Gegen den Lehrermangel - Das Refugee Teachers Program

  • Du gehst vom Gymnasium aus, dem Unterricht dort, den Korrekturen.


    Ich sehe, was in Grundschulen passiert:

    Gleichzeitig landen die gleichen Leute auf den Vertretungslehrer-Listen und werden dann darüber in die Klassen gesetzt, übernehmen Vertretung + Klassenleitung und so manches mehr. Dafür werden sie vor den Sommerferien entlassen und nach den Herbstferien wieder eingestellt.

    Die gleichen Leute, denen man nicht zugesteht, fest an einer Schule als Lehrkraft zu arbeiten, übergibt man Klassenleitungen und Vertretungsunterricht für 1/2 Jahr oder einige Monate mehr.
    Mit den Sommerferien sind sie entlassen, die Leute müssen zum Arbeitsamt. Sie werden im normalen Einstellungsverfahren nicht berücksichtigt.


    Die Landesschulbehörde wartet dieses und alle Möglichkeiten des Nachrückens ab. Die Schule steht wieder im Regen und weiß nicht, wie sie nach den Ferien den Unterricht und die Klassenleitungen vergeben soll, muss nach den Ferien mehrere Wochen irgendwie überbrücken, dann auf die Freigabe einer Vertretung hoffen und sich jemanden suchen. Selten ist es dann der- oder diejenige, die zuvor schon an der Schule war. Gerne dauert das Verfahren bis zu den Herbstferien. Das spart dem Land Geld und in der Statisktik Stunden: Sehr her, es wurden weit weniger Vertretungsstunden benötigt! (Für die Stunden der Pädagogischen Mitarbeiterinnen, die die sonstige Vertretung in Form von Beaufsichtigung übernehmen, gibt es eine neue Abfrage, wofür die Stunden eingesetzt werden.)


    Erwartet wird, dass die Vertretungslehrkräfte vom Beginn der Sommerferien bis zum Ende der Herbstferien zu Hause Däumchen drehen und warten, dass jemand "bitte, bitte" sagt, dass sie jedes Mal bereit sind, sich mit Amt/ Versicherung etc. auseinanderzusetzen, dass sie weitere Monate überbrücken, weil jedes Mal die Einstufung u.a. in der Behörde von vorne anläuft und die Zahlung des Gehaltes verzögert. Anspruch auf feste Einstellung erhalten sie so nicht, selbst wenn sie sich jahrelang mit diesen Bedingungen arrangieren.


    Es braucht irgendwelche Lösungen, mit 2 Stunden Abordnung von der einen und 3 Stunden von der anderen Schule kann man keine Klasse leiten und den Unterricht nicht hinreichend "versorgen".

  • ...das ist am gymnasium hier dasselbe für den großen teil aller, die seit einigen jahren mit dem ref fertig werden. deshalb gehen sie ja in die umschulungsmaßnahmen (eine art seichtes zweites ref) für gs. sicher nicht, weil sie immer schon mal gs-lehramt machen wollten im regelfall.

  • Das ist offenbar nicht dasselbe, ich hatte über die geschrieben, die einen Master in EINEM Fach vorweisen.



    Unbefristete Stellen mit Verbeamtung gibt es viele und sie können seit Jahren nicht alle besetzt werden. Es gibt 2x im Jahr ein offizielles Verfahren mit mehreren Auswahlrunden, an deren Ende immer noch Stellen offen bleiben, selbst wenn Fächerkombinationen geändert werden oder "beliebig-beliebig" ausgeschrieben wird.


    In Nds. können alle, die ihr 2. Examen haben, mit einer Einstellung rechnen, wenn sie flexibel in der Ortswahl sind. Es gibt 2x im Jahr ein offizielles Verfahren, aber auch zwischendurch fortlaufend Einstellungen.


    Alle, die ihr Ref fertig haben, können direkt nach ihrer letzten Prüfung quasi eine Stelle antreten: Sie wechseln an die Schule, die Bedarf hat, beenden dort die letzten Wochen ihres Ref. und erhöhen dabei ihre Stundenzahl, im Anschluss gibt es einen festen Vertrag.


