Seiteneinstieg Grundschule Sachsen mit Kleinkind

  • Hallo zusammen,


    ich hoffe ihr könnt mir ein paar Erfahrungswerte zukommen lassen.
    Ich habe könnte als Seitenensteigerin in Sachsen an einer Grundschule anfangen. Mir wird kein Fach anerkannt (Soziologin) und ich muss die vollen fünf Jahre studieren (inkl. Ref.).
    Nun zu meiner Frage, ich arbeite zur Zeit in der freien Wirtschaft 25 Stunden (würde auch 30 Stunden arbeiten kein Thema) und habe ein kleines Kind (2 Jahre). Für das Lehramt würden wir umziehen und mein Mann müsste pendeln. Ist dies mit einem kleinen Kind machbar? Ich lese immer wieder, dass es ein 50-60 Stunden Job ist ganz zu schweigen vom Studium. Ich bin nicht faul oder scheue mich vor Arbeit, aber ich bin auch nur ein Mensch und kann nicht rund um die Uhr arbeiten und ein kleines Kind zuhause alleine betreuen. Die Großeltern würden helfen und auch der Papa hat zwei Tage homeoffice, dennoch kann ich den Arbeitsafwand nicht einschätzen.


    Wie seht ihr das? Soll man es wagen oder wird man damit nicht glücklich? Es stellt sich mit der Zeit ja sicher auch eine Routine ein, was das Vor- und Nachbereiten des Unterrichts betrifft und man hat ja die drei Monate zur Vorbereitung.


    Ich freue mich auf ein paar Antworten. ;)

  • Warum willst du das machen? Das wäre ja kein Quereinstieg sondern ein Zweitstudium. Dafür umziehen und pendeln? Natürlich schafft man das irgendwie weil am Ende geht ja alles immer irgendwie. V.a. wenn 4 Großeltern da sein sollten, die sich einbringen können und wollen. Ich frage mich nur gerade, ob sich das lohnt?

  • Hi, genau die gleiche Frage stelle ich mir auch. Habe 2 kleine Kinder. Wo in Sachsen kannst du denn anfangen? Zufällig auch im Vogtlandkreis?

  • Du willst gleichzeitig ein volles Lehramtsstudium machen, an einer Grundschule unterrichten (wieviele Stunden?) und ein kleines Kind versorgen?


    Ähh, weiss ja nicht, ob du eine Wunderfrau bist.....Was machst Du denn z.B., wenn die unzähligen Klausuren, welche seit BA/MA das Lehramtsstudium prägen, am Vormittag sind?


    Hört sich für mich nicht machbar an, wenn Du ein nennenswertes Stundendeputat an der Grundschule hast (also mehr als ca. 10 Stunden)

  • Warum sollte man es nicht probieren? Es ist eine absehbare Zeit. Ich persönlich habe auch nicht den Anspruch, jede Prüfung mit 1 zu bestehen. Augen zu und durch ;)

  • Man sollte das Setting schon so gestalten, dass es schon prinzipiell realisierbar ist...


    Als völlig Außenstehende an einer Grundschule hauptberuflich tätig zu werden, ist schon ein Hammer (vor allem Vollzeit und womöglich als Klassenlehrerin) - da denkst du die ersten Jahre nicht mehr an Studium....


    Auf jeden Fall würde ich damit rechnen, für ein komplettes (!) Lehramtsstudium neben der vollzeitlichen Beschäftigung an der Schule einen sehr, sehr langen Zeitraum zu benötigen...(die organisatorische Machbarkeit bezweifel ich auch, da muss man schon in irgendeinem Sonderprogramm sein)

  • Achso jetzt kapier ich das erst! Vollzeit arbeiten, Kind und studieren? das kann ich mir allerdings auch kaum vorstellen. Wann soll man denn den Unikram machen, wann Unterricht vorbereiten? dem Kind möchte man ja auch mehr als nur gute Nacht sagen...


