Chaos und keine Regeln/Konsequenzen an Schule

  • Hallo :)


    ich bin neu hier. Ich unterrichte in der Erwachsenenbildung Deutsch als Fremdsprache, aber ich hoffe, dass ich hier trotzdem mal nach eurer Meinung fragen kann.


    Und zwar gibt es bei uns keine Regeln und alles ist sehr chaotisch. Wenn Leute zu spät kommen oder ohne Entschuldigung fehlen, dann hat das meist keine Konsequenzen. Das Unterrichten ist für mich dadurch sehr anstrengend, wenn man nie weiß, wie viele Leute diesmal wieder fehlen. Ich sage der Direktorin immer, wer wiederholt zu spät kam oder keine Entschuldung hatte, aber dann kommt fast immer nur „ok, ich schreibe es auf“, aber es passiert nichts weiter, und das wissen die Teilnehmer bei uns inzwischen auch.


    Ich weiß, dass es an anderen Schulen in unserer Nähe ganz anders läuft. Wenn da jemand zu spät kommt oder keine Entschuldigung hatte, kommt sofort Direktor und will mit demjenigen sprechen. Wenn das noch mal passiert, gibt es eine Abmahnung und derjenige kann nicht im Kurs bleiben oder die Prüfung nicht machen. Die Schulleiter sind woanders ziemlich durchsetzungsfähig, nur unsere Direktorin ist ziemlich schüchtern und sagt eben nur, dass sie sich etwas „notiert“, sie kommt nie mit und spricht mit der Person. Das Problem ist auch, dass sie den Leuten schon direkt am Anfang sagt, dass man 2 Tage ohne Nachweis fehlen kann. (An anderen Schulen muss man immer ein Attest o.Ä. haben.) Dadurch kommen die Leute mal, dann wieder nicht. An manchen Tagen waren bei mir und bei Kollegen nur 30% der Leute anwesend. Aber wenn die dann „krank“ auf das Entschuldigungsformular schreiben, ist das ok... Aber für mich und für die Leute, die jeden Tag da sind und diszipliniert sind, ist das supernervig.


    Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Ich kann ja schlecht selbst Abmahnungen schreiben. Darum kümmern sich sonst ja die Schulen. Ich kann so einfach nicht mehr arbeiten. Ich habe schon öfter gefragt, warum es nicht wie an anderen Schulen Abmahnungen usw. gibt, das wird dann nur abgetan oder „mal schauen, ja...“ oder „Erwachsene sind selbst für sich verantwortlich“.


    VG und danke
    Marta

  • Dadurch kommen die Leute mal, dann wieder nicht. An manchen Tagen waren bei mir und bei Kollegen nur 30% der Leute anwesend. Aber wenn die dann „krank“ auf das Entschuldigungsformular schreiben, ist das ok... Aber für mich und für die Leute, die jeden Tag da sind und diszipliniert sind, ist das supernervig.

    Wenn man es jetzt drauf anlegt, könnte man folgende Dinge tun:

    • Die Leute, die unentschuldigt fehlen, bekommen für die sonstige Mitarbeit eine 6.
    • Klausuren werden nur noch ohne Vorankündigung geschrieben. Wer dann nachträglich nur so ein wachsweiches Entschuldigungsformular mit "krank" mitbringt, darf nicht nachschreiben und bekommt für die Klausur ebenfalls eine 6.

    Am Ende des Schuljahrs regelt sich das dann über die Noten und die Versetzung bzw. Nicht-Versetzung dann von ganz alleine. Brauchst allerdings noch 2 Kollegen, die mitziehen. Dann gibt es auf den Zeugnissen gesammelte 5er.


    Und ja, bei uns schreibt die erste Mahnung auch der Klassenlehrer und da steht dann auch gleich drin die Androhung: "Wer mehr als 20 Stunden7Monat unentschuldigt fehlt, kann nach §53 Schul-Gesetz rausgeworfen werden." Außerdem setzt bei uns der Klassenlehrer die Attestpflicht fest. Wenn es dem also zu bunt wird, braucht der diese wachsweichen Entschuldigungen gar nicht mehr zu akzeptieren. Die zweite Mahnung kommt dann vom Schulleiter. Hilft auch die nicht, gibt es ein persönliches Gespräch beim Chef und wenn auch das nicht fruchtet, ist Abflug angesagt.

    • Offizieller Beitrag

    Was genau für Kurse sind das denn? Zahlen die Schüler selbst?

  • Da es sich um Erwachsene handelt, könntest du mit der Stelle sprechen, die für die Zahlung des Kurses oder des Lebensunterhaltes der dortigen Leute zuständig ist.


    Wenn man mit denen ausmachen könnte, dass den Leuten künftig Geld gekürzt wird, wenn sie unentschuldigt (bzw. ohne Krankschreibung oder weil ein Termin mit einer Behörde ansteht) dem Unterricht fernbleiben, wird sich die Frequenz der Unterrichtsteilnahme sicher erhöhen.


