Wortarten nach Montessori

  • Die Mentorinnen haben es ihren Schützlingen vielleicht direkt ausgetrieben, weil sie das Ergebnis schon ahnten ...


    Ich bin ja immer sehr skeptisch was so etwas anbelangt. Zu meiner Unizeit und sicherlich auch noch jetzt wird angepriesen, wie man am besten schriftlich subtrahiert. Da wurden dann auch Untersuchungen ins Feld geführt. Im Ref habe ich an der LE-Schule gemerkt, dass die SuS es dort jedenfalls nicht auf die Kette kriegen und mit dem guten alten Verfahren (Übertrageins) zwar nicht genau wussten, was sie da taten, aber sie taten es immerhin richtig. Mittlerweile erbe ich in der fünften Klasse Schüler aus unserem Haus (wo jahrelang das neue Verfahren beigebracht wurde) plus diverse Quereinsteiger, wo alles dabei sein kann. Die neue Methode kann man echt vergessen, weil die Schüler sie in der Regel nicht beherrschen und beim Sonderfall, der ständig auftaucht, gar nichts mehr wissen. Studien vs. eigene Erfahrung - keine Frage, was ich höher gewichten würde.

  • Allerdings geht es hier um die Einführung der Satzglieder in Klasse 3/4. Die Frage, vieler Kollegen in diesem thread ist aber eher, wie man in Klasse 1/2 die Wortarten einführt. Und da ist die Valenzgrammatik meiner Meinung nach nicht taugend, da die Kinder es einfach noch nicht verstehen würden. Trotzdem werden die Wortarten auch hier schon gebraucht und dann eben altersangemessen eingeführt.

  • In Baden-Württemberg hat es das Feldermodell in die Bildungsstandards geschafft - in Klasse 11/12. Ich lernte es auch das erste Mal im Studium kennen. Die Systematik dahinter ist sicher nicht super komplex, aber es macht erst dann wirklich Sinn, wenn man bereits eine gute Vorstellung von der deutschen Syntax hat. Und ob es in der Grundschule bereits der Fall ist... Man möge mich eines Besseren belehren, aber ich hätte daran meine Zweifel.


    Ich würde da Nordseekrabbe zustimmen: Auch wenn Wortarten und Satzglieder immer Interdependenzen bilden, so sollten wir uns entscheiden, ob wir von dem Einen oder dem Anderen sprechen, da ja gerade die Vertauschung beider Ebenen für Schüler im Übergang schwierig ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • ...


    Daher dachte ich ja auch, dass man hier mittlerweile schon weiter ist, aber dieser Thread hat mich diesbezüglich desillusioniert und zwar recht gründlich. :sterne:


    der Buntflieger

    Was ist denn das für ein arroganter Schwachsinn, von dir kommt nur heiße Luft. Dachte erst, wir könnten was Interessantes hören, aber außer "kauft euch mal das Buch kam bisher nix. Worte auf Karten schreiben ist keine Revolution.

  • Allerdings geht es hier um die Einführung der Satzglieder in Klasse 3/4. Die Frage, vieler Kollegen in diesem thread ist aber eher, wie man in Klasse 1/2 die Wortarten einführt. Und da ist die Valenzgrammatik meiner Meinung nach nicht taugend, da die Kinder es einfach noch nicht verstehen würden. Trotzdem werden die Wortarten auch hier schon gebraucht und dann eben altersangemessen eingeführt.

    Richtig und mir geht es auch nicht um die Einführung der Wortarten, sondern um den passenden Übergang zwischen der 4. und 5. Klasse. Ich habe zu meinem Beitrag auf der vorherigen Seite bloß ein Beispiel nachgeliefert :) Da schrieb ich, dass ich mich in die Einführung der Wortarten nicht einmische. Wichtig ist bei den Wortarten eher, dass viele Beispiele besprochen und gegebenenfalls auch die hier bereits genannten Abweichungen thematisiert werden. Und das ist der Fall.


    Edit: Gerade gesehen:


    Und ob es in der Grundschule bereits der Fall ist... Man möge mich eines Besseren belehren, aber ich hätte daran meine Zweifel. Die Systematik dahinter ist sicher nicht super komplex, aber es macht erst dann wirklich Sinn, wenn man bereits eine gute Vorstellung von der deutschen Syntax hat.

    Sie ist gegeben, weil jedes Kind ab der Vorschule die Felder des Modells korrekt besetzt. Das geschieht natürlich unbewusst. Ob eine frühe Bewusstmachung förderlich ist, oder nicht, ist meiner Meinung die eigentliche Frage.