    Lässt sich vielleicht ein Oberschulfach von deinem Studium ableiten?

  • Saudumme Frage von mir: Darf man wirklich so ohne alles als Seiteneinsteiger in der Grundschule anfangen? Also, wenn man irgendein anderes Studium hat und in der freien Wirtschaft arbeitet? Unglaublich! Arme Kinder!!! Dachte bisher immer, dass man so crashkursmäßig vorbereitet wird und dann begleitend das Ref. machen muss....

  • Klar geht das...rechtlich kein Problem


    Und dann wird den Leuten (die gar nicht wissen, auf was sie sich in der Grundschule einlassen) noch geraten (wie hier offenbar der Fall), neben der Schule, so ganz nebenbei, ein komplettes Lehramtsstudium parallel zu absolvieren (die Inhalte dort sind ja keine direkte Vorbereitung, sondern Grundlagen - die gehen im Studium natürlich von Studenten aus)

  • Da sieht man mal wieder, wie der Beruf unterschätzt wird. Nach dem Motto: Ich habe doch Abitur, den Grundschulstoff beherrsche ich mit links. Ich meine damit nicht die Foreneröffnerin, sondern die die den Leuten das vorschlagen.

  • Ja, also Vollzeit an der Schule traue ich mir auch nicht zu. Werde versuchen, auf 60% zu reduzieren. Damit hat man sicher noch genug zu tun ;)

  • Ich versuche mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen:
    Sie hat vom Seiteneinstieg geschrieben. Da fängt sie erstmal 3 Monate mit einer Einstiegsfortbildung an. Die ist nur Vollzeit möglich und besteht aus Seminaren sowie Tagen zur Hospitation an ihrer Schule. Anschließend ist sie ganz normal an ihrer Schule (gern auch gleich mit eigener Klasse).
    Das 'Studium' findet berufsbegleitend an 2 Tagen in der Woche statt (Reduzierung des Arbeitsvertrages auf 80% sowie mindestens 4 Anrechnungsstunden), sie ist also in der Zeit nur an 3 Tagen in der Woche an der Schule. Da sie noch 2 Fächer braucht (da keins anerkannt), sind das dann 2 x 4 Semester = 4 Jahre (berufsbegleitendes) Studium. Anschließend gibt es noch ein Jahr Vorbereitungsdienst. Soweit die Theorie.


    In der Praxis heißt das nicht, dass man mit dem Studium sofort anfangen muss (da hat man durchaus Zeit) bzw. überhaupt darf. Aufgrund der vielen Seiteneinsteiger gibt es natürlich an den Hochschulen einen gewissen 'Stau'. Es ist also wahrscheinlich, dass es eine Weile dauert, bis sie mit dem ersten Studium anfangen kann und in der Zeit erstmal nur an der Schule ist. Für die Zeit des Studiums ist die Frage, an welcher Uni sie genommen wird (Leipzig/Chemnitz/Dresden) und wie weit sie es bis dorthin hat. Das geht nämlich den ganzen Tag.


    Von denen die mit mir angefangen haben (allerdings Förderschule) haben einige kleine Kinder und bekommen das gut hin. Entscheidend ist, ob man das familiär gut organisiert bekommt. Der Anfang ist natürlich erstmal nicht einfach (deshalb ist es nicht verkehrt mit reduzierter Stundenzahl z.B. 80% anzufangen). Es kommt auch darauf an, wie das Klima an der Schule ist und wieviel Unterstützung man dort bekommt, was durchaus unterschiedlich sein kann. Ansonsten hat man natürlich auch 6 Monate Probezeit und einige hören auch von sich aus auf, da sie merken, dass der Beruf doch nichts für sie ist.


    Ich hoffe, ich konnte etwas helfen :)

  • Ach herrje! Das ist doch kein Seiteneinstieg sondern ein Arbeiten, ohne den Beruf erlernt zu haben :( Das ist so, als wäre ich Ärztin und würde ein bißchen rumoperieren, während ich gleichzeitig noch studiere. Wie kann das sein, dass sowas überhaupt möglich ist?? SE sollte sein: Fachlich ist man fertig, didaktisch und pädagogisch lernt man dazu bzw. studiert man nach oder lernt es im Ref.


