Lehrer im Quereinstieg ohne Laufbahnbefähigung - Erfahrungen?

  • Hallo,
    ich bin Absolvent eines ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiums. Obwohl mein Studium sehr "mathelastig" war, bekomme ich Mathematik von der Senatsverwaltung nicht anerkannt. Dennoch ist der Bedarf, insbesondere an den Grundschulen, an meinem Profil (Ingeniuer mit 12 Monate Berufserfahrung nach dem Studium, männlich, jung, fachlich qualifiziert) so hoch, dass ein Schulleiter mir das Angebot unterbreitet hat als Lehrer ohne Laufbahnbefähigung anzufangen. Hierzu ist auch kein Vorbereitungsdienst bzw. berufsbegleitendes Studium notwendig. Dies würde aber auch bedeuten, dass man deutlich weniger als die anderen Lehrer verdienen würde.


    Ist jemand hier, der im Quereinstieg auch ohne Laufbahnbefähigung unterrichtet? Wenn ja, wie sind die Erfahrungen zum Gehalt, Kollegium ect.?


    Gibt es eventuell nach 1-2 Berufsjahren erneut die Möglichkeit seine Fächer anerkennen zu lassen?


    Danke im Voraus!
    VG

  • Die Anerkennung richtet sich ja nach den Studieninhalten und dem Umfang des studierten Faches. Der geforderte Umfang in Mathe scheint bei dir ja nicht gegeben zu sein. Von daher würde ich nicht davon ausgehen, dass das nach ein oder zwei Jahren anders beurteilt wird. Ich frage mich ehrlich gesagt auch, was dich mit einem ingenieurwissenschaftlichen Studium für die Grundschule qualifiziert. Auch wenn in Berlin scheinbar jeder genommen wird, der nicht bei drei auf dem Baum ist, sehe ich das sehr kritisch. Auch für dich selber.
    Hast du schon mal geschaut, wie es mit Stellen in den Berufsschulen aussieht? Da würdest du deine Fächer ja eher nutzen und einbringen können.

  • Es heißt ja immer, dass der Bedarf an Lehrern mit technischen Fächern an Berufsschulen auch sehr hoch sei, da dürftest du durchaus auch gute Chancen haben, und wie schon von Nordseekrabbe angedeutet, mit deinen Qualifikationen sehe ich dich überhaupt nicht im Grundschulbereich (Didaktik der Grundschule? Anfangsunterricht Deutsch? Anfangsunterricht Mathematik? Irgendwas Pädagogisches? Man kann sich nicht alles selbstständig anlesen :D ). Da war es wohl eher bereits die Stelle "männlich, jung", die dich für die Schule interessant machte und auch wenn der Anteil an jungen, männlichen Lehrern an der Grundschule niedrig ist, so ist deren Geschlecht und Alter alleine kein Einstellungsgarant, wenn der Rest halt (leider) so gar nicht passt.
    Durch diese Sache untergraben berliner Schulen im Übrigen das gesamte Lehramtsstudium, weil sich bald jeder denken dürfte: "Warum soll ich überhaupt noch Lehramt studieren, wenn ich einfach irgendwas studieren kann und trotzdem später in die Schule gehen kann?"...

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  • Erstmal danke für die beiden Antworten.
    Aber meine Einstiegsfrage war keine Erlaubnisfrage oder keine Grundlage für eine ethische Diskussion („warum soll ich überhaupt noch Lehramt studieren...“).


    Da der Berufswunsch des Lehrers sehr groß ist und der Schulleiter mir den unkonventionellen Weg gezeigt hat, wie es mit einer Lehrtätigkeit doch klappt (verbunden mit einem geringeren Gehalt), wollte ich hier im Forum Erfahrungswerte sammeln - insbesondere von den Lehrkräften die ebenfalls ohne Laufbahnbefähigung unterrichten.


