Sportunterricht koedukativ oder nicht? Ausgelagertes Thema

    • Offizieller Beitrag

    ich habe diese Trennung auch erst kennengelernt, als ich vor 10 Jahren nach Süddeutschland kam und fand sie völlig befremdlich und antiquiert.


    meine (männlichen) Sportkollegen sind aber der festen Meinung dass sie durch die Geschlechtertrennung deutlich besser vor üblen Grüchten und Nachrede geschützt seien, sowohl von Schüler- wie auch von Elternseite.
    Keine Ahnung, ob das so stimmt.

  • Das ist doch ein neues (selbst gemachtes) Problem, oder nicht? Ich habe 2000 Abi gemacht und keine meiner Sportklassen bzw. in der Oberstufe meiner Kurse war nach Mädchen und Jungen sortiert. Der einzige Kurs war Standardtanzen (da hat sich einfach kein Junge gemeldet und der Lehrer war männlich).


    Ich hatte mal Männer, mal Frauen als Sportlehrer und es war nie ein Problem. Bzw. wenn war es für mich gleich peinlich berührt zu werden.

    Bei uns war es noch alberner, in der 7. bis 11. Klasse gab es getrennten Sportunterricht, dann eben jeweils mit der Parallelklasse, ab der 12. Klasse gab es das dann wieder alles zusammen. Was soll denn der Unsinn. Gerade in Ballsportstunden haben wir liebend gerne bei den Jungs mitgespielt (und das auch des Öfteren getan), denn wir wollten z.B. Handball und nicht Hallenhalma spielen.

  • Vielleicht mag ja eine der anwesenden Moderatorinnen das Thema tatsächlich vom eigentlichen Anliegen der Threaderstellerin abtrennen, ich (und einige andere offenbar auch) finde es nämlich schon ein spannendes Thema für eine separate Diskussion.



    die Frage ist sicher eher: warum und wozu gibt es getrennten Sportunterricht?

    Weil es geschlechtsspezifische Interessensunterschiede gibt, das sollte man einfach mal fernab jeglicher Sexismus-Diskussion zur Kenntnis nehmen. Unsere SuS werden mehrheitlich auch nach Geschlechtern getrennt im Fach Sport unterrichtet. Allerdings gibt es während der vier Jahre am Gymnasium immer wieder koedukative Kursphasen und es gibt bei uns auch keine geschlechtsspezifische Zuteilung der Lehrpersonen. Es kann gut sein, dass ein Mann die Damen im Sport unterrichtet und umgekehrt. Ich wage übrigens auch stark zu bezweifeln, dass unsere Damen "Hallenhalma" spielen, das sieht mir so gar nicht nach meinen Sport-Kolleginnen und Kollegen aus.


    Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass das irgendwie nur ein Thema in den naturwissenschaftlichen Fächern und im Sport zu sein scheint, die Phil-I-Kollegen sich darüber aber entweder gar keine Gedanken machen, oder sich empören, wie man nur so antiquiert sein kann. Ich finde es eher antiquiert nicht akzeptieren zu können oder zu wollen, dass es nun mal geschlechtsspezifische Interessensunterschiede bei Kindern, Jugendlichen und natürlich auch Erwachsenen gibt und dass man damit in unserem Beruf auch einfach umgehen können sollte. Ich schreibe hier ganz ausdrücklich von Interessensunterschieden und absolut nicht davon, dass man Mädchen oder Jungen einreden sollte, sie können dieses oder jenes nicht oder besser, weil sie eben Mädchen oder Jungen sind. Dann sind wir nämlich wirklich beim Thema Sexismus angelangt und den gibt es natürlich in beide Richtungen.



    Ja, diese Unsicherheit besteht bei vielen Teenies. Ob man diese aber durch eine Separation der Geschlechter voneinander überwindet wage ich zu bezweifeln, meiner Ansicht nach wird hierdurch die Trennlinie zwischen den Geschlechtern eher noch verstärkt und ggf. noch zur Verstärkung von klischeehaften Rollenbildern beigetragen. Zu einem natürlichen Umgang zwischen den Geschlechtern wird meiner Ansicht nach eher ein durch Erwachsene vorgelebter natürlicher Umgang zwischen den Geschlechtern führen.

