Gewalttätige Grundschüler - wie kann man damit umgehen?

  • Mir ist gerade dieser Artikel aufgefallen und würde den gerne mit euch teilen:


    https://www.mdr.de/sachsen-anh…hule-hessen-harz-100.html


    Was ist eure Meinung dazu? Kennt ihr das (in so extremer Form) an der Grundschule?
    Streits und auch körperliche Gewalt, Schlägereien etc. kommen natürlich vor, hab das auch schon 1000x in Praktika erlebt, aber solche Situationen haben sich immer schnell durch entsprechende Sanktionen und Sensibilisierung geklärt. Das es immer gewisse Kinder gibt, die öfters auffallen, ist leider so, aber nicht soweit, dass unterrichten unmöglich wird :angst:
    "Die Lehrer haben keine Handhabe" - den Satz aus dem Video finde ich schon hart. Ist das denn wirklich so, dass man bei, anscheinend so extremen, Störungen nichts tun kann? V.a. wie können die Eltern zur Verantwortung gezogen werden? Schließlich obliegt ihnen ja das Recht auf Erziehung (ein Recht, das für diese anscheinend eher eine lästige Pflicht ist)

  • Nach über 11 Jahren im Brennpunkt kann mich dahingehend (leider) kaum etwas schockieren. Ohne ins Detail gehen zu wollen kann ich sagen, dass ich schon so einige Sachen erlebt habe, die nicht mehr tragbar waren.

  • Tja.
    Out of Eden...
    Vielleicht muss es der großen Masse mal langsam bewusst werden...
    Es gibt - leider immer mehr - "Eltern", die diese Bezeichnung nicht verdienen.
    Ich habe die schon mal als "Kindergeldberechtigungsscheinobjektproduzenten" tituliert, weil das in etwa das aussagt, was die tun.
    Sie "produzieren" Kinder, von Erziehen war ja nie die Rede.
    Es gibt wahre "Brutkästen", die sich direkt nach der Geburt schon den nächsten Braten in die Röhre schieben lassen.
    Und es werden mehr - warum? Weil es mittlerweile die zweite Generation ist.
    Deren "Horizont" besteht (achtung, ich überspitze ganz bewusst, aber so weit weg von der Wahrheit ist das leider nicht) aus PC- oder Konsolenspielen, Volksverdummung per Glotze a la RTL II und der BLÖD.
    Erziehung?
    Haben sie selber nicht, und das würde ja in Arbeit ausarten.
    Ach ja, und um so einigen Eierbärkommentaren gleich mal vorzubeugen...
    ...davon kommt nicht zwingend die Mehrheit aus den Reihen der Migranten.
    Eher im Gegenteil.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nach über 11 Jahren im Brennpunkt kann mich dahingehend (leider) kaum etwas schockieren.

    Wenn das jetzt eine Großstadt wäre... Aber in einem Ort von ca. 5000 Einwohnern - solche Orte galten im besten Fall als langweilig.

  • Meine Erfahrung in der Grundschule ist: Man darf nichts laufen lassen. Man muss immer reagieren. Wenn ich vergleiche, welche Konzepte/Maßnahmen wir an unserer Schule in den letzten 15 Jahren in Richtung Sozialverhalten entwickeln mussten, dann zeigt das auch, wie sich die Grundschüler diesbezüglich verändert haben.
    Vor 15 Jahren hatten noch einfache "Zusatzarbeiten" mit Nachdenkcharakter und Elternunterschrift genügt. Jetzt sind wir beim dringend notwendigen Sozialarbeiter, Trainingsraum, runden Tisch, vermehrten Verweisen, Streitschlichtern und weiteren ausgefeilten pädagogischen Lösungskonzepten angelangt und müssen bei Einzelfällen die ganze offizielle Ordnungsmaßnahmenpalette durchführen. Wir mussten schulintern einen Maßnahmenkatalog entwickeln, um z.B. bei ähnlichen wie in dem Artikel geschilderten Fällen bei Pausen und ähnlichen Vorfällen außerhalb der Pause nachhaltig eingreifen zu können.

  • Man darf nichts laufen lassen. Man muss immer reagieren.

