Ungerechte Arbeitsverteilung

  • Bei uns an der Schule sind wir derzeit in der Planung des neuen Schuljahres und ich bin gerade ziemlich sauer über die ganzen Entwicklungen, die es für mich nimmt.


    Aber von Anfang an: Ich bin seit 5 Jahren bei mir an der Schule und habe in der Abteilung Lernen angefangen, wo ich voll eingesetzt war und auch zwei jahre lang eine KL in der Mittelstufe hatte. Da die Abteilung aber schrumpfte, war ich derjenige, der dann nach zwei Jahren weichen musste und den Bedarf einer KL im Regelbereich der Mittelstufe ausfüllte. Für mich bedeutete es, dass ich mit meinem Deputat von 28 Stunden wieder komplett bei Null anfangen musste. Dazu habe ich noch das Fach Hörgeschädigtenkunde aufgebaut, was für mich bedeutete, dass ich zwei Jahre des Faches curricular erarbeitet habe. Dazu musste ich das meiste Material selbst erstellen, zum Teil ausdifferenziert nach den verschiedenen Hörschädigungen und Versorgungsarten unserer Schüler - eine Heidenarbeit. Bis dahin wurde ich wirklich querbeet bei uns eingesetzt und hatte insgesamt 9 verschiedene Fächer von Klasse 5 bis 9 unterrichtet - nahezu alles einmal und nie wieder. Ich war echt bedient und bin dann auch mal zwei Wochen ausgefallen und habe eine Überlastungsanzeige per Mail an meinen SL geschickt. Ich hatte die starke Belastung bei meinem Stufenleiter vorher schon einmal angesprochen und mich darüber beschwert, dass die Aufgaben unfair verteilt wären, weil manche immer das gleiche machen, aber die Herausforderungen und Veränderungen gingen hauptsächlich an mich. Damit stieß ich aber nicht im Geringsten auf Verständnis. Das sei alles gar nicht so und nur meine Wahrnehmung. Das fand ich persönlich ziemlich krass, denn ich hatte mir schon erhofft, dass man dann im darauf folgenden Schuljahr etwas Rücksicht auf mich nimmt. Bei einem Gespräch mit dem SL und jemandem vom Personalrat habe ich mir immerhin erkämpft, dass ich im vierten Jahr nicht in die ambulante Beratung muss, was wieder die nächste Großbaustelle bedeutet hätte. Das vierte Jahr war dann etwas ruhiger für mich, weil ich immerhin bei ein paar Sachen auf bereits vorhandes Material zurückgreifen konnte.
    Nun schrumpfte leider auch die Mittelstufe. Eine Kollegin musste in die Grundstufe wechseln (begrenzt auf zwei Jahre) und ich hatte dann jetzt mit einem Jahr Verzögerung die ambulante Beratung am Hals, was ein völlig anderes Arbeiten ist und man sich wieder komplett neu einarbeiten muss. Immerhin hatte ich an der Unterrichtsfront dieses mal etwas mehr Ruhe.
    Tja, dann schrumpfte die Mittelstufe weiter und jetzt muss ich in die Hauptstufe, wahrscheinlich sogar mit einer KL. Während ich in diesen fünf Jahren so viele Veränderungen hinnehmen musste, sitzen zwei Kollegen nach wie vor in der Mittelstufe und unterrichten das gleiche wie eh und je, auch nächstes Schuljahr. In den fünf Jahren sind echt alle Kelche an ihnen vorbeigegangen. Einer davon hat nie eine Klassenleitung und wird immer nur in Geschichte, Erdkunde und PoWi eingesetzt, die ich auch unterrichten musste - wie gesagt, einmal und dann nie wieder! Ich habe meine Stufenleitung darauf angesprochen, dass die neuen Aufgaben immer die gleichen bekommen und vor allem den jungen Leute im Kollegium die größeren Aufgaben verpasst werden. Obwohl ich es jedes Jahr aufs neue sehe, kam wieder nur ein "Das ist dein subjektives Empfinden, stimmt aber nicht. Das ist alles zumutbar.". Zumutbar ist es vielleicht, aber extrem unfair. Die Arbeit an sich macht Freude, aber das ganze Drumherum und diese Verteilungsungerechtigkeit belastet einen sehr.


    Ich bin da mittlerweile auf 180 und wollte hier einmal fragen, welchen Rat ihr für mich habt.

