Was Lehrer aus eigener Tasche zahlen

  • Ich glaube meine Vorstellungen - vor allem von gutem Unterricht - sind ganz OK. Ganz ohne Klangschale, dafür mit vom Kanton bezahlten Streichhölzern! Ich frage mich allerdings allmählich, ob Du wirklich so naiv bist, sarkastische Bemerkungen nicht zu verstehen, oder ob Du mich verarschen willst. Vermutlich bist Du einfach schlauer als ich und es ist letzteres der Fall. :)


    Was sollte schlau daran sein, Leute zu "verarschen". :ohh:

  • Ich muss einmal etwas zur "Rettung der Klangschale" schreiben.


    In der Grundschule ist diese als akustisches Signal sehr nutzvoll. Ich habe vor Jahren einmal Geld investiert und mir eine unverwüstliche "wohlklingende" Klangschale in mittlerer Tonlage besorgt. Eine solche Klangschale kostet etwas mehr als ein Lehrerband und da man diese sein Lehrerleben lang hat, sofern man sie wirklich einsetzt, finde ich dies eine nützliche Anschaffung. Wegen des angenehmen Klangs mag ich auch nicht die üblichen, hohen Klangstäbe, die auch zu diesem Zwecke angeboten werden, die zwar günstiger sind, aber irre hoch klingen und in meinen Ohren nicht sehr angenehm sind.


    Ich setze sie dann ein, wenn die Schüler bei einer Arbeit im offenen Unterricht oder bei Partner- und Gruppenarbeiten sind, also dort, wo es zwangsläufig lauter in der Klasse zugeht - z.B. Wochenplan, Werkstätten usw. - und ich zwischendurch noch eine Information geben muss und es augenblicklich ruhig sein soll. Das funktioniert wirklich gut. Das Signal zur Beendigung solcher Arbeiten ist bei mir übrigens meistens eine bestimmte Musik.
    Andere KollegInnen setzen die Klangschale ein, wenn eine solche größere Arbeit beendet ist.
    Das spart Stimme und ist ein angenehmer Akzent (Atmosphäre) im Unterricht.
    Je jünger die Schüler, desto eher nutzt man sie.


    Dass die Klangschale und ihre "Verwandten" auch in der Sekundarstufe eine Rolle spielen, höre ich zum ersten Mal, kann es mir aber gut in jüngeren Klassen dort vorstellen, die oft offen arbeiten.

  • Bitte, Buntflieger und Wollsocken, tragt eure persönlichen Differenzen per PN aus!


    Hallo Friesin,


    ich möchte klarstellen, dass ich mit niemandem hier "persönliche Differenzen" habe.


    der Buntflieger

  • erschreckend aggressiv und beleidigend

    Weder noch, sondern lediglich der dezente Hinweis darauf, dass die "Ritualisierung" von Kindern mit Hilfsmitteln wie einer Klangschale ein Element der klassischen Konditionierung ist. Das finde ich grundsätzlich ein wenig fragwürdig. Umso irritierender finde ich es aber, wenn jemand auf sowas steht, der eigentlich von sich behauptet, sich so wahnsinnig viel mit Pädagogik und Psychologie auseinanderzusetzen. Um den dezenten Hinweis zu verstehen, müsste man aber natürlich mal was von Pawlows Hunden gehört haben.


    So und so ging es an der Stelle um was ganz anderes: Klangschalen sind vielleicht nice to have, wenn sonst alles feinifein ist. Solange es aber an allen anderen Ecken und Enden brennt (ich erwähnte die Streichhölzer ... haha) kann man sich mit solchen Spielereien auf Staatskosten sicher zurückhalten bzw. die aus der eigenen Tasche zahlen, wenn einem unbedingt danach ist. Guter Unterricht ist ganz sicher ohne Klangschalen möglich. Der NaWi-Lehrer ist aber ohne Streichhölzer relativ am Ar***.



    Bitte, Buntflieger und Wollsocken, tragt eure persönlichen Differenzen per PN aus!

