Wenn die Blinde von der Farbe spricht

  • http://m.spiegel.de/karriere/l…ht-gefragt-a-1189921.html


    Eine Management-Beraterin gibt Junglehrern Tipps über den Verlauf der Karriere als Lehrer.


    Außer inhaltslosen Beratungsblabla (Lehrer sind Leute die letztenendes unkreativ sind; die nur verwalten und nur nach Feierabend leben) kommt da nicht viel.
    Lehrer mögen keine Kinder die anders denken oder Lehrer können nicht ausserhalb ihrer Schablone denken.


    Und es basiert natürlich auf ihrer tiefgreifenden Erfahrung als Mutter.
    Vielleicht sollte man der Frau mal sagen, dass nur weil ihr Kind etwas anders macht es nicht augenblicklich richtig oder gar toll ist. Querdenken definiert sich nicht dadurch dass man irgendetwas anders macht, sondern dass man durch das anders machen auch etwas sinnvolles erreicht. Ein Torwart auf dem Kopf ist vielleicht einfach nur scheiße :musik:

  • ...(Lehrer sind Leute die letztenendes unkreativ sind; die nur verwalten und nur nach Feierabend leben) kommt da nicht viel.
    Lehrer mögen keine Kinder die anders denken oder Lehrer können nicht ausserhalb ihrer Schablone denken.


    ...

    Ich verstehe das anders. Lehrer beschweren sich bei ihr über ihren Job und zwar über etwas, das manche hier im Forum auch so empfinden. Eben dass man keine Freiheiten hat, kaum Platz für Kreativität, keine Veränderung oder Karriere möglich ist. Dass man nicht rauskommt aus dem Schuldienst, im Gegenteil sogar häufig zwischen Schule-Uni-Schule kaum je was anderes gesehen hat und sein Potential nicht ausschöpfen kann. Ich verstehe sie so: vielleicht braucht man tatsächlich mal eine Auszeit, um dann gestärkt wieder in die Schule zu gehen. Klar kann nicht jeder Moderator werden aber vielleicht was anderes probieren. Da fehlen leider konkrete Ideen.


    Dass Bewertungskriterien und Noten die Kreativität der Kinder und teilweise den Unterricht hemmt und einengt kann ich voll unterschreiben.

  • Yummi, hast du den Artikel richtig gelesen? Gleich am Anfang steht doch schon:


    “Manche Lehrer sind voller Elan in den Beruf gestartet, nun stellen sie fest: Das Schulsystem lässt kaum Freiräume, Querdenker sind unerwünscht. ”

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Das System lässt durchaus seine Freiräume.
    Niemand entscheidet wie ich zu unterrichten habe, sofern ich die klar definierte Ziele erreiche. MrsPace bevorzugt offene Lernformen, ich klar Frontalunterricht. Geht also.


    Ich kann jährlich die Studienreise durchführen.
    Kollegen planen das Fussballturnier und mögliche Schulparties.


    Aber letztenendes ist die Schule dafür da, die von der Gesellschaft klar definierten Ziele zu erreichen.


    Lehrerdaseins ist kein Job wo man das tun und lassen kann was man will. Aber innerhalb des Rahmens ist ein Lehrer sehr frei


    @Krabappel
    Im beruflichen Schulwesen findest du zuhauf Kollegen aus der Wirtschaft ;)

  • Ich habe noch nie so frei gearbeitet, wie im Moment. Natürlich in einem bestimmten Rahmen, aber dafür inhaltlich sehr frei! Stimme Yummi da voll zu. Da war ich vorher sehr viel eingeschränkter.
    Klar, sind einige Rahmenbedingungen beschissen, aber das hat jeder Job. Solange man im Rad der Abhängigen / Angestellten / Beamten radelt, muss man eben bestimmte Rahmenbedingungen einhalten. Ist überall so. Auch der Selbstständige darf nicht machen, was er will, sondern muss sich an gesetzliche Rahmenbedingungen halten.


    Aber innerhalb bin ich frei....so frei.... 8)

  • Ich verstehe auch nicht, von welchem Korsett die Dame da schreibt. Wir haben hier nicht mal Zentralprüfungen, ich kann nun wirklich (fast alles) machen, was mir gerade in den Sinn kommt. Von wegen "mal raus kommen" ... wer bei uns Überstunden abfeiert ist sogar explizit dazu angehalten, "mal rauszukommen". Da ist nicht einfach Urlaub, sondern es hat auf jeden Fall eine persönliche Weiterbildung z. B. im Sinne einer längeren Sprach- oder Kulturreise zu sein. Einige meiner Deutsch- und Fremdsprachenkollegen sind neben dem Beruf an der Schule noch im journalistischen Bereich tätig. Keine Ahnung ... vielleicht gibt das Berufsbeamtentum in Deutschland sowas ja nicht her.

  • Ich denke, dass das Ganze auch sehr Land- und Schulabhängig ist.
    Wenn ich da an eine Direktorin denke, da wurde alles links und rechts des Wegesrandes was IHR nicht gepasst hat untersagt und hart bestraft.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • ...
    @Krabappel
    Im beruflichen Schulwesen findest du zuhauf Kollegen aus der Wirtschaft ;)

    Ja klar, aber die werden kaum bei der Berufsberatung sitzen. Sie haben ja gerade vorher anderes gesehen und aus pragmatischen Gründen dann auf Lehrer umgesattelt.