    Das eine schliesst das andere nicht aus. Wenn wir in den naturwissenschaftlichen Fächern Halbklassen fürs Praktikum bilden, kommt es nicht selten vor, dass eine Klasse sich höchst freiwillig in eine Männer- und eine Frauen-Halbklasse trennt. Dabei gibt es in der Regel überhaupt keine Konflikte zwischen Männern und Frauen im Klassenverband, im Gegenteil, oft haben sich bis zu diesem Zeitpunkt sogar schon Paare innerhalb der Klasse gefunden. Die Damen zeigen bei mir im Fach grundsätzlich eine andere Arbeitsweise als die Männer und wollen in dieser Situation einfach mal ihre Ruhe haben und ihr Ding so machen können, wie sie es eben machen wollen. Die Männer wollen einfach mal laut und rumpelig sein dürfen. Ich lasse sie machen, wie sie wollen. Eine Handvoll Kolleginnen (ja ... INNEN!) besteht darauf, dass Männer und Frauen gemischt ins Praktikum gehen. Ich finde das komplett albern, den SuS an dieser Stelle Vorschriften zu machen. Das wird im Sport nicht anders sein. Klar ist es ein Unterschied, ob die Trennung einfach vorgegeben ist, oder ob es je nach Wahl auch koedukativen Unterricht geben kann. Ich finde es so, wie es bei uns läuft ziemlich gut.



    meine (männlichen) Sportkollegen sind aber der festen Meinung dass sie durch die Geschlechtertrennung deutlich besser vor üblen Grüchten und Nachrede geschützt seien, sowohl von Schüler- wie auch von Elternseite.
    Keine Ahnung, ob das so stimmt.

    Das kommt wahrlich nicht von ungefähr. Ich arbeite ja nun ausschliesslich mit Jugendlichen im absoluten Balz- und Paarungsalter und bin daher tagtäglich mit Flitereien, Schwärmereien und In-den-Ausschnitt-Glotzereien konfrontiert. Es ist einfach so, dass die Damen in dem Alter echt pestig sein können. Meine jungen und gutaussehenden männlichen Kollegen ziehen wahre Trauben von schwärmenden Mädchen hinter sich her, da bin ich doch immer wieder heilfroh eine Frau zu sein. Die Jungs dagegen nehmen uns Frauen meist gar nicht als solche wahr. Da muss eine Kollegin schon echt verdammt gut aussehen, dass da mal einer grosse Äuglein bekommt. Das sind keine Klischees sondern Tatsachen, die ich jeden Tag beobachte.



    Um konsequent gegen sexuelle Übergriffigkeit bei Hilfestellungen im Sportunterricht vorzugehen müsste man dann schon noch die sexuelle Orientierung der Lehrkräfte erfragen, immerhin ist bei einer lesbischen Lehrerin die Gefahr, dass sie ein Mädchen extra unangemessen berührt, höher als bei einem schwulen Lehrer...

    Ach ist das immer anrührend, wenn heterosexuelle Kolleginnen und Kollegen sich solche Gedanken um die vermeintlichen (oder tatsächlichen) Probleme von uns homosexuellen Kolleginnen und Kollegen machen. Du wirst es nicht glauben ... auch da sind die Damen erheblich pestiger, als die Herren. Wir hatten vor einigen Jahren gar schon den Fall bei uns an der Schule, dass eine lesbische Sportkollegin kapitulierte und die Schule gewechselt hat, weil eine Schülerin ihr nachgestellt hat. Ich habe meinen SuS nie offiziell gesagt, dass ich lesbisch bin, weil es sie schlichtweg überhaupt nichts angeht. Irgendwie wissen es aber alle, weil ich natürlich schon mit Partnerin in der Stadt gesichtet wurde. Ebenso geht es meinen schwulen Kollegen. Den Jungs ist das wirklich kackegal, für nicht wenige der Mädchen ist das aber ein fürchterlich spannendes Klatsch- und Tratsch-Thema. Selbstverständlich achte ich ebenso penibel wie meine männlichen Kollegen darauf, mit Schülern - und insbesondere mit Mädchen! - nie alleine und bei geschlossener Tür in einem Raum zu sein. Selbstverständlich ist es auch auf Klassenfahrten nicht ganz unproblematisch mit einem homosexuellen Kollegen unterwegs zu sein. So bin ich z. B. absolut inkompatibel wenn es darum geht, mit den Mädchen in einem Schlafraum zu nächtigen (was in Lagerhäusern hin und wieder mal vorkommen kann). Mit den Jungs natürlich auch nicht ... Das sind eben Dinge, die man auf dem Schirm haben muss. Auch im 21. Jahrhundert noch. ;)


