Woher kommt die Beliebhteit der Kombination "Deutsch/Geschichte"?

  • Hallo zusammen,


    schon oft habe ich mir obige Frage gestellt, vielleicht können ja ein paar der Kollegen hier mal ihre Meinung dazu äußern.
    Obige Kombination gilt ja als die mit den schlechtesten Einstellungschancen überhaupt, wird aber massenhaft studiert. OK, das ist die eine Sache, was mich aber interessiert ist: Warum?!


    Im Falle von Deutsch kann ich es ganz gut nachvollziehen, es ist in der Schule und auch im Studium ein recht beliebtes Fach. Weniger gut nachvollziehen kann ich es dann schon, was den Korrekturaufwand im Berufsleben angeht. Das ist aber auch nicht der Knackpunkt.


    Warum studieren so viele Leute Geschichte und wollen es dann unterrichten? Ich kenne Geschichte aus meiner Schulzeit als äußerst unbeliebtes Fach, welches nur von einigen wenigen überhaupt gemocht wurde. Die meisten empfanden es als ähnlich einschläfernd wie Physik. Und kaum geht es auf die Uni zu, wollen die Leute es plötzlich auf Lehramt studieren, und die Einstellungschancen sind dazu noch schlecht.


    Vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen, wieso die Leute das tun...

  • Mir ist nie aufgegangen, wie man an Physik was finden kann. Geschichte hingegen ist total geil, das versteht man aber erst, wenn man älter wird :victory:

  • @Krabappel, kannst du auch erklären, wieso 18-jährige das Studium beginnen?
    @Morse, die Lottofrage kann ich dir nicht beantworten ;)
    Das ist vielleicht mein Erstbeitrag, aber ich lese hier schon lange. Ich weiß, dass die Frage provokant ist, ich hatte aber gerade eben diese Diskussion erst gehabt bezüglich Geschichte, und dachte, ich poste das mal.

  • Ich glaube ich mache mich jetzt gerade bei Germanisten und Historikern extrem unbeliebt, aber...
    ...das sinde eben "die Laberfächer" (kannst für Geschichte ggf auch noch Politik oder SoWi substituieren), für die du (gefühlt) nix können musst. Die ideale Ausbildung also für zukünftige Taxifahrer. :lach:


    Aber nun mal ernsthaft... es sind tatsächlich die "häufigsten" Lehrämtler, die dann in puncto Stelle schauen müssen, was man ihnen übrig lässt. Ob die das einfach nicht wahrhaben wollen... keine Ahnung. Es ist aber offenbar das allgemeine Empfinden, diese Fächer seien sehr "einfach".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Warum studieren so viele Leute Geschichte und wollen es dann unterrichten? Ich kenne Geschichte aus meiner Schulzeit als äußerst unbeliebtes Fach, welches nur von einigen wenigen überhaupt gemocht wurde. Die meisten empfanden es als ähnlich einschläfernd wie Physik.

    Also ich fand Geschichte total spannend, Physik übrigens auch (habe beides im LK gemacht). ;)


    Wahrscheinlich ist es wie in jedem anderen Studienfach auch: Ein Teil studiert es aus Begeisterung für das Fach, ein anderer Teil hat falsche Vorstellungen bezüglich des Studiums des Fachs und studiert es deshalb ("da konnte ich in der Schule immer mit Auswendiglernen eine gute Note schaffen, das mache ich jetzt im Studium auch") bzw. falsche Vorstellung über den späteren Job, ein dritter Teil studiert es mangels besserer Alternativen als kleinsten gemeinsamen Nenner. Eventuell ist in Geschichte die Verteilung auf diese drei Personengruppen besonders ungünstig.

  • Aber nun mal ernsthaft... es sind tatsächlich die "häufigsten" Lehrämtler, die dann in puncto Stelle schauen müssen, was man ihnen übrig lässt. Ob die das einfach nicht wahrhaben wollen... keine Ahnung. Es ist aber offenbar das allgemeine Empfinden, diese Fächer seien sehr "einfach".

    Ja, und das ist es, was ich nicht wirklich verstehe. Es mag ja sein, dass man diese Lehrbefähigung vergleichweise "einfach" erhält, aber nur weil es leicht zu studieren ist, will man es auch 40 Jahre unterrichten? Sagen wir 35 abzüglich der Vertretungstätigkeiten, die sich da in der Regel anschließen.


