Frage Mediennutzung Jugendlicher

  • Hallo,
    Ich wollte mit den Kiddies was zum sicheren Surfen machen und hab festgestellt, dass ich selbst zu wenig weiß.
    Könnt ihr mir helfen?
    Was ich gefunden hab war bisher: Sicherheitseinstellungen auf FB, Passwörter, "online-Hygiene" (googelt euren Namen, was findet man öffentlich?) Überlege, welche Daten und Fotos du überhaupt preis gibst, Daten anderer sind tabu (Fotos hochladen ohne Erlaubnis etc.)


    Wie ist das denn aber bei den ganzen Apps, die Jugendliche benutzen? Musically z.B. will auf Telefonnummern zugreifen, FB-Account, e-Mail-Adresse, Kamera. Klar, ohne Kamera macht das Ding keinen Sinn, aber wo landen denn die Filmchen??
    Oder beim "eigene Namen googeln" sind wir bei YouTube gelandet und bei Googleplus (was ist das?) Ich blick tatsächlich selbst nicht durch, wo sie überall angemeldet sind. Beim einen kann man z.B. sehen, welche Filme er zuletzt auf Youtube gesehen hat.
    Und das mit den Privatsphäreeinstellungen bei FB haben Teenies von heute schon selbst raus ;)


    Was müssen sie eurer Meinung nach unbedingt wissen? Wovon würdet ihr ggf. deutlich abraten? Kann man überhaupt spurenfrei online unterwegs sein?

  • Google+ ist auch ein Community-Profil, quasi "Konkurrenz von Facebook", und hat vor einiger Zeit unter anderem Youtube geschluckt, von daher hast du ohne Google+-Profil kein Youtube-Profil.


    Wichtige Punkte sind mMn die Aufklärung darüber, was entsprechende Organisationen mit Informtionen, die man bei ihnen hochlädt, so anstellen dürfen - gerade FB ist da mMn das allerletzte, was Datenschutz angeht, und da achten viel zu wenige Leute drauf.


    "Anonym im Netz" - ja, geht prinzipiell, aber einerseits geht einiges eben niccht so ganz anonym (zumindest nicht ganz einfach), und vor allem solltest du dir überlegen, ob du das deinen Schülern überhaupt beibringen willst - oder ob die Potential hätten, damit enorme Scheisse zu bauen.


    Sprich da mal mit einem IT-ler oder Netzexperten deines Vertrauens. Mögliches Stichwort: Zwiebel, englisch bekanntlich Onion.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ...


    Wichtige Punkte sind mMn die Aufklärung darüber, was entsprechende Organisationen mit Informtionen, die man bei ihnen hochlädt, so anstellen dürfen - gerade FB ist da mMn das allerletzte, was Datenschutz angeht, und da achten viel zu wenige Leute drauf.

    Es gibt ja Leute, die sich auf FB anmelden, dann aber nie etwas liken oder hochladen. Das mag zwar der sicherste Weg sein, aber ein Netzwerk funktioniert halt auch nur, wenn Leute netzwerken. Daher: lehnst du FB komplett ab? M.E. wissen "die" sowieso innerhalb kürzester Zeit Wohnort, Vorlieben etc. was man auf Google gesucht hat usw.


    Es muss natürlich jeder für sich entscheiden, wo er/sie mitmacht aber ich hab das Gefühl, dass es fast unmöglich ist, sich komplett rauszuhalten. Fast so wie als Einsiedler zu überleben :respekt:

  • Tue ich.
    Es gibt genug andere communities, die (zumindest etwas) weniger schlampig mit Daten umgehen. Außerdem - alles genau lesen, auch fineprint.