  • Das Gespräch war vor zwei Jahren. Bisher haben sich die Leute vom Personalrat gut für mich eingesetzt, aber bei manchen Dingen habe ich das Gefühl, dass die SL einfach mauert.
    Bei der ganzen Planung des neuen Schuljahres sitzt auch jemand vom Personalrat dabei. Ich möchte am liebsten mein Engagement in der Hauptstufe zeitlich begrenzen, um in die Mittelstufe zurückzukehren. Die wird voraussichtlich wieder etwas anwachsen, zwar nicht auf die ursprünglichen Maße, aber immerhin wieder etwas größer.

  • Mach doch mal eine schriftliche Aufstellung deines Einsatzes (und vielleicht auch der Kollegen), dann sieht man, ob dein Empfinden wirklich subjektiv ist oder du tatsächlich benachteiligt bist.

  • Vielleicht sollte ich das für ein Gespräch wirklich mal machen. Danke! So für mich ist es nicht nötig, denn witzigerweise habe ich so ziemlich genau die gleichen Fächer wie einer der beiden unterrichtet plus halt die Wechsel.

  • Je nach Größe deiner Schule (und Überblick der SL) ist der SL dein unterschiedlicher Einsatz vielleicht gar nicht so bewusst. Die Liste hilft dir beim Gespräch auf jeden Fall.
    Junge, eigentlich motivierte Kollegen so zu verbrennen kann ja nicht im Interesse der Schule sein. Was genau bedeutet "ambulante Beratung" und wie wird das mit deinem Einsatz verrechnet?

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen!
    Heute habe ich eine Kollegin aus dem Personalrat angesprochen. Da sie so ungefähr einen Überblick hat, was wer so macht, gab sie mir Recht. Das ist ebenfalls ihre Beobachtung. Auch zwei Kolleginnen haben mich von sich aus auf diese ungerechte Aufteilung angesprochen.
    Mein SL ist so mit allem anderen beschäftigt, dass er vermutlich wirklich nicht den Überblick hat. Meine Kollegin vom Personalrat gab mir den Rat, mir einen Termin beim Schulleiter zu holen, um die Situation und die große Diskrepanz offenzulegen. Ich habe gleich für nächsten Dienstag einen Termin ausgemacht und hoffe, dass es etwas bringt. Ich find's zwar arschig, jemanden quasi "dranhängen" zu müssen, aber manche laufen unter dem Radar und werden geschont, während andere geschröpft werden.


    Die ambulante Beratung umfasst zehn Stunden meines Deputats - diesen Umfang haben die meisten in der sog. Ambulanz. Das sind Termine im Rahmen der Beratung hörgeschädigter SuS an Regelschulen. Je nach Fall mache ich da unterschiedliche Sachen und besuche unterschiedlichste Schulen, fahre zu den Familien nach Hause, versuche Einfluss auf die Gestaltung an der Regelschule zu nehmen, die Mitschüler zu sensibilsieren u.v.m. - ein bisschen Mädchen für alles. Von Förderschule mit anderem Förderschwerpunkt, Grundschule bis Gymnasium ist an SuS alles dabei. Mal berätst du zum Schriftspracherwerb 1. Klasse, ein anderes mal im Umgang mit der Technik usw.

  • Danke für die Infos! Die ambulante Beratung klingt interessant, aber eben wirklich auch arbeitsintensiv, wenn man es gut machen möchte.
    Ich drücke dir die Daumen, dass das Gespräch für dich positiv verläuft.
    Die ungleiche Belastung ist auch bei uns immer wieder Thema. Beispiel: bei den Abschlussprüfungen hat der eine x Stunden Aufsicht, ein anderer überhaupt nicht. Bevor man innerlich brodelt, suche ich mittlerweile das Gespräch mit den Verantwortlichen und schwupps: es war keine böse Absicht, sondern meist hat derjenige den Überblick verloren, das Stundenplanprogramm hat nach seltsamen Kriterien Vorschläge gemacht etc. Das ist immer noch ärgerlich, aber meistens kommen Kompromisse heraus. Trotzdem nervt es, vor allem wenn einzelne Kollegen unantastbar scheinen

