Ziele definieren und Umsetzen in Arbeitslehre - bitte um Unterstützung und Inspiration

  • Grüßt euch,


    ich bin neu im Forum (und im Lehrerberuf) und suche Unterstützung in meiner Unterrichtsplanung. Ich hoffe, hier richtig zu sein..


    Ich mache mein Referandariat an einer Schule für Erziehungshilfe in den Fächern Arbeistlehre und Mathe in der Sek I.
    Leider herrscht an unserer Schule ein oft lernfeidliches Klima, es gibt viele Auseinandersetzungen und Unterricht läuft meist nach dem Schema einfach irgendwie die Zeit überstehen. Mein Mentor kann mir nach eigener Aussage nicht weiterhelfen und auch sonst finde ich keine Lehrkraft, die mehr als Frontalunterricht und das Durcharbeiten eines Buches umsetzt.
    Ich bin seit nun etwa einem Jahr an der Schule und merke, dass ich in dem Beruf und der Arbeit mit dem herausfordernden Klientel absolut richtig bin. Interaktionen, Lehrerolle und Beziehungsebene gelingen mir prima, lassen mich lernen und bereiten mir Freude. Hier liegt nicht mein Problem. Das ist toll und ich bin sehr dankbar, in dem Beruf richtig zu sein.


    Woran es mir fehlt sind Menschen, von denen ich die reine Planung runder und klarer Unterrichtsstunden lernen kann. Ich habe Ideen, doch große Schwierigkeiten diese runterzubrechen/ umzusetzen. In einzelne Ziele zu zerteilen. Ich sitze stundenlang zuhause und grübele, nur um dann regelmäßig meine kompletten Ansätze wieder über den Haufen zu werfen.


    Meine Schüler werden jahrgangsübergreifend unterrichtet und stehen auf höchst unterschiedlichen Leistungsniveaus. Zerreißen von Arbeitsblättern, körperliche Übergriffe und Störungen aller Art sind an der Tagesordnung. Um so wichtiger ist es für mich, gut und strukturiert vorbereitet in jeder Stunde aufzutreten. Hier brauche ich Unterstützung.


    Aktuell stehe ich vor folgender Herausforderung:
    Ich möchte in einer 5. Klasse Arbeitslehre Stunden zum Thema Papier planen. Eine davon mit einem Unterrichtsbesuch.
    Bisher bin ich so weit:
    Stunde 1 : Papier im Alltag, Herstellung von Papier Ziel: Erkennen der Bedetung von Papier im Alltag
    Stunde 2 : Papiersorten und deren Eigenschaften Ziel: Arten und EIgenschaften von Papier erkennen
    Stunde 3 : Richtiger Umgang mit der Schere / Papierfalten Ziel: Werkzeugkunde, richtiges Falten
    Stunde 4 : Wettbewerb Papierflieger (mit UB) Ziel: Vermutungen über Flugeigenschaften, richtiges Falten und Scheiden
    Stunde 5 : Papierkugeln und Planung Planeten- Mobile
    Stunde 6f : Bau eines Planeten- Mobile aus Papierkugeln


    Ganz doof gefragt, was mache ich nun mit den Schülern im Unterricht? Wie könnte ich interessante Arbeitsaufträge gestalten? Welche Medien würden sich anbieten?
    Ich bin dankbar für jede Idee und hoffe bei euch an der richtigen Adresse zu sein.


    Im Voraus ein Danke!

  • Spontan würd e ich anderrum vorgehen:
    Zuerst igendeine anwendung von einer spezifischen Papiersorte, dann schauen warum ist diese Papiersorte für diese Anwendung gegeignet, warum nicht, welche Werkzeuge für die Bearbeitung sind geeignet.
    Und dann würde ich zu den Eigenschaften von papier und zur Herstellung usw. übergehen.


    Voretil aus meiner Sicht: Du beginnst mit der Handhabezung (Alltagsbezug) und kannst dann je nach Zeit, Motivation der Zielgruppe usw. vertiefen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Zum Bereich Herstellung von Papier fällt mir spontan das Papierschöpfen ein (Papierrecycling). Interessant finde ich – vielleicht ergänzend zu Eigenschaften und Falten – das Bauen stabiler und tragfähiger Brücken aus Papier (mit Tippkarten).

  • Ich beziehe mich mal vor allem auf die UB-Stunde.
    Du hast da erstmal kein Thema und kein Ziel formuliert, sondern eher Stichpunkte und so kann die Stunde nicht wirklich "rund" werden.
    Ziel ist, was die SuS am Ende der Stunde können sollen. Bezogen auf deine Reihe würde ich z.B. ein Ziel so formulieren:


    Die SuS beurteilen die Flugeigenschaften von Papierflugzeugen, indem sie geeignete Papiersorten auswählen, (einen) Papierflieger falten und zurechtschneiden und die Flugeigenschaften ausprobieren und vergleichen.


