Schulschwänzer

  • @Kathie Genau, wer einen Jokertag zieht, der muss gar nichts begründen. Wir führen eine digitale Buchhaltung über die Absenzen unserer SuS und da wird das einfach als Jokertag eingetragen und ist für jeden Lehrer im Klassenteam einsehbar. Sind alle Jokertage aufgebraucht, wird im Zweifelsfall natürlich doch wieder geschwänzt, so ist das eben. Ich glaube, die perfekte Lösung fürs Problem gibt es einfach nicht, aber wir haben für mein Empfinden eigentlich relativ wenig Probleme mit inflationären Absenzen. Es gibt hin und wieder den Fall, dass mal eine Oma in Indien gestorben ist, oder so, dann wird der Schüler durch die Schulleitung beurlaubt.


    @Bolzbold Ich weiss ... unser Schulgesetz lässt den einzelnen Schule aber sehr viel Entscheidungsspielraum. Ich weiss von einem anderen Gymnasium im Kanton, die keine Jokertage vergeben. Häufen sich die Absenzen inflationär, dürfen wir die Schüler auch büssen, d. h. sie müssen verpasste Stunden mit gemeinnütziger Arbeit kompensieren. An den Berufsschulen wird den Lernenden sogar pro verpasster und unentschuldigter Stunde Geld vom Lohn abgezogen (an der BS Aarau z. B. 10 CHF pro Stunde).

  • Beim Lesen dieses Threads dachte ich mir mal wieder, "willst du wirklich zurück nach Deutschland?" ;) Ich bin jemand, der das Menschliche immer über Regeln und Vorschriften stellt. Auch habe ich bei jedem Schüler eine individuelle Herangehensweise an derlei Dinge. Wenn z.B. ein guter Schüler vor irgendwelchen Feiertagen oder Ferien einen Brückentag braucht (vor längeren Ferien auch zwei oder drei) und die Eltern bringen mir ein Attest, damit ich keine Schwierigkeiten bekomme, dann ist das für mich absolut in Ordnung. Warum soll ich mich über sowas empören? Wenn es ein schwächerer Schüler ist, dann möchte ich vorher schon ein Gespräch mit den Eltern führen, damit wir gemeinsam schauen, wie wir eventuell behandelten Stoff nachholen. Sowas wird in Russland ganz offen besprochen, sprich Eltern treten an mich heran.
    Klar weiß ich, dass die Atteste nur Fake sind, aber warum sollte mich das stören? Offiziell ist das Kind halt krank, mein Allerwertester ist damit abgesichert und hier hat die Polizei auch gewiss bessere Dinge zu tun, als an Flughäfen nach Kindern zu suchen, als würden diese Drogen schmuggeln.
    Ein wenig Lockerheit und Augenmaß in solchen Dingen schadet nicht. ;) Schade, dass der deutsche Staat nicht so denkt.

  • Wenn es ein schwächerer Schüler ist, dann möchte ich vorher schon ein Gespräch mit den Eltern führen, damit wir gemeinsam schauen, wie wir eventuell behandelten Stoff nachholen. Sowas wird in Russland ganz offen besprochen, sprich Eltern treten an mich heran.
    Klar weiß ich, dass die Atteste nur Fake sind, aber warum sollte mich das stören?

    Also mich stört es gewaltig, wenn ich explizit für Schüler, die nicht krank sind, gezwungen bin, eine Nachschreib-Klausur zu erstellen.
    An einer gut konzipierten Klausur mit Aufgaben verschiedener Anforderungsbereiche, die fair ist, sitze ich mehr als eine Stunde.

  • Mashkin: Wenn du hier unterrichten willst, musst du aber Gesetze und Regeln einhalten und nicht nach eigenem Gutdünken "das Menschliche über Regeln stellen". So wirst du hier Probleme bekommen.


    (Übrigens, kurzes OT:
    Ich finde ich gut, dass du dich informierst und auch Fragen stellst,
    aber sehr befremdlich, dass du einerseits wenig Bescheid weißt über das Schulsystem, in dem du zu unterrichten gedenkst, aber andererseits dann in Beiträgen doch ständig aus eigener Erfahrung sprichst und dieses System kritisierst.)



    Wollsocken, Danke für die Erklärungen! Jokertage fände ich super.

