Was heißt denn "Wust an unzugänglichen Begriffen"? Für gewöhnlich führt man doch nicht alle grammatischen Themen auf einmal ein, sondern eben nach und nach und anhand vieler Beispiele. In Hessen sind das auf Wortebene: Artikel, Nomen, Verb, Adjektiv, Personalpronomen, Präposition, grammatisches Geschlecht, Zeit und Anzahl. Bei welchem Punkt siehst du jetzt das größte Problempotential für Grundschüler und warum? Genauso wie es in der Grammatik Fachbegriffe gibt, gibt es sie auch in Geometrie oder im naturwissenschaftlichen Sachunterricht. Da gehört es eben dazu, dass das Kind die Konzepte hinter diesen Begriffen versteht, sie differenzieren und in Kontexten fachlich korrekt anwenden kann.
Es mag sein, dass du nicht viel vom Grammatikunterricht hältst und mehr über Rechtschreibung und Sprache durch den Umgang mit fiktionalen Büchern lerntest, dennoch können wir nicht einfach sagen, dass wir keinen Grammatikunterricht mehr durchführen, weil er curricular vorgeschrieben ist und die Schüler am Ende der 4. Klasse über entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen verfügen müssen - ob wir das jetzt pädagogisch/fachlich gut finden oder nicht.
Wortarten nach Montessori
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Was ich nicht verstehen kann, Buntflieger, ist wie du als Sek1 Lehrer (noch dazu mit wenig Erfahrung, wie du selbst schreibst) die Rückmeldung vieler erfahrener Grundschullehrer bezüglich der Probleme in deinem propagierten Ansatz einfach wegwischt.
Du bist zwar stellenweise konkreter geworden und hast Beispiele genannt, hattest auf Nachfragen dann aber auch wieder keine Antwort bzw. hast teilweise beinahe schon überheblich und auch faktisch unrichtig über den Grundschulunterricht gesprochen (es wird grob Falsches vermittelt, ihr kämpft mit der Rechtschreibung weil die Grundschüler jahrelang nach Gehör schreiben dürfen ...).
Und dann wunderst du dich über Gegenwind.Ich glaube keiner bestreitet, dass "mit Sprache spielen" seine Berechtigung hat und dass die Funktion der Wörter im Satzzusammenhang natürlich betrachtet werden sollte, was wir übrigens auch schon in Klasse 2 tun. Allerdings müssen da einige Begriffe bereits sitzen, denn ohne Begriffe kann ich nicht sprechen.
Und hier ging und geht es um die Einführung, und da bist du zwar konkret geworden, aber in etwa so, wie wenn ich einem Englischlehrer sage:
Vokabeln, pfff. Spielt doch erst einmal mit den Wörtern, irgendwann wird sich die Bedeutung schon erschließen, ohne dass man nun lernen muss, was das Wort genau bedeutet.
Sicher auch ein interessanter Ansatz, aber wenn mir dann 10 Englischlehrer sagen würden, dass man zu Beginn einen Grundstock von Vokabeln braucht, würde ich denen vielleicht einfach mal glauben... -
Wobei das mit dem Englischunterricht, was du beschreibst, sich auch mit den Jahren wandelte: Zu Beginn der Einführung des verpflichtenden Fremdsprachenunterrichts wurde ja stark auf den spielerischen und intuitiv-experimentellen Erwerb von Fremdsprachenkenntnissen gesetzt, wobei beispielsweise Schriftlichkeit als stark verpöhnt galt. Inzwischen orientiert man sich da wieder stärker am Unterricht der Sek I und in einigen Lehrplänen liest man sogar von Grammatik oder Umgang mit literarischen Texten. Wenn es diese Entwicklung im Fremdsprachenunterricht gab, würde ich noch nicht einmal ausschließen, dass sich irgendwann ein Ansatz durchsetzen könnte, der Buntfliegers Anliegen (Betrachtung des ganzen Satzes, stärkerer Fokus auf intuitiver Sprachreflexion statt formaler Grammatikbehandlung) aufgreift. Man kann es nie allen recht machen, aber aktuell, würde ich mal behaupten, ist ein Großteil der Beteiligten (Schüler, Lehrer, Didaktikforscher) mit der vorherrschenden Form des Grammatikunterrichts im Grundschulbereich zufrieden, was ja auch schon ein kleiner Erfolg ist.
