Berufspädagogik und Wirtschaftspädagogik - Unterschiede in der Praxis?

  • Hallo zusammen,


    ich, 23, Student an der WWU mit den Fächern Mathe/Ökonomik fürs Lehramt Berufskolleg (derzeit im Bachelor) hatte mit meinem Studium eigentlich folgendes vor: Ich habe vor dem Studium eine Ausbildung zum Banker gemacht und wollte danach auch ebendiese unterrichten, habe mich dann auf Empfehlung einer Bekannten die auch Fachklassen der Banker/Kaufleute unterrichten wollte, bei der Uni Münster beworben.
    Irgendwann im 2. Semester hatten wir dann unsere ersten Veranstaltungen der Bildungswissenschaften und ich habe das erste mal überhaupt vom Unterschied zwischen Berufs- und Wirtschaftspädagogik und der Tatsache erfahren, dass ich mit meinem Studium ja in der Regel gar keine kaufmännischen Berufe in den Fachklassen, sondern nur in Wirtschafslehre/Politik und Mathematik unterrichten kann. Eigentlich war aber mein primäres Ziel Handelslehrer zu werden, sodass ich gerade diese Fachklassen unterrichten kann. Habe dann der Studienberatung noch mal geschrieben, ob ich überhaupt Fachklassen unterrichten kann oder ob ich mich nur auf diese Fächer beschränken muss.


    Die Antwort war "Generell ist es mit zwei allgemeinbildenden Fächern prinzipiell möglich in den verschiedensten Fachklassen zu unterrichten. Bei Ihnen ist es dann davon abhängig, welche Bildungsgänge Ihre Schule anbietet. Da Sie jedoch nicht Wirtschaftswissenschaft als berufliche Fachrichtung studieren, werden Sie bei den kaufmännischen Berufen in der Regel nicht im Fachunterricht eingesetzt.".


    Kann mich irgendjemand mal im großen Kontext darüber aufklären, was genau jetzt der Unterschied von Wirtschaftspädagogik und Berufspädagogik in der Praxis konkret ist? Im BiWi-Seminar behandelt man natürlich nicht die Praxis, sondern irgendwelche pädagogischen Theorien, die zwar super toll sind, aber mir in der echten Welt auch nicht weiterhelfen.


    Meine Frage konkret:
    - Wie genau erlangt man im Regelfall die Kompetenz, Fachklassen generell, bzw. Fachklassen für kaufmännische Berufe (Bankbetriebslehre z.B.) zu unterrichten? Es gibt ja kein Fach "Bankbetriebslehre"... Ist das gerade WiPäd?


    Hört sich jetzt vielleicht etwas dämlich an, aber schön wäre auch, wenn mir jemand sagen kann, was ich eigentlich alles unterrichten kann, wenn ich jetzt ganz normal an der WWU Berufspädagogik Ökonomik/Mathematik weiterstudiere (auch Master).
    Meiner Ansicht nach wäre das ja in der Regel: Mathematik und Wirtschaftslehre/Politik fürs berufliche Gymnasium und für alle Ausbildungsberufe die ebendiese Fächer haben. Mehr nicht. Keine Fachklassen. Stimmt das so?


    Ich weiß, die Antwort unserer Studienberatung sagt, ich kann Fachklassen irgendwie und unter Umständen unterrichten. Ich möchte aber nicht irgendwie und unter Umständen für fünf Jahre studieren nur um zu merken: Ich habe eigentlich das falsche Ziel vor Augen gehabt.


    Ich hoffe jemand findet die Zeit das alles durchzulesen und kann eine gute Antwort aus der Praxis finden :)


    LG

  • zu den Unterschied kann ich leider nichts sagen. Ich dachte immer Berufspädagogik wäre für die gewerblichen Klassen...


    Aber selbst als Diplom Handelslehrer gibt eh keine Garantie auf irgendwelche Klassen. Ich hab nach Banklehre und Studienschwerpunkt Bank und Börse ganz andere Berufe. (Und bin da nicht traurig darüber).