    Ganz kurz noch zum Ausgangsposting der Thread-Erstellerin: Es wundert mich ein wenig, dass das deutsche Arbeitsrecht es überhaupt zulässt, Stellen geschlechtsspezifisch auszuschreiben. Bei uns in der Schweiz ginge das problemlos und zwar in jedem beliebigen Beruf. Hier darf sich der Arbeitgeber ganz offen z. B. eine Frau unter 35 wünschen. Warum auch nicht, wenn es fürs Team so am besten ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Wir stimmen wirklich in vielem überein, Wollsocken! Da es furchtbar anstrengend wird den Post zu lesen wenn ich immer konkret auf die jeweilige Stelle bei dir antworte, antworte ich lieber im Fließtext:


    Auch ich finde es unangebracht, (für ein Praktikum) geschlechtsheterogene Gruppen vorzuschreiben. Genauso daneben wäre es geschlechtshomogene Gruppen vorzuschreiben. Ich denke man sollte den Schülern die Wahl lassen. Wenn sich dann geschlechtshomogene Gruppen bilden ist das völlig in Ordnung, passiert bei mir in der Sek1 wohl in 90% der Fälle. Aber ich habe die Schüler eben nicht gezwungen, ich habe sie nicht als "Mädchen" und "Jungen" behandelt, sondern als "SchülerInnen" (oder etwas pathetisch: als Menschen). Deinem Zwischenfazit:

    Zitat von Wollsocken

    Klar ist es ein Unterschied, ob die Trennung einfach vorgegeben ist, oder ob es je nach Wahl auch koedukativen Unterricht geben kann.

    stimme ich daher vollauf zu.
    Und nur das fordere ich auch bezüglich des Sportunterrichts! Man sollte den Schülern die Freiheit lassen zu wählen, mit wem sie (engeren) Umgang pflegen wollen. Total daneben ist es festzulegen, dass sich diese Wahl nur innerhalb des eigenen Geschlechts bewegen darf. Daher votiere ich für entweder
    (1) koedukativen Klassenunterricht, in dem Schüler (in Partner-/Gruppenphasen) ja dann wie immer wählen können mit wem sie arbeiten wollen. Bilden sich geschlechtshomogene Gruppen: Prima. Bilden sich geschlechtsheterogene Gruppen: Prima. ODER
    (2) ein Kursangebot, das gerne das Spektrum der "typischen Jungensportarten" und der "typischen Mädchensportarten" abbilden darf (im Idealfall aber natürlich auch etwas jenseits der Klischees bedient) und aus dem die SchülerInnen wählen können. Ich rechne damit, dass wenn Fußball und Tanzen zur Wahl steht in 99% der Fälle homogene Gruppen entstehen. Aber wenn das freiwillig passiert ist das meiner Ansicht nach etwas ganz anderes als wenn die SchülerInnen dazu gezwungen werden. -> Die Botschaft der Schule an die Kids muss sein, dass ihnen verschiedenste Optionen offen stehen, egal welchen Geschlechts sie sind. Dass es Fußball und Ballett, das Reck und den Schwebebalken gibt, und dass sie frei wählen können was ihnen Spaß macht. Wenn sie dann klischeehaft wählen ist das völlig in Ordnung. Es ist Teil unserer Freiheit uns dazu entscheiden zu können einem bestimmten Stereotyp zu entsprechen. Es gehört aber auch dazu uns dagegen entscheiden zu können. Festzulegen, dass Jungen und Mädchen getrennt und dann auch noch in unterschiedlichen Sportarten unterrichtet werden finde ich völlig daneben, weil wir als Institution die Botschaft senden "Jungen sind so, Mädchen sind anders." Wir lassen den Mädchen nicht die Wahl auch Jungeninteressen auszuleben und andersherum.


