Viel Wissen ansammeln nicht mehr zeitgemäß

  • Ich räume ja ein, dass es Schüler gibt, die mit diesem System durchaus zurechtkommen.

    In der gymnasialen Oberstufe zeigt sich an der Stelle, wer überhaupt studierfähig ist ;) Die Tatsache, dass wir die Anzahl derjenigen SuS, die bei uns während des Selbstlernsemesters versumpfen an einer Hand abzählen können, spricht schon ausgesprochen für unsere Maturitätsquote. Finde ich.

  • Gerade bei Sachunterrichtsthemen lässt sich ja eigentlich immer was für die Fächer Deutsch und Mathematik ableiten. Im Grunde müsste das auch in der Förderschule recht verbreitet sein, weswegen mich Krabappels Antwort dahingehend wundert.

    Erstens ist Fächerverbund wesentlich mehr, als "ich gucke mal, was sich in Mathe passend dazu ins Klassenbuch schreiben lässt".


    Und zweitens möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass Förderschule nicht heißt, dass jeder machen kann was er will. Auch wir haben 7.45 h Kl.7 Musik, 8.35h Geo Kl. 9, Hofaufsicht... ich arbeite leider auch nicht im luftleeren Raum :aufgepasst:


  • Das scheint mir in der Tat ein wichtiger Punkt zu sein. Ich muss nicht drüber nachdenken, weil ich's einfach auswendig kann und so sage ich meinen SuS auch "Lernen Sie die Rechenregeln bitte auswendig, wir brauchen das ab sofort regelmässig."


    Hallo Wollsocken80,


    jetzt gibst du es doch frei heraus zu, dass auch du deine SuS zum Auswendiglernen nach Hause schickst! ;)


    der Buntflieger

  • Das nennt sich Flipped Classroom. Das Prinzip wurde auch in zwei Uni-Veranstaltungen angewandt. Im Nachhinein war ich damit völlig unzufrieden, pädagogische Innovativität hin oder her, weil es ein extremer Vorbereitungsaufwand war und man in der tatsächlichen Präsenzzeit gefühlt nix gemacht hat. Daher halte ich auch nix davon, wenn Lehrer Videos auf You Tube stellen, wobei Schüler diese anschauen und dann im Unterricht Fragen stellen sollen. Als ob dabei so viel herumkommt...


    Hallo Lehramtsstudent,


    da wäre ich vorsichtig mit allzu schnellen Schlüssen. An der Uni werden innovative Methoden oft nur halbherzig zu Demo-Zwecken vorgeführt, das habe ich selbst mehrmals erleben müssen. Nervig auch dann, wenn diverse Dozenten das selbständige Lernen dahingehend missverstehen, dass sie dann selbst nichts mehr tun müssen, außer den Hörsaal aufzuschließen. :zungeraus:


    Bei den knallhart frontalen Profs/Dozenten habe ich mit ABSTAND am meisten gelernt. Aber mir geht es wohl auch ähnlich wie dir, mir liegen weder als Lernender noch als Lehrender die alternativen Lehr- und Lernformen. Trotzdem ist Schüleraktivierung wichtig und gerade die heutige Schülerklientel kann auch gar nicht mehr 45 Minuten lang zuhören. Man tut sich also selbst keinen Gefallen, wenn man sich dem Thema gegenüber versperrt.


    Das mit dem "Flipped Classroom" ist meines Erachtens eine Sache für SuS mit hoher Selbstkontrolle. Unser Klientel wäre damit definitiv mehrheitlich überfordert, aber es gibt viele Varianten und Abstufungen, mit denen man zu solch einer Eigenständigkeit etappenweise hinführen kann.


    der Buntflieger

  • @Buntflieger: Das gab sie doch von Anfang an zu?


    Wollsocken: Und selbst wenn die Abbrecherquote höher wäre, muss das ja nicht gegen die Abiturienten sprechen. Im ersten bzw. zweiten Oberstufenjahr gab es bei mir im Jahrgang einige Schüler, die merkten, dass es nicht das Richtige für sie ist, die dann abbrachen und sich eine Ausbildung suchten. So 10% des Gesamtjahrgangs waren das sicherlich. War ja auch nicht schlimm, da sie hierdurch mehr über ihre Stärken und Schwächen auch für ihr zukünftiges Berufsleben erfuhren. Wer dann wiederum bis ganz zum Schluss durchhielt, packte auch das Abitur. Leute, die in den letzten Prüfungen noch durchfielen, konnte man an einer Hand abzählen (aber auch die gab es natürlich...).