  • Von mir als Naturwissenschaftslehrerin hier einfach mal ein dickes Dankeschön.
    Ich lese hier immer gerne Threads weitab meines Horizonts. Durch eure Diskussionen wird mir immer wieder bewusst, wie viel mehr Aufmerksamkeit wir der Sprache auch im nichtsprachlichen Unterricht schenken müssten. Ich befürchte, gerade Sachtexte in Jg. 5 (auch in den Schulbüchern) überfordern die Kinder sprachlich zum Teil extrem.
    Ich muss mich wirklich mal wieder mehr mit Grundschule befassen, der Übergang ist leider bei uns oft alles andere als weich und ideal.

  • Was ist denn das für ein arroganter Schwachsinn, von dir kommt nur heiße Luft. Dachte erst, wir könnten was Interessantes hören, aber außer "kauft euch mal das Buch kam bisher nix. Worte auf Karten schreiben ist keine Revolution.


    Hallo Krabappel,


    wie würdest du denn auf solch einen Beitrag reagieren?


    der Buntflieger

  • In Baden-Württemberg hat es das Feldermodell in die Bildungsstandards geschafft - in Klasse 11/12. Ich lernte es auch das erste Mal im Studium kennen. Die Systematik dahinter ist sicher nicht super komplex, aber es macht erst dann wirklich Sinn, wenn man bereits eine gute Vorstellung von der deutschen Syntax hat. Und ob es in der Grundschule bereits der Fall ist... Man möge mich eines Besseren belehren, aber ich hätte daran meine Zweifel.


    Hallo Lehramtsstudent,


    ich würde nicht direkt mit den Feldern ins Haus fallen, da stimme ich absolut zu. Ich wiederhole mich nun mehrfach, wenn ich sage, dass wir die unbewusste (implizite) Grammatik nutzen und darüber nach und nach den Kindern greifbar werdende Regularitäten aufzeigen. Im Idealfall stellen sie diese selber fest.


    Der Unterschied ist halt der, dass wir nicht mit der Regel beginnen und Einzelteile bezeichnen, ohne wirklich weiter greifende sprachliche Zusammenhänge zu beleuchten, sondern eben von Anfang an die Sprache in der Alltagsverwendung anknüpfen - und dabei natürlich an dem orientiert, was die Kinder im entsprechenden Alltag selbst sprachlich zu leisten vermögen.


    Das Feldermodell würde ich wirklich erst in 3. oder 4. Klasse frühestens einführen.


    der Buntflieger

  • Hier ein Beispiel, wie in der Grundschule (3./4. Klasse) mit der Valenzgrammatik gearbeitet werden könnte.

    Ich komme zwar jetzt noch einmal von den Wortarten in Klasse 1/2 ab, aber dennoch nochmals etwas zu den Satzgliedern und deren Abhängigkeit vom Prädikat.


    Wenn ich nun die Ausgaben der Sprachbücher Klasse 4 vergleiche (habe alle wesentlichen für mein Bundesland):
    Die Abhängigkeit von Satzgliedern vom Prädikat ist tatsächlich bei dem Sprachbuch, das nach Montessori arbeitet (Auer), am meisten hervorgehoben. Es ist so ausgedrückt, dass manche Prädikate eine Satzergänzung im 3. Fall und viele Prädikate eine Satzergänzung im 4. Fall fordern. Es gibt dann solche Aussagen wie: "Dieses Prädikat verlangt die Frage "Wen oder was".
    Das Prädikat steht im Satzstern immer im Mittelpunkt (Kern) und ist mit einem großen roten Kreis gekennzeichnet, während die Satzglieder in Pfeilen verschiedener Farben von ihm weggehen.


    Das Jo-Jo Sprachbuch drückt aus, welches Prädikat welche Ergänzung verlangt, aber weniger intensiv.


    Bei den anderen Sprachbüchern sieht es statischer aus.


    Das Beispiel von dir Cogito, ist interessant und ich denke, man könnte das so ausprobieren. Wenn, dann würde ich es nach Subjekt und Prädikat machen. Die Professorin, die dahintersteckt (Dr. Ute Spiegel) ist bei uns bekannt und ich konnte sie schon in einer Fortbildung erleben, die neue Impulse gab.