    Facebook ist erwiesenermaßen voll von Posern, Fakes und Vollidioten, die brauche ich nicht. Gute Events oder Locations haben auch eigene Seiten, da brauchst du kein FB um dich zu informieren, haben sie das nicht - unprofessionell (und das sollte man sie wissen lassen).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
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  • Hi,


    hier kann man schauen:


    https://www.klicksafe.de/


    Wenn es etwas mehr Hintergrund haben soll ("Teenie" ist ja 13 - 19):


    http://www.bpb.de/gesellschaft/digitales/datenschutz/



    Zur Problematik "Zugriff auf Daten auf dem Handy" aktuell ganz interessant:



    http://www.zeit.de/news/2017-0…sapp-unzulaessig-27151603




    Es gibt Teenies die sagen "ich bin gar nicht im Internet, ich nutze Facebook und Instagram". Denen ist gar nicht klar, dass diese Apps auch aufs Internet zugreifen. Da ist dann sehr sehr viel Hintergrundwissen erst mal zu vermitteln.


    Aus meiner Sicht am gefährlichsten sind


    - Mitschüler (Mobbing)
    - Kriminelle, die sich an naive Jugendliche heranmachen
    - Internet/Handy/Spielsucht


    Bevor einem was schlimmes passiert, nur weil man beim Surfen im Internet ein paar Daten hinterlassen hat, muss schon einiges passieren.


    Wenn Du die Problematik ernst nimmst, tun es ein paar Stunden nicht, bei uns ist das Teil des Präventionskonzeptes.

  • Schöne Auflistung.


    Der "Klassiker" Verknalltes Teeniegirl schickt ihrem "Typen" leichtsinnigerweise das ein oder andere Nacktfoto.
    Irgendwann ist Schluss.
    Und der Kerl hat noch die Fotos.
    Und wenn der entsprechend drauf ist, landen die dann sonstwo...

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  • Auf Klicksafe wollte ich auch gerade hinweisen.


    Wie alt sind die "Kiddies" denn? Bei Zehnjährigen sieht das ja noch anders aus als bei Siebzehnjährigen. Bei Jüngeren stehen die Eltern ja auch noch mehr in der Pflicht.


    Besonders wichtig finde ich, dass man sich Hilfe holt, wenn einem irgendwas komisch vorkommt oder man sich unwohl fühlt (siehe die von goeba aufgeführten Gefahren). Da ist ja auch gerade das Schwierige, denn das setzt ein funktionierendes Vertrauensverhältnis (zu Eltern/Lehrern...) voraus.


    Und stets den Virenschutz aktuell halten.


    Das Thema ist unübersichtlich. Euer Präventionsprogramm würde mich sehr interessieren, goeba, vielleicht schreibst du noch ein bisschen was dazu?

  • danke @goeba! bpb ist zu schwierig, ich brauch eher handfeste Sachen für Förderschüler. Aber zuerst muss ich mich selbst reinfuchsen, weil ich gar nicht weiß, was sie machen.


    Suchtprävention gibts bei uns auch. Aber der mittlere Punkt ist noch völlig unbeackert: Manche haben "irgendwie" Kontakt zu Fremden über online-Spiele. Ich weiß aber eben nicht, wie und was genau :(

  • Da muss ich immer an diesen Cartoon denken. "Kennst du die Leute, die da vorne an der Bar sitzen?"- "Nee du. Die sind bestimmt aus dem Internet."


    Krabappel, ich kenne deine Schüler nicht, aber wenn du dich mit deiner Ahnungslosigkeit dazu aufschwingst, ihnen eine Anleitung zu geben, kann das nur schiefgehen. Bring sie erst einmal dazu, zu erzählen. Was sind die coolsten Spiele? Mit wem spielt ihr da? Was ist gut, was ist doof? Was würdet ihr eurer kleinen Schwester raten? Ich würde dann erst mal die Lage sondieren.

  • Folgendes ganz allgemein...


