Kulturkampf im Klassenzimmer

  • https://www.focus.de/familie/s…forderung_id_8496582.html


    Aus dem Artikel: "Ich habe mich an vielen Nachmittagen mit Kindern und Jugendlichen verabredet und außerhalb des Unterrichts Musik oder Sport mit ihnen gemacht", berichtet Spenlen. "Das sind Türöffner zu den Kindern." Ideal wäre aus seiner Sicht, den Lehrern solches Engagement nicht als Ehrenamt abzuverlangen, sondern ein Stück der Unterrichtsverpflichtung als Freiraum zu definieren."


    Klingt für mich nach Lehrer als Sozialarbeiter. Kann man mögen, muss man aber nicht mögen, oder?

  • Ich lasse mir kein "Ehrenamt" abverlangen und bin strikt gegen sogenanntes "Engagement" (unbezahlte Überstunden).


    Wer meint, Elend ausgerechnet dadurch zu mildern, dass man Unterprivilegiterte fit macht für unsere Konkurrenzgesellschaft mit ihrem immanenten Elend, der irrt sich.

  • Wenn Schüler (egal welchen Glaubens oder Geschlechts) mich als Lehrerin nicht akzeptieren, dann haben sie mit entsprechenden pädagogischen oder - später, bzw. je nach Verhalten - Ordnungsmaßnahmen zu rechnen. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, mit den Schülern ein Hobby zu pflegen um sie zu überzeugen, dass ich eine nette Person bin und sie mich doch bitte akzeptieren sollen. Dass ich mich für meine Schüler interessiere merken diese auch im "normalen" Unterricht, dazu braucht es keine gemeinsame Band und keine Lehrer-Schüler-Fußballmannschaft.


    Dass solche "netten" Aktivitäten nochmal eine andere Beziehungsebene öffnen, sehe ich durchaus ein. Aber diese den Lehrern aufzuzwingen indem man sie als Teil des Deputats vorschreibt halte ich nicht für zielführend. Sie zu ermöglichen (z.B. indem AGs voll aufs Deputat angerechnet werden statt wie bei uns z.B. mit 50%), halte ich wiederum für sehr sinnvoll.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • " Ideal wäre aus seiner Sicht, den Lehrern solches Engagement nicht als Ehrenamt abzuverlangen, sondern ein Stück der Unterrichtsverpflichtung als Freiraum zu definieren."

    Das Problem ist doch aktuell, dass es qualifiziertes Personal, dass diese Arbeit mit Kindern und Jugendlichen am Nachmittag für die gebotenen finanziellen Peanuts machen will, überhaupt nicht gibt! Es ist wieder eine typische (verdeckte) Forderung nach unbezahlter Mehrarbeit für die Lehrkräfte...


    Gruß !

  • https://www.focus.de/familie/s…forderung_id_8496582.html


    Aus dem Artikel: "Ich habe mich an vielen Nachmittagen mit Kindern und Jugendlichen verabredet und außerhalb des Unterrichts Musik oder Sport mit ihnen gemacht", berichtet Spenlen. "Das sind Türöffner zu den Kindern." Ideal wäre aus seiner Sicht, den Lehrern solches Engagement nicht als Ehrenamt abzuverlangen, sondern ein Stück der Unterrichtsverpflichtung als Freiraum zu definieren."


    Klingt für mich nach Lehrer als Sozialarbeiter. Kann man mögen, muss man aber nicht mögen, oder?


    Ha, da hat ja mal wieder jemand einen Artikel verlinkt.


    Ich war's nicht. ;)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Ha, da hat ja mal wieder jemand einen Artikel verlinkt.


    Ich war's nicht. ;)

    Dafür steckt dein Kommentar wieder mal voller tiefgründiger Gedanken und praller Lebenserfahrung! Der Austausch, den man sich unter KollegInnen eben so wünscht.