  • @Alterra
    Bei uns ist das mit der Mehrbelastung mancher leider Programm, weil sich das alles mit der Kommunikationsfähigkeit und Hörstatus der SuS so breit auffächert. Manche benötigen DGS (sehr wenige!) oder unterstützende Gebärden. Ich habe einen gewissen Gebärdenwortschatz, beherrsche jedoch kaum DGS-Grammatik, aber da ich immerhin ein bisschen was kann, bin ich für manches bei Bedarf direkt gebucht. Dann musst du den Wortschatz deiner Wenigkeit und der SuS z.B. in Erdkunde erweitern und die Gebärden lernen lassen. Dafür muss ich fit in dem Programm des Gebärdenlexikons sein, um die Gebärdenzettel zu erstellen. Die SuS haben folglich auch Probleme in der Schriftsprache, was dann wieder in die Aufwendigkeit der Vorbereitung hineinspielt. Wer sagt, er kann nicht gebärden, hat oft gleich drei Probleme auf einmal vom Hals. Dann ist dieser Einsatz zwar sachlich begründet, aber noch lange nichts fair verteilt.
    So ist das bei meinem werten Kollegen auch. Da er eine wirklich monotone Stimme und auch keine richtige Mimik sowie Gestik hat, verstehen ihn die hochgradig schwerhörigen SuS sehr schlecht und sind dementsprechend frustriert. Hinter vorgehaltener Hand wird mir auch erzählt, dass so etwas manche Einsatzentscheidung beeinflusst, aber das kann ich dann schlecht beim Chef vorbringen und er kann das auch nicht als offizielle Begründung heranziehen. So bleibt manches unausgesprochen und eine latente Unzufriedenheit, weil Leute mit mehr Kompetenz dafür "bestraft" werden.



    Die ambulante Beratung kann arbeitsintensiv sein und hat auch saisonale Schwankungen. Es verändert natürlich auch deine Arbeitszeiten. Sie werden vor allem unregelmäßiger. Manchmal ist kaum etwas los, niemand hat gerade Beratungsbedarf oder du kannst an der verfahrenen Situation vor Ort einfach nichts ändern. Mit deiner nicht so ganz klar definierten Position und den falschen Erwartungen der Parteien gerätst du auch gerne mal zwischen die Fronten oder stichst in ein Wespennest. Dann noch dieses Kompetenzgerangel der verschiedenen Schule untereinander. Manchmal hast du auch "Glück", wenn Kind oder Lehrer krank sind. So auf die Schnelle kannst du nichts neues organisieren und dann hast du auch plötzlich mal einen Teil des verplanten Tages frei. So auf Vorrat kann man kaum etwas am Schreibtisch machen. Was da so kommen könnte, ist viel zu unberechenbar. Da habe ich mittlerweile auch kein schlechtes Gewissen mehr, wenn die Arbeitszeit dabei verstreicht. Die Nachtschwester wird ja auch bezahlt, wenn die Station ruhig und friedlich schläft. Wie geschrieben, stellt man sich von der Gesamtzeit eher besser, es ist abwechslungsreich und interessant, aber auch manchmal aufreibend und unbefriedigend. Es ist jetzt nicht gerade der beliebteste Einsatzbereich bei uns. Da gibt es den nicht ganz wahren Spruch: "Aus der Ambulanz kommst du nur raus durch Schwangerschaft oder Tod" :zahnluecke: Für diese Tätigkeit ist ja auch schließlich keiner Lehrer geworden. Muss man ganz ehrlich sagen.

  • Hallo Frapper,


    der SL hat das Recht, dir das Deputat zuzuweisen. Es ist üblich, dass man am Anfang die eher unschönen Aufgaben übernehmen muss, ältere KollegInnen eher mal das Recht auf "Wahlfreiheit" haben. Wenn du mal 20 Jahre dabei bist, wirst du auch dein Aufgabenfeld verteidigen und nicht dem Jungkollegen anbieten, dass du gerne für ihn die Beratungsstunden übernimmst, damit er es leichter hat...


    Auch der Wechsel, viele Fächer, viele Klassen ist bis zu einem gewissen Grad an Förderschulen normal. Anspruch auf Fächer gibt es so nicht. Wenn du allerdings seit Jahren rumgeschoben wirst und die Belastung über die Maßen geht, kannst bzw. musst du eine Überlastungsanzeige schreiben, wenn Gefahr für Leib und/oder Leben bestehen. Dann allerdings nicht an deinen Chef, sondern an deinen Arbeitgeber, auf dem Dienstweg über deinen Chef. Also wenn du dich dafür entschließt, eine zu schreiben, dann mit Schmackes ;)


    Erklärt ist das hier ganz gut, wie ich finde:
    https://www.verdi-bub.de/servi…hiv/ueberlastungsanzeige/


    Ein deutliches Gespräch mit Chef und PR bevor man eine solche Anzeige schreibt kann auch schon helfen. Dass du die Überlastung siehst kannst du ja an dieser Stelle betonen, darauf hat der Chef nämlich nicht unbedingt Lust. Wenn du eine schreibst, muss er nämlich Abhilfe schaffen und das führt wieder zu weiteren für ihn nervigen Gesprächen. In den Papierkorb werfen (so wie das letzte Mal offensichtlich) kann er deine Überlastungsanzeige jedenfalls dann nicht.