    Danke! Den Satz werde ich mir merken.



    Bei all deinen geschilderten Maßnahmen ist es nicht verwunderlich, dass die Wissensvermittlung immer mehr in den Hintergrund rückt.
    Wenn man erst versuchen muss, das nachzuholen, was schon längst vorhanden sein müsste, nämlich Erziehung, dann bleiben andere (schöne)Sachen zwangsläufig auf der Strecke :(


  • Wir mussten schulintern einen Maßnahmenkatalog entwickeln, um z.B. bei ähnlichen wie in dem Artikel geschilderten Fällen bei Pausen und ähnlichen Vorfällen außerhalb der Pause nachhaltig eingreifen zu können.

    Nachhaltig scheinen diese Maßnahmen aber nicht zu sein, wenn ich erlebe, dass die Kids die zu uns aus der Grundschule an die Sek. I kommen immer schwieriger werden. Was läuft da falsch? Diese ganzen Aktionen, die du beschreibst (Sozialarbeiter, Streitschlichter, Trainingsraum uvm.) setzen wir ja an unserer Schule fort. Und auch bei uns sind die Erfolge kaum sichtbar.

  • Nachhaltig scheinen diese Maßnahmen aber nicht zu sein, wenn ich erlebe, dass die Kids die zu uns aus der Grundschule an die Sek. I kommen immer schwieriger werden.

    Bei uns ist es genau das gleiche Spiel, wenn die Kiddies aus der Sek 1 kommen und bei uns in der Sek 2 landen. Erfolge sind da nicht sichtbar.


    Wobei ich mich schon frage, ob Trainingsräume, Termine beim Sozialarbeiter, runde Tische und was auch immer nicht evtl. doch kontraproduktiv sind. Führen alle diese Maßnahmen doch dazu, daß der Schüler sein Ziel erreicht, nämlich dem regulären Unterricht fernzubleiben. Während er im Trainingsraum ist, hat er ja de facto Pause. Gleiches gilt für alle sonstigen Maßnahmen, die sich heute so ausgedacht werden.


    Dabei sollte es man gerade diesen Schülern so unbequem wie nur möglich machen. Auf das ihnen ihr eigenes Verhalten irgendwann lästig wird. Also klassische Erziehung mit Nachsitzen und generell ganz unbequemen Terminen. Also nachsitzen abends ab 18 Uhr bis an die Grenze der Zulässigkeit (sie haben als Minderjährige Anspruch auf 12 Stunden Nachtruhe, als Volljährige 11 Stunden), also abends bis 19.30 Uhr, wenn am nächsten Morgen um 7.30 Uhr der Unterricht beginnt.
    Das hatte ich gerade gestern Abend wieder, weil ein Azubi zwei Tage zuvor meinte unserer Praktikantin blöd kommen zu müssen. Wobei "blöd" noch sehr zuvorkommend geschrieben ist, es war echt unterste Schublade. Als er seine Sprüche rausgehauen hatte, grinste er mich nur noch an und sagte: "Jetzt müssen sie mich ja rausschmeißen." Meine Antwort war nur noch: "Was? In Urlaub soll ich Dich dafür auch noch schicken? Nach 6 Stunden Berufsschultag gehst (aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen) doch eh nicht mehr in den Betrieb." Hab dann vor versammelter Klasse seinen Chef angerufen und gefragt, wann er am Donnerstag Feierabend hat und ihn gefragt, ob er damit einverstanden wäre, wenn sein Azubi nach Feierabend nochmal bei mir vorbei kommt. Am Abend gabs dann noch einen entsprechenden Arbeitsauftrag für ihn mit dem Hinweis: Du darfst so lange donnerstabends anrücken, bis das zur Zufriedenheit erledigt ist. Die übrigen Techniker in dem Raum haben dann noch etwas abgelästert welchen Vogel ich denn jetzt wieder zum Nachsitzen angeschleppt hätte...


    Nicht umsonst ist inzw. der überweigende Teil im Kollegium der Meinung, daß wir ganz dringend die generelle Wehrpflicht wieder einführen sollten und zwar wirklich für alle, also unabhängig von Geschlecht, etwaiger Tauglichkeit oder Staatsbürgerschaft. Da lernen sie ein geregeltes Leben kennen, ohne sich dem entziehen zu können.

