Woher kommt die Beliebhteit der Kombination "Deutsch/Geschichte"?

  • Bei bestimmten Themen eine kontroverse Diskussion zu verbieten und das u.a. mit "da gibt es eben nur die eine richtige Meinung" zu begründen, finde ich falsch.


    Wie sollen Schüler lernen selbst (!) zu beurteilen und zu bewerten ohne Kontroverse?

  • Bei bestimmten Themen eine kontroverse Diskussion zu verbieten und das u.a. mit "da gibt es eben nur die eine richtige Meinung" zu begründen, finde ich falsch.


    Wie sollen Schüler lernen selbst (!) zu beurteilen und zu bewerten ohne Kontroverse?

    Dann bin ich gespannt auf deinen Unterrichtsvorschlag. Was könnte das Ziel der Unterrichtseinheit zum NS sein? "Die Schüler entscheiden sich, wie sie Völkermord, Rassenhass, Euthanasie, Menschenversuche, Folter und Demokratieabbau finden"? Da geht's doch nicht um eine kontroverse Debatte. Man kann chronologisch Ereignisse analysieren, wer warum wie gehandelt hat, weiß ich nicht, ich bin kein Geschichtslehrer. Was jedenfalls nicht geht, ist in eine Debatte darüber zu treten, ob das Grundgesetz und die Menschenrechte in Frage zu stellen wären.


    Ich diskutiere doch auch nicht über die Vor- und Nachteile der Hexenverbrennung, ob wir zufrieden sind mit den Landesgrenzen der BRD oder ob wir wieder Sklaverei...?

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube nicht, dass es um solche Themen geht.
    Es könnte aber z.B. um positive Individualerfahrungen von Menschen gehen, die ihre Kindheit und Jugend in der NS-Zeit verbracht haben.


    Die Wiedereingliederung der ehemaligen NS-Funktionäre wäre ein interessantes Thema. Da kann man moralisch, juristisch und pragmatisch rangehen. DAS wären in der Tat Themen, über die man kontrovers diskutieren könnte.

  • Dann bin ich gespannt auf deinen Unterrichtsvorschlag. Was könnte das Ziel der Unterrichtseinheit zum NS sein? "Die Schüler entscheiden sich, wie sie Völkermord, Rassenhass, Euthanasie, Menschenversuche, Folter und Demokratieabbau finden"? Da geht's doch nicht um eine kontroverse Debatte. Man kann chronologisch Ereignisse analysieren, wer warum wie gehandelt hat, weiß ich nicht, ich bin kein Geschichtslehrer. Was jedenfalls nicht geht, ist in eine Debatte darüber zu treten, ob das Grundgesetz und die Menschenrechte in Frage zu stellen wären.
    Ich diskutiere doch auch nicht über die Vor- und Nachteile der Hexenverbrennung, ob wir zufrieden sind mit den Landesgrenzen der BRD oder ob wir wieder Sklaverei...?

    Warum nicht?
    Je provokanter/kontroverser die Leitfrage, desto höher die Schüler-Aktivierung.

  • Warum nicht?Je provokanter/kontroverser die Leitfrage, desto höher die Schüler-Aktivierung.

    Mit solch absoluten Aussagen wäre ich vorsichtig. Natürlich kann man provokante Leitfragen benutzen, um SuS zu aktivieren. Aber bestimmte Themen eigenen sich nun wirklich nicht zur Provokation - und manche SuS haben dafür auch ein Gespür.

  • Was jedenfalls nicht geht, ist in eine Debatte darüber zu treten, ob das Grundgesetz und die Menschenrechte in Frage zu stellen wären.

    Unser Arbeitgeber schreibt vor, die Schüler
    "zur Anerkennung der Wert- und Ordnungsvorstellungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erziehen, die im Einzelnen eine Auseinandersetzung mit ihnen nicht ausschließt, wobei jedoch die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie in Grundgesetz und Landesverfassung verankert, nicht in Frage gestellt werden darf,"


    "Auseinandersetzung" ja, "in Frage stellen" nein. Eine heiße Kiste!


    Ich persönlich bin ja der Auffassung, dass man grundsätzlich nicht anerkennen kann, was man nicht zuvor in Frage gestellt hat.

  • "Die Schüler entscheiden sich, wie sie Völkermord, Rassenhass, Euthanasie, Menschenversuche, Folter und Demokratieabbau finden"? Da geht's doch nicht um eine kontroverse Debatte.

    Doch, zum Thema "Menschenversuche" kann man sehr wohl kontroverse Debatten führen. Das schaffe ich sogar im Chemieunterricht ganz ohne Polemik. Was glaubst Du wohl, warum die letalen Dosen mancher Gifte für *den Menschen* so genau bekannt sind?



    Die Wiedereingliederung der ehemaligen NS-Funktionäre wäre ein interessantes Thema.

    Ist es auch. Wo stünde die deutsche Wirtschaft heute, hätte man die Nazi-Chemiker der BASF nicht auf ihren Posten belassen?

  • Mit solch absoluten Aussagen wäre ich vorsichtig. Natürlich kann man provokante Leitfragen benutzen, um SuS zu aktivieren. Aber bestimmte Themen eigenen sich nun wirklich nicht zur Provokation - und manche SuS haben dafür auch ein Gespür.

    Ja, man muss die Klasse schon gut genug kennen um ihren Nerv zu treffen.
    Im Idealfall hat man mindestens zwei forsche Schüler mit unterschiedlichen Meinungen, dann ergibt sich der Rest der Stunde quasi von selbst und Du musst nur moderieren.