  • Ich denke, es gibt immer einen Mittelweg. Mir ist klar, dass ich die Veränderungen in Deutschland (insbesondere im Bildungssystem), die ich in den vergangenen 20 Jahren verpasst habe, aufarbeiten muss, und ich habe ja auch nicht vor, explizit Regeln und Gesetze zu brechen. Alles was ich sagte ist, dass sobald die Abwesenheit legitimiert, sprich ein Attest vorhanden ist, ich auf der sicheren Seite bin und dass ich desweiteren Verständnis dafür aufbringen kann. Auch habe ich keine Probleme damit, eventuell einen Nachschreibtest zu organisieren, weil ich das für einen Teil meiner Arbeit halte (in Russland ist es das auch und wird von mir erwartet), aber ich würde Klassenarbeiten auch nicht in diese Zeit legen, um solche Konflikte zu vermeiden. Was ich kritisiere sind nicht etwa die Gesetze, denn die gibt es formell in anderen Ländern auch, sondern lediglich die vorherrschende, ich nenne es mal "Empörungskultur". ;)

    • Offizieller Beitrag

    Mein Mann (kein Lehrer ) plädiert immer dafür, dass bis zum letzten Schultag unterrichtet und auch Klassenarbeiten und Tests geschrieben werden.

    mach ich oft.
    Gab zwar bei den Schülern leichtes Gemaule "am letzten Tag vor den Weihnachtsferien eine Klassenarbeit? Ooooh, Frau Friiiiesin!", aber das kann ich ab. :engel:


    es liegt also auch an einem selbst, ob die Tage vor Ferien nur tralala-Tage sind.


    Vor den Sommerferien gibts bei uns immer eine Projektwoche. Ist auf jeden Fall besser als alle naselang irgendwelche Filmchen zum Bespaßen anschauen.

    • Offizieller Beitrag

    Also mich stört es gewaltig, wenn ich explizit für Schüler, die nicht krank sind, gezwungen bin, eine Nachschreib-Klausur zu erstellen.

    und so furchtbar ärgerlich für die Schüler, denn eine Nachschreibklausur wird immer schwieriger als die Originalklausur. Die besten Aufgaben/ Texte sind dann nämlich schon verbraten ;)

  • Was heißt Empörungskultur? Soll ich in die letzte Schulwoche gehen mit dem Gedanken im Kopf: "Mal sehen, wer heute noch so alles erscheint?" Dann fühle ich mich als Lehrerin auch ver....t und mache wirklich keinen richtigen Unterricht mehr. Was die Leute wiederum bestätigt, die davon ausgehen, dass sowieso nicht mehr viel läuft.

  • Letzter Tag werden die Klassenarbeiten geschrieben. Nachschreibearbeiten sind dann heftiger. Wenn Eltern der Meinung sind, dass ihre Ferien wichtig sind, dann soll es halt so sein. Aber diskutieren über Noten gibt es bei mir nicht. In der Regel sacken die Schüler in der Nachschreibearbeit ab; ich kann damit leben.


    Die Arbeiten sind glücklicherweise schnell erstellt; dank Excel schnell zu korrigieren.

  • Friesin:
    Mache ich auch. Geht leider nur bei den Sommerferien nicht. Darauf bezog ich mich auf letzte Schultage vor den Sommerferien. Deshalb das mit den Zeugnissen.


    Meine Klasse hat am Freitag (also letzten Freitag) vor den Pfingstferien eine Mathearbeit geschrieben. Es fehlte nur eine Schülerin. Diese lag aber nachweislich im Krankenhaus.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Was heißt Empörungskultur? Soll ich in die letzte Schulwoche gehen mit dem Gedanken im Kopf: "Mal sehen, wer heute noch so alles erscheint?" Dann fühle ich mich als Lehrerin auch ver....t und mache wirklich keinen richtigen Unterricht mehr. Was die Leute wiederum bestätigt, die davon ausgehen, dass sowieso nicht mehr viel läuft.

    Mir ging es bei diesem Begriff eher darum, dass manche sich aufregen, wenn sie Atteste bekommen, die der Arzt offensichtlich ausgestellt hat, weil ein Kumpel des Vaters oder der Mutter ist. Bei mir kommt es in der letzten Schulwoche darauf an, ob ich den geplanten Stoff durchziehen konnte oder nicht. Wenn nicht, mache ich Unterricht bis zum letzten Tag (und jemand, der mit der Familie in den Urlaub fährt muss den Stoff halt nachholen, viele Eltern fragen mich halt auch nach Materialen, und glaube mir, wenn du russische Eltern hast, dann holst du den Stoff nach ;) ), aber wenn ich voll im Plan liege, dann kann man die letzte Woche auch ruhiger angehen lassen und spaßige Dinge veranstalten. Ich weiß natürlich nicht, ob ich den Lehrplan in Deutschland auch so einhalten kann wie hier, das wird man sehen, aber eine Klassenarbeit in der letzten Schulwoche halte ich für Schikane.

    • Offizieller Beitrag

    ...was bei Klausuren mitunter nicht zu vermeiden ist ob der Vorschrift, dass nicht mehr als zwei Klausuren pro Woche in der Oberstufe geschrieben werden dürfen.


    Wenn hier die berechtigte Empörung über die eigenwillige Gesetzesauslegung durch Eltern durch "stellt Euch mal nicht so an" delegitimiert wird, dann sind wir nicht nur im Zeitalter von "alternativen Fakten" sondern auch von "alternativer Gesetzeslage" angekommen.

