Was Lehrer aus eigener Tasche zahlen

  • Es ist schon ein Unterschied, ob man den Klassenraum verschönert und Dinge anschafft, die es nicht zwingend braucht und die also der Schulträger auch nicht kaufen muss, die einem aber den Vormittag angenehmer machen.
    Oder ob man Materialien kaufen "muss", die eigentlich vorhanden sein sollten. Das mache ich zum Beispiel nicht. Angenommen, im Lehrplan steht "Arbeit am Geobrett", und an der Schule wären keine Geobretter vorhanden, dann müssten welche besorgt werden. Da würde bei uns niemand erwarten, dass man sie aus eigener Tasche kauft - wäre ja noch schöner! Genauso mit Kopien. Wenn ich ein Kontingent hätte, würde ich nur so viel kopieren, wie es mein Kontingent erlaubt.


    Was ich aus Bequemlichkeit schon manchmal mache, ist, einen Klassensatz Arbeitsblätter daheim auszudrucken, weil ich den Stress / Stau am Kopierer, Zeitdruck etc vermeiden will. Ich weiß, dass ich da quasi draufzahle, weil ich es an er Schule kostenlos machen könnte, aber die paar Cent investiere ich manchmal in Stressreduktion.


    Übrigens, ich weiß jetzt nicht mehr, wer damit anfing... Aber WENN Sek 2 Lehrer an die Grundschule versetzt würden, würde es meiner Meinung nach nicht allzu lange dauern, bis sie ihr Klassenzimmer ein bisschen netter gestalten wollen würden. Da bin ich überzeugt. Und zwar nicht aufgrund von Druck von außen (Eltern, Schulleitung), sondern weil man sich mit den Kindern stundenlang darin aufhält und es dadurch angenehmer wird.

  • Nein, nicht ICH nehme Lernchancen, sondern der Schulträger.

    Doch, du nimmst sie genauso. Klar ist der Schulträger auch mit dran schuld, aber du genauso und immer nur sagen, die anderen hätten aber, ist zumindest in Deutschland schon mal deutlich schief gegangen.

    Mir fehlen die Worte. :ohh:

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ja, denn das ist nichts anderes, wenn jeder nur sagt, ich bin dafür nicht verantwortlich.
    DA hilft nur entweder Verantwortung übernehmen (und dann erwarte ich, dass man dafür nicht noch von den anderen blöd angemacht wird) oder eben den Mund zumindest deutlich aufmachen, damit sich was ändert. Aber dann eben einfach mit dem nichts zu arbeiten und zu sagen, dann haben eben alle Pech gehabt, geht für mich gar nicht und ist eben keinesfalls besser als im Nationalsozialismus. Nur das eben aktuell die Folgen nicht so drastisch sind, das Prinzip ist aber genauso.

    Das ist schon was entscheidend anderes. Es ist immer wieder spannend bei was für Themen Nazi-Totschlagargumente gezogen werden.
    Es ist ein krasser Unterschied zwischen „Ich zahle als Arbeitnehmer für Dinge die mein Arbeitgeber bezahlen sollte“ und „Ich bin still und wehre mich nicht gegen ein diktatorisches System.“.


    Denn, um mal deine Argumentation aufzugreifen, wenn dein „Verantwortung übernehmen“ bedeutet, das du private Mittel investierst, bedeutet das: ich halt den Mund und der Arbeitgeber darf machen was er will.
    Zu sagen „Nö, da mach ich nicht mit.“ ist sehr viel eher ein auflehnendes Verhalten gegen die Missstände als dein propagiertes selber bezahlen.


    Edit: Ich finde dein Pseudoargument atemberaubend, wie kommt man auf so einen Schwachfug?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Denn, um mal deine Argumentation aufzugreifen, wenn dein „Verantwortung übernehmen“ bedeutet, das du private Mittel investierst, bedeutet das: ich halt den Mund und der Arbeitgeber darf machen was er will.
    Zu sagen „Nö, da mach ich nicht mit.“ ist sehr viel eher ein auflehnendes Verhalten gegen die Missstände als dein propagiertes selber bezahlen.

    Du hast hier einiges durcheinander geworfen.