    natürlich kannst du auch über Onlinespiele, Leute kennenlernen. wie auch über Chats, Foren usw.
    Daran ist prinzipiell erst einmal nichts schlimmes.
    Der Unterschied zum "live kennenlernen" ist, du kannst im Internet ja viel behaupten... und was für schräge Vögel es gibt, siehst du ja teilweise schon hier. Man sollte also sehr vorsichtig sein was man preisgibt. Chatten kann man auch problemlos ohne persönliche Daten wie Name, Alter oder Adresse zu verraten.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich würde noch auf drei Punkte eingehen:
    - Vermarktungsmechanismen, d.h. die "Influencer" auf Instagram etc. empfehlen gewisse Produkte weiter, weil sie dafür bezahlt werden und nicht weil die Produkte gut sind (damit sparst du den Jugendlichen einige schlechte und teure Erfahrungen, die blicken da nicht wirklich durch)
    - hat nichts mit sicherem Surfen an sich zu tun, aber dennoch (meiner Meinung nach) sehr wichtig: die vermeintlich "perfekten" Bilder "perfekter" Menschen und wie dies unsichere Jugendliche, gerade Mädchen beeinflusst. Einfach mal auf die Möglichkeiten von Photoshop etc. eingehen und denen klar machen, dass die vermeintliche Perfektion nichts weiter als eine halbe Stunde und ein ordentliches Computerprogramm benötigt
    - das Profilbild und die Informationen anderer, müssen nicht stimmen (simpel, aber viele Jugendliche verstehen das nicht so).
    Wir hatten in einer wirklich interessanten und erstaunlich sinnvollen Vorlesung die Information bekommen, dass die meisten Jugendlichen, sobald das virtuelle Gegenüber ein altersmäßig ähnliches Profil hat (Profilbild zeigt Person in ähnlichem Alter etc.) sie meistens überhaupt nicht mehr vorsichtig mit der Datenfreigabe waren, Bilder von sich verschickten etc. Die meisten sind sehr wohl vorsichtig, wenn sie von einer erkennbar älteren/erwachseneren Person kontaktiert werden, bei vermeintlich Gleichaltrigen sehen sie aber keine "Gefahr"

    Manche haben "irgendwie" Kontakt zu Fremden über online-Spiele. Ich weiß aber eben nicht, wie und was genau

    Kontakt zu Fremden kann da über Skype bis Teamspeak hergestellt werden. Persönlich halte ich diesen Kontakt für unproblematischer, da z.B. über Teamspeak die anderen fremden Person wenig über einen wissen, was sich natürlich ändern kann, wenn man selbst Daten preisgibt.
    Aber über Online-Spiele Kontakt zu halten ist erstmal normal und tendenziell eher ungefährlich, abgesehen von Hass/Beschimpfungen, wenn man zu gut bzw. zu schlecht spielt

  • Und lass sie mal aufschreiben (beliebige 24h) wie viel Zeit sie womit verbringen. Das ist für manche (meist kurzfristig) heilsam.
    Ein Kollege hat mal eine Doppelstunde alle Handys eingesammelt und am Ende wurde verglichen. Eine Schülerin hatte 110 Notifications. Kein Wunder wenn die in so einer Stunde unkonzentriert ist...

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Oder guckt mal ein paar YouTube Videos von so Influencern und diskutiert darüber ob das Werbung oder Unterhaltung ist (wenn das vom Niveau her passt).

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • ... wenn du dich mit deiner Ahnungslosigkeit dazu aufschwingst, ihnen eine Anleitung zu geben, kann das nur schiefgehen. Bring sie erst einmal dazu, zu erzählen. ..

    Hm, gut dass du es betonst, ich hatte aber eher nicht vor, eine Anleitung zugeben. Ich mache nur aus der Not (ständig irgendwas fachfremd), eine Tugend (hier nachfragen, wie man rangehen könnte.) An Gesprächsbereitschaft mangelt es ihnen nicht, deswegen bin ich ja bei musically, GTA und co. gelandet, um zu sehen, was sie machen. Online hab ich aber z.B. noch nie was gespielt, daher die Fragen.
    Ist halt generell die Frage, ob man nur über Dinge sprechen darf, die man kennt- beträfe z.B. auch stoffgebundene Süchte. Darf man nur über die Drogen reden, die man selbst probiert hat? (Frage durchaus ernst gemeint. Suchtprävention und deren Ansätze sind ja umstritten...).


    Danke für eure Anregungen!

  • Ist halt generell die Frage, ob man nur über Dinge sprechen darf, die man kennt- beträfe z.B. auch stoffgebundene Süchte. Darf man nur über die Drogen reden, die man selbst probiert hat? (Frage durchaus ernst gemeint. Suchtprävention und deren Ansätze sind ja umstritten...).