    Du hast dann Teilziele in Anforderungsbereich 1-3, solltest du auch haben. Die Teilziele in der Reihenfolge, wie die SuS sie erreichen, wären dann:


    1. Vermutungen anstellen, welches Flugzeug gut fliegt (du könntest selbst 3 Flugzeuge gebastelt haben, die sie testen können > das ist der Einstieg und motiviert die sicher gut ;) außerdem haben sie dann das Gefühl, selbst bestimmt zu haben, welches Flugzeug sie falten lernen...
    2. passende Papiersorte auswählen (hier kannst du nochmal kurz aus Stunde 2 und 3 wiederholen: welches Papier ist gut zum falten, schneiden, fliegen geeignet etc.) > das würd ich kurz in einem Unterrichtsgespräch machen
    3. einen Papierflieger nach Anleitung falten (hier würde ich in Klasse 5 einer Erziehungshilfeschule ein grundschulmäßiges Vorgehen empfehlen: Lernen am Modell, du machst vor, sie machen die einzelnen Schritte nach... ggf. Zeit für einen zweiten Versuch einplanen, wo sie einen Plan haben und es alleine probieren können, Stärkere den Schwächeren helfen können, du es nochmal vormachst und dir einen pfiffigen Schüler dazu holst, der mit vormacht o.ä.)
    Das Schneiden gehört wohl am besten mit zu dieser Phase, also du machst Falten und Schneiden zusammen vor. Weil die sicher nicht alle gleichzeitig fertig sind, dass du das Schneiden als Extraschritt erklären kannst... Schneiden hatten sie ja auch schon, es reicht, wenn du hier ggf. nochmal kurze "Sicherheitshinweise" gibst und nicht die Methode des Schneidens lang und breit einführst.
    4. SuS probieren ihre Flieger aus und vergleichen (schätze, das passiert quasi "von alleine" ;) du musst dann vermutlich nur das "Boah, deiner fliegt voll weit!" kurz kommentieren, loben, wiederholen o.ä.)
    5. SuS beurteilen die Flugeigenschaften (abschließendes UG: alle SuS sind ruhig, Flieger auf dem Tisch und du fragst: "Welcher fliegt am besten? Warum, warum nicht?" etc. und die SuS können ja dem besten Flieger nen kleinen Preis zusprechen am Ende)

  • Das Flugverhalten der Papierflieger hängt von verschiedenen Faktoren ab, dementsprechend können Korrekturen zur Optimierung der Flugeigenschaften („Trimmen“) vorgenommen werden (s. Broschüre „Forschen und Entdecken mit Papier“ von der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“).

  • Was sagen die Klassenlehrer und die Schulleitung dazu? Wurden hier bereits Maßnahmen eingeleitet? Hast du mit den Eltern gesprochen, wenn es in deinem Unterricht vorkommt`?

    Es sind alle Beteiligten im Bilde und es gibt teilweise auch Maßnahmen. Leider keine Einheitlichen. Ich bin - was meinen Unterricht betrifft - mittlerweise ganz gut erprobt und weiß damit umzugehen.


    Vielen Dank für die wertvollen Anmerkungen!! Scheine mit meinem Hilfegesuch/ Anliegen hier richtig gelandet zu sein. Danke!

  • Die Grundidee macht einen soliden Eindruck, aber ich würde auch dem Vorschlag nachgehen, die Reihenfolge umzustelllen.
    Ich vermute, der Papierflieger ist der Punkt, der die meiste Aufmerksamkeit erhalten wird, motiviert, und sich auch gut für UB eignet.
    Hier vielleicht die drei klassischen "Gruppen" von Fliegern vorstellen (Spitzschnauzer, Schwalbenschnauzer, Rollschnauzer), und was diese für Eigenschaften mitbringen. Du musst kein Origami können, aber hilfeich ist es.
    Auch - was soll der Flieger können? Weitenjäger (profitiert von kräftigem Wurf), Gleiter (bringt Weite von alleine ohne Wind), Akrobat (Loopings auf Bestellung)?
    Und anhand dessen kommst du dann auf die verschiedenen Papierqualitäten, und dann auch, wie die hergestellt werden usw...


    Wenn du Ideen zu den Modellen brauchst, melde dich.
    Ich habe da mal mit einem Physikkollegen kooperiert - da hatte die Klasse gerade Aerodynamik. War eine sehr interessante kleine Unterrichtsreihe.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

Werbung