    Verantwortung übernehmen kann heißen, ich zahle es selber und weise immer wieder auf die Missstände hin oder ich zahle es nicht und mache dies aber auch lautstark deutlich, aber zu sagen, bin ich nicht für verantwortlich, sondern der Schulträger und damit ist das für mich durch, hat für mich eben was mit Verantwortung abschieben zu tun (s.o.).

    Das ist schon was entscheidend anderes. Es ist immer wieder spannend bei was für Themen Nazi-Totschlagargumente gezogen werden.Es ist ein krasser Unterschied zwischen „Ich zahle als Arbeitnehmer für Dinge die mein Arbeitgeber bezahlen sollte“ und „Ich bin still und wehre mich nicht gegen ein diktatorisches System.“.


    Denn, um mal deine Argumentation aufzugreifen, wenn dein „Verantwortung übernehmen“ bedeutet, das du private Mittel investierst, bedeutet das: ich halt den Mund und der Arbeitgeber darf machen was er will.
    Zu sagen „Nö, da mach ich nicht mit.“ ist sehr viel eher ein auflehnendes Verhalten gegen die Missstände als dein propagiertes selber bezahlen.


    Edit: Ich finde dein Pseudoargument atemberaubend, wie kommt man auf so einen Schwachfug?

    Wieso Schwachfug, du hast das Argument ja wieder nur halb verwendet.


    Nein natürlich nicht, "zahle selber und halte den Mund", sondern "zahle selber und mach auf die Missstände aufmerksam"
    Aber ich zahle nicht und sage, der Schulträger ist verantwortlich und wehre mich nicht und schaffe aber auch keine Abhilfe, das ist genau das benannte Weggucken (egal ob nur beim System oder wo auch immer).


    Wenn du sagst, du machst den Schulträger auch darauf aufmerksam, dann sind wir uns doch einig dabei, das ist eine von den für mich zwei tragbaren Möglichkeiten!

  • WENN Sek 2 Lehrer an die Grundschule versetzt würden, würde es meiner Meinung nach nicht allzu lange dauern, bis sie ihr Klassenzimmer ein bisschen netter gestalten wollen würden.

    Es sei denn es sind Männer....
    Nein, im Ernst: der Gestaltungswille in Sachen Schulräumlichkeiten ist meiner Beobachtung nach auch einfach mal Typ-Frage.
    (Manche Menschen leiden offensichtlich stärker unter einem "unschönen" Umfeld als andere...). Die Frage ist auch, wie perfektionistisch ich da bin. Ich selbst bin auch eher der visuelle Typ und reagiere stark auf "Raumwirkung". Insofern gestalte ich meinen Klassenarum auch bewusst, allerdings weigert sich meine Vernunft auch, dafür eigenes Geld auszugeben. Wenn es nur um "Verschönerung" geht greife ich tatsächlich nur auf das zurück, was vorhanden ist: ich gestalte also ansprechende Lernplakate (oder finde sie im Inernet...) und drucke die dann aber in der Schule aus, ich nutze das dort vorhanden Tonpapier und ich hänge natürlich die Kunstwerke der Schüler auf. Das allein macht schon einen gehörigen Unterschied zu "karg". Pflanzen waren schon da und wurden z.t. durch Elternspenden ergänzt. Für Weihnachten habe ich ein bisschen Dekokram im Schrank, alles ausrangiertes Zeug. Insgesamt bekomme ich immer wieder die Rückmeldung, wie freundlich der Raum ist und das obwohl das Mobiliar schon ziemlich abgestoßen ist und wirklich dringend (!!!!) gemalert werden müsste.
    Bei Lehrmitteln ist es schwieriger. Aber auch da kann man viel aus dem machen was vorhanden ist oder man kostenlos im Internet findet. Es muss nicht immer perfekt sein. Punktuell gebe ich aber auch mal was dazu, aber auch nur dann, wenn mich das Material wirklich überzeugt, es keine Unsummen kostet und ich denke, dass ich persönlich das noch lange lange nutzen werde und es mir das Leben erleichtert. Das ist dann aber meine Entscheidung und nicht weil ich mich dazu verpflichtet fühle.
    Lehrer persönlich dafür verantwortlich zu machen, wenn Unterricht nur suboptimal ist, weil die Ausstattung nicht da ist finde ich komplett daneben. Ich habe natürlich die Verpflichtung aus dem vorhandenen das Beste herauszuholen und mit diesen Möglichkeiten den Schülern die bestmöglichen Lernchanchen zu ermöglichen, aber mehr defintiv nicht!