    Gymnasiallehrkräfte werden über Bedarf eingestellt, um sie im Bundesland zu halten. Bei einigen steht bereits in der Stellenausschreibung, dass sie für 2 Jahre an eine andere Schule abgeordnet werden. Viele weitere Gymnasiallehrkräfte werden für 1/2 oder 1 Jahr an andere Schulformen, auch an Grundschulen, abgeordnet. Eine Nachqualifizierung gibt es dafür nicht.



    Befristete Stellen gibt es auch sehr viele, auch sie können nicht besetzt werden und werden auch nicht mit A12/ A13 bezahlt, jede Person wird nach Qualifikation eingestuft. Diese Stellen können besetzt werden mit Master- und Bachelor-Absolventen, mit Leuten, die für 1 Fach einen Master in einem Fach haben, das einem Schulfach zugeordnet werden kann, mit pensionierten Lehrkräften etc.


    Eine dauerhafte Liste der offenen Vertretungsstellen ist im Internet zu finden und hat ca. 10 Wochen vor den Sommerferien über 200 offene Angebote.



    Alle diese Maßnahmen reichen also nicht, um den Bedarf zu decken. Das ist seit Jahren so und hat sich mehr und mehr verschärft.


    Dass unter diesen Umständen andere Bundesländer immer noch fertige Lehrkräfte ausschließen und vor den Ferien entlassen, ist unvorstellbar und nur möglich, weil diese Lehrkräfte einen Wechsel ins andere Bundesland scheuen.

  • In BaWü gibt es für Musik und Kunst ebenfalls die Möglichkeit Lehramt als "Einfachlehrer" zu machen. Ich glaube, es gibt an den BKs auch bestimmte Fachlehrer, bei denen das möglich ist als "Fachlehrer" mit lediglich einem Fach kommen. Da diese Fachlehrer schlechter bezahlt werden und noch höhere Deputatsverpflichtungen haben als andere Lehrkräfte (wenn ich das richtig im Kopf habe über 30 Deputatsstunden) ist das ernsthafte Ausbeutung.


    Ich verstehe deine Argumentation Leute an der Schule halten zu wollen, die die Arbeit doch schon machen absolut Palim. Gleichzeitig ist aber doch gerade an der GS weniger der "Einfachlehrer" gebraucht, als vielmehr die eierlegende Wollmilchsau unter den Lehrern, die fast alle Fächer ihrer Klasse abzudecken vermag, exzellenten Anfangsunterricht erteilen kann, für 24 SuS wenigstens 30 verschiedene Förderpläne über alle Fächer verteilt erstellen kann, damit Lücken in der frühkindlichen Förderung möglichst bis zum Ende der GS-Zeit ausgeglichen werden können, Kinder mit einer Frustrationstoleranz von "ich bin zuhause aber IMMER Prinz-ich-hab-recht oder Prinzessin-wenn ich-schreie-bekomme-ich-das-Handy-zum-Spielen" gen Schulfähigkeit erziehen können, etc. Da sind ja schon Direkteinsteiger heikel, die zwei Fächer mitbringen, aber keinen Plan von Anfangsunterricht haben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das ist halt nicht nur die Krux, sondern der elende Scheiß, dass es aktuell erstmal darum geht gerade in der GS die Kolleginnen und Kollegen die tatsächlich wissen, was sie tun (also unsere kostbaren, systematisch unersetzlichen eierlegenden Wollmilchsäulein) nicht komplett auszubluten während der Jahre der Mangelverwaltung.
    Statt jeden, der sich nach Lehramt fühlt unbegrenzt gymnasiales Lehramt studieren zu lassen, gilt es parallel bereits im Studium gegenzusteuern, ggf.bundesweit noch bestehende NCs auf GS-Lehramt rauszunehmen, Studienplätze im GS-Bereich zu erhöhen (damit zumindest die Mangeljahre auch ein Ende finden können) und -ganz wichtig- den Lehrkräften, die diesen wichtigen Job dann ausüben auch die monetäre Anerkennung zuteil werden zu lassen, die sie verdienen. Das fängt an mit "A13 für alle" (zumindest in BaWü sind davon aktuell nur noch die GS ausgeschlossen, was ich völlig unverständlich finde), über Beförderungslehrämter und (nicht oder) Stellenzulagen auch jenseits der Gymnasien bis hin zu ernsthaften Überlegungen Deuptatsstundenzahlen zu überdenken angesichts der Masse an Zusatzaufgaben von denen am Ende wir alle hoffen, dass die GS-Leute sie bitte so gut als möglich gewuppt bekommen, damit wir anderen ein oder zwei Problemchen weniger haben mögen mit den SuS, die dann bei uns ankommen.
    Eierlegende Wollmilchsäulein sind ja doch eher selten, also sollten diese uns einiges wert sein (ja, davon darf dann gerne auch noch etwas für andere Lehrkräfte abfallen, aber als A13-Lehrkraft sage ich da jetzt einfach mal, dass wer nicht A13 als Eingangsbesoldung erhält - GS-, wie Sek.I-Leute in einigen BL- Vorrang hat vor denen, die das bereits erhalten).