  • Aus dem Artikel:


    Zitat

    Das Beamtentum verhindert wirksam, dass man wie andere Angestellte einfach mal so den Arbeitgeber oder Beruf wechseln kann. Die scheinbare Sicherheit, die dieser Status vermittelt, macht zwar alle satt, aber viele nicht glücklich.


    So bleiben Leute im Schulbetrieb, die gar nicht die passende Motivation für den Lehrerberuf mitbringen. Sie absolvieren Dienst nach Vorschrift - und leben nach Feierabend.Sie fühlen sich eingeengt, dürfen zu wenig experimentieren und haben kaum Freiraum bei der Bewertung von Arbeiten. Da werden schon alle Argumente vorgegeben, die ein Kind bei der Analyse eines Zeitschriftenartikels oder eines Gedichts einbringen muss. Und wenn ein Schüler etwas genial anders sieht? Um Gotteswillen, dafür gibt es ja keine Schablone!

    *gähn* Doch wieder nur der Stammtisch.


    Zitat

    Sie fühlen sich eingeengt, dürfen zu wenig experimentieren und haben kaum Freiraum bei der Bewertung von Arbeiten. Da werden schon alle Argumente vorgegeben, die ein Kind bei der Analyse eines Zeitschriftenartikels oder eines Gedichts einbringen muss. Und wenn ein Schüler etwas genial anders sieht? Um Gotteswillen, dafür gibt es ja keine Schablone!

    Bullshit.

  • Bullshit.

    Du verwendest diesen Begriff recht leichtfertig, lieber Nele. Die Exkremente von Rindviechern sind nämlich äußerst wertvoll, z.B. als Dünger. Das kann das von Dir so betitelte Artikelchen kaum leisten.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Also ich lebe auf der Arbeit und mache nach Vorschrift Feierabend.

    Das tue ich auch. Aber der Artikel insinuiert, dass ich das im Gegensatz zu meinen angestellten Kolleginnen und Kollegen faul und gleichgültig tue, weil ich Studienrat bin.


    "Dienst nach Vorschrift" gibt mir reichlich Arbeit zu tun und ist sehr komplex und anstrengend. Aber das wissen die Stammtische ja nicht.

  • Finde ich auch wieder eine geile Aussage :D Ja, natürlich lebe ich nach Feierabend, denn oh Wunder! Lehrer haben auch ein Privatleben und Hobbies, man soll es kaum glauben. Arbeit ist eben manchmal doch nur Arbeit. Ich mache sie (meist) gerne und so gut wie möglich, das wars dann aber auch.


    Die Schule spannt einen über den Unterricht hinaus sowieso
    meist so ein, dass man froh sein kann, wenn man nach Feierabend noch
    was von seinem Leben hat.


    Und über Kreativlosigkeit kann ich mich nicht beklagen, da man die Freiheiten hat, die Fächerinhalte so rüber zu bringen, wie man es für sinnvoll hält. Also eben manchmal auch mit einer Highlightstunde.


    Warum bieten Zeit und Spiegel solchen Hörensagerschreibern immer eine Plattform?

  • "Das Beamtentum verhindert wirksam, dass man wie andere Angestellte einfach mal so den Arbeitgeber oder Beruf wechseln kann."
    Was ist daran falsch? Da geht's doch nicht um den Vergleich zwischen angestellten vs. verbeamteten Lehrern.


    Und was ist falsch daran, dass manche Kolleginnen an Karriere Interesse haben und das im Lehrerberuf vermissen?


    Finde es auch nicht komisch, dass jemand, der mit Aussteigern/ Unzufriedenen zu tun hat, diesen Blick stärker im Visier hat.


    Mich ärgert viel mehr, wenn sich Leute hier anmelden und erzählen, dass Lehrer zu viel verdienen, sich nicht durchsetzen und Kindern nicht genug Rechtschreibung beibringen. Dass mancher Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten im Kontext Schule vermisst, ist einfach Fakt.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel () aus folgendem Grund: Worterkennungssalat


  • Dass mancher Freiraum und Entfaltungsmöglichkeiten im Kontext Schule vermisst, ist einfach Fakt.

    Als könnte man sich in anderen Berufen immer frei entfalten. Manchmal glaube ich, dass auch die Lehrerschaft den Rest des (Berufs-)Lebens durch die rosarote Brille sieht! Ein Ingenieur im Konstruktionsbüro hat kaum "Entfaltungsmöglichkeiten". Sondern der muss sich nach seehehr stark eingeschränkten finanziellen Vorgaben und Gesetzen sowie nach der Nase seines Chefs richten.

  • Als könnte man sich in anderen Berufen immer frei entfalten. Manchmal glaube ich, dass auch die Lehrerschaft den Rest des (Berufs-)Lebens durch die rosarote Brille sieht! Ein Ingenieur im Konstruktionsbüro hat kaum "Entfaltungsmöglichkeiten". Sondern der muss sich nach seehehr stark eingeschränkten finanziellen Vorgaben und Gesetzen sowie nach der Nase seines Chefs richten.

    Schlußendlich geht es beim Beruf darum, seine Brötchen zu verdienen, das sollte man auch nicht vergessen, bei all dem Gerede "Der Beruf soll Spaß machen und man muss sich entfalten können!" Geht halt nicht immer. Deshalb: Entfaltungsmöglichkeiten in der Freizeit suchen und "nach Feierabend leben".

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