Fachliche Frage zum Lernen durch Verstärkung (pos. V., operantes Konditionieren)

  • Hallo,


    ich korrigiere gerade eine Klausur zum Thema "Lernen durch Verstärkung"(Skinner, Ratte, Käfig, Futterkugel, Stromschläge etc.)


    Aufgabe 1 bezieht sich auf ein Fallbeispiel.
    Kind will mit Ritterburg alleine spielen, andere Kinder kommen hinzu, er wirft deren Ritter weg, so dass er alleine spielt. SUS sollen erklären, wie und warum sich das Verhalten des Kindes weiterentwickelt.


    Ganz klar: positive Verstärkung, Verhalten (Ritter rauswerfen) wird gefolgt von positivem Verstärker (alleine spielen).


    Nun schreibt ein Teil der SuS, dass das negative Verstärkung ist. Verhalten: Ritter rauswerfen, negativer Verstärker, der wegfällt: mit den anderen spielen müssen.


    Ich habe gerade ein Brett vor dem Kopf. Das ist doch falsch, ooder?

  • Das Thema ist bei mir schon ne Weile her, aber ich würde sagen, dass es für die anderen Kinder ein negativer Verstärker ist, da ihr Ritter weggeworfen wird, und sie deshalb das (beabsichtigte) Verhalten (mit dem Kind gemeinsam spielen) unterlassen. Für das Ausgangskind jedoch würde ich das Wegwerfen des Ritters als positiven Verstärker ansehen, wie du schon schreibst.

  • Das wird ggf so lange als positiv empfunden, wie das Kind alleine spielen will.
    Das ist in dem konkreten Beispiel "Ritterburg" erwartungsgemäß nicht allzu lange der Fall, denn außer Dioramen zu bauen tust du mit einer Ritterburg und Rittern alleine ziemlich wenig - mangels Interaktion.
    Vermutlich sehen also die SuS das ganze Bild und nicht die perspektive des einzelnen Kindes. Käme noch dazu - wenn es dann seine Meinung ändert, und Interaktion sucht, haben die anderen nach der "ich werfe eure Ritter weg"-Aktion keine Lust mehr. Und wer hat dann welches Ergebnis?


    Vielleicht ist dieses Beispiel einfach etwas unglücklich gewählt?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Es kann aus meiner Sicht beides sein - abhängig von der Motivation des Kindes:



    Positive Verstärkung:
    Kind will unbedingt alleine spielen --> wirft Ritter weg --> kann alleine spielen und das Alleinespielen ist das erwünschte Ereignis;
    Denkbar wäre das für mich, wenn das Kind mal in Ruhe seine Fantasie ausleben möchte.



    Negative Verstärkung:
    Kind will auf keinen Fall mit anderen zusammen spielen ---> wirft Ritter weg --> Kind wird in Ruhe gelassen und muss nicht mit anderen zusammen spielen: Das Mit-anderen-zusammen-Spielen ist der unangenehme Reiz, der entfernt wird. Denkbar wäre das bei Ansätzen sozialphobischen Verhaltens, wenn es sich von anderen per se genervt fühlt oder von anderen eher geärgert fühlt, sich von deren Spielideen überrollt und überstimmt fühlt etc.



    Ich wäre zuerst auf die negative Verstärkung gekommen, denn diese ist in der Theorie mit dem Wörtchen "entfernen" verknüpft - so wie Ritter und Mitspieler in diesem Beispiel "entfernt" werden.



    Ich weiß, dass die Konditionierung keine Motivation berücksichtigt, daher finde ich das Beispiel ungünstig gewählt. Ich würde bei vernünftiger Begründung beides als richtig bewerten - so als Grundschulmami.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

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