Sportunterricht koedukativ oder nicht? Ausgelagertes Thema

  • In der Mittelstufe hätte ich es als unsportlicher Schüler schrecklich gefunden, zusammen mit den Mädchen Sport zu machen. Mir hat es gereicht, dass sich bereits einige Klassenkameraden das Maul über mich zerreißten. :P


    In der Oberstufe hingegen war es mir dann egal. Mir viel zu der Zeit nur auf, dass mir Sport bei Sportlehrerinnen besser gefiel, da diese nicht so leistungsorientiert waren verglichen mit ihren männlichen Kollegen (diese Erfahrung ist aber rein subjektiv).

  • Natürlich ist in Fällen wie dem erwähnten Handball der Lehrer gefragt (obwohl sowas auch wirklich unabsichtlich passieren kann). Ich muss mich beim Lehrverhalten und auch der Verteilung auf die einzelnen Sportarten immer wieder an meinen Oberstufen-Sportlehrer erinnern. Der Mann galt als ziemlicher "Schinder" - aber nicht als unfair. Du bekamst kein Defizit, solange du tatest, was dir möglich war (egal was die Vorgabe sagte), das war dann eben "ausreichend", wer schlechtere Noten bekam, hatte sich irgendwas "geleistet". In der Oberstufe hatten wir als Sportarten Badminton, (Degen)fechten und Basketball... Allerdings kam es nie zu letzerem. Wir hatten einige "Spezialisten" mit ca 2m+ Körpergröße, die diesen Kurs in Hinblick auf eben diese Sportart gewählt hatten, und auch ein Sport-Abi ablegen wollten. Als diese sich beschwerten, war die Antwort in etwa "Basketball-Theorie bekommt ihr rechtzeitig vor dem Abi. Ihr könnt den Sport sowieso, das weiß ich, die praktische Prüfung dürfte problemlos ne 1 werden. Aber glaubt ihr ernsthaft, irgendeiner der anderen hat sonderliche Lust darauf, gegen euch Basketball zu spielen? Wenn die Glück haben sehen die mal den Ball... also strengt euch für die Vornote mal schön an, ihr seid nicht unsportlich, und Badminton und Fechten sind genauso anspruchsvolle Sportarten."


    Was ich elberso anbiete, können Mädchen wie Jungs, wenn sie es denn wählen. Das sind im Mannschaftsbereich Handball oder Hockey, im Rückschlagbereich quasi alles außer Tennis, und im Individualbereich vieles, aber gewählt wude fast immer Schwimmen oder Karate. Wenigstens habe ich unsere SL davon überzeigen können, mittlerweile beim Wahlverfahren neben die "exotischen" Möglichkeiten zu schreiben, mit was sie nicht kombiniert werden können, wobei es sich aber schon unter den SuS herumspricht, welcher Sportkollege denn welche Sportarten unterrichtet.


    Das mit den vom Geschlecht abhängigen Leistungsmöglichkeiten stimmt schon in einigen Sportarten, aber nicht in allen, zwei meier Mitabiturientinnen waren da gute Beispiele, sind freiwillig aus dem "Mädchenkurs" in den (bis dahin noch) "Jungenkurs" gewechselt, und haben im Volleyball die Jugs regelrecht nassgemacht, aber Hockey gegen Jungs... aua. Im wahrsten Sinne des Wortes. Darauf musst du als Lehrkraft dann schon achten...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Grundsätzlich halte ich eine Trennung im Sport für gut, ich würde das aber nicht vom Geschlecht abhängig machen, sondern von den Interessen der Schüler. Der grundsätzliche Sinn des Fachs Sport ist für die wenigsten ein theoretisches und praktisches Verständnis verschiedener Sportarten und für die meisten schlicht und ergreifend körperliche Ertüchtigung, daher finde ich, es sollten bereits ab der Sek. 1 Kurse angeboten werden. Das basiert natürlich auch auf persönlicher Erfahrung, denn ich habe es gehasst, wenn wir im Sportunterricht etwas anderes als Fußball gespielt haben. ;) Ab der 8. Klasse ging das soweit, dass die Fußballer grundsätzlich kollektiv die Sportsachen vergessen hatten, wenn etwas anderes als Fußball auf dem Programm stand. In den 80ern konnte man sich sowas noch leisten. :P
    Ich finde auch, dass wenn Mädchen und Jungs in einer Gruppe einen Sport betreiben, der Lehrer nur dann einschreiten sollte, wenn Regeln verletzt werden, und einen "Handball in den Bauch gepfeffert" zu bekommen ist kein Regelbruch, sondern Teil des Sports, im Fußball kann man auch nicht das (faire) Grätschen verbieten, nur weil es dem einen oder anderen zartbesaiteten nicht gefällt, Andy Möller könnte ein Lied davon singen.