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Warum hat ein Grundschulraum nicht karg zu sein?Und wenn der Schulträger kein Geld locker macht für die „entkargung“, was dann?

    Entkargen geht schon mal ganz einfach mit Basteleien, Bildern, Lernplakaten etc. der Schüler. Man kann Eltern um Spenden bitten (Bücher, Spiele die nicht mehr gebraucht werden). Man kann Pflanzen in den Klassenraum stellen etc.. Mit kleinem Geld kommt man da schon weiter. Eine abwischbare Tischdecke ist zum Beispiel auf meinem Gruppentisch, die hat 1 Euro gekostet.


    Meine Tochter geht in eine IGS in die 5. Klasse und dort herrscht Klassenraumprinzip (von Fachräumen wie NAT oder Sport abgesehen). und oh Wunder auch dort ist der Raum viel freundlicher gestaltet als Sek-Räume die ich noch so kenne. Also brauchen wir gar nicht über hätte wenn und aber diskutieren, solange man nicht in den Schuhen läuft kann man es nicht beurteilen.

  • Einen total auf einen einzelnen Schüler abgestimmten Unterricht, der seine individuellen Lernzugänge berücksichtigt und ihm, auf ihn abgestimmtes Lernmaterial in allen Fächern (Achtung: auch Physik, Chemie...) bietet, geht nur im Einzelunterricht in einer finanziell sehr gut ausgestatteten (familiären) Umgebung.


    Die Schule als Institution ist für den einzelnen Schüler natürlich nur eine Kompromisslösung. Und nicht ich als Lehrer nehme Kindern Lernchancen, sondern es ist eine politische Entscheidung. Mal davon abgesehen, ist es je nach Themenstellung auch nicht möglich. Beispielsweise beim Thema: Radioaktivität und Kernkraft. Da sind gewisse Unterrichtsmethoden nunmal ausgeschlossen und auch, für mich zumindest, finanziell nicht leistbar. Es geht also nicht um ein paar Spiele vom Flohmarkt, sondern um echtes Lernmaterial. Ein schön gestalteter Raum ist keine Garantie für guten Unterricht (Meiner ist auch schön, nur nicht so zugemüllt. Im Laufe des Schuljahres füllen die Schüler schon die Wände usw.).

  • Zu Beitrag 66: Volle Zustimmung.
    Und wie bereits oben erwähnt: Manchmal drucke ich auch am heimischen PC aus, weil es für mich Stressreduktion ist. Sonst aber auch nichts.
    Wenn ich teilweise auf FB gepostete Klassenräume sehe, denke ich immer: Bin ich hier im Einrichtungshaus????

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Zu Beitrag 66: Volle Zustimmung.
    Und wie bereits oben erwähnt: Manchmal drucke ich auch am heimischen PC aus, weil es für mich Stressreduktion ist. Sonst aber auch nichts.
    Wenn ich teilweise auf FB gepostete Klassenräume sehe, denke ich immer: Bin ich hier im Einrichtungshaus????

    Bitteschön, dann schau weiter weg, wenn Schüler unter unmenschlichen Bedingungen unterrichtet werden ;)


    (Aus „Bordmitteln“ gestaltete Unterrichtsräume finde ich gut. Wir DÜRFEN gar keine heimischen Möbel aufstellen - aus Gründen des Brandschutzes usw.)

  • Hab ich eben nicht halb verwendet: zahle selber und mach auf Missstände aufmerksam = zahle selber und dem Arbeitgeber bleibt es weiterhin egal, weil er die missstände nicht zu beheben braucht. Hast du ja dann mit deinem eigenen Geld gemacht.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich hab übrigens auch Müsliriegel im Schrank liegen, falls Kinder (oder ich, kommt noch öfter vor) Essen vergessen haben.

    Ich habe immer Schokolade im Kühlschrank, falls ich mal Lust auf Schokolade habe.


    Sollten Kinder wieerholt von ihren Eltern ohne Frühstück in die Schule geschickt werden, wäre das wohl ein Fall für's Jugendamt.