    Wie du siehst mache auch ich als Phil1 Kollegin (zumindest vermute ich mal dass ich das bin, ich kenne den Begriff nicht) mir Gedanken über das Thema geschlechtergerechten Unterrichts. Ich komme aber offensichtlich zu anderen Schlüssen als die NaWis oder Sportler, wenn ich fordere die Schüler als Schüler und eben nicht als Jungen und Mädchen zu behandeln. Dabei habe ich Hinterkopf dass Jungen und Mädchen in unserer Gesellschaft noch immer unterschiedlich sozialisiert werden (Tatsache, kann man nicht leugnen) und sich daher unterschiedliche Interessen herausbilden. Diese bediene ich auch durchaus - aber ich schreibe eben NICHT vor, dass die Mädels jetzt das Tanz- und die Jungs das Fußballthema bearbeiten, sondern ich biete beides an und entweder die Kids wählen freiwillig ein Thema, oder ich schreibe es eben für alle vor. Ein "Du bist ein Junge, also machst du jetzt das, und du bist ein Mädchen, also machst du das andere" gibt es bei mir nicht.


    Ach ist das immer anrührend, wenn heterosexuelle Kolleginnen und Kollegen sich solche Gedanken um die vermeintlichen (oder tatsächlichen) Probleme von uns homosexuellen Kolleginnen und Kollegen machen. Du wirst es nicht glauben ... auch da sind die Damen erheblich pestiger, als die Herren. [...] Den Jungs ist das wirklich kackegal, für nicht wenige der Mädchen ist das aber ein fürchterlich spannendes Klatsch- und Tratsch-Thema.

    Du missverstehst mich. Es geht mir hier nicht um irgendwelche Probleme von homosexuellen Kolleginnen und Kollegen. Ich finde, dass ihre sexuelle Orientierung niemanden etwas angeht und daher ihre Geschlechtervorlieben auch keine Probleme machen sollten. Es geht mir nur darum aufzuzeigen, dass es absolut daneben ist, Männern als homogener Gruppe ein bestimmtes Verhalten zu unterstellen und ihre beruflichen Optionen aufgrund dieser Unterstellung einschränken. Aber das will ich jetzt nicht nochmal ausführen, ich verweise lieber nochmal auf Beitrag 15 (sollte das hier irgendwann ein eigenes Thema werden wird es dann wohl Beitrag 12 oder so sein).


    Zitat von Wollsocken

    Ganz kurz noch zum Ausgangsposting der Thread-Erstellerin: Es wundert mich ein wenig, dass das deutsche Arbeitsrecht es überhaupt zulässt, Stellen geschlechtsspezifisch auszuschreiben.

    Mich auch!

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • ...
    (1) koedukativen Klassenunterricht, in dem Schüler (in Partner-/Gruppenphasen) ja dann wie immer wählen können mit wem sie arbeiten wollen. Bilden sich geschlechtshomogene Gruppen: Prima. Bilden sich geschlechtsheterogene Gruppen: Prima. ODER
    (2) ein Kursangebot, das gerne das Spektrum der "typischen Jungensportarten" und der "typischen Mädchensportarten" abbilden darf (im Idealfall aber natürlich auch etwas jenseits der Klischees bedient) und aus dem die SchülerInnen wählen können. Ich rechne damit, dass wenn Fußball und Tanzen zur Wahl steht in 99% der Fälle homogene Gruppen entstehen. Aber wenn das freiwillig passiert ist das meiner Ansicht nach etwas ganz anderes als wenn die SchülerInnen dazu gezwungen werden...

    Eben. Weil sich dann kein Junge traut, sich zum Tanzen anzumelden und jedes nicht überdurchschnittlich sportliche Mädchen, mit den Jungs Fußball zu spielen.


    Es ist doch heute durchaus noch so, dass Frauen in manchen Branchen MEHR leisten müssen, um als gleichwertig anerkannt zu werden. Und da Rede ich noch nicht mal von unsportlichen und zusätzlich übergewichtigen Kindern.


    Warum einem Teil der Gruppe den Sport verleiden, weil man mit Gewalt Gleichheit herstellen muss, wo einfach keine ist?


    Klar gibt's die schlanken, beliebten, selbstbewussten Sportskanonen, die dann in die Mannschaft gewählt werden aber nun denn, jeder weiß, wie groß der Anteil derer ist.


    Man hat ja inzwischen festgestellt, dass Mädchen z.B. von Geschlechtertrennung in Naturwissenschaften tendenziell profitieren.


    Gleichstellung darf m.E. nicht mit Gleichmachen verwechselt werden. Eben weil "alle Menschen" sind, sollte man sich auch an ihnen und ihren entwicklungsbedingten Bedürfnissen und Unsicherheiten orientieren.

  • Und du meinst den Jungsklassen wird dann Tanzen angeboten? Das glaube ich doch eher nicht. Das heißt der Junge, der gerne Tanzen möchte, wird es eher nicht kriegen.

