird in so einem Fall auch der Geldwerte Vorteil abgeschöpft? Also zu einem etwaigen Bußgeld von 800,- € kommen noch die 1.000,- € Ersparnis dazu, so daß im Fall des "erwischt werdens" insg. 1.800,- € zu zahlen sind?

  • Ja, das wär mal was. Nee, so weit dachte ich gar nicht, Kontrolle, Bußgeld und der damit verbundene Stress genügen in meinen Augen. Gibt ja Leute, die meinen, es sei spießerhaft und typisch Deutsch, da ein Bußgeld zu erheben. Hab ich auch privat schon mehrfach gehört.

  • Ich verstehe das trotzdem nicht.


    Wir haben das öfter, dass die Eltern ein paar Tage vor Ferienbeginn schon das Kind krankmelden ein Attest vom Arzt einreichen, dass ihr Kind für drei oder vier Tage krankgeschrieben ist.


    Wenn die Familie dann am Flughafen steht und die Polizei nachfragt, warum das Kind nicht in der Schule ist, sagen die wahrscheinlich, dass das Kind vom Arzt krankgeschrieben ist. Selbst wenn die Polizei im Sekretariät der Schule anrufen sollte, wird sie dort dasselbe bestätigt bekommen.


    Selbst wenn es, wie an der Schule von DeadPoet gar nicht notwendig ist ein Attest vorzulegen und eine normale Entschuldigung der Eltern ausreicht, wird es nicht anders laufen.


    Krank zu sein bedeutet auch nicht, dass man sich nur im Bett aufhalten oder das Haus nicht verlassen darf. Ich selbst war auch schon arbeitsunfähig und konnte trotzdem Sport treiben oder mich in die Sonne legen.

  • Wenn man wissentlich seine Flüge noch während der Unterrichtszeit bucht, ist das schon Vorsatz und hat nichts mit dem Kranksein zu tun. Natürlich kann das Kind in Ausnahmefällen auch mal gerade zu diesem Zeitpunkt krank werden. Aber vorausgegangen ist die Buchung, da war noch keine Krankheit in Sicht.

  • Nein, krank sein bedeutet nicht, dass man im Bett liegen muss. Aber zu krank sein für den Unterricht bedeutet für mich im Normalfall schon, dass man auch zu krank für den Spanienflug ist. Die Polizei hat nicht auf den Terrassen der Leute kontrolliert, sondern am Flughafen. Heißt, diese Familien waren drauf und dran mit dem angeblich schulunfähigen Kind zu fliegen. Der Flug ist nämlich schon gebucht zu dem Zeitpunkt, als noch niemand "wusste", dass das Kind krank wird ... d.h. (und die Juristen können da sicher einen Fachausdruck nennen), ich habe den Flug schon Tage/Wochen vorher gebucht, mit der festen Absicht, mein Kind ist an diesem Tag krank ...
    Gibt soweit ich weiß auch Urteil bgzl. Arbeitnehmern, die sich krank meldeten und dann in Urlaub geflogen sind - das Risiko, dass das zum Nachteil des Arbeitnehmers ausgeht, ist durchaus vorhanden (und es ist eben schon ein Unterschied zwischen "mein Kind ist ganz plötzlich ganz akut so krank geworden, dass es morgen / heute nicht in die Schule kann - aber nach Spanien fliegen können wir ganz spontan" und "ich bin jetzt eine Woche krank geschrieben und leg mich morgen mal eine Stunde in die Sonne").

  • Wann der Flug gebucht worden ist, weiss man ja nicht. Kann auch last minute gewesen sein. Auch kennt man die genaue Krankheit des Kindes nicht oder den Krankheitsverlauf. Wenn das Kind seit Montag für eine Woche krankgeschrieben ist und die Familie donnerstags fliegt, kann es auch sein, dass die Symptome sich gebessert haben. Es kann aber auch eine Krankheit ohne körperliche Einschränkungen sein, eben eine psychische Erkrankung (Depressionen, Burnout, Angststörung etc.), die den Schulbesuch unmöglich machen, eine Reise aber nicht.

  • Kann man denn nichts gegen die falsch ausgestellten Atteste machen? Ich bin der Meinung, dass das das größte Problem ist.

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