    Nebenbei: Ich habe mich gewundert, warum der neue Lehrplan bei uns wieder vom Dativ- Objekt und Akkusativ- Objekt zurück auf die deutsche Bezeichnung "Satzergänzung" gegangen ist. Jetzt ist mir klar, dass damit der Dependenz- und Valenzgrammatik eher Rechnung getragen wird.


    Die Diskussion darüber fand ich spannend, weil ich letztendlich in den Sprachbüchern doch Ansätze gefunden habe und der Link zeigt, dass man ein kleines Stückchen in diese Richtung arbeiten kann bzw. so arbeitet.

  • Nebenbei: Ich habe mich gewundert, warum der neue Lehrplan bei uns wieder vom Dativ- Objekt und Akkusativ- Objekt zurück auf die deutsche Bezeichnung "Satzergänzung" gegangen ist. Jetzt ist mir klar, dass damit der Dependenz- und Valenzgrammatik eher Rechnung getragen wird.


    Hallo Caro07,


    ich könnte mir vorstellen, dass das an der Problematik liegt, die mit den klassischen Frage-Proben verbunden ist.


    Beispiel:


    Die Kinder gehen in die Schule.


    Naheliegende Frage: In "wen oder was" gehen die Kinder?
    Antwort: "In die Schule!"


    Lehrerantwort: Das ist leider falsch, so wird hier nicht gefragt. Das nehmen wir später durch/das ist ein Präpositionalobjekt/adverbiale Bestimmung (je nach Grammatik), das müsst/könnt/braucht ihr noch nicht wissen etc.


    Da ist es doch viel leichter, wenn man auf diese unsäglichen Frage-Proben an dieser Stelle ganz verzichtet. Das endet doch ohnehin meist in einer Zuweisungs-Mechanik, die bei den wenigsten Kindern das Sprachverständnis bereichert.


    Die "Fälle" sind wohl mit Abstand dasjenige in der deutschen Grammatik, was man wirklich erst auf einem extrem abstrakten Level annäherungsweise verstehen kann. Vielleicht ein interessantes Thema für Abi-Leistungskurs?


    der Buntflieger

  • Die Kinder gehen in die Schule.


    Naheliegende Frage: In "wen oder was" gehen die Kinder?
    Antwort: "In die Schule!"

    Das ist nicht das Problem. In deinem Beispiel wird nach der "Ortsangabe" - so ist das in der Grundschule benannt - gefragt. (wohin, wo, woher)
    In der Grundschule in By machen wir Subjekt, Prädikat, Dativ- und Akkusativ - Objekt, die Orts- und Zeitangabe. Orts- und Zeitangabe sind im Prinzip die adverbialen Bestimmungen des Ortes und der Zeit. Mit diesen 5 Satzgliedern (inklusive mehrteiliges Prädikat) kann man doch schon viele Sätze untergliedern. Wenn man ein Satzglied noch nicht benennen kann, macht das nichts ; es wird als Satzglied perse z.B. durch die Umstellprobe erkannt.

  • Von mir als Naturwissenschaftslehrerin hier einfach mal ein dickes Dankeschön.
    Ich lese hier immer gerne Threads weitab meines Horizonts. Durch eure Diskussionen wird mir immer wieder bewusst, wie viel mehr Aufmerksamkeit wir der Sprache auch im nichtsprachlichen Unterricht schenken müssten. Ich befürchte, gerade Sachtexte in Jg. 5 (auch in den Schulbüchern) überfordern die Kinder sprachlich zum Teil extrem.
    Ich muss mich wirklich mal wieder mehr mit Grundschule befassen, der Übergang ist leider bei uns oft alles andere als weich und ideal.

    Das stimmt absolut. Wie häufig kommt es z. B. vor, dass Fachbegriffe aus der Alltagssprache im fachwissenschaftlichen Sinne "falsch" belegt sind. Da muss man immer erst mal drauf kommen, in der Fachdidaktik wird längst nicht auf alles hingewiesen. Mit Sprache wird letztendlich der ganze Inhalt transportiert! Ich finde die Diskussion hier gerade auch super spannend!

  • Das ist nicht das Problem. In deinem Beispiel wird nach der "Ortsangabe" - so ist das in der Grundschule benannt - gefragt. (wohin, wo, woher)In der Grundschule in By machen wir Subjekt, Prädikat, Dativ- und Akkusativ - Objekt, die Orts- und Zeitangabe. Orts- und Zeitangabe sind im Prinzip die adverbialen Bestimmungen des Ortes und der Zeit. Mit diesen 5 Satzgliedern (inklusive mehrteiliges Prädiakat) kann man doch schon viele Sätze untergliedern. Wenn man ein Satzglied noch nicht benennen kann, macht das nichts ; es wird als Satzglied perse z.B. durch die Umstellprobe erkannt.