  • https://www.focus.de/familie/s…forderung_id_8496582.html


    Aus dem Artikel: "Ich habe mich an vielen Nachmittagen mit Kindern und Jugendlichen verabredet und außerhalb des Unterrichts Musik oder Sport mit ihnen gemacht", berichtet Spenlen. "Das sind Türöffner zu den Kindern." Ideal wäre aus seiner Sicht, den Lehrern solches Engagement nicht als Ehrenamt abzuverlangen, sondern ein Stück der Unterrichtsverpflichtung als Freiraum zu definieren."


    Klingt für mich nach Lehrer als Sozialarbeiter. Kann man mögen, muss man aber nicht mögen, oder?


    Ich las das heute schon bei n4t, da hatte ich aber keine Lust zum Diskutieren. :)


    Es war genau auch diese Textstelle, die mir auffiel. Ich denke, außerunterrichtliches Engagement gehört bereits (!) zum Lehrerberuf. Ich denke da an Ausflüge, Wandertage, Unterrichtsgänge, aber auch Projekte jeglicher Art, bei den sich Lehrer und Schüler mal anders "begegnen" und wahrnehmen als im klassischen Unterricht. Das macht der eine mehr, der andere weniger.


    Sich jetzt zusätzlich noch privat am Nachmittag mit Schülern zu verabreden, halte ich für grenzwertig. Ich traf mal Kinder meiner Schule am Eisstand, als ich mir dort ein Eis kaufte, und spendierte ihnen auch eins. Hinterher hatte ich doch Sorge, ob es irgendwelche Beschwerden geben würde. Heutzutage kann man ja mit alledem nicht mehr so unbefangen umgehen wie früher. Vielleicht darf ein Kind kein Eis essen; vielleicht wird es mir als "Anmache" ausgelegt (oder geargwöhnt) ...


    Als ich in einer ersten Stunde in einer Klasse die Kinder bat, sich mir vorzustellen und Stichpunkte an die Tafel schrieb, was das beinhalten könnte (darunter auch Wohnort), bekam ich später von Elternvertretern den Vorwurf, die Kinder aushorchen zu wollen. Mein Gott! Das ist Schule heute.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Oh, hier steht ja so viel gar nichts...
    ...obwohl das Thema sicherlich nicht uninteressant ist.


    Meine - natürlich subjektive - Meinung dazu ist, es muss schon bei den Eltern angefangen werden. Denn diese "Problemschüler" sind ja nur wegen falscher Erziehung so.
    Vielleicht brauchen wir ähnliche "Informationsvideos", wie sie zB die Niederlande für Leute haben, die immigrieren wollen. In so einem Film werden alle möglichen Dinge gezeigt, die diesen Leuten vielleicht nicht passen würden (von erfolgreich arbeitenden Frauen über homosexuelle Paare bis zum FKK-Strand), mit der Kernaussage "Das ist hier alles legal und zulässig. Wenn sie an irgendetwas davon Anstoß nehmen, sind die Niederlande wohl nichts für sie. Wenn sie dagegen vorgehen würden, sind sie der Straftäter und werden entsprechend behandelt."


    Also wäre es vornehmlich sinnvoll, den weiblichen Muslimen zu vermitteln, wie die zivilisierte Welt funktioniert, und wer für sie zu entscheiden hat (natürlich sie selbst). Und für die männlichen Muslime, die an dieser Mauer abprallen und meinen, sie können sich dagegen wehren, gibt es dannn Rückflugtickets.
    Hat auch schon in der Vergangenheit funktioniert, überliefert sogar schon aus dem alten Rom... wer f....n will, muss sich benehmen. Sorry für diesen vielleicht primitiven Satz, aber komplizierter sind diese "Problemschüler", auf die hier angespielt wird, nicht gestrickt.


    Positiver Nebeneffekt: Der gesellschaftsunfähige Anteil vermehrt sich nicht noch weiter (zumindest nicht hier), der Rest wird integriert.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Wieso werden denn nicht mehr SozialarbeiterInnen/Erlebnispädagogen/ErzieherInnen eingestellt?


    Wenn man mich dafür bezahlte, dass ich auch noch nachmittags für die SchülerInnen AGs anbiete- möglich, wenn ich Zeit hab. Stelle ich mir flächendeckend aber ganz schön teuer vor...


