Kannst Du gerne anzweifeln, ein reguläres Schulfach "Religion" existiert an den staatlichen Schulen schlicht und ergreifend nicht. Ich hab ja auch schon mehrfach erwähnt, dass Religionsunterricht an manchen Schulen als freiwilliges Zusatzangebot wählbar ist und dass immer noch die Möglichkeit besteht, sein Kind an einer katholischen oder evangelischen Privatschule anzumelden.
Man kann ja mal die Religionslehrer fragen, die an den Sitzungen der Lehrerkonvents mit dabei sind, ob Gott da nichts zu melden hat!
Welche willst Du denn fragen? Wir haben z. B. gar keinen. Der Satz sagt eigentlich nur, dass auch ein Religionslehrer - sollte es an der Schule einen geben - am regulären Konvent teilnehmen darf. Das ist sehr nett vom Kanton, finde ich, denn der Religionsunterricht wird ja nicht vom Kanton bezahlt (der stellt lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung). Ich kenne sogar so einen Religionslehrer, der war mal Stadtpfarrer einer der umliegenden Gemeinden. Beim Kanton (nicht unserem ...) ist er als Chemielehrer angestellt, die evangelische Gemeine zahlt ihm seine paar Religionsstunden, die er irgendwo an einer Sekundarschule gibt. Natürlich darf der am Konvent dabei sein. Seine Meinung als Religionslehrer und ehemaliger Stadtpfarrer interessiert da aber niemanden.
Abgesehen davon ist natürlich auch die Schweiz kein laizistisches Land. Auch wir haben hier eine "Christliche Volkspartei". Dessen muss man sich bewusst sein und damit muss man leben. Vor allem, wenn man im Staatsdienst arbeitet. Immerhin sind wir einen Schritt weiter mit der Tatsache, dass es nun mal kein obligatorisches Schulfach Religion bzw. ersatzweise Ethik gibt. Was ich hier im Forum regelmässig so lese lässt mich auch arg daran zweifeln, dass diese beiden Fächer effektiv zur moralischen Bildung eurer Jugendlichen beitragen und das sollte ja wohl das grundsätzliche Lernziel dieser Fächer sein, nicht? So aus der Ferne betrachtet scheinen mir meine Jugendlichen jedenfalls ganz ohne staatlich verordnete Moralbildung erheblich anständiger zu sein, als eure.
Mir ging es den Wahrheitsgehalt dieser oft gehörte Aussage, dass "Die Schule ist zur Neutralität verpflichtet" sei.
Ja, mir auch und insofern habe ich Dich überhaupt nicht falsch verstanden. Mich kekst genau das nämlich schon seit Beginn dieses Threads fürchterlich an. Eben dieses stoische darauf beharren, die Kirchen hätten so überhaupt keinen Einfluss auf das staatliche Bildungssystem und den Staat ganz allgemein. Dieses ganz offensichtlich nicht der Wahrheit entsprechende "Argument" ist bei einzelnen Foristen die Grundlage der Meinungsbildung bezüglich der kopftuchtragenden, muslimischen Lehrerin. Dass manch einer sich an dieser Stelle den Rechten der Frau im Allgemeinen sehr verbunden fühlt, das ist natürlich sehr rühmlich. Ich hoffe, dass mittlerweile klar geworden ist, dass auch ich von egal welcher Religion genau gar nichts halte. Das kann aber nicht als Argument gegen das Kopftuch dienen, wenn gleichzeitig die "eigene" Religion mit ihren ebenso frauenfeindlichen, repressiven und homophoben Botschaften weiter ungestört im Bildungswesen wüten darf.
Ich wage auch zu bezweifeln, dass es allen, die hier mitschreiben allein um das Recht dieser armen Frauen geht. In einigen Beiträgen meine ich ganz klar mindestens zwischen den Zeilen zu lesen, dass es primär um das Fremde geht, das man so aus Prinzip im eigenen Land nicht haben will. Das Kopftuch ist nun mal ein ganz offensichtliches Symbol für eine fremde Kultur.