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  • ich weiß halt nicht, ob ein Wegfall des NCs und die Erhöhung der Studienplätze auch zwangsläufig zu mehr Lehramtsstudenten führt. Ich kenne da keine Zahlen, wie viele Bewerber die Universitäten für den Studiengang Lehramt haben, aber es könnte doch auch durchaus sein, dass einfach junge Menschen nicht mehr Lehrer und im Besonderen Lehrer bwz. Lehrerin für die Grundschule werden wollen.....nur mal so ein Gedanke, Gründe gibt es vielleicht viele dafür.

  • In BaWü ist erst vor kurzem der NC bei den GS-Studiengängen weggefallen und die Zahl der Studienplätze wurde geringfühig erhöht. Dennoch gab es auch im Herbst noch mehr als doppelt soviele Bewerber für GS-Lehramt an meiner ehemligen PH, als es Studienplätze gab. Da wäre also ganz offensichtlich "mehr" drin.


    Aber natürlich hast du recht: Es gilt das GS-Lehramt insgesamt attraktiver zu gestalten. Es hat ja beispielsweise Gründe, warum vor allem junge Frauen GS-Lehramt studieren und es dort kaum Männer gibt, die sicherlich nicht einfach generell wissenschaftlicher arbeiten wollen würden (gesellschaftliche Stereotype haben eben ihre Konsequenzen..). Die unterschiedlichen Besoldungsstufen und fehlenden Beförderungsstufen machen den GS-Bereich einfach ganz besonders unattraktiv für viele Menschen, die sich durchaus fürs Lehramtsstudium interessieren, sich zumindest in BaWü aber mit gymnasialem Lehramt massenhaft für ein Lehramt qualifizieren, in dem viele Absolventen nicht benötigt werden, die man an anderer Stelle brauchen würde. Geld ist durchaus ein Weg Angebot und Nachfrage zu steuern. Aktuell gibt es diesbezüglich eine Fehlsteuerung, die das GS-Lehramt unnötig unattraktiv macht im Vergleich. Wer Spitzenkräfte im GS-Bereich möchte, muss diese entsprechend entlohnen, damit entprechende Kandiatinnen und Kandidaten dieses Lehramt nicht übersehen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • dass es aktuell erstmal darum geht gerade in der GS die Kolleginnen und Kollegen die tatsächlich wissen, was sie tun (also unsere kostbaren, systematisch unersetzlichen eierlegenden Wollmilchsäulein) nicht komplett auszubluten während der Jahre der Mangelverwaltung.

    Dann wird man dazu, von verschwundenem NC und erhöhten Studien- und Referendariatsplätzen, A13, Beförderungsstellen und Entlastungsstunden, die man für originäre Grundschullehrkräfte nicht nur in Aussicht, sondern auch zur Verfügung stellt, abgesehen,
    in den nächsten Jahren des Mangels andere Möglichkeiten schaffen müssen, die Entlastung bringen angesichts dessen, dass die GS-KollegInnen den unverschuldeten Mangel irgendwie bewältigen.