    Ja genau. Ich habe ebensowenig Lust, irgendwelche Online-Spiele zu machen, zu Facebook zu gehen oder mit Snapchat oder wie das heißt rumzuspielen, ebensowenig, wie ich kiffen will, um zu wissen, wie sich das anfühlt. Solange meine eigenen Kinder noch jung genug sind, kann ich die mal fragen, was ein Wort bedeutet oder was gerade für Spiele angesagt sind. Ansonsten bin ich, was eigene Erfahrungen angeht, außen vor.


    Hat auch keinen Sinn. In diese Jugendlichenwelt kann man sich ab einem bestimmten Alter nicht mehr hineindenken und das ist auch prinzipiell in Ordnung. Wichtig ist es, im Gespräch zu bleiben, Grenzen abzustecken und Gefahren zu verhüten. Und das mit der - offenen oder versteckten - Werbung ist natürlich auch ein Riesenthema. Gephotoshoppte Mädchen, die die eigenen Pickelchen riesig erscheinen lassen.


    Bitte berichte über deine Erfahrungen!


  • Was müssen sie eurer Meinung nach unbedingt wissen? Wovon würdet ihr ggf. deutlich abraten? Kann man überhaupt spurenfrei online unterwegs sein?

    Dass sie total überwacht werden und welche Konsequenzen das haben kann.


    Falls Du bei unreiferen SuS einfach nur das schlimmste Verhindern willst, könntest Du die Geschichte von Amanda Todd erzählen (von oben ohne im Webcam-Chat zu Selbstmord).
    Oder andere konkrete Fälle, z.B. jmd. der im Bewerbungsgespräch auf seine Wochenend-Sauferei-Fotos im Facebookprofil angesprochen wird.
    Leitfrage: Was sollte man lieber nicht auf Insta posten?


    Bei reiferen Schülern, oder wenn Du das Pferd von hinten aufzäumen willst, könntest Du z.B. mit einem Artikel oder Podcast über Chinas Sozialkredit System einsteigen, z.B.:
    http://www.deutschlandfunkkult…?dram%3Aarticle_id=395126


    Leitfragen könnten sein:
    Warum überwacht uns der Staat?
    Warum schreibt mein Handy jeden Satz auf, der in seiner Nähe gesprochen wird?
    Totale Überwachung - warum eigentlich nicht?

  • Das Erstaunliche daran ist oftmals, dass die meistens vorgeschlagenen Themen schon den Jugendlichen vertraut sind. Ist ja auch klar, wenn man in diese Thematik hineinwächst. Das Arbeiten mit dem Internet im Unterricht ist wichtig und gehört auch gefördert. Vor allem der Umgang mit personenbezogenen Daten sollte angesprochen werden. Mobbing im Internet ist zudem auch ein noch heikles Thema. Die Vorschläge mit der "Überwachung der Bürger" sind jedoch auch sehr gut. Denke vielen SuS ist es gar nicht bewusst, wie viele Daten im Verborgenen archiviert werden. Informatik ist ein wichtiges Fach, das auch viele Schüler fesseln könnte. Je früher man damit konfrontiert wird, desto besser.


    Kann dir zum Thema Überwachung einen Vortrag des Media CCC's empfehlen. Es gehtum die Nutzung anonymisierter Daten, gesammelt von Datenkraken, welche anAusländische Unternehmen verkauft werden (keine deutschen Firmen, da dies gegenunsere Gesetze verstößt). Reporter des öffentlichen Rundfunks erstellen einProfil, einer Scheinfirma, welche im Ausland lokalisiert ist und tatsächlichkönnen diese sich Zugang (Trial Zugang) zu den anonymisierten Daten von ugf. 3Millionen Deutschen beschaffen.
    Interessante Inhalte des Vortrags:
    Woher kommen die Daten?
    Wer schafft sich einen Vorteil durch die Nutzung dieser sensiblen Daten?
    Wie funktioniert ein Deanonymisierungsverfahren?
    Wie schützt man sich gegen diese Datenkraken?
    etc....


    Bei stets beständigem Interesse :)
    https://www.youtube.com/watch?v=K36fe7txXhQ (Build your own NSA)

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