    Und dann ist auch die Frage: Wer kommt zu den Angeboten und was ist das Ziel? zum lustigen Herrn Müller mögen noch 5 oder 6 Fußballbegeisterte nachmittags erscheinen. Ob die dann deswegen bei Frau Meier brav vormittags Biologieunterricht mitmachen?


    Und was ist mit den anderen freiwilligen Flöten- und Töpfertreffen? Bei uns funktionieren nachmittags nur AGs die (Wahl-)Pflicht sind. Die, die man erreichen will, muss man schon zu ihrem Glück zwingen.


    Und damit wären wir wieder in der Ganztagsschuldebatte, mehr ist organisiertes Kicken mit Lehrern nach 14 Uhr ja nicht.

  • Wir hatten in der Tat bis vor Kurzem ein recht umfangreiches Angebot an sogenannten Freifächern - im Prinzip nichts anderes als Sport, Musik, Kunst ... ohne Noten, also wirklich ein reines Freizeitangebot bei voller Bezahlung der kursleitenden Lehrperson. Ich hab auch schon ein Freifach Chemie gegeben. Jede Woche 2 Stunden einfach nur so im Labor. War lustig. Leider ist sehr viel davon der letzten Sparrunde zum Opfer gefallen. Viele unsere Schüler kommen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Elternhaus, für die war das eine tolle Sache. War. Leider. Also ehrenamtlich würde ich dem Kanton schon auch gewaltig was husten, das kommt ja sowas von gar nicht in Frage.

  • Also ehrenamtlich würde ich dem Kanton schon auch gewaltig was husten, das kommt ja sowas von gar nicht in Frage.

    Leider kapieren hier in Deutschland viele Kolleginnen und Kollegen nicht, dass sich nie etwas ändert, wenn man es "wegen der strahlenden Kinderaugen" dann doch unbezahlt in seiner Freizeit macht...


    Gruß !

    • Offizieller Beitrag

    Da gehören in jedem Fall die Eltern mit ins Boot.


    Den Begriff Kulturkampf finde ich übrigens irreführend. Ich sehe die gegenwärtige Situation in Deutschland weder als "Clash of cultures" noch als Kulturkampf im Bismarck'schen Sinne.
    Wenn wir als Gesellschaft und als Staat nicht mehr Integrationsbereitschaft konsequent einfordern und teilweise zumindest in den Augen der muslimischen Migranten unsere Kultur nicht selbstbewusst vertreten, wie sollen sie diese dann als übernehmenswert erachten?


    Andererseits muss man irgendwann vermutlich wirklich sagen: Wer hier die Annehmlichkeiten genießen möchte, die Gründe dafür in Form von Werten und Sozialisation ablehnt, der darf gerne gehen.


  • Wenn wir als Gesellschaft und als Staat nicht mehr Integrationsbereitschaft konsequent einfordern und teilweise zumindest in den Augen der muslimischen Migranten unsere Kultur nicht selbstbewusst vertreten, wie sollen sie diese dann als übernehmenswert erachten?

    Welche Kultur? Wir haben doch keine: "Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat die Existenz einer spezifisch deutschen Kultur bestritten."
    Z.B. auf https://www.bayernkurier.de/in…87-keine-deutsche-kultur/

    • Offizieller Beitrag

    Mit "unserer Kultur" muss ja nicht eine spezifisch Deutsche gemeint sein. Es reicht schon die Schnittmenge der christlich-abendländischen Kultur, die man durchaus konkret definieren und gegenüber anderen Kulturen abgrenzen kann.
    Werte wie Gleichberechtigung, politische Teilhabe, Meinungsfreiheit, Freiheit des Andersdenkenden, Minderheitenschutz etc. sind in der Tat nicht primär oder originär deutsche Werte. Aber eben Teil der caK.
    Das Erlernen der Sprache, das Akzeptieren der Gebräuche und Sitten des Gastlandes, in dem man länger zu bleiben gedenkt, sind ja unabhängig von der nationalen Kulturausprägung der caK ein Muss. Es gibt Länder, die das rigoroser einfordern als Deutschland. Da haben wir in den letzten Jahrzehnten ganz klar gepennt.