  • Eben. Weil sich dann kein Junge traut, sich zum Tanzen anzumelden und jedes nicht überdurchschnittlich sportliche Mädchen, mit den Jungs Fußball zu spielen.

    Naja, das kommt nun wirklich darauf an, wie der grundsätzliche Umgang mit den Geschlechterrollen gepflegt wird. Gerade unsere Mädchen getrauen sich eben durchaus im Wahlfachbereich mit den Jungs zusammen Kurse zu belegen. Wir haben auch vereinzelt Jungs, die sich mal zum Salsa-Tanzen anmelden, aber die sind wirklich in der Minderheit. Mir ist in dem Zusammenhang aber noch keine komische Lästerei untergekommen.



    Man hat ja inzwischen festgestellt, dass Mädchen z.B. von Geschlechtertrennung in Naturwissenschaften tendenziell profitieren.

    So ist es. Das liegt vor allem daran, dass junge Männer gerne mal die Klappe aufreissen, bevor sie überhaupt überlegt haben. Die Damen unter sich nehmen sich mehr Zeit zum Überlegen. Ich würde aber trotzdem keine pauschale Geschlechtertrennung befürworten, beide Seite müssen auch einfach lernen miteinander umzugehen. Dabei erlebe ich in der Tendenz eher, dass es den Mädchen schwerer fällt, den Mund einfach mal aufzumachen, als den Jungs, den selbigen zu halten.

  • Ich weiß nicht. Es gibt Frauentage in der Sauna, weil manche eben dabei lieber unter sich sind. Und im Fitnessstudio halten sich in der Muckiecke fast nur Männer auf- so'n bisschen Schamgefühl ist doch gesund.

  • @Wollsocken80 und @Midnatsol - ich sehe das auch in vielen Punkten ähnlich wie ihr beide. Allerdings sehe ich ja sowohl wie der Sportunterricht bei uns verläuft, wie auch die SuS Sportkurse in der Oberstufe wählen, und wenn ich da mal reflektiere wie das "bei uns" lief, also in meiner Schulzeit, dann hat sich da nicht allzuviel verändert - liegen ja nur 25 Jahre dazwischen...


    Zu meiner Schulzeit... hatten wir getrennten Sportunterricht in der 9 und 10. Das habe ich nicht als nachteilig empfunden, und meine Mitschülerinnen wenn eher als Vorteil. Der Grund waren schon da die "Extremtypen" unter den Jungs, die heute mMn noch zahlreicher geworden sind, und es noch weniger "durchschnittliche" gibt. Das eine extrem ist sehr sportlich, aber hat auch eine entsprechende Testosteronüberdosis, und benimmt sich oft sehr machohaft - dementsprechend Mädchen davon bestenfalls genervt, schlimmstenfalls eingeschüchtert. Das Gegenextrem ist sehr unsportlich, hat dementsprechend an Sport eher kein Interesse und ist froh, wenn die Stunden vorbei sind oder sie ein Attest haben. Diese sind dann in Gegenwart von Mädchen erst recht nervös und eder Scheiss ist ihnen peinlich...
    Ist umgekehrt bei den Mädchen auch nicht viel anders - gerade die "unsportlicheren" wollen niemanden bei ihrem (ja verpflichtenden) Sport möglichst wenig andere dabeihaben, und schon gar keine Jungs...