  • jetzt gibst du es doch frei heraus zu, dass auch du deine SuS zum Auswendiglernen nach Hause schickst!

    Für Logarithmusrechenregeln bin ich als Chemikerin auch überhaupt nicht zuständig, da erwarte ich, dass die bereits auswendig gelernt in meinen Unterricht mitgebracht werden ;)



    Das mit dem "Flipped Classroom" ist meines Erachtens eine Sache für SuS mit hoher Selbstkontrolle. Unser Klientel wäre damit definitiv mehrheitlich überfordert, aber es gibt viele Varianten und Abstufungen, mit denen man zu solch einer Eigenständigkeit etappenweise hinführen kann.

    "Flipped Classroom" klingt erstmal besonders originell. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass es eigentlich nur "geh nach Hause und lies selber" heisst - nichts anderes, was man nach der Matura bzw. nach dem Abi auch an der Uni macht. Wer damit in der gymnasialen Oberstufe überfordert ist, der ist nicht studierfähig.



    Aber mir geht es wohl auch ähnlich wie dir, mir liegen weder als Lernender noch als Lehrender die alternativen Lehr- und Lernformen.

    SOL ist eben gar nicht so wirklich "alternativ" sondern bereitet einfach nur auf die universitäre Realität vor. Dass SOL unbedingt besonders konstruktivistisch sein muss ist eben ein weit verbreitetes Missverständnis. Wenn ich konstruktivistische Aufgaben stelle, dann aber richtig - aka Projektunterricht oder Praktikumsprüfung.



    Im ersten bzw. zweiten Oberstufenjahr gab es bei mir im Jahrgang einige Schüler, die merkten, dass es nicht das Richtige für sie ist, die dann abbrachen und sich eine Ausbildung suchten.

    Ach ... Ja, da muss ich natürlich dazu schreiben, dass unser Selbstlernsemester erst in der 3. Klasse kommt. Wer bis dahin ausgehalten hat, der gedenkt es auch eigentlich durchzuziehen.

  • Ich habe mich nach der Korrektur der diessemestrigen LK-Klausuren im Fach Geschichte wieder mal in meiner Erfahrung bestätigt gewesen: ein ganz wesentlicher Teil der Prüfungsstrategie in der schriftlichen Geschichtsprüfung ist, dass man als Kandidat die richtigen Stichworte in Aufgabenstellung und Quelle bzw. Darstellung erkennt, um große Mengen historisches Wissen aufs Papier zu kotzen, um gemäß Erwartungshorizont eine Maximalpunktzahl zu erreichen. Zu knappe Darstellungen, bzw. Darstellungen, die zu wenig Fachbegriffe und historische Daten enthalten, werden bestraft.


    Bei kritischer Selbstprüfung und als promovierter Historiker muss ich für mich sagen, dass es mir aus dem Stegreif nicht unbedingt gelingen würde, bei einer strengen Anwendung des Erwartungshorizontes 15 Punkte zu erreichen; ich wüsste ganz bestimmt sehr viel mehr über die gefragten Inhalte zu erzählen, als in einer Abiturklausur erwartbar wäre. Aber die Erwartungshorizonte sind eher darauf angelegt, eine breite Menge von Daten, Fachbegriffen und Einzelfakten zu erfassen, als eine tiefergehende Diskussion zu fordern. Das ist ja auch klar - bei letzterem wäre ein zentraler Erwartungshorizont schließlich gar nicht möglich. Ob das vom Bildungsanspruch her sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt, aber darum geht es ja auch nicht.


    Ich müsste mich bei der Bandbreite der Semesterinhalte als Vorbereitung auf eine Abiturklausur also durchaus mal ein oder zwei Tage hinsetzen und die wesentlich Zahlen, Daten, Fakten memorieren, denn alle möglichen Daten zu allen Inhaltsfeldern der obligatorischen Lerninhalte habe ich auch nicht so im Kopf. *) Und das bringt mich wieder zum Punkt des Auswendiglernens im Unterricht. Die Lerner haben den berechtigten Anspruch, ein möglichst erfolgreiches Abitur hinzulegen und als Lehrer habe ich die Aufgabe, ihnen die dazu nötigen Fähigkeiten zu vermitteln. Im Geschichtsabitur ist es notwendig, memoriertes Wissen in großer Menge auf das Papier zu kotzen. Also ist die Sache klar: im Geschichtsunterricht der Qualifikationsphase muss von Anfang an auswendig gelernt und reproduziert werden. Deshalb passe ich meinen Unterricht auch neben den Bildungszielen den prüfungsstrategischen Zielen im Hinblick auf das Abitur an. Wie sollte ich sonst meinen Unterricht vor meinen Lernern rechtfertigen?