    • Offizieller Beitrag

    Na, so stimmt das schon nicht ganz. Wenn es um den konkreten Wettkampf geht, sicher. Aber da wird nicht nur nach Geschlecht sortiert, sondern noch nach Alter, Gewichtsklassen, etc. ... je nach Sportart halt. Wir trainieren im Taekwondo geschlechterdurchmischt, bei manchen Übungen "sortenrein", weil es einfach technisch nicht beliebig sinnvoll ist als kleine schmale Frau mit grossen breiten Männern zu trainieren.

    Same here.
    Wir trainieren und wettkämpfen (schwimmen, laufen, radeln, triathlon) zusammen. Nur unter der Dusche und auf der Ergebnisliste wird getrennt. Manchmal auch netterweise nach Altersklassen (unter der Dusche machen wir aber keine Altersdiskriminierung ;) )


    Das "Problem" / Relevante im Sportunterricht ist nicht das Geschlecht, sondern die Interessen, die Bereitschaft mitzumachen und dann die unterschiedlichen körperlichen Anlagen. Asoziales Verhalten ist nicht den Jungs vorbehalten.... kann ich als "ewig auf der Sitzbank wartende und nie gewählte" sagen, die von den Mädels immer eine Faust im Rücken bekommen hat, wenn sie den Ball nicht richtig geworfen / gefangen hat.
    Die Jungs waren bei uns im Durchschnitt besser (Sportinternat für Judo und Fussball, irgendwie konnten sie überraschenderweise besser Fussball, besser sprinten, besser Ausdauer laufen...), aber in der Regel waren sie respektvoll. also das, was richtige Sportler ausmacht: Fairness. Die doofsten Jungs (und Mädels) waren tatsächlich die durchschnittlichen, die sich irgendwie profilieren mussten. Auf Kosten der schlechteren.
    Ach, ich ändere den Satz oben: das "Problem" im Sportunterricht ist oft die Lehrkraft, die nicht eingreift, weil sie viele Sachen nicht sehen will bzw. die SchülerInnen es "untereinander" regeln sollen.

  • ...Asoziales Verhalten ist nicht den Jungs vorbehalten.... kann ich als "ewig auf der Sitzbank wartende und nie gewählte" sagen, die von den Mädels immer eine Faust im Rücken bekommen hat, ...

    Das ist wirklich ekelhaft :ohh:


    Nein, ich meinte nicht, dass viele Jungs mit Absicht fester abwerfen, als Mädchen, sondern dass sie im Allgemeinen kräftiger sind und besser sowie stärker werfen können und es im Eifer des Gefechts auch tun.


    Klar geht alles irgendwie und hängt immer alles ein bisschen vom Lehrer ab und nicht jeder Sportlehrer guckt bei Liegestützen in Ausschnitte.
    Ich sehe aber immer noch keine Vorteile von der "Mischung", Nachteile aber einige.

  • Und das ist eben das absolute Vorurteil, dass Jungen immer kräftiger und stärker sind. Was machen denn die kleinen, unsportlichen Nerds? Die haben dann Pech gehabt? Ich kann ja beide Seiten verstehen und es gibt sicher Argumente dafür und dagegen. Aber gerade manche Jungen (oder eben auch die starken Mädchen) werden auch froh sein, nicht nur das eigene Geschlecht im Sport dabei zu haben.


    Ist das vielleicht eher im Süden, hier im Norden kenne ich die Trennung gar nicht. Daher ist das einfach deine persönliche Sicht. Meine Tochter ist jetzt 5. Klasse und bisher hat sie nichts gegen die Jungs gesagt. Im Moment hat sie Schwimmen und es macht ihr großen Spaß. Ihr Sportlehrer ist ein pensionierter Lehrer, der zurückgeholt wurde, also alte Schule, aber auch da sagt sie nichts dazu, dass es ein Mann ist. Man kann Probleme auch groß reden.