    In der Oberstufe konnten wir dann wählen, in welchen Kurs wir gehen - ähnlich ist es auch jetzt an meiner Schule. Da ist kein Geschlecht vorgegeben, aber trotzdem können Jungs- oder Mächenkurse entstehen. Als ich Schülerin war, war ich in unserem "richtig gemischten" Kurs, es gab noch einen "Mädchenkurs" und einen "quasi-Jungenkurs", in den zwei Mädchen reingewechselt sind - Volleyball-Vereinsspielerinnen, die vom niedrigen Niveau des Mädchenkurses gefrustet waren, dann aber in den beiden anderen Sportarten (Hockey und LA/Ausdauer iirc) etwas unter die Räder kamen (was aber auch am Lehrer gelegen haben mag). Ich hatte da einen Sportlehrer, der zwar "knochenhart", aber fair war - ich mochte diesen gemischten Sportunterricht, aber das lag auch an den Fächern.
    Heute habe ich tatsächlich bisher durch die Bank "Mädchenkurse" gehabt, bei Mittelstufenkursen, weil so vorgesehen, bei Oberstufenkursen wegen der entsprechenden Wahlen. Es mag tatsächlich an den angebotenen Sportarten liegen - Fußball und Basketball stehen bei Jungs hoch im Kurs, beides habe ich nicht im Angebot - oder eben am Geschlecht. Ich habe bei Kurskombinationen, wo ich Karate angeboten habe, schon erlebt, wie Jungs, die am Sport Interesse gehabt hätten, dann sagten, sie wollen keinen Unterricht bei einer Frau. Warum auch immer, vielleicht haben sie ja Angst, sich da irgendwie zu blamieren? Im Endeffekt habe ich aber sehr oft von den Mädchen erfahren, wie gut es ihnen gefällt, ohne Jungs Sport zu haben - gerade von den weniger sportlichen. So a la "Die Mädchen lästern schon genug, dann noch Jungs - das geht gar nicht." es ist hier also mMn weniger ein Problem des "Rollenverständnisses", sondern eher eines der "Peinlichkeit vor dem eigenen und erst recht dem anderen Geschlecht", geschuldet oft mangelndem Selbstbewusstsein.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    2 Mal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Man hat ja inzwischen festgestellt, dass Mädchen z.B. von Geschlechtertrennung in Naturwissenschaften tendenziell profitieren.

    An meiner Ausbildungsschule gab es auch in einigen Ausbildungsgängen nach geschlecht getrennte Klassen. Allerdings wurde dann nicht nur der Sportunterricht getrennt sondern wirklich der komplette Unterricht.


    Ergebnis:

    • In den Jungenklassen waren die Noten schlechter.
    • In den Mädchenklassen wollte praktisch kein Kollege/keine Kollegin unterrichten, weil der Zickenterror doch etwas heftiger war.
  • ...
    Ergebnis:

    • In den Jungenklassen waren die Noten schlechter.
    • In den Mädchenklassen wollte praktisch kein Kollege/keine Kollegin unterrichten, weil der Zickenterror doch etwas heftiger war.

    :D klingt überzeugend.
    Findest du "gemischten" Sportunterricht deswegen besser?

    • Offizieller Beitrag

    Sportlehrer ist männlich, unterrichtet die Jungs, Sportlehrerin ist weiblich, unterrichtet die Mädchen

    Bei uns hieße das, die Mädchen hätten zumeist gar keinen Sport. Ich habe in fast 20 Dienstjahren überhaupt nur zwei Sportlehrerinnen in meinen Kollegien gehabt.

  • Bei uns hieße das, die Mädchen hätten zumeist gar keinen Sport. Ich habe in fast 20 Dienstjahren überhaupt nur zwei Sportlehrerinnen in meinen Kollegien gehabt.

    ...wobei - ist Sport an eurer Schulform überhaupt Pflichtfach?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    ...wobei - ist Sport an eurer Schulform überhaupt Pflichtfach?

    Wir haben ja viele Schulformen, in der Vollzeit definitiv Pflichtfach, in der Berufsschule eigentlich auch, sofern Kapazitäten vorhanden.

  • Also in Bayern ist es tatsächlich so das man ab der 5 Klasse getrennt Sport hat. In der Oberstufe des Gymnasiums hat man, da man Kurse wählt (Team/Einzel), wieder gemeinsam Sport.


    Ich fand es super gemeinsam Sport zu haben und mich durch die Kurswahl (Volleyball/Leichtathletik, Tanzen/Leichtathletik) als homosexueller Schüler von den stark heteronormativen "ich spiele schon seit Kind im Verein" die eher in Basketball oder Fußball waren zu trennen. Damals hatte ich auch das erste Mal Frauen als Sportlehrer und fand das auch super da ich mich von manchen vorherigen Sportlehrern, wegen meiner Orientierung und meinem nicht immer "heteronormativ passendem" Verhalten, diskriminiert und in einem Fall sogar gedemütigt gefühlt habe.


    In meiner ersten Ausbildung (kaufmännisch) hatten wir auch gemischt was ich sehr witzig fand und angemessen. :)


    Ich finde es wichtig das Schüler lernen sich respektvoll und angemessen zu verhalten auch mit dem anderen Geschlecht da sie sehr wahrscheinlich im Berufsleben auch miteinander arbeiten werden.