  • Nicht umsonst ist inzw. der überweigende Teil im Kollegium der Meinung, daß wir ganz dringend die generelle Wehrpflicht wieder einführen sollten und zwar wirklich für alle, also unabhängig von Geschlecht, etwaiger Tauglichkeit oder Staatsbürgerschaft. Da lernen sie ein geregeltes Leben kennen, ohne sich dem entziehen zu können.

    ...und mit realen und schmerzhaften Konsequenzen bei Fehlverhalten. :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • ...
    Wobei ich mich schon frage, ob Trainingsräume, Termine beim Sozialarbeiter, runde Tische und was auch immer nicht evtl. doch kontraproduktiv sind. ...

    Ich behaupte, es kommt auf das Problem an. Trainingsräume haben den Vorteil, dass man jemanden zügig los wird. Außerdem macht es keinen Spaß im Extrazimmer sein Fehlverhalten zu analysieren, das wird in der Regel nur selten ausgereizt...


    Termine beim Sozialarbeiter sind natürlich nicht in der Unterrichtszeit.


    Unter rundem Tisch verstehe ich ein Zusammentreffen mit mind. SL und Eltern. Ob dort Tacheles im Sinne von "Ihr Kind bekommt eine Ordnungsmaßnahme" oder " Was können wir für XY tun?" oder "XY braucht dringend einen Psychiatrieplatz, was ist in der Sache passiert?" gesprochen wird kommt auf den Fall an. Manchmal braucht's rigoroses Durchgreifen, manchmal lösungsorientiertes Gespräch.


    Meine SL versteht den Unterschied aber auch nicht und greift nur mit klassischen Erziehungsmitteln durch, wenn sie selbst betroffen ist. Wenn Kollegen unter aller Sau behandelt werden, fragt sie die Schüler, wie es ihnen denn jetzt gehe und bestärkt die Eltern, dass das Verhalten von Kollege X auf jeden Fall hinterfragt gehöre :uebel: . Dass das fatal ist, da stimme ich dir zu.

  • Nicht umsonst ist inzw. der überweigende Teil im Kollegium der Meinung, daß wir ganz dringend die generelle Wehrpflicht wieder einführen sollten und zwar wirklich für alle, also unabhängig von Geschlecht, etwaiger Tauglichkeit oder Staatsbürgerschaft. Da lernen sie ein geregeltes Leben kennen, ohne sich dem entziehen zu können.

    Dann bin ich aber für die Wehrpflicht inkl. Zivildienst ab 12 Jahren, damit wir Lehrer auch was davon haben.

  • Ein Zitat aus dem Artikel: "In der kommenden Woche ist laut Landesschulamt eine "systemische Fortbildung" für die Lehrkräfte der Grundschule Hessen durch Mitarbeiter der Förderschule für Ausgleichsklassen in Wasserleben geplant."


    Danach wird es bestimmt besser laufen...

  • Nachhaltig scheinen diese Maßnahmen aber nicht zu sein, wenn ich erlebe, dass die Kids die zu uns aus der Grundschule an die Sek. I kommen immer schwieriger werden. Was läuft da falsch? Diese ganzen Aktionen, die du beschreibst (Sozialarbeiter, Streitschlichter, Trainingsraum uvm.) setzen wir ja an unserer Schule fort. Und auch bei uns sind die Erfolge kaum sichtbar.

    Wenn bei uns Schüler eingeschult werden, dann haben wir in den letzten Jahren vermehrt ganz schön viel zu tun, diese an grundlegende Verhaltensweisen zu gewöhnen, obwohl im Kindergarten diesbezüglich auch schon etwas passiert ist.


    Aber, was ich so beobachte, kann man bei vielen Schülern im Lauf der 4 Schuljahre eine Verbesserung des Verhaltens durch obige Maßnahmen erwirken. Nicht bei allen, denn manches wird durch die beginnende (Vor)pubertät während des 4. Schuljahres wieder schlimmer. Das kommt auch drauf an, in wie weit die Erziehung zuhause läuft.