    Meine Einschätzung: Es ist ein echter Wahnsinn! Ich würde es mir überlegen. ich hab ähnliches hinter mir, aber unter weit besseren Bedingungen. Ich habe mein Fach schon "drauf" gehabt und musste ein zweites (sehr ähnliches!) Fach nachstudieren bei lediglich 13 Stunden Unterricht. Und das war schon grenzwertig viel, jedenfalls für mich. Schule ist eine andere Welt, wenn man auf der anderen Seite steht und Du wirst überrascht sein, was alles dazugehört. Von zusätzlicher Arbeit bin ich übrigens auch weitestgehend verschont worden.Du kannst es versuchen, aber wenn Du umziehen musst und Dein Mann pendeln muss, würde ich mir das 3 Mal überlegen.
    Was Du brauchst:
    - Ein gutes Netzwerk vor Ort: Ständig kommen außerunterrichtliche Veranstaltungen dazu, Kind wird krank, man selbst wird krank, Prüfungen an der Uni, Seminare über mehrere Tage an der Uni usw usf.
    - Einen Mann, der Dir am Wochenende und abends den Rücken freihält
    - Eine Putzfrau
    - gute Nerven
    - ein hilfsbereites Kollegium (ist aber schwer, denn wenn dieser Weg des "Seiteneinstiegs" gegangen werden muss, sind die Kolleginnen meist schon über Gebühr belastet worden und freuen sich nicht, wenn nur eine "halbfertige" Kollegin kommt)
    - eine Schulleitung, die Dich unterstützt


    Dann geht es. Sonst empfinde ich es unter diesen Rahmenbedingungen als schwierig.

  • Ich unterschreibe alles, was Sissymaus sagt, und gebe zusätzlich zu bedenken: Du arbeitest jetzt "in der freien Wirtschaft" 25 Stunden. Das heißt, du arbeitest etwas über 50%, um es mal überspitzt zu formulieren.


    Selbst wenn du, wie Paola1 es vorhat, beim Seiteneinstieg auf 60% reduzierst (geht das denn beim Seiteneinstieg? Was bedeutet 60%? Heißt das 60% der normalen Wochenstunden? Verringern sich die Stunden an der Uni auch???), arbeitest du damit sicherlich am Anfang fast 100%. Unterschätze nicht die Vorbereitung. Unterschätze nicht, wie müde und k.o. du am Anfang sein wirst. Dein Mann pendelt, wer kümmert sich nachmittags um das Kind? Wer bringt das Kind morgens in die Kita, wenn dein Mann pendelt (denn du stehst um Punkt 7.45 Uhr im Klassenzimmer, komme was wolle!)?
    Ich habe das Ref mit zwei Kindern gemacht und kann aus Erfahrung sagen: Es geht nur mit ganz viel Hilfe, und selbst dann ist es furchtbar anstrengend.

  • Ich hab zwar keinen Seiteneinstieg, sondern das Ref mit sehr kleinem Kleinkind gemacht, aber ich kann Sissymaus nur zustimmen.
    Es ist wahnsinnig anstrengend. Und ganz egal, wie gut die Organisation ist: Ich hatte irgendwann wirklich die Nase voll davon, ständig zu organisieren, dass sich jemand anderes um mein Kind kümmert. Es kam mir auch wirklich falsch vor. Ich hatte sehr oft ein wirklich schlechtes Gewissen.
    Ich wusste aber, dass es nur 18 Monate sind. Bei mehreren Jahren hätte ich das nicht durchgehalten, dafür hätte ich zu oft das Gefühl gehabt, meinem Kind nicht mehr gerecht zu werden.