  • Ich (weiblich) hab z.B. sehr gern Basketball gespielt, auch Handball nicht ungern. Allerdings war ich nie besonders herausragend. Mussten wir mit den Jungs zusammen spielen, ging's grob zur Sache, dass es keinen Spaß mehr gemacht hat. Einen Handball in den Bauch gepfeffert kriegen tut einfach mal weh und ich hab's nicht so mit Schmerzen.


    Und ich will auch nicht behaupten, dass wir den Jungs nicht auf den Hintern geguckt hätten, beim Sprint. Wenn denn mal gemischt Unterricht war...


    Im normalen Leben spielt das Geschlecht einfach keine nennenswerte Rolle. Menschen sind verschieden. Sport ist aber nunmal eine körperbetonte Angelegenheit in knappen Klamotten, zudem erreichen Männer von Natur aus höhere Ergebnisse. Was auf andere Gesellschaftsbereiche nicht zutrifft.


    Pubertierende da zusammenzuwürfeln, um "aufs Leben" vorzubereiten halte ich für nicht zielführend. Zumal gerade (Leistungs)-Sport auch im Erwachsenenalter in aller Regel geschlechtergetrennt stattfindet.


    Wenn Sport bedeuten würde: Hey, habt Spaß, keine Noten, keine geheime soziale Profilierung, lasst uns mountenbiken gehen oder beachvolleyballen am Strand: los geht' s, mischt die Gruppen. So ist Schulsport aber definitiv nicht. Die ewig Letzten auf der Wahlbank wissen das ganz besonders. Jungs wie Mädels.

  • Anscheinend erlebt Schulsport aber auch jeder anders. Ich kann das alles nicht so sagen und ich war eher immer unsportlich. *schulterzuck*

  • Zumal gerade (Leistungs)-Sport auch im Erwachsenenalter in aller Regel geschlechtergetrennt stattfindet.

    Na, so stimmt das schon nicht ganz. Wenn es um den konkreten Wettkampf geht, sicher. Aber da wird nicht nur nach Geschlecht sortiert, sondern noch nach Alter, Gewichtsklassen, etc. ... je nach Sportart halt. Wir trainieren im Taekwondo geschlechterdurchmischt, bei manchen Übungen "sortenrein", weil es einfach technisch nicht beliebig sinnvoll ist als kleine schmale Frau mit grossen breiten Männern zu trainieren.



    Einen Handball in den Bauch gepfeffert kriegen tut einfach mal weh und ich hab's nicht so mit Schmerzen.

    Da wäre dann wohl der Sportlehrer gefragt den Übeltäter auch zurechtzuweisen. Es gehört natürlich auch dazu zu lernen, dass diesbezüglich jeder andere Grenzen hat und die ohne Diskussionen respektiert werden müssen.



    Die ewig Letzten auf der Wahlbank wissen das ganz besonders.

    Und jetzt seien wir mal ehrlich ... ich zu allererst, ich gehörte nämlich auch zu den ewig letzten auf der Wahlbank. Das hat nicht nur damit zu tun, dass man unsportlich ist (war ich im jugendlichen Alter). Ich war ganz einfach in einer ekelhaften Klasse bzw. der Rest der Klasse fand mich vermutlich auch ausserhalb des Schulsports blöd. Es sind auch immer die gleichen, die bei der Einteilung zu Gruppenarbeiten in jedem beliebigen anderen Fach übrig bleiben.



    Wenn Sport bedeuten würde: Hey, habt Spaß, keine Noten, keine geheime soziale Profilierung,

    Bei uns ist Sport tatsächlich kein promotionsrelevantes Fach. Ich finde das nicht gut. Wer z. B. körperbehindert ist, der soll natürlich dispensiert werden, klar ... aber bei uns werden die meisten ungenügende Noten im Sport für "hab keine Lust" verteilt. Da kann im Prinzip auch jeder daher kommen und sagen "ich kann halt nicht zeichnen" nur da interessiert es keinen, die Note zählt.

  • Übrigens geht man hier automatisch davon aus, dass alle Jungen so und alle Mädchen so sind. Aber der zarte unsportliche Junge, der kann sich ruhig mit den Jungs rumquälen. Ich denke auch, dass hier eher der Pädagoge gefragt ist, den Unterricht so zu gestalten, dass alle etwas davon haben. Und zeitweise kann man die Gruppen auch im gemischten Unterricht einteilen.


    Auch bei Weitsprung etc. gab es bei uns immer Jungs- und Mädchen Bewertungslisten...

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