    Wir haben bei schwierigen Grundschülern (nicht bei allen) häufig den Fall, dass viele Eltern das Verhalten ihrer Kinder "verniedlichen". Da werden Entgleisungen eher entschuldigt. Das war auch schon im Kindergarten zu beobachten. Mir hat vor Jahren eine Erzieherin berichtet, dass doch Eltern (natürlich ein Anteil) beratungsresistent seien, sie nehmen Empfehlungen nicht an und lassen Dinge durch (z.B. bei Bring- und Abholszenen), wo man nur den Kopf schütteln kann.


    So im Lauf des 3. Schuljahres ändert sich so langsam bei Eltern die Meinung, wenn sie merken, dass sie selbst zuhause nicht mehr mit den Kindern klarkommen und das eben nicht mehr mit dem unbedarften Kleinkind/kleinem Schulkind entschuldigt werden kann. Da ist es dann entscheidend, wie Eltern ihren Erziehungsstil ändern können, damit ihnen später nicht die Kinder auf dem Kopf herumtanzen.


    Doch zurück zu den kritisierten Maßnahmen: Sollen wir einfach alles laufen lassen?
    Man macht das, was man denkt, was am effektivsten ist. Das können sowohl pädagogische Maßnahmen als auch offizielle Ordnungsmaßnahmen (bis hin zum zeitweiligen Schulausschluss) sein.
    Nebenbei: Bei uns erfährt auch der Trainingsraum eine Steigerung. Nach dreimal gibt es weitere Konsequenzen.


    Laufen lassen wäre die schlechteste Alternative. Bei nicht wenigen Grundschülern sind pädagogische Maßnahmen besser, weil man sich hier eher eine positive Beziehung mit den Schülern erhalten kann und sie dann mehr bereit sind, ihr Verhalten zu ändern.

  • Mir ist gerade dieser Artikel aufgefallen und würde den gerne mit euch teilen:


    https://www.mdr.de/sachsen-anh…hule-hessen-harz-100.html


    Was ist eure Meinung dazu? Kennt ihr das (in so extremer Form) an der Grundschule?
    Streits und auch körperliche Gewalt, Schlägereien etc. kommen natürlich vor, hab das auch schon 1000x in Praktika erlebt, aber solche Situationen haben sich immer schnell durch entsprechende Sanktionen und Sensibilisierung geklärt. Das es immer gewisse Kinder gibt, die öfters auffallen, ist leider so, aber nicht soweit, dass unterrichten unmöglich wird :angst:
    "Die Lehrer haben keine Handhabe" - den Satz aus dem Video finde ich schon hart. Ist das denn wirklich so, dass man bei, anscheinend so extremen, Störungen nichts tun kann? V.a. wie können die Eltern zur Verantwortung gezogen werden? Schließlich obliegt ihnen ja das Recht auf Erziehung (ein Recht, das für diese anscheinend eher eine lästige Pflicht ist)


    Hier habe ich eben etwas Ähnliches aus MeVo verlinkt (S. 2, 25.02.2018, gegen 21.50 Uhr). Eltern billigen Verhalten des Kindes, weil die Lehrer ihn eben nicht leiden können. Ich bin es leid!

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • In der Grundschule kann man nicht suspendieren. Selbst ein paar Tage Schulverbot sind eigentlich nicht vorgesehen und trauen sich nur taffe und erfahrene Schulleiter. Versetzung des Schülers an eine andere Schule (auch nur ein paar Tage), nur mit Einverständnis der Eltern...

  • In der Grundschule kann man nicht suspendieren. Selbst ein paar Tage Schulverbot sind eigentlich nicht vorgesehen und trauen sich nur taffe und erfahrene Schulleiter. Versetzung des Schülers an eine andere Schule (auch nur ein paar Tage), nur mit Einverständnis der Eltern...

    Das ist bei uns anders. Die Ordnungsmaßnahmen regelt das Schulgesetz und das gilt für alle Schularten.

  • Jo, in Brandenburg kann es ebenfalls zum Ausschluss vom Unterricht und von Veranstaltungen kommen. Sonst hat man ja null Handlungsraum bei solch gravierenden Vorfällen.

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