  • In Sachsen (wie bei dir) gibt es seit letzter Woche noch ein spezifisches Problem:


    Bis 42 wird man da jetzt verbeamtet - die Grundschullehrerinnen, welche darüber sind, werden TV-L 13 bekommen, vermutlich mit Erfahrungsstufenverlusten (also nur langfristig ein echter Vorteil gegenüber dem jetzigen TV-L 11).


    Deine Ausbildung wird mit dem 2. Staatsexmaen abschließen - anschließend wirst du A 13 bekommen (gehe davon aus, dass du dann unter 42 bist)


    Wie sich das auf die Hilfsbereitschaft deiner älteren und erfahrenen Kolleginnen (auch auch der tarifbeschäftigten Schulleiterin) auswirken wird, wenn Du am ersten Tag nach deinem 2. Staatsexamen wesentlich besser gestellt sein wirst als sie - tja, das ist schwer abzuschätzen.


    Kann ein Problem werden, muss natürlich nicht.


    Ps. Wie die in Sachsen die Wiedereinführung der Verbeamtung gestaltet haben, ist der nackte Wahnsinn (aktuellen TVl-13er über 42 wird zu 20% eine TVL-14-Stelle zugewiesen, wer zu den 20% gehört, soll allein der Schulleiter bestimmen - Aufstieg ist finanziell übrigens kaum attraktiv, wegen geringerer Sonderzahlung als bei TVL-13 und Stufenverlust)

  • ...das ist aber auch ein krasses System
    Man müsste sich in den ersten 3 Monaten wirklich so einarbeiten, dass man nen Überblick über die Reihen hat und bereits auf Materialien zugreifen kann.


    Es findet nach den 3 Monaten alles zeitgleich statt, fachfremder selbständiger Unterricht und Uni...Da müssen doch auch Prüfungen absolviert werden und dann ggf.Klassenleitung, Korrekturen, Noten...



    Wäre es mit Kind bei der Dauer von 4 Jahren, anschließend eh Ref dann doch nicht sinnvoller und entspannter einfach auf Lehramt zu studieren, auch wenn es da nicht sofort Geld gibt.Krankenversichert bist du bestimmt über deinen Mann.
    Du musst ja eh zwei Fächer nachstudieren.
    Du könntest nebenher noch jobben , das wäre immer noch kein Vergleich zu diesem Modell.
    Es sei denn ich habe das Prinzip nicht so verstanden.

  • Wie seht ihr das? Soll man es wagen oder wird damit nicht glücklich?

    Kurze Antwort: LASS DIE FINGER DAVON!!!!!!!!
    Wie in meinem Bundesland Lehrer grundsätzlich behandelt werden, haben einige Foren -Mitglieder schon gesagt. Es wird bei dir nicht anders werden - wieso auch?
    Soweit ich es übersehe, verheizt man Quereinsteiger sehr gerne ( unglaubliche Stundenpläne, Löcher stopfen - wo auch immer eines anfällt, gerne auch an mehreren Schulen), viele kündigen fristlos, lies dir um Gottes Willen die Verträge, die du vielleicht unterschreiben willst genau, sehr, sehr genau durch!!!!! Das ist kein Ratschlag von mir sondern von der GEW!


    Es stellt sich mit der Zeit ja sicher auch eine Routine ein, was das Vor- und Nachbereiten des Unterrichts betrifft und man hat ja die drei Monate zur Vorbereitung

    Sorry, wann soll das passieren? Bei ca. 20 anfallenden Unterrichtsstunden + Studium+ Vorbereitung + Klassenleitertätigkeit - ja, richtig gelesen! Es brennt personaltechnisch am meisten in GS und OS Bereich ( über FS schweigen ich lieber), da kann der arme SL nicht lange fackeln, der muss dich als Klassenleiter einsetzen. Was das als Zeitaufwand bedeutet - logischerweise ohne Stundenpool dafür - kannst du dir ausmalen!
    Könnte noch einiges weiter ausführen - doch dann kommt mir die Galle

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