Eltern billigen Verhalten des Kindes, weil die Lehrer ihn eben nicht leiden können. Ich bin es leid!

  • Welche Möglichkeiten, außer weiterhin konsequent Ordnungsmaßnahmen durchzuziehen (wir reden hier von JEDER Stunde im Fachunterricht Klasse 5) hat man denn noch, wenn die Eltern das Verhalten so billigen?


    Die verstehen nicht, dass wir von 8- 13 Uhr unseren Job machen und den möglichst störungsfrei.


    Ich habe es einfach satt, mir permanent von einem Kind dumm kommen zu lassen, dass das Kind sämtliche Stunden sprengt, einfach weil es nur laut irgendwelchen Mist reinruft und andere bewirft mit allem, was er hat. Der bekommt derzeit eine Suspendierung nach der anderen, aber das kann es doch nicht sein!?


    Gründe für das Verhalten sind klar - Aufmerksamkeit erreichen. Interessiert mich aber schlichtweg nicht mehr.


    Der Sozialarbeiter ist nie greifbar (akut sowieso nicht und vorher auch nur "vielleicht" und die Schulleitung eröffnet bald einen eigenen Klassenraum für diese Kinder in ihrem Büro.)

  • 1. entferne das "bald" aus dem letzten Satz - also JEDEN Tag sobald der Zirkus los geht ab mit dem Störenfried zur SL, und soll da bleiben.
    2. JEDES Mal Überlastungsanzeige schreiben.
    3. der SL nahelegen, das JA (und die dann den psychologischen Dienst) zu informieren, da hier Kindeswohlgefährdung vorliegen dürfte, sonst wäre da nicht solche Aufmerksamkeitsheischerei an der Tagesordnung. Wenn durch Werferei andere Kinder oder du sogar verletzt werden könnten, ggf. Polizei.
    4. "Nein" und "aber" seitens SL oder Eltern einfach ignorieren.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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    • Offizieller Beitrag

    Hier würde ich aus eigener (erfolgreicher) Erfahrung ein konsequentes und letztlich rigoroses Vorgehen befürworten, wenn alles andere nicht wirkt.
    Wichtig ist, dass die Vorfälle protokolliert werden, um so auch im Falle eines Widerspruchs lückenlos dokumentieren zu können, was an Maßnahmen vorher gelaufen ist und dass die Vorwürfe der Eltern aus der Luft gegriffen sind.

  • ... Und lass dich von einem "Sie können mein Kind doch einfach nicht leiden, oder?" nicht zu einem "Ja, inzwischen bin ich nur noch genervt von X, weil ich nichts im Unterricht machen kann ohne dass er durchdreht" oder ähnlichen Aussagen verleiten, die als Bestätigung der Anklage der Eltern verstanden werden können.
    Das klingt sicherlich profan und selbstverständlich, und ich traue dir absolut zu, dass du da professionell bist. Aber da ich es in der Situation gut verstehen könnte, wenn es einem "im Eifer des Gefechts" doch mal rausrutscht spreche ich es doch einmal aus um dich zu sensibilisieren, damit man dir hinterher keinen Strick daraus drehen kann.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Wenn ich eins in meinen 15 Jahren Lehrertätigkeit gelernt habe, dann dass der Schlüssel zu pädagogischem Handeln Nervenstärke, Geduld und Konsequenz sind. Ein Lehrer aus der Bekanntschaft hat mal gesagt: "Man braucht so ein dickes Fell, dass man zur Not ohne Knochen drin stehen kann."

  • Elterngespräche führen: ohne Vorwurf aber sehr deutlich werden und unbedingt mit jemand gefühlsmäßig Unbeteiligtem zusammen, der dich unterstützt. Jugendamt ins Gespräch bringen. Fragen, was die Eltern bereit sind zu unternehmen, um dem Kind zu helfen. Beratungsstellen raussuchen. Bei Ansagen à la "erst seit er hier ist/nur weil Sie..." , mit dem Angebot kontern, dass Eltern natürlich das Recht haben, sich eine andere Schule zu suchen.
    Tenor in etwa: sparen Sie sich den Kampf mit uns. Wir wissen ganz genau, was läuft. Wenn Sie wollen, dass aus Ihrem Kind was wird, arbeiten Sie mit uns zusammen- sonst müssen wir leider zugucken, wie das Kind sich sein Leben verbaut.