  • Noch ein Beispiel aus Brandenburg zu meiner Schulzeit. Dort gab es ab der 7. Klasse geschlechtergetrennten Unterricht, wobei der Unterricht der beiden Gruppen in der gleichen Turnhalle stattgefunden hat. Die Turnhalle war durch große Vorhänge in mehrere Bereiche getrennt. Die Sportlehrer waren auch passend zum Geschlecht der Schüler.


    Ich selbst entspreche wohl eher nicht den gängigen Geschlechterklischee und habe es total gehasst, bei den Mädchen Sport zu machen. Das lag nicht an den Mädchen, sondern an der Sportartenauswahl für die Mädchen. Die Mädchen mussten beispielsweise rhythmische Sportgymnastik machen, während die Jungs Basketball spielen durften. Ich liebe Ballsportarten einfach sehr, während rhythmische oder tänzerische Sportarten eher genau das Gegenteil für mich sind. Ich habe versucht zu erreichen, dass wir mit den Mädchen mal Hockey spielen. Leider wurde dies kurz vor der Durchführung verworfen, weil zwei Mädchen meinten, dass wäre ihren zu hart. Dass für mich Tanzen zu hart war, hat aber niemanden interessiert. ;)


    Ab der Oberstufe konnte man den Sportkurs frei wählen. Es gab Schwimmen, Turnen oder Leichtathletik, wobei die weiteren dazugehörigen Sportarten quasi durch den Sportlehrer bestimmt wurden, und man darauf keine Einfluss nehmen konnte. Ich habe Turnen gewählt und bin dadurch wieder beim verhassten Tanzen gelandet. Als Ballsportart gab es Volleyball. Aber in dem mädchendominierten Kurs, war die Motivation der anderen Spieler oft gering, so dass kaum ein Spiel zustande kam. Die starken und auch motivierten Volleyballerinnen waren aus irgendeinem Grund im Leichtathletikkurs gelandet.


    In der Grundschule (geht bis zur 6. Klasse), empfand ich den gemischten Sportunterricht sehr gut und bereichernd, aber die meisten meiner Mitschüler waren auch noch nicht in der Pubertät. Wie es wäre mit wirklich körperlich überlegenen Jungs Sportunterricht zu haben, weiß ich nicht, da es nie dazu kam. Hierzu fehlt mir einfach die Erfahrung. Es könnte aber sein, dass die körperlich überlegenen Jungs auch nur einen geringen Teil ausmachen und man in vielen Sportarten gut geschlechterübergreifend spielen und trainieren kann. Mir fällt z.B. Badminton als gutes Beispiel ein.


    Ich würde insgesamt ein System mit Wahlmöglichkeiten bevorzugen. Es wird nicht nach Geschlechtern getrennt, sondern man darf sich aussuchen, ob lieber Basketball oder rhythmische Sportgymnastik. Meinetwegen darf auch nach Geschlechtern getrennt werden, wenn sowieso alle das gleiche machen, wie bei uns Leichtathletik.

  • Ich habe in fast 20 Dienstjahren überhaupt nur zwei Sportlehrerinnen in meinen Kollegien gehabt.

    Zeit für 'ne Quote! ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Ist ja nicht so, als ob Sportlehrer/innen auf den Bäumen wachsen. Wir stellen ja gerade alles ein, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist :P

    Mhm. Da das bei Sportlehrern eher zu erwarten ist als bei Lehrern von Fächern, in denen mit dem Kopf gearbeitet wird, ist das natürlich ein Problem... ;)

    • Offizieller Beitrag

    Mhm. Da das bei Sportlehrern eher zu erwarten ist als bei Lehrern von Fächern, in denen mit dem Kopf gearbeitet wird, ist das natürlich ein Problem...

    Verstehe ich nicht :autsch:

  • Verstehe ich nicht :autsch:

    Sportlehrer und gelenkige Affen klettern schnell auf Bäume und können deshalb nicht eingestellt werden. Unsereins, das bei der harten geistigen Arbeit am Schreibtisch fett und unbeweglich geworden ist, kann da nicht so schnell fliehen und wird von den Werbern der Schulleitungen zur Zwangsarbeit leicht eingefangen... :D

    • Offizieller Beitrag

    Unsereins, das bei der harten geistigen Arbeit am Schreibtisch fett und unbeweglich geworden ist, kann da nicht so schnell fliehen und wird von den Werbern der Schulleitungen zur Zwangsarbeit leicht eingefangen...

    Wir bei uns stellen allerdings auch mit allen anderen Fächern ein, was wir kriegen können.

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