  • @Krabappel
    Danke für den Link, u.a. nach dem habe ich mich vor zwei Jahren auch in etwa gehalten, als ich eine Überlastungsanzeige losgeschickt habe.


    Zum Anderen: die Sache ist, dass besagter Kollege, gegen den ich hier den Kürzeren ziehe, sein Territorium ja nicht einmal verteidigen muss. Er bekommt das alles automatisch auf dem Silbertablett serviert - Jahr für Jahr.

  • Dann will ich hier mal den neuesten Stand melden. Ich hatte ein Gespräch mit der SL - das Ergebnis ist eigentlich nichts. Ich wurde gebauchpinselt, wie kompetent ich doch sei und dass man diese Aufgabe mir überträgt, um die Qualität an der Schule sicherzustellen. Die Planungen für das nächste Schuljahr sind derweil weiter fortgeschritten und es wird für mich und manche in meinem engeren Umkreis völlig absurd, wie hier irgendetwas entschieden wird. Was man als Grundlage hatte, um mich die Abteilung wechseln zu lassen, ist hinfällig, aber jetzt steht da mein Name und ich bin schon in den Grundzügen eingeplant. Aus dieser Nummer komme ich nicht mehr raus.


    Erst galt ich quasi als zu viel für die Stufe, jetzt tat sich da doch noch ein mittleres Loch auf, was dann zum Teil von woanders gestopft wird, obwohl das genau mein Aufgabenbereich gewesen wäre. Alles hakt an simpelster Kommunikation, von der kaum etwas stattfindet. Ich muss angeblich diese KL übernehmen, weil niemand anderes wirklich da ist. Eine Kollegin hat ihren ursprünglichen Bereich verloren (schön vor versammelter Mannschaft in der Konferenz erfahren), übernimmt auf ihren eigenen Vorschlag freiwillig eine KL. Von selbst kommt da unsere SL nicht drauf, dass man das mit einer größeren Veränderung 1. nicht vor dem halben Kollegium erfahren sollte, 2. vielleicht schon vorher in einem Gespräch mal Möglichkeiten aufzeigt oder auslotet. Mit einer anderen Kollegin ist es andersherum. Am liebsten hätte sie keine KL, aber würde man mal seitens der SL fragen und Verabredungen treffen (welche Fächer zusätzlich, damit es sich mit dem fachfremden Unterricht in engen Grenzen hält), wäre sie sogar bereit ihre Stunden dafür aufzustocken. Das würde gleich zwei Probleme auf einmal lösen. Mit einer anderen Kollegin ist es fast das gleiche. Beide haben übrigens solche Klassen schon erfolgreich geführt, wie ich sie übernehmen soll und ich mich neu einarbeiten muss. Werden sie von der SL gefragt? Nö, mich mal wieder umzutopfen, ist ja viel bequemer. Da es für mich eine jahrelang bindende Verpflichtung bedeutet, finde ich das alles mehr als mäßig.


    Ich habe für mich beschlossen, irgendwann nach den Sommerferien einen Versetzungsantrag zu stellen (den muss ich bei der SL abgeben), um mal ein Zeichen zu setzen. Er wird sowieso abgelehnt werden - deshalb ist es ja erst einmal gefahrlos. Sie sollen sich mal nicht so sicher sein, dass ich das auf Dauer immer wieder mitmache, vor allem auf diese Art und Weise. Da ich weiß, in welche Schule ich wechseln würde (ich kenne sie aus dem Zivildienst und Praktika) und dass dort auch regelmäßig Bedarf herrscht, würde ich nicht irgendwo landen. Im nächsten Schuljahr wird genau diese Schule wahrscheinlich in meinen Beratungsbereich fallen, so dass ich dort auch mal bei der SL vorfühlen könnte, wenn ich einfach routinemäßig da bin. Den Konrektor hatte ich vor zwei Jahren zufällig mal getroffen und weiß, dass man mich gerne nehmen würde.

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