  • aber eine Klassenarbeit in der letzten Schulwoche halte ich für Schikane.

    Die letzte Schulwoche vor jeden Ferien gehört wie jede andere Woche zum Schuljahr. Die Schüler haben Schulpflicht. Da haben sie auch zur Schule zu kommen. Da macht man Unterricht und schreibt auch noch Klassenarbeiten. Das ist ganz normale Unterrichtszeit. Ich kann da keine Schikane erkennen.


    Ab einem bestimmtem Tag (hier in NRW 3 Tage vor Ferienbeginn) darf auch nur noch der Schulleiter beurlauben und nicht mehr der Klassenlehrer.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Wenn hier die berechtigte Empörung über die eigenwillige Gesetzesauslegung durch Eltern durch "stellt Euch mal nicht so an" delegitimiert wird, dann sind wir nicht nur im Zeitalter von "alternativen Fakten" sondern auch von "alternativer Gesetzeslage" angekommen.

    Das kommt auf deine persönliche Ausgangslage an: Willst du, dass alles 100% nach Vorschrift läuft, ohne Rücksicht auf Verluste, oder kannst du hier und da 5 gerade sein lassen? Wir reden hier über verschiedene Mentalitäten, da gibt es immer Reibungspunkte. Ich verurteile Menschen nicht, welche die erste Variante wählen, ich konnte sie nur nie verstehen. Ich bin jemand, mit dem man über alles reden kann, solange es mich nicht in die Lage versetzt Regeln selbst brechen zu müssen. Solange "formell" alles seine Richtigkeit hat, kann ich auch mal weggucken, und was ich nicht weiß, will ich auch nicht wissen, wenn du verstehst was ich meine. ;)
    Und diese "alternative" Gesetzeslage", wie du es nennst, gab es schon immer; selbst meine Eltern haben das in den 80ern gemacht, damit wir billiger in den Urlaub fliegen konnten. Ich sehe das unter normalen Umständen (die Versetzung ist nicht gefährdet) nicht als ein großes Problem an.

  • Wir dürfen Prüfungstermine zum Glück selbst vereinbaren und es dürfen max. 4 pro Woche und zwei pro Tag sein. So findet sich eigentlich immer was. Ich persönlich habe sehr selten Nachschreiber weil meine SuS auch wissen, dass mich Prüfung schwänzen wirklich fuchsig macht. Ich kann sogar nach Notenschluss noch eine Prüfung schreiben und die Note dann ins nächste Schuljahr übertragen. Unsere SuS lernen recht schnell, dass am Gym ein anderer Wind weht als in der Sek I. Vor den ersten Herbstferien probieren sie immer noch zu heulen, was üblicherweise niemanden interessiert ;)

  • Wenn Reisepreise für eine 4-köpfige Familie sich mal eben um 2000 Euro erhöhen, weil es Tag 1 in den Ferien ist, kann ich die Familien schon verstehen.


    Wir selbst haben das bei der Grundschule meiner Tochter auch schon gemacht (aber mit Erlaubnis) wir hatten in diesen Jahren keine Ferien im Frühjahr oder Herbst zusammen... (versch. BL). Also habe ich gefragt, ob sie vor Vatertag 3 Tage fehlen darf (da hat HH Maiferien). Es wurde gestattet und darüber bin ich sehr froh.



    LG Anja

  • Beim Lesen dieses Threads dachte ich mir mal wieder, "willst du wirklich zurück nach Deutschland?" ;) Ich bin jemand, der das Menschliche immer über Regeln und Vorschriften stellt. Auch habe ich bei jedem Schüler eine individuelle Herangehensweise an derlei Dinge.
    [...]
    und jemand, der mit der Familie in den Urlaub fährt muss den Stoff halt nachholen, viele Eltern fragen mich halt auch nach Materialen, und glaube mir, wenn du russische Eltern hast, dann holst du den Stoff nach ;)

    Mashkin, ich wünsche dir bereits jetzt viel Spaß bei den stundenlangen individuellen Diskussionen mit den Sprösslingen nichtrussischer Eltern. :pfeif:

  • und so furchtbar ärgerlich für die Schüler, denn eine Nachschreibklausur wird immer schwieriger als die Originalklausur. Die besten Aufgaben/ Texte sind dann nämlich schon verbraten ;)

    das finde ich auch immer voll blöd :)

  • @ Mashkin: Die russischen Lehrer meiner Kinder (Klavier und Ballett) fordern EINIGES. Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, dass das russische Schulsystem liberaker sein kann als das deutsche. Auch hatte ich schon mehrfach russische SuS und weiß, wie die Eltern zum Pauken anhalten. Was bitte findest du da so gut, dass du nicht wieder nach Deutschland zurück willst?

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