    Was die Bildungsziele angeht, habe ich bei der Frage, wie wichtig das Wissen im Kopp ist, eine durchaus differenzierte Meinung. Einerseits hat die Analyse- und Urteilsfähigkeit den höchsten Stellenwert. Jahreszahlen auswendig zu können, hilft als anekdotisches Wissen nur bei "wer wird Millionär". Und wer will sich den Quatsch schon antun. Andererseits ist aus fachwissenschaftlichen Gründen eine historische Aussage nur unter verlässlicher Berücksichtigung und Wichtung des Faktenhorizonts möglich. Es reicht nicht aus, dass "man das alles nachschlagen kann", denn wenn man das Netzwerk von Bezügen und Faktoren nicht schon im Kopf hat, weiß man ja gar nicht, welche Sachgebiete man recherchieren und nachlesen muss. Man tappt im Dunkeln und jede Aussage wird zur Spekulation.


    Und das ist in der Geschichtswissenschaft nicht hinnehmbar, denn die Geschichtswissenschaft ist die strengste aller Geisteswissenschaften! Frei spekulieren darf man woanders, z.B. bei Literaturanalysen, sofern man den notwendigen Regeln folgt. Die wiederum sind eine Sache der Kompetenzen.


    Meine Antwort auf die Frage nach dem Auswendiglernen im Geschichtsunterricht: ja, unverzichtbar!


    *) Als Referendar vor 16 Jahren war ich mal im Ausbildungsunterricht bei einem Geschichtslehrer der ganz alten Schule. Der hat bei jeder neuen Klasse die Wette abgeschlossen, dass sie ihm ein beliebiges Jahresdatum von Tag und Monat nennen sollten und er hat ein historisches Ereigniss dazu parat. Die Wette hat er immer gewonnen. Ich kann das nicht. Aber ich glaube, dass ich nicht weniger über Geschichte weiß als dieser schon längst pensionierte Kollege. :)

  • "Flipped Classroom" klingt erstmal besonders originell. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass es eigentlich nur "geh nach Hause und lies selber" heisst

    Das halte ich für eine unzulässige Vereinfachung - zumindest meiner vierzehnjährigen Erfahrung als Lehrer im Bildungsgang "abitur-online" nach. Das "flipped classroom" enthält mehr als nur das bloße Rezipieren und Lernen "des Stoffes". Zu Online-Learning gehört die Anwendung und Umwälzung der Inhalte, wobei die Lernplattform die asynchrone Arbeit ermöglicht. Die Inhalte werden tatsächlich verstärkt vom Lerner in Eigenarbeit erworben. Der Lehrer hat aber die kontinuierliche Aufgabe, die Lernergebnisse der Gruppe in geeigneter Interaktion, z.B. in Diskussionsforen zu im Unterrichtsverlauf auftauchenden Fragestellungen, moderierend zu gestalten und nach den Bedürfnissen der Lerngruppe fortzuführen. Das unterscheidet sich prinzipiell wenig von dem, was man im klassischen Unterricht in der gemeinsamen Lerngruppe macht, aber dieses Lernen findet nicht mehr gleichzeitig und an einem Ort statt.


    Die Didaktik des Online-Lernens ist nicht unkomplex und es macht weiß Gott nicht weniger Arbeit... :) Aber der abitur-online-Lehrgang im 2. Bildungsweg in NRW ermöglicht seit 17 Jahren erfolgreich Studierenden den Weg zum Abitur. Das auch ohne Probleme unter den Bedingungen des Zentralabiturs. Ist also nicht wirklich Neuland für einige von uns. :)


    P.S. Die Regelschulen sollten durchaus mal einen Blick auf dieses Konzept als Arbeitsmöglichkeit werfen, was die Vertretung von längerfristigem Unterrichtsausfall angeht...

  • ...ein ganz wesentlicher Teil der Prüfungsstrategie in der schriftlichen Geschichtsprüfung ist, dass man als Kandidat die richtigen Stichworte in Aufgabenstellung und Quelle bzw. Darstellung erkennt, um große Mengen historisches Wissen aufs Papier zu kotzen, um gemäß Erwartungshorizont eine Maximalpunktzahl zu erreichen. ...