    Hallo Caro07,


    das habe ich verstanden.
    Die Benennung der Satzglieder (lateinische Begrifflichkeiten) würde ich ganz hinten anstellen. Sie stellt schlicht und ergreifend keinen Mehrwert fürs Sprachverständnis dar.


    Die Umstellprobe ist (anders als die Weglassprobe) sehr hilfreich, um die Funktion von Satzgliedern erfassen zu können. Hier wird ja wiederum aus dem Vollen geschöpft und nicht nur Einzelteile benannt. Man muss ja immer schauen, auf was das didaktische Hilfsmittel abzielt, bzw. welche Perspektive es dem Lernenden abverlangt.


    der Buntflieger

  • Hallo Krabappel,


    wie würdest du denn auf solch einen Beitrag reagieren?


    der Buntflieger

    Als angehender Lehrer, mit kaum Unterrichtserfahrung, würde ich mir überlegen, warum ich erfahrenen Lehrkräften einer anderen Schulform erzählen möchte, wie sie ihren Unterricht zu verändern haben und warum ich hierbei außerdem nicht von meinen theoretischen Gedanken hin zur praktischen Umsetzung komme.

  • Als angehender Lehrer, mit kaum Unterrichtserfahrung, würde ich mir überlegen, warum ich erfahrenen Lehrkräften einer anderen Schulform erzählen möchte, wie sie ihren Unterricht zu verändern haben und warum ich hierbei außerdem nicht von meinen theoretischen Gedanken hin zur praktischen Umsetzung komme.

    Nicht, dass die Erfahrung kein Punkt ist, der zu bedenken ist. Aber es wurden seitens Buntflieger doch wirklich inhaltlich gute Argumente gebracht, die mit einem Autoritätsargument nicht einfach weggewischt werden können. Solch ein Argument lässt sich in diesem Fall außerdem auch leicht umdrehen: Eine Lehrkraft sollte sich überlegen, ob ein Professor der Didaktik der deutschen Sprache - der selber auch sein Referendariat gemacht und Unterrichtserfahrung als reguläre Lehrkraft gesammelt hat, um den Kritikpunkt direkt vorweg zu nehmen -, auf den Buntflieger referiert bzw. sich beruft, nicht bedenkenswerte Anregungen bietet.
    Klar ist Erfahrung ein unglaublich wichtiger Punkt. Aber manchmal steht er gefühlt der (positiven) Innovation etwas entgegen. Und dann führe ich gerne Tucholkys Worte an: "Laß dir von keinem Fachmann imponieren, der dir erzählt: 'Lieber Freund, das mache ich schon 20 Jahre so!' Man kann eine Sache auch 20 Jahre lang falsch machen."


    Aber ich habe das Gefühl, dass die Diskutierenden hier bis jetzt sehr offen sind und ich kann mich nur anschließen, dass die Diskussion doch hochinteressant ist. Wir sollten sie jetzt von beiden Seiten nicht irgendwie persönlich werden lassen.

  • Ich empfinde die Diskussion mittlerweile als eher frustrierend, weil sich gerade die 1/2 Lehrer nun mehrmals anhören mussten, dass sie "grob falsches" Wissen vermitteln, Buntflieger auf Nachfragen aber keine umsetzbaren Vorschläge zu seiner Forderung liefern kann.
    Mag sein, dass da vollkommen die Vorstellung fehlt, wie es ist, Kindern ohne Vorwissen und ohne abstrakte Denkfähigkeit und oftmals auch ohne großen Wortschatz sowas nahezubringen.



    Diese Vorschlag kam von dir, Buntflieger:


    "Wortkarten: An der Tafel oder auf dem Boden etc. können die Kinder z.B. immer am Ende einer Stunde als letzte Phase selbständig Wortgruppen/Sätze legen und dann gilt es herauszufinden, wo sich das "Verb" jeweils befindet. Das topologische Feldermodell dient hier als Grundlage.


    Vorfeld / linkes Verbfeld / Mittelfeld / rechtes Verbfeld


    Meine Oma / möchte / das Mittagessen / kochen


    Was bewirkt das Verb im Satz?
    Mit welchen anderen Einheiten steht es in Verbindung?"