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Ich sehe es am Englischunterricht meiner Kinder: Vokabellisten werden abgelehnt, in der Klassenarbeit soll die Rechtschreibung sitzen. Grammatik wird nicht besprochen und gepaukt, intuitiv soll man nach Lesen einer Schulbuchseite mit Comic Fachbegriffe kennen und Verben korrekt beugen. Da stimmt was nicht.
Mag sein, dass du in der Schule Grammatik doof fandest, Buntflieger, trotz allem hast du dich irgendwann damit auseinandergesetzt, sonst würdest du sie nicht so gut beschreiben können, wie du es weiter oben tust.
Muttersprachler müssen irgendwann über ihre Sprache bewusst reflektieren, wenn sie richtig schreiben, sprechen, besser lesen und Fremdsprachen lernen wollen.
Es gibt übrigens Bereiche, da sind unsere DaZ-Kinder besser, als die Muttersprachler, weil sie Unterschiede zu ihrer Muttersprache bewusst durchdrungen und gelernt haben, einen Blick auf die Sprache, weg vom Inhalt einnehmen können.Und unsere Lateinklassen wussten prinzipiell besser Bescheid über deutsche Grammatik, als die Englischklassen...
Die Frage nach der Abstraktion bleibt. Ob die Wortartensymbole dabei helfen, weiß ich nicht.
Als Tip fällt mir an der Stelle ein: "Fit mit der Eule" ... ansprechende KV und durchdachte Spiele zum Grammatikunterricht
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Es gibt übrigens Bereiche, da sind unsere DaZ-Kinder besser, als die Muttersprachler,
Interressant, genau das beobachte ich auch gerade. Bei meinen derzeitigen DAZ-Kindern kann ich in der Tat sehr deutlich feststellen, dass sie von den Grammatikübungen profitieren. Klar machen sie den größten Fortschritt dadurch, dass sie um sich herum viele gut deutsch sprechende Kinder haben und einfach viel sprechen. Aber wenn sie schreiben, gibt es ihnen merklich zusätzliche Sicherheit, wenn sie z.B. einfach wissen wir die Endungen bei Verben geschrieben werden.
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Ich sehe es am Englischunterricht meiner Kinder: Vokabellisten werden abgelehnt, in der Klassenarbeit soll die Rechtschreibung sitzen. Grammatik wird nicht besprochen und gepaukt, intuitiv soll man nach Lesen einer Schulbuchseite mit Comic Fachbegriffe kennen und Verben korrekt beugen. Da stimmt was nicht.
Das stimmt in der Tat etwas nicht, aber das Lernen nach Sprachgefühl schlägt sich immer stärker in den Lehrwerken nieder. In der Beratung sehe ich das ebenso, wobei eine Englischlehrerin (selbst Muttersprachlerin) selbst nicht glücklich damit ist. Hinten im Lehrwerk ("Access") wird die Grammatik auch nicht richtig klar und verständlich beschrieben. Deshalb schießen diese ganzen Grammatikübungsbücher wie Pilze aus dem Boden. Seitdem meine schwerhörige Schülerin mit den Büchern zusätzlich arbeitet, läuft es besser.
Das greift aber im Zuge der Kompetenzorientierung immer weiter um sich, dass Allgemeinwissen zum Teil gnadenlos aus den Lehrwerken geschmissen wird. Kartenarbeit findet sich z.B. in meinem Erdkundebuch kaum wieder. Das muss ich zuschustern. Man muss ja nicht jede europäische Hauptstadt mit Lage kennen, aber die wichtigsten schon. Da das aber keine Kompetenz darstellt, sondern nur "totes Wissen", kommt es nicht vor. So ganz nebenbei lernen sie aber nicht, wo Paris liegt, wo der Rhein fließt, wie das große Gebirge in Italien heißt, welchen Namen diese seltsamen Inseln im Mittelmeer haben.
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Stimmt, das "Kompetenzgedöns" hat sicher seine Berechtigung, sollte aber nicht zulasten der wichtigen Unterrichtsinhalte gehen. Auf der anderen Seite ist es interessant, dass die Entwicklung des Englischunterrichts in der Grundschule und in der Sek I entgegengesetzt zu sein scheint...
Zu dem Erdkundebeispiel: Ist zwar nicht ganz meine Fachdidaktik, aber kann man diese Kompetenzen nicht auch über das Lernen der europäischen Hauptstädte mit den Kompetenzen verbinden? Das Eine muss das Andere ja nicht ausschließen. Zumindest in Mathematik ist das so angedacht und da kann ich auch nicht mathematisches Argumentieren betreiben, ohne einen geometrischen oder arithmetischen Sachverhalt vor mir zu haben.
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