  • Nur dass es bzgl. bestimmter Sachverhalte einfach keine zwei Meinungen geben "kann". Ich sehe es aber ähnlich wie Bolzbold: zu bestimmten Aspekten des NS kann man geteilter Meinung sein (Aufarbeitung, Wiedereingliederung, ...).

  • Nur dass es bzgl. bestimmter Sachverhalte einfach keine zwei Meinungen geben "kann".

    Da hast Du natürlich vollkommen Recht. Beim Thema "Menschenversuche" z. B. kann man sich aber auch mal Gedanken drüber machen, dass wir heute durchaus davon profitieren, was in der Vergangenheit gemacht wurde und wenn es noch so scheisse war. Ein Glück haben wir heute eine andere Vorstellung von Ethik und Moral. Auf der Ebene muss ich aber noch nicht mal argumentieren wenn ich das Gefühl habe, es könnte zu polemisch werden. Ich kann auch ganz nüchtern mit der heutigen Gesetzeslage argumentieren.

  • Wie meinst Du das?

    Mord, Vergewaltigung, etc. Da würde mir nicht einfallen, zur Provokation eine andere Meinung zu vertreten und ich würde dem in einer Klasse auch vehement gegenübertreten. Ok ... bei Mord könnte man über den Tyrannenmord reden ...

  • ...Beim Thema "Menschenversuche" z. B. kann man sich aber auch mal Gedanken drüber machen, dass wir heute durchaus davon profitieren, was in der Vergangenheit gemacht wurde und wenn es noch so scheisse war. Ein Glück haben wir heute eine andere Vorstellung von Ethik und Moral. Auf der Ebene muss ich aber noch nicht mal argumentieren wenn ich das Gefühl habe, es könnte zu polemisch werden.

    Verstehe ich nicht. Wir profitieren auch von Kinderarbeit in fernen Ländern- sollte man jetzt rumrätseln, ob das nicht doch ein bisschen okay ist? sind ja so schön billig, die Jeans und Smartphones.


    Und wer entscheidet darüber, wie du wann argumentierst? "dein Gefühl"? ist ein bisschen dürftig als Maxime für den Geschichts(-unterricht)

  • Zum Thema Vergewaltigung könnte man einfach mal die Rechtslage in Deutschland und Schweden gegenüberstellen.
    Zum Thema Menschenversuche könnte man Phase I Medikamentenstudien nehmen, ich erinnere mich da an eine die in Frankreich vor ein paar Jahren furchtbar schiefgegangen ist.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Zum Thema Vergewaltigung könnte man einfach mal die Rechtslage in Deutschland und Schweden gegenüberstellen.
    Zum Thema Menschenversuche könnte man Phase I Medikamentenstudien nehmen, ich erinnere mich da an eine die in Frankreich vor ein paar Jahren furchtbar schiefgegangen ist.

    okay, dann ist die Auseinandersetzung die, dass man zu der Frage kommt, warum welche Rechte heute hier gelten? Die ethischen Aspekte einzeln beleuchtet?


    Denn tatsächlich ist es z.B. heute noch erlaubt, Kinder bis zum 5. Monat abzutreiben, wenn man eine Behinderung feststellt. Euhanasie und so ?(

  • Mord, Vergewaltigung, etc. Da würde mir nicht einfallen, zur Provokation eine andere Meinung zu vertreten und ich würde dem in einer Klasse auch vehement gegenübertreten. Ok ... bei Mord könnte man über den Tyrannenmord reden ...

    Gutes Beispiel! Da merkt man doch schon, dass selbst bei Mord (!) die Sache womöglich nicht ganz so einfach liegt, wie es zunächst den Anschein hat und eine Diskussion darüber einen Erkenntnisgewinn bieten kann. Auch die bloße Nennung bisheriger eigener Motive und Argumente wäre meines Erachtens schon ein mögliches Lernziel.

  • @Krabappel Ich hab's am Gymnasium nicht mit kleinen Kindern und auch nicht mit Förderschülern zu tun, die nicht in der Lage sind zu differenzieren. Mit Deiner Art von Polemik gewinnst Du bei solchen Themen an einem Gymnasium eben keinen Blumentopf. Um nichts weiter als das geht es eigentlich seit drei Seiten oder so.

  • @Valerianus Weisst Du noch worum es da ging? In Phase 1 wird ja noch mit subwirksamen Dosen gearbeitet, da sollte eigentlich gar nichts schief gehen können...

  • okay, dann ist die Auseinandersetzung die, dass man zu der Frage kommt, warum welche Rechte heute hier gelten? Die ethischen Aspekte einzeln beleuchtet?
    Denn tatsächlich ist es z.B. heute noch erlaubt, Kinder bis zum 5. Monat abzutreiben, wenn man eine Behinderung feststellt. Euhanasie und so ?(

    Für Behinderte gibt es keine Schonfrist, sie können quasi bis zum errechneten Geburtstermin abgetrieben werden. (Stichwort "Spätabtreibung")


    "Tatsächlich kommen in Deutschland nur noch wenige Babys mit Trisomie 21 zur Welt - obwohl das Alter der Gebärenden und damit das Risiko für den Defekt gestiegen ist."
    (https://www.tagesspiegel.de/po…downsyndrom/20327436.html)


    Auch ein guter Vorschlag für eine NS-Einheit!

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