    Auf die berechtigten Fragen, wie das bei Schülern realisierbar ist, die noch gar nicht wissen, was ein Verb ist, kam keine Antwort. Dass das Verb das Wort ist, welches uns mitteilt, was jemand tut, dürfte man laut dir ja auch auf gar keinen Fall sagen.
    Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es Vorschläge gibt, die in 3/4 Sinn machen und bestimmt nicht verkehrt sind, aber in 1/2 eben nicht.

  • Auf die berechtigten Fragen, wie das bei Schülern realisierbar ist, die noch gar nicht wissen, was ein Verb ist, kam keine Antwort. Dass das Verb das Wort ist, welches uns mitteilt, was jemand tut, dürfte man laut dir ja auch auf gar keinen Fall sagen.
    Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es Vorschläge gibt, die in 3/4 Sinn machen und bestimmt nicht verkehrt sind, aber in 1/2 eben nicht.


    Hallo Kathie,


    ich sagte schon auch mehrmals, dass ich bezügl. Grundschule keine großartige Erfahrung habe und ich außerdem - das sagte ich auch irgendwo ganz klar - der Grundschule keinen Vorwurf mache, sondern wenn, dann der traditionellen Schulgrammatik, deren dogmatische Schablonen nur langsam bröckeln. In dieser Hinsicht war ich etwas naiv, weil ich dachte, dass da inzwischen schon mehr passiert ist. Also bitte nicht alles persönlich nehmen, was ich schreibe. Danke! :)


    Um noch auf die Frage einzugehen kurz. Das Problem ist doch, dass man immer meint, jetzt muss erstmal das Verb erklärt werden und dann gehts los mit der fröhlichen Satzanalyse etc. Nein! Das wäre ja einfach widersprüchlich.


    Woanders hatte ich das schon für 2. Klasse genauer erläutert. (Wird schon in der 1. Klasse Grammatik gemacht? Also grundlegend lesen+schreiben können sollten sie natürlich schon.) Man nehme einfache Verben und lasse die Kinder daraus Sätze bilden. Die gefundenen Ergänzungen werden dann um das Verb herum gruppiert. Man stellt somit das Verb als Lehrperson in den Mittelpunkt bzw. an den Anfang, muss aber nicht gleich den Kindern Operationen/Definitionen zur Verfügung stellen, um das "Verb" als Wortart zu identifizieren.


    Wahrscheinlich ist dieser kategoriale Zugriff so fest verankert bei uns im Kopf, dass wir immer wieder meinen, dass es nur mit einer klaren Definition losgehen kann. ;)


    der Buntflieger

  • Hallo Buntflieger,


    ich nahm deine Beiträge auch nie als Vorwurf wahr, es sind schlichtweg unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema "Grammatik" und ich bin mir sicher, dass jemand, der primär in der Sek II eingesetzt ist (z.B. Meike), noch einmal anders darüber denkt als wir.
    Zur Grammatik in Klasse 1: In den meisten Bildungsstandards gibt es keine expliziten Vorgaben für Klasse 1 (mehr), sondern nur für Klasse 1/2. Das bedeutet, dass die Schüler bis spätestens Ende der 2. Klasse die jeweiligen Kompetenzen erworben haben müssen - ob jetzt in der 1. Klasse, zu Beginn oder am Ende der 2. Klasse hängt von der Lehrkraft und der konkreten Lerngruppe ab. Natürlich beschäftigt man sich in Klasse 1 primär mit dem Schriftspracherwerb, aber eben nicht ausschließlich: Für ein bisschen Literatur- und Grammatikunterricht ist auch noch Zeit ;) . Ich würde wohl mit den Nomen bereits in Klasse 1 anfangen, Verben, Adjektive und der Kleinkram, der sonst noch so ansteht, wären dann in Klasse 2 dran.
    Ansonsten: Jede Lehrkraft ist natürlich frei darin, die Inhalte so zu vermitteln wie sie es an liebsten mag, vorausgesetzt, die Schüler erreichen die intendierten Lernziele. Anscheinend kommen die Lehrer mit der "traditionellen" Gramnatiklehre gut zurecht, weswegen es noch keine umfangreichen Reformen dahingehend gab. Außerdem, wenn ein Lehrer merkt, dass Klasse X mit der Vermittlungsweise Y überhaupt nicht klarkommt, wird man das nächste Mal, wenn man besagtes Thema wieder unterrichtet, einen anderen Zugang wählen - ansonsten bleibt der Schuster bei seinen Leisten.