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

    • Offizieller Beitrag

    Also, zu meiner Zeit war Wirtschaftspädagogik noch der Studiengang und Berufspädagogik ein Seminar, dass man belegen konnte. Inhaltlich war es damals bezogen auf die Pädagogik im Betrieb (als Ausbilder oder in der Personalabteilung). Ist aber lange her.

  • In Bayern unterscheidet man zwischen Wirtschaftspädagogik und Berufspädagogik, wobei bei letzterem nochmal zwischen Agrarwirtschaft, Gesundheit- und Pflegewissenschaft, Sozialpädagogik, Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft, Elektro- und Informationstechnik und Metalltechnik unterschieden wird.


    Wie @Vronica Mars bereits gesagt hat, unterrichtet man mit Berufspädagogik eben die gewerblich-technischen Fächer an den Berufsschulen, mit Wirtschaftspädagogik den Rest.

  • Wenn du deinen Master und das Ref überstanden hast, dann wirst du an deiner Schule so eingesetzt, wie du gebraucht wirst. Es könnte schon sein, dass Banker unterrichtest, falls es diese überhaupt an der Schule gibt.
    Es kann aber auch sein, dass du einen älteren Kollegen hast, der das schon 15 Jahre macht, und du bekommst dann irgendwelche anderen kaufmännischen Klassen.


    Du musst für das Unterrichten einer bestimmten kaufmännischen Klasse (Einzelhandelskaufmann, Industriekaufmann, Bürokaufmann, Personalkaufmann, etc. etc.) nicht zwingend eine Ausbildung vorher gemacht haben.
    Die "Kompetenz" im kaufmännischen Feld zu unterrichten, erhältst du durch dein Studium bzw. deinen Hochschulabschluss.


    Natürlich kann es trotzdem sein, dass mal tatsächlich Banker unterrichten wirst, aber das hängt viel von der der Einsatzplanung deiner Schule ab.


    Übrigens, habe ich auch mal eine Banklehre gemacht und dann Wirtschaftspädagogik studiert. Ich habe sogar Bankbetriebslehre als Vertiefung gemacht. Nur Bankkaufleute habe ich in 15 Jahren Schuldienst noch nie unterricht. Obwohl es die eben an meiner ehemaligen Berufsschule auch gegeben hat.


    Mittlerweile bin ich auf einem allgemeinen Gymnasium gelandet und unterrichtet zwar Wirtschaftslehre von Klasse 9 bis 10. Aber Klasse 11 und 12 macht der Kollege, der das schon immer macht. Dafür unterrichte ich tatsächlich sogar fachfremd Geographie. (Was ich übrigens heute bereue, dass ich damals auf die Bitte der Schulleitung, eingegangen bin.)


    Was später in der Realität einer Schule passieren wird, darauf kann dich keine Studienberatung einer Universität vorbereiten. Und es wird auch nie ein Schulamt geben, dass dir garantieren wird, dass du nur das unterrichten wirst, was du willst.


    Mit deiner Kombination musst du dich vorbereiten, tatsächlich alle möglichen kaufmännischen Klassen an beruflichen Schulen in allen möglichen Kombinationen zu unterrichten. Und wenn du Mathematik als Fach hast, dann kann es auch mal passieren, dass du im Berufsvorbereitungsjahr landest und denen Mathe beibringst. (BVJ sind übrigens Schüler, die noch nicht mal den Hauptschulabschluss haben.)


    Trotzdem würde ich dir empfehlen bis zum Ende zu studieren und vorher mehrere Praktika in Schulen zu machen. Dort kannst du nur den wahren Einblick in den tatsächlichen Alltag einer Schule gewinnen. Versuche dann dort, mit dem Stundenplaner/ Einsatzplaner zu reden und der wird dir eventuell erzählen, wie die Lehrer an der Schule dann tatsächlich eingesetzt werden.

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