  • Ich habe immer Schokolade im Kühlschrank, falls ich mal Lust auf Schokolade habe.
    Sollten Kinder wieerholt von ihren Eltern ohne Frühstück in die Schule geschickt werden, wäre das wohl ein Fall für's Jugendamt.

    Und das hilft dir und dem Kind in dem Falle und dem Moment dann genau wie?


    Das dauert doch Monate bis da dann überhaupt was passiert, wenn denn deswegen dort etwas passiert.


    Nicht umsonst wird immer mehr verpflichtendes Essen in Kitas und Schulen mittags eingeführt, weil eben ganz viele Kinder sonst nicht mal ein warmes essen am Tag hätten, einige eben sogar mal gleich gar keines.

  • @Susannae Was dir das bringt? Du informierst diejenigen die dafür zuständig sind und machst damit deinen Job.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • @Susannae Was dir das bringt? Du informierst diejenigen die dafür zuständig sind und machst damit deinen Job.

    Also nichts bringt es mir dem Moment. Danke, dass du das so ehrlich zugibst. Und dem Kind bringt es da auch nichts,das wird nämlich davon nicht satt.

  • Du bist dazu verpflichtet die Info weiterzugeben. Im Zweifelsfall kann man als Klassenlehrer ja auch mal ne Info an die Eltern reichen.


    Was man definitiv nicht machen sollte:
    Das Kind ernähren. Das ist nämlich nicht unsere Aufgabe und wo ziehst du da die Grenze? Bei dem richtig hungrigen Kind? Bei dem Kind das nur ein bisschen hungrig ist? Oder aber aus Solidarität bei allen Kindern der Klasse denn alles andere wäre unfair.
    Aber auch hier hast du dann wieder die Situation: Der eigentlich Verantwortliche ist fein raus, weil du das ja privat übernimmst.


    Edit:
    Ich frag mich auch warum man Mutter Theresa spielen sollte und alle hungrigen Kinder der Klasse/Schule ernähren sollte? Dafür werden wir nicht bezahlt und das liegt einfach daran weil es die Aufgabe der Eltern ist. Du bist nicht jedermanns Mutti oder darf ich rum kommen zum Essen?

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Naja, dabei muss man bedenken, dass Kapa hauptsächlich Nebenfächer unterrichtet und vermutlich in den meisten seiner Klassen nur 2-3 Stunden pro Woche ist. Anja dürfte in ihrer Hauptklasse mehr als 10 Stunden pro Woche sein. Aber ich verstehe Kapas Punkt: "Ersatzmutter" ist halt schwierig, weil es weder die Aufgabe von Grundschullehrern ist, notwendige Ausgaben im Klassenraum selbst zu bezahlen, noch die Ernährung der Kinder bereitzustellen. Kann jemand natürlich freiwillig machen, aber dann besteht das Risiko, dass dieses freiwillige Angebot einer Lehrkraft auf alle Lehrkräfte projiziert wird - im Sinne von "Es ist doch Ihre Aufgabe...". Und da wieder herauszukommen, ist nicht ganz so einfach.

  • DAnke, da sieht man wieder die Grundschullehrer, die eben doch auch teilweise Ersatzmutter sind und dann die Sek II-Lehrer.

    Bin ganz froh, nicht „Ersatzmutter“ spielen meinen zu müssen. Die meisten Eltern machen das alles ganz gut mit ihren Kindern; bei denen der Dinkelkeksfraktion muss man sicherlich nicht ‚eingreifen‘, bei denen, die ihr Kind nicht verpflegen, ist wohl mehr Handlungsbedarf als ein Brot.
    Nichtsdestotrotz habe ich ein offenes Ohr und Auge für meine Schüler. Die sind glaube ich davon abgesehen aber auch - altersbedingt? - ganz froh, wenn sich Lehrer nicht unaufgefordert in ihr Leben grätschen.
    Den impliziten Schuh, dass nur du und die dich verstehenden Kolleg(Inn)en die ‚guten‘ Lehrer ‚mit Herz ‚ sind, ziehe ich mir nicht an. Solches Denken und Handeln könnte an anderer Stelle auch Helfersydrom heißen.

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