    In dem Fall haben die "persönlichen Differenzen" unmittelbar damit zu tun, dass sich zum wiederholten mal jemand in so eine Diskussion einmischt, der vom wahren Leben eigentlich noch nicht wahnsinnig viel Ahnung hat sondern gerne mal in Büchern gelesene Binsenweisheiten von sich gibt. Ja, das nervt mich allmählich ziemlich. So gesehen müsste man auch jede Diskussion mit unserem werten Herrn Lehramtsstudenten als "persönliche Differenz" deklarieren, nicht?

  • Weder noch, sondern lediglich der dezente Hinweis darauf, dass die "Ritualisierung" von Kindern mit Hilfsmitteln wie einer Klangschale ein Element der klassischen Konditionierung ist. Das finde ich grundsätzlich ein wenig fragwürdig. Umso irritierender finde ich es aber, wenn jemand auf sowas steht, der eigentlich von sich behauptet, sich so wahnsinnig viel mit Pädagogik und Psychologie auseinanderzusetzen. Um den dezenten Hinweis zu verstehen, müsste man aber natürlich mal was von Pawlows Hunden gehört haben.


    @Lisam
    Aggressiv? Ich fand´s lustig.
    @Wollsocken80
    Für diesen Teil deines Beitrags Daumen hoch.

  • Dass die Klangschale und ihre "Verwandten" auch in der Sekundarstufe eine Rolle spielen, höre ich zum ersten Mal, kann es mir aber gut in jüngeren Klassen dort vorstellen, die oft offen arbeiten.


    Hallo Caro07,


    bei uns in der Ausbildung wird zumindest der Einsatz eines didaktischen Klanginstruments erwartet. Gerade in den Klassenstufen 5 und 6 ist das aus den von dir genannten Gründen (es macht einfach wenig Spaß und Sinn, naturgemäß lautere Gruppenphasen mit der eigenen Stimme übertönen zu müssen) und auch als Signal für Start und Beendigung verschiedener Unterrichtsphasen/Sozialformen.


    Die laute Stimme ist zwar nach wie vor eine Lehrereigenschaft, die generell geschätzt (meines Erachtens überschätzt) wird, aber die beste Lehrerin, die ich bisher erleben durfte, flüsterte in ihrem Unterricht und das in einer Klasse, in der andere sich heiser schreien. Auch hier lautet das Zauberwort: Classroom Management.


    der Buntflieger

  • (es macht einfach wenig Spaß und Sinn, naturgemäß lautere Gruppenphasen mit der eigenen Stimme übertönen zu müssen)

    Es ist ganz einfach: sorg dafür, dass diese Phasen gar nicht erst so laut werden, dass Du drüberschreien musst. Das ist meine Art des Classroom Managements.



    bei uns in der Ausbildung wird zumindest der Einsatz eines didaktischen Klanginstruments erwartet.

    Auch wenn Du es "didaktisches Klanginstrument" nennst, bleibt es Konditionierung.

  • Was sind denn Rituale? Rituale sind Dinge, die man immer wieder im Unterricht einsetzt, die immer wieder wiederkehren und für die Schüler einen Erkennungswert haben und den Unterricht strukturieren. Die Klangschale und andere Zeichen können zum Beginn als akustisches Zeichen für ein solches Ritual eingesetzt werden. Man kann auch optische Zeichen nutzen - doch akustische eignen sich in manchen Situationen einfach besser. Rituale benutzt jeder, Grundschul- und Klassenlehrer mehr, weil sie den Unterrichtsalltag deutlicher rhytmisieren müssen.
    Ein Sekundarstufenlehrer, der z.B. zu Stundenbeginn immer dasselbe macht, hat eben dieses anfängliche Stundenritual.