    Eben dies. Ich merke das sehr deutlich in der U-Planung: durch die Benotung bin ich gezwungen, Unterricht so zu gestalten, dass er auf die Tests abgestimmt wird. Nicht umgekehrt. Ich muss im Einstundenfach ein gerüttelt Maß an Aufzählbaren Fakten ins Heft bringen, so dass diese dann wieder abgefragt werden können. Sonst komme ich nicht auf genug Noten. Was die Kids davon wirklich durchdrungen haben ist leider zweitrangig. Wenn ich mehr "zum Anfassen" mache, komme ich in die Benotungsbredouille: was ist denn nu hängen geblieben?


    Natürlich muss man Dinge auswendig lernen. Wie sollte man sonst eine Fremdsprache erlernen? man käme in gar keinem Fachbereich weiter, würde man sich nichts merken...


    Jedoch ist m.E. der AFB III zu verpönt. Wird ja auch gleich aufgeheult, wenn jemand im Abi mal denken musste. Im Jahr darauf wird's dann auch garantiert wieder leichter (=Abfragbarer).


    Die Vorstellung, dass Kompetenzen was für Hippies sind und nur der leistungsstark und erfolgreich ist, der gut im Runterbeten ist, das hat mich schon immer gestört. (Siehe unsensible Ärzte, die auch noch falsche Diagnosen stellen aber sicher ein ganz ganz tolles Abi hatten :thumbdown: ).

  • Ich merke das sehr deutlich in der U-Planung: durch die Benotung bin ich gezwungen, Unterricht so zu gestalten, dass er auf die Tests abgestimmt wird.

    Ist das so streng bei euch? Natürlich muss ich auch viel Abprüfbares unterrichten aber ich mache schon auch immer wieder Zeug, das ich explizit vom Prüfungsstoff ausklammere. Zuletzt habe ich z. B. eine Doppellektion im Labor gestanden und mit den SuS Auskopierpapiere gemacht und ihnen was über den fotografischen Prozess erzählt. Sowas frage ich hinterher nicht in einer Prüfung ab.


    Andererseits hatte ich erst kürzlich mit dem gleichen Kurs die paradoxe Situation, dass die SuS zur Repetition eine Aufgabensammlung anlegen sollten, mit der sie im Idealfall in 2 Jahren auch für die Matura lernen können. Teil dieser Aufgabensammlung waren Concept Maps zu verschiedenen Themen. Nur 2 Schülerinnen haben sich wirklich Mühe gegeben mit der Ausarbeitung dieser Concept Maps und dafür auch in alle alten Unterlagen noch mal reingeschaut. Der Rest hat es halt hingerotzt, weil es eine Note gab. Wir hatten vorher vereinbart, dass ich die Note nur mit 50 % Gewicht zähle und dann hatte ich die Diskussion mit einer der beiden Schülerinnen, die sich Mühe gegeben hatten, sie will doch jetzt bitte 100 % Gewicht, weil sie sich ja eben so eine Mühe gegeben hat. Noten sind für unsere SuS eben auch Bestätigung und Belohnung. Sie wollen "was dafür haben", wenn sie sich Mühe geben und einfach nur schlauer werden ist ihnen nicht greifbar genug.

  • Ich merke das sehr deutlich in der U-Planung: durch die Benotung bin ich gezwungen, Unterricht so zu gestalten, dass er auf die Tests abgestimmt wird. Nicht umgekehrt. Ich muss im Einstundenfach ein gerüttelt Maß an Aufzählbaren Fakten ins Heft bringen, so dass diese dann wieder abgefragt werden können. Sonst komme ich nicht auf genug Noten. Was die Kids davon wirklich durchdrungen haben ist leider zweitrangig. Wenn ich mehr "zum Anfassen" mache, komme ich in die Benotungsbredouille: was ist denn nu hängen geblieben?

    Aber gerade du hast doch die große Freiheit, stärker in Projekten oder Vorhaben zu arbeiten. Das muss ja nicht immer etwas Reproduzierbares sein, sondern einfach etwas, was man in einer gewissen Zeit geschaffen hat, ein Referat, Portfolio, Sammlung usw. In Kunst benotet man auch die Ausführung der Techniken. Man hat Alternativen.