  • Wir arbeiten in solchen Fällen auch auf dem Flur zusammen. Heißt: Kind dreht wieder durch (etc), ich sage dem Kind sachlich und ruhig, dass es jetzt nicht mehr in unserer Klasse bleibt und das Kind geht rüber in die andere Klasse. Dort arbeitet es den Rest des Tages. Nächster Morgen, neuer Versuch.


    Bloss nicht aufregen. Das ist es nicht wert.

  • Die Kinder gehen bei mir immer (wir haben ja nur bis Klasse 4). Wenn nicht schiebe ich sie raus. Mehr war bisher nicht nötig. Wenn sie in der KLasse durchdrehen, gehts ja auch nicht. Bei Eigen- und Fremdgefährung geht so einiges.


    Zur Schulleitung muss man die Kinder ja auch irgendwie kriegen.

    • Offizieller Beitrag

    Die Kinder gehen bei mir immer (wir haben ja nur bis Klasse 4). Wenn nicht schiebe ich sie raus. Mehr war bisher nicht nötig.

    Das hat wohl weniger mit dem Alter als mit dem Einzugsgebiet zu tun. Bei uns verweigern das bereits vereinzelt Erstklässler und manche - gerade der 3. und 4. Klassen - wissen auch schon, dass man sie nicht anfassen darf. Die krallen sich dann irgendwo fest, z.B. auf dem Stuhl oder auf dem Tisch oder im Türrahmen... Ohne Sozialarbeiter / Schulleitung ist man da aufgeschmissen.
    (Mein Eindruck aus bisherigen Threads ist, dass es bei der TE um ein ähnliches Einzugsgebiet geht - oder noch härter.)

  • wir reden hier von JEDER Stunde im Fachunterricht Klasse 5

    Bist du die Klassenleitung?


    Wie sieht es auch mit den schulischen Ordnungsmaßnahmen Schritt für Schritt über die Klassenleitung bis hin zum Schulausschluss?
    Bei uns würde es verschiedene Maßnahme geben in Zusammenarbeit, die sich nach und nach steigern, Trainingsraum, Verweise, verschärfter Verweis, runder Tisch mit Eltern und Schulleitung, Androhung von Schulausschluss, zeitweiliger Schulausschluss, auf der anderen Seite Angebot von Hilfen über die psychologische Schiene. Die Brisanz wird eher von Eltern erkannt, wenn sie zu einem runden Tisch mit Schulleitung, Klassenleitung, Sozialarbeit, Schulpsychologe usw. eingeladen werden.
    Wichtig: Alle Vorfälle mit Datum mitprotokollieren.


    Auf jeden Fall müsste man sich gemeinsam in der Klassenkonferenz überlegen, welche Maßnahme bei diesem Kind greift. Da müssen alle an einem Strang ziehen.


    Wenn das Kind auf der anderen Seite sich von der Klassenleitung (als Fachllehrerin wird es zu schwer sein) etwas sagen lässt, könnte man versuchen, mit ihm kleine überschaubare Ziele auszuarbeiten, nach dem Motto: "Ich schaff's". (lösungsorientiert) ähnlich nach Vorschlägen von diesem Buch: Ben Furmann: Ich schaff's
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  • Das hat wohl weniger mit dem Alter als mit dem Einzugsgebiet zu tun. Bei uns verweigern das bereits vereinzelt Erstklässler und manche - gerade der 3. und 4. Klassen - wissen auch schon, dass man sie nicht anfassen darf. Die krallen sich dann irgendwo fest, z.B. auf dem Stuhl oder auf dem Tisch oder im Türrahmen... Ohne Sozialarbeiter / Schulleitung ist man da aufgeschmissen.(Mein Eindruck aus bisherigen Threads ist, dass es bei der TE um ein ähnliches Einzugsgebiet geht - oder noch härter.)