    Sprich also noch einmal mit der Direktorin, erkläre ihr was du vor hast, und mit der Sozialarbeiterin eurer Schule (ihr habt doch so etwas?), sowie mit den Sozialarbeitern, die für die unbegleiteten Jugendlichen/jungen Erwachsenen zuständig sind. Ich denke, wenn die Direktorin sieht, dass sie damit nichts zu tun hat und andere sich der Sache annehmen, stehen die Chancen gut, dass du das durchsetzen kannst.


    Das ist die einzige Möglichkeit, die ich sehe. Alleine wirst du dem nicht Herr.


    Bei den meisten Jugendlichen/Erwachsenen kommt man nur übers Portemonnaie zum Ziel.

  • Was ist das denn für eine Schule? Deine Handhabe hängt vom zuständigen Gesetz ab. Wer darf wann wie oft fehlen? wer bezahlt die Massnahme? kriegt irgendwer nachher ein Zertifikat, was ist dafür zu tun?


    Ansonsten kannst du deinem Schulleiter keine Vorgaben machen, dieser Kampf könnte eher von Nachteil sein, als vorteilhaft.


    Andere Möglichkeit: du vermittelst deinen Schülern, dass du zu entscheiden hast. À la "wenn Sie krank sind, müssen Sie einen Krankenschein vom Arzt bringen, so ist das an deutschen Schulen... Vielleicht war das ein Missverständnis mit den 2 Tagen? Ich erwarte ein ärztliches Attest." o.ä. Manchmal muss man ein bisschen lehrerhaft sein, wenn man das Heft nicht aus der Hand geben will- der Kurs wird nur so ernst genommen, wie du ihn verkaufen kannst, solange dich sonst niemand unterstützt. Hau n bisschen auf den Putz, so nach dem Motto: dein Unterricht, deine Prüfung, deine Regeln ;)

  • Hallo, danke schon mal für eure Antworten!
    Also es ist ein weiterführender Deutschkurs, wo überwiegend Teilnehmer sind, die es vom Jobcenter bezahlt bekommen, manche bezahlen aber auch selbst. An anderen Schulen funktioniert das, da gibt es Organisatoren, die die Anwesenheitslisten bewachen und die auch schnell Kontakt zum JC aufnehmen und dann passiert auch wirklich direkt was (Leute werden vorgeladen). Bei uns ist nur die Direktorin selbst für alles verantwortlich. Auf die Listen wird nicht geschaut, das muss ich selbst ansprechen. Dann wird das JC auf meinen Wunsch hin zwar manchmal kontaktiert, aber irgendwie passiert nichts. Manchmal gehen die Mails anscheinend sogar unter oder sind gar nicht angekommen oder (was ich aber nicht genau weiß) die Direktorin traut sich vielleicht nicht, durchzugreifen und das JC zu Sanktionen aufzufordern.


    Ich gebe selbst keine Noten, am Ende wird nur eine Prüfung abgelegt, aber auch nicht bei mir. Ich kann schlecht sagen, dass sie bei mir immer eine Entschuldigung brauchen, weil die Chefin die Regelung mit dem Entschuldigen für 1-2 Tage ganz zu Anfang schon für alle verkündet und die Leute auch von ihren Freunden wissen, dass die ganze Schule das so locker handhabt und nichts passiert. Manche kommen anscheinend sogar extra zu unserer Schule, habe ich gehört, weil man da fehlen kann, so oft man will... Dadurch kommen umso mehr die undisziplinierten Leute, mit denen es anstrengend ist.


    Ich weiß gar nicht, ob ich in meiner Position selbst an die Unterlagen / JC-Kontaktdaten dürfte und dann eigenmächtig was schreiben..? Eigentlich läuft alles über die Direktorin.

  • Hey,
    ich kann dir leider keine Tipps geben, da es bei uns ähnlich läuft. Was ich tun kann: dir mein Mitgefühl ausdrücken. Versuch das alles nicht an dich ran zu lassen und verwerfe jeglichen Gedanken an diesen Unterricht im Privatleben.


  • Ich vermute, dass du nicht viel tun kannst.


    Oft ist es so, dass die Institute selbst ihr Geld pro Teilnehmer bekommen, d.h., für jeden Teilnehmer, den sie rausschmeißen, fehlt ihnen das Geld.


    Das ist die Privatwirtschaft. :(

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Wenn der Auftraggeber (der ja im Endeffekt zahlt) das Jobcenter ist, sollte dieses informiert werden. Von wem auch immer. Anders wirst du das nicht geregelt bekommen, denn wenn diese Leute "geschickt" werden (im Gegensatz zu denen, die solche Kurse besuchen wollen), ist deren Anwesenheit bei mangelnden Konsequenzen eben Glückssache (und somit dein Pech).