    Die bisher in Nds. angekündigten Entlastungen sind da ein Witz.

  • Ja, definitiv ist es eine gute Idee, ausländische Lehrerabschlüsse leichter anzuerkennen und diese Lehrer dann in Deutschland zu beschäftigen. Warum auch nicht? Oft sind es Formalien, warum ihre Abschlüsse bei uns nicht anerkannt werden.


    Natürlich müssen sie gewisse Kenntnisse der deutschen Sprache haben und natürlich würde ich sie nicht im Fach Deutsch einsetzen.

  • Keine Ahnung, ob Iossif Ritter das meinte, aber ausländische Lehrer haben, wenn überhaupt, einen Abschluss in "Deutsch als Fremdsprache" statt "Deutsch als Muttersprache". Der Unterricht in einer Muttersprache unterscheidet sich von der Herangehensweise des Unterrichts in einer Fremdsprache (vgl. Deutsch- vs. Englischunterricht in Deutschland). Daher dürfen z.B. Englischlehramtsstudenten (also EaF), wenn sie als Sprachassistenten ins Ausland gehen, im Zielland Deutsch (also DaF) unterrichten, nicht jedoch Englisch (also EaM).

  • In BaWü gibt es für Musik und Kunst ebenfalls die Möglichkeit Lehramt als "Einfachlehrer" zu machen. Ich glaube, es gibt an den BKs auch bestimmte Fachlehrer, bei denen das möglich ist als "Fachlehrer" mit lediglich einem Fach kommen. Da diese Fachlehrer schlechter bezahlt werden und noch höhere Deputatsverpflichtungen haben als andere Lehrkräfte (wenn ich das richtig im Kopf habe über 30 Deputatsstunden) ist das ernsthafte Ausbeutung.

    In den BKs sprichst Du von Werkstattlehrern. Diese übernehmen den praktischen Teil der vollschulischen Berufsausbildung. Sie stehen also wirklich mit den einzelnen Schülern an den Maschinen. Sie haben 30 Deputatsstunden, dafür aber keine Klassenarbeiten und werden üblicherweise in der Besoldungsgruppe a10 bezahlt. Aufgrund der besonderen Gafahrenlage an den Maschinen dürfen sie maximal 16 Schüler gleichzeitig unterrichten. Die Klassen müssen also üblicherweise geteilt werden, wenn sie vom Theorie- zum Praxisunterricht wechseln.
    Unser Stundenplaner versucht möglichst immer zwei Werkstattlehrer komplett parallel zu blocken, so daß die Klassen dann parallel in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt unterrichtet werden können und die Stundenpläne nicht komplett zerpflückt sind.


    Zugangsvoraussetzungen für den Job ist entweder der Meister-Brief oder der staatlich geprüfte Techniker.

  • Es hat ja beispielsweise Gründe, warum vor allem junge Frauen GS-Lehramt studieren und es dort kaum Männer gibt, die sicherlich nicht einfach generell wissenschaftlicher arbeiten wollen würden (gesellschaftliche Stereotype haben eben ihre Konsequenzen..). Die unterschiedlichen Besoldungsstufen und fehlenden Beförderungsstufen machen den GS-Bereich einfach ganz besonders unattraktiv für viele Menschen,

    Also mein persönliches Haupt-Argument gegen das Lehramt Grundschule als Mann ist einfach die gesellschaftliche Stereotype, daß jeder Mann, der so einen Job sucht, daß nur macht, um sich an den Knirpsen zu vergehen. Denn sonst würde sich ja kein Mann so einen Job antun.
    So habe ich es zuvor als Zivi auf einer Kinder-Intensivstation jedenfalls selber erlebt. Dort hatte die Oberschwester genau diese Auffassung ganz öffentlich vertreten und deswegen hatten wir auch nur einen Pfleger. Der wurde nämlich eingestellt, als sie gerade in Kur war. Ich hatte nur deswegen meine Ruhe vor ihr, weil ich als Zivi ja einen Stellungsbefehl hatte und entsprechend nicht freiwillig da war. Damit fiel ich nicht in ihr Schema.