    Wenn es soweit kommt, dass Schüler sich irgendwo festkrallen, ist es ja im Grunde schon zu spät. Soweit darf es erst gar nicht kommen. Ist manchmal leichter gesagt, als getan.
    Fest steht, dass man in Teufels Küche kommen kann, wenn man Kinder "rausschleift" oder sonstwie anfasst. Die Kinder und Eltern kennen da ihre Rechte meistens sehr genau.
    Sollte in dem Moment Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegen, ist das natürlich was anderes, da muss ich als Lehrer eingreifen.


    Wenn das Kind einfach "nur" den Unterricht stört und die Klasse verlassen soll, es aber nicht tut, zähle ich ihm zunächst die Konsequenzen auf und gebe ihm 2 Min. Zeit zu überlegen, ob es das Theater jetzt wert ist. Ansonsten gehe ich in die Nachbarklasse und bitte eine Kollegin, mitzukommen und mit dem Kind zu sprechen. Geht das Kind immer noch nicht freiweillig würde ich den SL dazu holen, der ist meistens aber nicht verfügbar. Also rufe ich die Eltern an, schildere die Situation und erkläre, dass kein Unterricht mehr möglich ist. Das Kind muss sofort von den Eltern abgeholt werden. Sollte das aus div. Gründen nicht möglich sein oder die Eltern wollen nicht, haben sie durchs Telefon dafür zu sorgen, dass das Kind jetzt augenblicklich freiwillig die Klasse verlässt. Das hat bisher immer funktioniert. Zum nächst möglichen Zeitpunkt findet dann ein Elterngespräch statt, wo die Pflichten der Eltern und das Verhalten des Kindes ganz energisch besprochen werden, mit Hinweis auf spätere Ordnungsmaßnahmen bei andauerdem Verhalten etc. Das zieht durchaus auch in schwierigen Familien.

  • Ansonsten gehe ich in die Nachbarklasse und bitte eine Kollegin, mitzukommen und mit dem Kind zu sprechen. Geht das Kind immer noch nicht freiweillig würde ich den SL dazu holen, der ist meistens aber nicht verfügbar. Also rufe ich die Eltern an, schildere die Situation und erkläre, dass kein Unterricht mehr möglich ist. Das Kind muss sofort von den Eltern abgeholt werden.

    Grundsätzlich logisch und richtig. Trotzdem würde mich interessieren, was mit dem Rest der Klasse ist, während du in der Nachbarklasse bist oder telefonierst? Oder auch: was ist mit der Nachbarklasse, wenn die Kollegin mit zu dir kommt?
    Ich kenne das ja auch alles aus meiner ehemaligen Schule. Da hatte ich auch immer mindestens ein Kind in der Klasse, dass massiv störte und sich weigerte zu gehen. Gleichzeitig war es aber auch nicht möglich die Klasse auch nur kurz allein zu lassen, weil die dann auch über Tische und Bänke gingen. Gruselig auch die Situation, als ich ein Kind selbst zum Rektor bringen wollte, mit dem Kind an meiner Seite schnell in der Nachbarklasse fragte, ob sie kurz ein Ohr/Auge auf meine Klasse haben kann und das Kind genau in diesem Augenblick in meine Klasse zurückrannte und auf ein anderes Kind losging...

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es soweit kommt, dass Schüler sich irgendwo festkrallen, ist es ja im Grunde schon zu spät....

    festkrallen: Ich bezog mich auf Anjas "schiebe ich sie raus". So einfach ist das nicht.
    Auch deine anderen Vorschläge setzen eben liebe Nachbarklassen, eine realistische Telefonmöglichkeit und das Telefon abnehmende Eltern voraus.

  • Ich lese eure Antworten und möchte weinen. Denn jeder einzelne Punkt bis auf Überlastungsanzeige wird gemacht.
    Ich würde gerne so viel schreiben, aber dann würde das Ganze sicher nicht mehr anonym.