    @Spamdackel:


    Für so eine lapidare Wischiwaschiantwort, die nicht wirklich hilft, braucht es sicher kein Vollzitat, oder kannst du nicht nach oben scrollen?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)


  • Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

    Mich auf "die Leute, die jeden Tag da sind und diszipliniert sind" konzentrieren und den anderen keinen Raum im Unterricht geben.


    Anfangs fällt es schwer jemand mit einem einzigen Satz abzuspeisen, aber Übung macht den Meister. "Dieses Thema haben wir letztes Mal behandelt." Und mehr nicht!
    Setz die, die immer da sind, ganz zu Dir nach vorne. Kümmere Dich nur um sie.


    Du hast das Ziel, dass alle einen Lernerfolg haben. Aber jemand der nicht da ist, kannst Du auch nicht unterrichten. Das ist nicht Deine Baustelle, nicht Dein Problem und schon gar nicht Deine Schuld.
    Du bist Lehrer und kein Sozialarbeiter. Arbeite Dich nicht an hoffnungslosen Fällen ab! Lass nicht zu, dass die Chaoten Deine Energie rauben, die Du sinnvoll für die anderen einsetzen kannst. Dann haben nicht nur die ein Erfolgsgefühl, sondern auch Du selbst.



    Zu "Chaoten" sei noch gesagt, dass das womöglich Menschen in sozialer Not sind, denen Geld gestrichen wird, wenn sie nicht in die Maßnahme kommen und Deine Chefin womöglich deswegen so kulant ist. Kann das sein?


  • Prinzipiell finde ich das sehr gut, was du da schreibst, @Morse, aber:


    Die Frage für mich wäre nur, wie sich das in der Realität machen lässt. Leute, die zu spät kommen, stören ja auch alleine durch ihr Zuspätkommen und Leute, die man links liegen lässt, stören vielleicht noch mehr, mindestens weil sie sich langweilen.


    Dass der Unterricht dann einfach mit den Interessierten, Gutwilligen und Disziplinierten gemacht wird und hinten sitzen die anderen und machen was ............ ???


    Es ist ja in der Schule nicht viel anders und würde so nicht funktionieren, wobei ich als Lehrer gegenüber Kindern schon die Verantwortung fühle, alle mit ins Boot zu holen und aus allen das Beste herauszuholen, auch wenn es bei jedem etwas anderes ist. Links liegen lassen, geht da bei mir gar nicht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Was die machen ist mir egal. Wer stört, fliegt raus.


    Dazu muss man sie rausschmeißen dürfen. Das darf sie vermutlich so einfach nicht - und wir in der Schule ja auch nicht so ohne Weiteres. In Bayern gar nicht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Dazu muss man sie rausschmeißen dürfen. Das darf sie vermutlich so einfach nicht - und wir in der Schule ja auch nicht so ohne Weiteres. In Bayern gar nicht.

    Dafür, dass man Erwachsene in einer Maßnahme des Jobcenters sanfter anfassen müsste als Schüler, fehlt mir die Phantasie.

  • Ich habe einige Jahre DaZ/DaF-Schüler unterrichtet und wir haben ganz eng mit den zuständigen Sozialarbeitern und dem Jobcenter zusammengearbeitet.


    Selbstverständlich hatte das einen Effekt. Wenn man es mit "Integration" ernst meint, dann muss man nicht nur fördern, sondern auch fordern.


    Es ist schlichtweg asozial, wenn Steuergelder für solche Leute verschwendet werden. Diese müssen ganz schnell lernen, dass bei aller Freiheit, wir uns auch an bestimmte Regeln halten müssen und sie eben auch.


    Vielleicht hilft auch der Wink, dass es bei deutschen Behörden nicht gut ankommt, wenn man sich nicht bereit zeigt, Deutsch zu lernen, wenn man die Chance auf einen dauerhaften Aufenthalt haben möchte.

  • Dafür, dass man Erwachsene in einer Maßnahme des Jobcenters sanfter anfassen müsste als Schüler, fehlt mir die Phantasie.


    Ist es denn so, darf man sie einfach so rausschmeißen?


    Sperrt sich das Jobcenter oder sperrt sich der Kursträger? Wie gesagt, der Kursträger wird ja nur für Teilnehmer des Kurses bezahlt, nicht für Rausgeschmissene. Oder irre ich mich?


    Ich lese in einer Facebook-Gruppe ganz oft von diesen Zuständen. Sie sind typisch. Das Problem war immer, dass mindestens die Kursträger gegen einen Rauswurf waren, weil ihnen dann die Einnahmen verlorengehen (von diesen Einnahmen werden dann auch die Lehrkräfte bezahlt übrigens).


    Wie ist es? Stimmt das nicht?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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