    • Offizieller Beitrag

    Und wie könnte das aussehen?

    Ein negatives Frauenbild, die Verachtung für die christlich-abendländische Kultur und andere die Integration verhindernde Haltungen fallen nicht vom Himmel. Wer in seiner eigenen Kernfamilie im Patriarchat aufwächst, wird natürlich nur schwer andere Haltungen akzeptieren können, insbesondere dann, wenn sie die wenige Dominanz, die man in diesem klar umgrenzten Kreis noch zu genießen glaubt, zu zerstören droht.
    Die Eltern müssen hier eine grundsätzlich weltoffenere Haltung an den Tag legen und ihre Kinder zur Achtung vor der Kultur des Gastlandes erziehen. Gastfreundschaft ist in der muslimischen Welt ein hohes Gut - insbesondere auch im Umgang mit dem Gastgeber.
    Ferner: Wenn ich in ein säkularisiertes Land ziehe, von dem ich weiß oder wissen könnte, dass dort völlig andere Werte gelten - möglicherweise genau das, wogegen der heimische Imam predigt (Laster, Unzucht, weitere Sünden), dann muss ich akzeptieren, dass der Wohlstand und der Frieden, die Pluralität und die Rechtssicherheit des Gastlandes nicht trotz dieser sondern gerade wegen dieser Werte gewahrt werden. Rosinenpickerei geht dann nicht mehr.
    Ich muss mein Kind dazu ermuntern, Teil der Gesellschaft des Gastlandes werden zu wollen und zu können, ohne die eigene kulturelle Identität dabei vollständig aufzugeben bzw. ohne aus Angst davor, dies angeblich tun zu müssen, zu blockieren.
    Ich muss mein Kind von Hasspredigern fernhalten.
    Ich muss mein Kind am kompletten gesellschaftlichen Leben des Gastlandes teilnehmen lassen (das schließt auch Klassenfahrten und Schwimmunterricht für die Töchter mit ein.
    Ich muss akzeptieren, dass es für andere normal ist, voreheliche Beziehungen zu unterhalten und ebenso vorehelichen Sex zu haben.
    Ich kann nicht meinen Söhnen Erfahrungen mit den "ungläubigen Mädchen" gestatten, gleichzeitig aber meine Töchter zur Keuschheit bis zur Ehe zwingen. (Kein Klischee - erst neulich führte ich eine Diskussion mit einem männlichen muslimischen Schüler darüber...)

  • der was, @Bolzbold ?
    Es gibt kein "christliches" Abendland. Das hätten die "Christen" (wieviele davon sind überhaupt echt und interessieren sich dafür?) vielleicht gerne, aber sie sind ebenso "Zugereiste" wie die Muslime und wer auch immer.
    Formuliere es doch einfach mal eher als "Ein Land, in dem jeder sein eigenes Leben bestimmen darf und nicht durch irgendwelche religiösen Fanatiker darin eingeschränkt, geschweige denn belästigt werden darf".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • So ähnlich wie Miss Jones sehe ich das auch. Lassen wir beim Theme Integration doch die Religion mal außen vor. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass Religion heutzutage mit dem, was wir als Konsens in Sachen "Kultur" haben sollten, überhaupt nichts zu tun hat. Religion verhindert ein Zusammenleben verschiedener "Kulturen", sie wird nie verbinden. Und dafür sorgen nicht nur die Fanatiker, sondern auch diejenigen, die noch immer mittelalterliche Vorstellungen haben und meinen, diese hier "ganz normal" ausleben zu müssen. Und das sind nicht nur Muslime, obwohl diese hierzulande natürlich am meisten auffallen.
    Das "christliche Abendland" hat als Abgrenzungsbegriff doch wohl ausgedient (außer bei Pegida-Anhängern..), oder?
    Den "Ich muss-Sätzen" von Bolzbold stimme ich hingegen ohne Ausnahme zu.

    Religion, eine mittelalterliche Form der Unvernunft, wird, wenn sie mit modernen Waffen kombiniert wird, zu einer echten Gefahr unserer Freiheiten. (Salman Rushdie)

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