    - JA ist eingeschaltet, macht aber nichts, weil Großstadt und solange wie Kind nicht verprügelt wird ist alles ok
    - Krisenteam des JA: "Beraten kurz, rufen in 30 Minuten zurück!" - 8h später kein Rückruf
    - Ordnungsmaßnahmen laufen. Eltern wollen erneute Umsetzung (erste Umsetzung war von der alten SL auf Antrag genehmigt worden in die jetzige Klasse) aber es käme nur meine Klasse infrage (bin bei dem Schüler nur FL). Will ich nicht, weil es am Problem/Ursache nichts ändert.
    - WENN SIE MICH ANFASSEN MACH ICH ANZEIGE!
    - Kind geht nicht aus dem Unterricht
    - Eltern getrennt, reden mittlerweile wieder miteinander
    - Mutter hat Krankheitsbild, dass beinhaltet, dass das Kind zuerst heiß und innig geliebt und von jetzt auf gleich fallen gelassen wird
    - Kind durch Mutter vermutlich traumatisiert durch nächtlichen Rausschmiss (leider während der Ferienzeit, d.h. wir konnten nicht reagieren mit Kinderschutzmeldung)
    - Vater geistig selbst Kind und vermittelt Sohn, dass die Schule ihm gar nichts kann
    - Polizei sagt, sie können das Kind nicht mitnehmen, wenn sie die Erziehungsberechtigten nicht erreichen, da sie es diesen sofort zuführen müssen - Vater allerdings meist erreichbar, aber wenn es keine Garantie gibt, macht man sich durchaus zum Affen
    - Rest der Klasse ist mittlerweile sehr ruhig, wenn er spinnt, aber die haben auch die Schnauze voll, obwohl sie eher weniger Fans von Schule sind

  • Ich fürchte, niemand kann dir hier mit Tips helfen, da du schon alles lehrermögliche tust


    Ich würde versuchen, am JA dranzubleiben. Macht denen die Hölle heiß, wendet euch an den Vorgesetzten, ruft an... Das Kind müsste in eine Psychiatrie, es ist so nicht beschulbar.


    Vielleicht kann jemand den Jungen mal beiseite nehmen und ihm erklären, wo er sich im Notfall hinwenden kann (euren Kinder- und Jugendnotdienst z.B.).
    Und in Ruhe besprechen, wie es im Unterrichtsalltag laufen soll (z.B. gemeinsam ausmachen, wo er im Stressfall hingehen will und kann). Ich fürchte, ihr könnt ihn in diesem Zustand nicht mit "Strenge" zu irgendwas zwingen.

  • Grundsätzlich logisch und richtig. Trotzdem würde mich interessieren, was mit dem Rest der Klasse ist, während du in der Nachbarklasse bist oder telefonierst? Oder auch: was ist mit der Nachbarklasse, wenn die Kollegin mit zu dir kommt?(...)


    Das kommt auf die Situation an. Wenn ich weiß, dass ich Kinder in der Klasse habe, die sofort aufeinander los gehen, gerade dann, wenn es eine aufgeheizte Atmosphäre ist, schicke ich ein zuverlässiges Kind los, um eine Kollegin oder den SL zu holen. Dann würde ich die Klasse auch lieber nicht allein lassen. Allerdings ist es im Schulalltag unmöglich, Kinder rund um die Uhr im Auge zu haben. Aber du hast recht, in solch einer Situation ist es besser, als Aufsicht in der Klasse zu bleiben.
    Wenn die Nachbarklasse auch so eine Klasse ist, die man nicht alleine lassen kann, dann bleibt die Kollegin eben dort und ich rufe direkt an. Handy habe ich immer dabei.


    @ Conni: Wenn die Eltern nicht ans Telefon gehen, auch unter den Notfallnummern nicht, schaue ich, ob ich mit dem Rest der Klasse den Raum verlassen kann. Klappt auch nicht immer. Wenns so extrem ist, dass das Kind sehr aggressiv wird etc., also extrem fremdgefährdend, dann rufen wir die Polizei an. Kam erst einmal vor.

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