    Hier ein eher weiter Begriff von Ritualen:
    https://www.forrefs.de/grundsc…lasse-und-unterricht.html

  • Rituale sind Handlungen, die nach festen Regeln ablaufen und ja, Schule ist voll von Ritualen. Klangschalen sind dagegen mehr sowas wie der Pausengong - auch auf den sind unsere SuS erschreckend gut konditioniert. Ist jetzt aber wirklich OT.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Oh weh, dann ist das übliche Schulklingeln wohl eine klassische Konditionierung, denn die Kinder wissen genau, dass dann der Unterricht beginnt oder endet. Zu allem anderen braucht man mit Wollsocken jetzt gerade gar nicht diskutieren,sie ist anscheinend gerade auf Krawall gebürstet. Und mit einem Gymnasiallehrer über Grundschulalltag zu diskutieren ist vergebene Liebesmüh. Mal Studien zur Lautstärke in Kindergärten lesen und dann überlegen, dass wir die Kids direkt danach übernehmen. ;)

  • Zur Konditionierung:
    Jede Erziehung konditioniert im weitesten Sinne auch. Erziehung arbeitet mit Strafe und Belohnung. Wenn man erwünschtes Verhalten belohnt, versucht man eine Konditionierung, was beim Menschen mit Verstand allerdings nicht unbedingt so automatisch funktioniert wie bei Tieren.


    Pawlow hat erwünschtes Verhalten bei einem akustischen Signal bei Hunden (ohne menschlichem Verstand) belohnt. Wenn beim akustischen Signal nicht gleich ein Gummibärchen zur Belohnung erfolgt, dann sehe ich da keine Gefahr. ;)

  • Und mit einem Gymnasiallehrer über Grundschulalltag zu diskutieren ist vergebene Liebesmüh.

    Tu ich ja auch nicht. Der angehende Kollege mit der Klangschale gedenkt immer noch in der Mittelstufe zu unterrichten.

  • Aber du hast doch gerade geschrieben, dass wir gefälligst dafür sorgen sollen, dass die Kinder ruhig sind. Offener Unterricht ist automatisch lauter als Frontalunterricht wenn alle dem Lehrer lauschen... Und ob der Lehrer dann seine Stimme hebt oder eine Klangschale klingen lässt, ist in gleichem Maße konditioniert.

  • Aber du hast doch gerade geschrieben, dass wir gefälligst dafür sorgen sollen, dass die Kinder ruhig sind.

    Nein, ich habe nicht "euch" angesprochen, sondern den angehenden Kollegen mit der Klangschale ganz direkt. Und ich schrieb auch nicht "die Kinder sollen ruhig sein" sondern, es soll so ruhig sein, dass kein Grund dafür besteht zu *schreien*. Wenn es so laut wird, kann sich auch kein Mensch mehr auf irgendetwas Sinnvolles konzentrieren.



    Offener Unterricht ist automatisch lauter als Frontalunterricht wenn alle dem Lehrer lauschen...

    Womit Du schon wieder implizit unterstellst, dass es am Gymnasium nur Frontalunterricht gibt.

  • Es ist ganz einfach: sorg dafür, dass diese Phasen gar nicht erst so laut werden, dass Du drüberschreien musst. Das ist meine Art des Classroom Managements.


    Auch wenn Du es "didaktisches Klanginstrument" nennst, bleibt es Konditionierung.


    Hallo Wollsocken80,


    ich habe nirgends eingefordert, dass jeder Lehrer Klangschalen verwenden müsse und dass es keine andere Wege gibt, eine Klasse an verbindliche Verhaltensregeln zu gewöhnen bzw. diese zu differenzieren und ritualisieren. Akustische Instrumente sind eine Möglichkeit und keine schlechte, wie ich bisher erfahren durfte - früher stand ich dem auch mehr als skeptisch gegenüber.


    Das mit der Konditionierung verstehe ich nicht. Die klassische Konditionierung hat ja nun mit einem sozialen Ritual als Teil eines Kommunikationsprozesses nichts zu tun. Jedenfalls fehlt offensichtlich unbedingter Stimulus und unbedingte Reaktion (z.B. Speichelfluss). Du scheinst hier einige Dinge durcheinander zu bringen.