    Eine andere Frage, die ich mir im Grundschulbereich immer wieder stelle: Kann man dort überhaupt vollzeit arbeiten?
    Wenn man da ein Deputat von 28 Stunden hat und die Kinder nur Mo-Fr von der 1. bis zur 6. Stunde in der Schule sind, hat der Stundenplaner ja nur 30 Stunden, in die er meine 28 Stunden einplanen kann. Einen GS-Stundenplaner darauf angesprochen hat er gleich gesagt, daß ihm Teilzeitkräfte lieber sind, weil man die flexibler einsetzen kann. Sie können ja auch gleichzeitig arbeiten und 14 Stundn auf 30 mögliche Stunden zu veteilen ist einfacher als 28 Stunden ins 30 Stunden-Raster zu pressen.

  • Weshalb ja auch Fremdsprachen nie von deutschen Lehrkräften unterrichtet werden, sondern immer nur von Muttersprachlern...

    Also als ich Schüler war hatten wir im Deutschunterricht (DaM) eine Französin. Aber kann natürlich sein, daß man ihr als Elsässerin muttersprachliche Fähigkeiten attestiert hatte.

  • Keine Ahnung, ob Iossif Ritter das meinte, aber ausländische Lehrer haben, wenn überhaupt, einen Abschluss in "Deutsch als Fremdsprache" statt "Deutsch als Muttersprache". Der Unterricht in einer Muttersprache unterscheidet sich von der Herangehensweise des Unterrichts in einer Fremdsprache (vgl. Deutsch- vs. Englischunterricht in Deutschland). Daher dürfen z.B. Englischlehramtsstudenten (also EaF), wenn sie als Sprachassistenten ins Ausland gehen, im Zielland Deutsch (also DaF) unterrichten, nicht jedoch Englisch (also EaM).

    Stimmt, Erstsprachunterricht (vulgo "Muttersprache") ist etwas anderes als Unterricht für Zweit- oder gar Fremdsprachler. Offen bleibt bei deiner Argumentation allerdings, weshalb es im umgekehrten Fall- also mit klassischem Germanistikstudium ohne Aufbaustudium DaZ/DaF- meist unproblematisch möglich sein soll als studierter Germanist auch diesen Unterricht zu leisten, als studierter DaZ/DaFler (ganz gleich, ob die entsprechende Qualifikation dafür im In- oder Ausland erworben wurde) man aber nicht auch imstande sein soll Erstsprachunterricht zu erteilen. Ausreichende Kenntnisse in Linguistik, Literaturwissenschaft und Landeskunde darf man angesichts des Fachstudiums in beiden Fällen vorraussetzen. Entsprechende sprachliche Fertigkeiten (C2-Niveau in allen sprachlichen Bereichen) vorausgesetzt - zusätzlich zum Nachweis des erfolgreichen Abschluss des Fachstudiums- und unsere ausländischen Kollegen sind genau so geeignet oder ungeeignet wie andere Seiteneinsteiger es möglicherweise sind, mit dem Unterschied, dass sie zumindest bereits unterrichtet haben.

    Also als ich Schüler war hatten wir im Deutschunterricht (DaM) eine Französin. Aber kann natürlich sein, daß man ihr als Elsässerin muttersprachliche Fähigkeiten attestiert hatte.