    Klar kann man sich darüber ärgern, dass es einen Ausweichweg gibt. Genauso wenig nachvollziehen tue ich aber, dass die Senatsverwaltung eine Feinjustierung zwischen beruflicher Mathematik (mein Studiengang) und Mathematik in der Grundausbildung durchführt. Denn durch diese Unterscheidung wird mir in erster Linie die Chance weggenommen Mathematik in der Grundschule zu unterrichten, in einer Phase, wo Grundschulen händerringend Lehrer benötigen - dann muss man eben auch auf männlich, jung zurückgreifen (+Master Absolvent im Ingenieurwesen, aber dass scheint ja egal zu sein^^).

  • Natürlich ist es ärgerlich, dass dir Mathematik nicht anerkannt wurde, aber spitzfindig könnte man fragen, inwiefern dich dein mathematisches Spezialwissen (vermutlich Analysis, Lineare Algebra und ein bisschen Kleinkram, der je nach Uni unterschiedlich ausfällt) für das Lehren von Arithmetik und Geometrie im Anfangsunterricht qualifiziert. Da sehe ich halt leider überhaupt keine Schnittmenge, außer dass beides im weitesten Sinne unter die Überschrift "Mathematik" fällt, weswegen es schon sehr großzügig ist, dass man dir besagtes Jobangebot im Grundschulbereich macht. Aber sag mal, was spricht denn gegen Berufsschule, wo du ja von deinen Qualifikationen deutlich näher dran bist?

  • Klar kann man sich darüber ärgern, dass es einen Ausweichweg gibt.

    Nein, da ärgere ich definitiv nicht drüber. Ich weiß, was ich gelernt habe und wofür. Ich denke eher mit Schrecken an die Kinder, die von unausgebildeten Lehrern halt irgendwie unterrichtet werden. Im besten Falle klappt es irgendwie so einigermaßen, im wahrscheinlicheren Fall würdest du die ersten Jahre so ziemlich alles falsch machen was man so falsch machen kann. Sorry, aber so sehe ich das halt.
    Oder was würdest du von mir (einer studierten Sonderpädagogin mit ein bisschen Mathe im Studium) denken, die auf einmal in einem ingenieurswissenschaftlichen Beruf arbeiten möchte?
    Zu deiner eigentlichen Frage: Das, was der Schulleiter dir scheinbar anbieten kann, ist wahrscheinlich eine Vertretungsstelle, die befristet ist. Das Gehalt kannst du selber im Internet nachschauen. Dürfte aber wahrscheinlich bei deiner Ausbildung E9 oder E10 werden.

  • Ich wundere mich immer wieder wie selbstverständlich angenommen wird, dass die eigene Qualifikation, wie auch immer sie geartet sein mag, hinreichend ist um als Lehrer tätig zu werden. Hier wurde ja schon angedeutet, dass fast jeder von uns im Traum nicht daran dächte er/sie hätte die Qualifikation als Ingenieur, Tischler o.ä. zu arbeiten. Da treibt der Lehrermangel schon erstaunliche Blüten. Und der Tonfall wird auch immer erstaunlicher aber vielleicht lese ich da zwischen den Zeilen einfach zu viel raus.


    Das es ein wenig mehr braucht, um vor allem Grundschüler zu unterrichten wird manch einer wohl erst merken, wenn das Kind in den Brunnen fällt. Im schlimmsten Fall kommen die ehemaligen Grundschüler ohne ausreichende Basisfähigkeiten an die weiterführenden Schulen.


    Wenn der Wunsch so groß ist zu unterrichten, dann sollte man sich die Mühe machen die nötigen Qualifikationen nachzustudieren. Auch weil man sonst beruflich auf der Stelle tritt. Behörden, und dazu gehören die Bezirksregierungen, die für schulische Personalangelegenheiten zuständig sind, funktionieren anders als die freie Wirtschaft und ohne formale Qualifikation ist zumindest in der Berufshierarchie ganz schnell Schluss.

  • Also ich habe Lehramt für Gymnasium studiert, an einem normalen Gymnasium Referendariat gemacht und sehe mich nicht einmal annähernd dafür qualifiziert in einer Grundschule vernünftig zu unterrichten. Im Anfangsunterricht schonmal erst recht nicht.


    Das nur mal so von meiner Seite dazu...


    Ich würde den Plan Berufsschule unterstützen. Dort geht es nicht so hyperpädagogisch zu, das verkraftet die Klientel dort ohne weiteres.

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