    Mit freundlichen Grüßen

  • Dann versuche ich es mal ein wenig aus dem Stegreif etwas genauer:


    Das Lernziel wäre, dass die Kinder das Verb in einfachen Sätzen identifizieren können, indem sie mit Wortkarten Sätze bilden und erkennen, dass das Verb dabei stets an 'zweiter Stelle' steht.


    Ich kann mir eben auch die Arbeit mit Wortkarten sehr gut vorstellen. Die Kinder bekommen also die Wörter als Wortkarten in einem Briefumschlag. Die sollen sie dann herausholen und möglichst viele Sätze - zu beachten sind hier noch Fragen als Sätze; die könnte man ausschließen, oder direkt mitbehandeln, je nach Klasse - mit den Wörtern bilden.


    Die | Oma | schenkt | Tom | ein | Buch.


    Ein | Buch | schenkt | die | Oma | Tom.


    Tom | schenkt | die | Oma | ein | Buch.


    Als Tippkarte könnte es ein Bild zu dem Satz geben. Vielleicht hilft das manchen schon, gerade den schwierigen letzten Satz richtig zu verstehen. Ansonsten muss man die Schwierigkeit z.B. im Plenum klären.


    Es müssen nicht alle Kinder alle Sätze finden. Dann könnten die Kinder, die bis jetzt vielleicht in Einzelarbeit gearbeitet haben, sobald sie meinen fertig zu sein, spätestens auf allgemeine Ansage der Lehrkraft sich zu zweit zusammenfinden und ihre Sätze vergleichen. Ist die Frage, ob man sie die Sätze aufschreiben lässt, damit sie vergleichen können oder das anders löst. Jedenfalls arbeiten sie dann zu zweit weiter.
    Zuerst: Sind das auch alles richtige Sätze (bestimmt hat irgendein Kind auch den Satz "Ein Buch schenkt Tom die Oma.")?
    Danach: Weiterhin zu zweit haben sie dann die Aufgabe, einzukreisen, welche Wörter - auch wenn sie im Satz verschoben werden - immer zusammen stehen. Und zwar auch in der Reihenfolge ("Die Oma schenkt Tom ein Buch." <-> "Tom schenkt die Oma ein Buch.").


    Daraufhin würde ich dann im Plenum weiter arbeiten und die Sätze an der Tafel sammeln. Viel sollte sich schon in der Arbeit zu zweit ergeben haben und der ein oder andere Fehler erkannt worden sein. Beim Sammeln der Sätze an der Tafel und dem anschließenden Einkreisen der Wörter, welche immer zusammen nebeneinander stehen, kommt es aber bestimmt noch zu weiteren Fehlern, die hier dann durch die Lehrkraft korrigiert werden müssen (in der PA sollte die Lehrkraft natürlich auch schon Tipps geben, wenn ein Paar offenbar Fehler macht).
    Wenn man die Sätze dann zur Verdeutlichung schon so an die Tafel gebracht hat, dass das Verb immer annähernd untereinander steht, fällt dem ersten Kind nach einem entsprechenden Impuls hoffentlich auf, dass das Verb immer an der zweiten Stelle steht.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass die Stunde dann schon gut rum gegangen ist. Die Erkenntnis, dass es dieses Muster gibt, dass das Verb an zweiter Stelle steht, kann dann am Ende der Stunde nochmal als Lernzuwachs explizit festgehalten werden.
    Es würde dann in den folgenden Stunden der Einheit die Vertiefung und Wiederholung an weiteren Beispielen folgen (da kann man die Wortkarten direkt aufgreifen und fragen, welche man direkt zusammen kleben kann, da sie immer zusammen stehen), ebenso wie weitere zu diesem erkannten Muster abweichende Muster wie bspw. bei Fragen. Im Sinne der Valenzgrammatik folgt natürlich noch, was das Verb für den Satz bedeutet, sprich die Funktion. Bei Granzow-Emden heißt es: "Bereits Kindern in der Primarstufe leuchtet ein, dass eine als Verb gebrauchte Einheit wie schenken
    1. jemanden braucht, der schenkt,
    2. jemanden, der das Geschenk bekommt und schließlich
    3. das Geschenk selbst"


    Das sind nach dem KC im Wesentlichen die beiden Ziele für Klasse 2 bezüglich des Verbs: das Erkennen und die Funktion des Verbs, oder?


    Ist jetzt bei weitem noch nicht perfekt, aber zumindest die didaktische Herangehensweise ist hoffentlich verständlich.

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