    Wenn du mit "attestieren" meinst, dass sie ein Germanistikstudium abgeschlossen haben dürfte, ehe sie Deutsch unterrichten durfte, lautet die Antwort sicherlich "ja". Selbst mit Deutsch als Erstsprache darf man ja im Regelfall nicht einfach entsprechenden Fachunterricht erteilen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @plattyplus: In meinem Bundesland haben die Grundschulkinder sogar nur von der 1. bis zur 5. (Anfangsunterricht: bis zur 4.) Stunde Unterricht. Die Konsequenz für die Vollzeitkräfte ist dann die Einbeziehung dieser in den Ganztag. Aber ja, gerade an Grundschulen ist es leichter, als Teilzeitkraft eingesetzt zu werden, da man seine Klasse hat und darüber hinaus noch Fachlehrer in einer Klasse ist, ohne gefühlt überall Löcher stopfen zu müssen.
    Deine Schulzeit ist schon länger her, aber vlt. hat die Französin ja dennoch Deutsch auf Lehramt in Deutschland studiert. Geht ja nicht um die Nationalität, sondern das Wissen über die Didaktik von Muttersprachunterricht. Wobei in Grund-, Haupt- und Förderschülen häufig Klassenlehrerprinzip herrscht und sicher in einigen Fällen Deutsch fachfremd unterrichtet wird. In den anderen Schulformen sollten genug ausgebildete Deutschlehrer vorhanden sein, um auf fachfremdes Unterrichten hier verzichten zu können. Könnte aber auch regional abhängig sein, wenn ich da an die Deutschlehrerin aus Sachsen denke, die für ihre Stelle extra aus Polen anfährt (Es gibt ein Video dazu.).


    @CDL: Ohne jetzt ins Detail zu gehen, die Studienstruktur von DaF und DaM ist eine andere. Die Grundmodule in Sprach- und Literaturwissenschaft sind die gleichen, aber während es in der Erstsprachdidaktik darum geht, intuitives Wissen zunehmend zu systematisieren, baut man in der Fremdsprachdidaktik aufbauend auf dem Wissen aus der Erstsprache direkt systematisches Wissen auf.

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  • @ plattyplus, ja, genau, die Elsässer früherer Generationen hatten ja noch vielfach muttersprachliche Deutschkenntnisse. Heute sollen noch rund 40 Prozent über Deutschkenntnisse verfügen, aber hauptsächlich die Älteren und meist Dialekt.


  • @CDL: Ohne jetzt ins Detail zu gehen, die Studienstruktur von DaF und DaM ist eine andere. Die Grundmodule in Sprach- und Literaturwissenschaft sind die gleichen, aber während es in der Erstsprachdidaktik darum geht, intuitives Wissen zunehmend zu systematisieren, baut man in der Fremdsprachdidaktik aufbauend auf dem Wissen aus der Erstsprache direkt systematisches Wissen auf.

    Das ist mir, nachdem ich selbst mit FLE Lehrerin für Französisch als Fremdsprache bin, bewusst. Hat aber nichts mit dem zu tun, was ich über einen möglichen Einsatz als Lehrkraft geschrieben habe, der in die eine Richtung funktioniert, in die andere aber nicht funktionieren soll. Ja, die eine Gruppe ist sicherlich vom Studium her zunächst geeigneter als die andere Gruppe für den jeweiligen Einsatz weil sie noch spezifischer im Studium bereits auf den späteren unterrichtlichen Einsatz vorbereitet wurde. Davon ausgehend, das beide Gruppen aber letztlich über ein Referendariat ausreichend weiterqualifiziert werden, sehe ich erstmal nicht, warum man ausgerechnet die DaZ/DaF-Leute nicht auch im Erstsprachunterricht einsetzen können sollte. Vor allem aktuell nicht mit zunehmendem Direkteinstieg ganz ohne Lehramtsstudium, Ref oder Vorerfahrung in der Lehre. Mal ehrlich: Mit welchem Argument sind solche Direkteinsteiger mit deutschem Pass und Studienabschluss qualifizierter als Lehrer mit einschlägigem Studienabschluss, einschlägiger Berufserfahrung, ausreichenden Sprachkenntnissen und der Bereitschaft sich in allem, was ihnen noch fehlen mag entsprechend nachzuqualifizieren?


    Ich habe eine Mitanwärterin, die ihr Germanistikstudium in der Ukraine abgeschlossen hat. Diese hat während des Refs noch parallel ein Anerkennungsverfahren für ihr Studium durchlaufen müssen in dessen Rahmen sie am Ende des Refs noch eine zusätzliche Nachprüfung in Deutsch abzuleisten hat (da Studienabschluss aus einem nichteuropäischen Land). Wird dann aber ganz regulär als Deutschlehrerin auch nach dem Ref eingesetzt werden, wie auch jetzt im eigenständigen Unterricht bereits.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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