  • Dass das billiger ist, glauben nur Leute, die nichts von der Sache verstehen...

    also Politiker und Ottonormalschaf-BLÖDleser?
    ganz schön viele...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das nennt sich Flipped Classroom. Das Prinzip wurde auch in zwei Uni-Veranstaltungen angewandt. Im Nachhinein war ich damit völlig unzufrieden, pädagogische Innovativität hin oder her, weil es ein extremer Vorbereitungsaufwand war und man in der tatsächlichen Präsenzzeit gefühlt nix gemacht hat. Daher halte ich auch nix davon, wenn Lehrer Videos auf You Tube stellen, wobei Schüler diese anschauen und dann im Unterricht Fragen stellen sollen. Als ob dabei so viel herumkommt...

    Na ja, wie bei allen Formen des Unterrichts und des Lernens - vor allem beim selbstorganisierten Lernen - müssen die Schüler halt auch in die Arbeitsweise erstmal eingeführt werden. Wenn ich morgen meinen Schülern eine Reihe youtube Links schicke und dann in der nächsten Stunde intelligente Fragen und eine spannende inhaltliche Diskussion erwarte, dann wird da natürlich nicht viel kommen.
    Wenn ich ihnen aber die entsprechenden Methoden vermittle, um aus Videos selbständig relevante Informationen zu entnehmen und diese mit dem Vorwissen und mit anderen Informationsquellen zu vernetzen, und das dann auch immer wieder über, dann kann ich natürlich die reine Wissensvermittlung ein Stück weit in die häusliche Vorbereitung verlagern und die wertvolle Unterrichtszeit für Anwendung und Transfer nutzen.
    Dass das mehr Vorbereitungsaufwand (vor allem auch für die Lerner!) erfordert, ist dabei nur insofern ein Problem, als die Schule halt ein gutes Konzept braucht, um Hausaufgaben/häusliche Vorbereitung zwischen den Fächern zu koordinieren.

  • Ich habe mich nach der Korrektur der diessemestrigen LK-Klausuren im Fach Geschichte wieder mal in meiner Erfahrung bestätigt gewesen: ein ganz wesentlicher Teil der Prüfungsstrategie in der schriftlichen Geschichtsprüfung ist, dass man als Kandidat die richtigen Stichworte in Aufgabenstellung und Quelle bzw. Darstellung erkennt, um große Mengen historisches Wissen aufs Papier zu kotzen, um gemäß Erwartungshorizont eine Maximalpunktzahl zu erreichen. Zu knappe Darstellungen, bzw. Darstellungen, die zu wenig Fachbegriffe und historische Daten enthalten, werden bestraft.

    Hm, klingt ja fast so wie dein Vorwurf an das bayerische Abitur, bei dem man ja angeblich nur auswendig lernen muss? Komisch...

  • Hm, klingt ja fast so wie dein Vorwurf an das bayerische Abitur, bei dem man ja angeblich nur auswendig lernen muss? Komisch...


    Ich kann das ehrlich gesagt auch nicht wirklich nachvollziehen, denn zumindest zu meiner Abi-Zeit vor einigen Jahren war im LK-Geschichte primär Quellenarbeit und Analyse angesagt. Natürlich musste man über Grundlagenwissen verfügen, aber von auswendig aufs Papier kotzen konnte überhaupt keine Rede sein. Ich konnte regelmäßig Lerndefizite oder Gedächtnislücken durch gute Analysearbeit und Transferleistungen kompensieren. In anderen Fächern (z.B. Biologie) war das nicht möglich. Hier würde das mit dem Faktenkotzen schon eher zutreffen.


    der Buntflieger

  • Geschichtsklausuren haben üblicherweise drei Teile: Analyse, Einordnung und Bewertung. Das ist meiner Meinung nach in der Einordnung ein Problem der Erwartungshorizonte. Schreiben die Schüler hier einfach alles auf was ihnen zu dem Thema einfällt, darf ich im Erwartungshorizont zur Einordnung alle Punkte als angesprochen ankreuzen und ziehe ihnen im Teil zu Formalia und Sprache 2-3 Punkte wieder ab, weil sie an der Aufgabenstellung vorbeigeschrieben haben, insgesamt reicht das dann für 1 oder 2. Ohne Zentralabitur wäre der Aufgabenteil schlicht mangelhaft gewesen, weil das Thema verfehlt worden ist. Für die Analyse muss man meistens auch nur den Text in eigenen Worten zusammenfassen können um Richtung 2 zu gehen...um in Geschichte ein Defizit einzufahren, muss man sich wirklich extrem dumm anstellen...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

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