    Wenn ich Schülern sage, dass nach dem Ausklingen der Klangschüssel keiner mehr reden darf, dann ist das eine transparente Regel - ein kommunikatives Mittel und nicht mehr oder weniger als das. Das funktioniert nur dann, wenn man solche Regeln und Rituale konsequent anwendet, transparent kommuniziert und letztlich die Gruppe merkt, dass es zu ihrem Vorteil ist, sich daran zu halten.


    Komplizierte und anspruchsvolle zwischenmenschliche Interaktionen also, die mit klassischer Konditionierung nicht wirklich sinnvoll in Verbindung zu bringen sind, wie ich finde.


    der Buntflieger

  • Den Begriff Konditionierung im Kontext mit Klangschalen zu verwenden ist in etwa so, wie wenn man sagt, eine laute Lehrerstimme verursacht Konditionierung. Blödsinn, meiner Meinung nach.
    Es ist ein bewährtes Signal, das für Ruhe sorgen kann. In der Grundschule gibt es viele solcher Signale (den mittlerweile verpönten "Leisefuchs", eine einfache Glocke, eine Pfeife im Sportunterricht, ein "Stopp"-Schild, eine Klangschale, "Aufräum-Musik", um nur einige zu nennen). Klar gewöhnen sich die Kinder an diese Signale und im besten Fall reagieren sie entsprechend darauf. Sie dann mit sabbernden, konditionierten Hunden zu vergleichen ist ein bisschen daneben.
    Solche Signale geben nämlich auch Halt. Rituale sind wichtig, und wenn jeder weiß, was er zu tun hat - Aufräummusik bedeutet, in 3 Minuten sitze ich am Platz und habe mein Freiarbeitsmaterial weggeräumt, Klangschale bedeutet, der Lehrer macht gleich eine wichtige Ansage, dann erleichtert das den Schultag für alle.
    Ich glaube aber, dass einige Sek 2 Lehrer sich das einfach nicht vorstellen können und deshalb als negativ abtun.


    Und: einerseits wird einem als Grundschullehrer hier vorgeworfen, privates Geld für solche Dinge auszugeben.
    Andererseits wird Buntflieger dann angegangen, wenn er es als quasi Starterpack bzw. Klassenzimmerausstattung fordert.
    Passt nicht so ganz zusammen, oder?


    Und Wollsocken, dass gerade du an deiner prima ausgestatteten Schule Streichhölzer selbst kaufen musst, weil du sonst keinen naturwissenschaftlichen Unterricht erteilen kannst - wirklich???

  • Und Wollsocken, dass gerade du an deiner prima ausgestatteten Schule Streichhölzer selbst kaufen musst, weil du sonst keinen naturwissenschaftlichen Unterricht erteilen kannst - wirklich???

    Habe ich das jemals irgendwo geschrieben? Ich glaube wird sind jetzt hier im Stadium des selektiven Lesens angekommen - Zeit für mich, mich aus dem Thread zu verabschieden.

  • es soll so ruhig sein, dass kein Grund dafür besteht zu *schreien*. Wenn es so laut wird, kann sich auch kein Mensch mehr auf irgendetwas Sinnvolles konzentrieren.

    Grundschulkinder müssen gar nicht laut sein, um einen nicht mehr zu hören. Da reicht leichtes Stimmgemurmel (z.B. weil sie anfangs noch halblaut lesen, oder weil Partnerarbeit angesagt ist) um den Lehrer komplett auszublenden. Je kleiner Kinder sind, desto vertiefter sind sie auch oft noch in das was sie gerade tun. Die nehmen dann auch eine gut hörbare menschliche Stimme einfach nicht wahr. Wenn du die dann namentlich ansprichst erschrecken die oft regelrecht... Akkustisches Signal hebt sich schlicht besser ab (vor allem als ein Frauenstimme... die ist oft zu dicht dran an Kinderstimmen).

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

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