    Ein unbeliebtes Schulfach wird also durch ein einfaches Studium beliebt und diese Leute wollen dann anderen Schülern das Fach vermitteln? Sehr seltsamer Ablauf.

  • Ich glaube ich mache mich jetzt gerade bei Germanisten und Historikern extrem unbeliebt, aber...
    ...das sinde eben "die Laberfächer" (kannst für Geschichte ggf auch noch Politik oder SoWi substituieren), für die du (gefühlt) nix können musst. Die ideale Ausbildung also für zukünftige Taxifahrer. :lach:


    Aber nun mal ernsthaft... es sind tatsächlich die "häufigsten" Lehrämtler, die dann in puncto Stelle schauen müssen, was man ihnen übrig lässt. Ob die das einfach nicht wahrhaben wollen... keine Ahnung. Es ist aber offenbar das allgemeine Empfinden, diese Fächer seien sehr "einfach".

    Sagte die Kunst- und Sportlehrerin :pfeif:


    Ach studiert doch alle auf Förderschullehramt, da hat man von allem was. Halt nur auf Kindergartenniveau aber immerhin quer durch die Bank :klatsch:

    • Offizieller Beitrag

    Leute, ganz ehrlich, müssen wir wieder diese sinnlose Diskussion über den fachlichen oder intellektuellen Anspruch der einzelnen Fächer führen? Das hatten wir vor einiger Zeit und es war fruchtlos.
    Über die Motive der Studierenden lässt sich sicherlich spekulieren - per se von "niederen Motiven" auszugehen empfinde ich als diskriminierend. Und wie ich anderenorts bereits schrieb scheint mir das eher ein letztlich doch wenig subtiler Versuch der Selbstprofilierung zu sein, wenn man als Vertreter der "höherwertigen Fächer" über die der "minderwertigen Fächer" herzieht.


    Es obliegt nebenbei jeder Lehrkraft, dafür zu sorgen, dass ihr Fach kein Laberfach ist/wird/bleibt.

  • Die Frage habe ich mir natürlich auch schon gestellt und ich habe für mich die Erklärung gefunden, dass neben der Tatsache, dass sich wohl schlichtweg viele Leute für diese Fächer inhaltlich interessieren, Deutsch und Geschichte als "leichte" oder sagen wir mal "machbare" Fächer gelten.
    Persönlich hätte ich mich unter allen möglichen Fächerkombinationen nicht für diese entschieden. Geschichte war nie so mein Fach, die Inhalte schienen zu lebensfern und meine Noten waren eher so lala. Erst im letzten Jahr der Sek II, als wir endlich im 20. Jahrhundert ankamen, empfand ich ein gewisses Interesse und meine Noten waren endlich richtig gut (zum Glück mussten nur die letzten 2 Noten ins Abitur eingebracht werden). Die Mitschüler, die sich für Geschichte als Prüfungsfach entschieden, beneidete ich angesichts des äußerst umfangreichen Prüfungsstoffes definitiv nicht. Deutsch war OK, aber auch hier bevorzugte ich dann doch die modernen Fremdsprachen. Aufsätze schreiben war nie so meine Stärke, Grammatik war OK, der Literaturunterricht "hit or miss"; außerdem war Deutsch an meiner Schule das Fach, das seitens der Lehrerschaft wohl am ernsten genommen wurde. Deswegen war ich anfangs eher nicht so begeistert, als ich Deutsch im Rahmen meines Studiums als Pflichtfach wählen musste (wahrscheinlich so wie es den meisten Grundschullehramtsstudenten meines Bundeslandes mit Mathematik geht ;) ), aber im Laufe des Studiums lernte ich es dann doch irgendwie zu schätzen...

  • Sagte die Kunst- und Sportlehrerin :pfeif:
    Ach studiert doch alle auf Förderschullehramt, da hat man von allem was. Halt nur auf Kindergartenniveau aber immerhin quer durch die Bank :klatsch:

    Hihihi, und siehst du, genau so was könnte ich zB nicht. Allerdings habe ich mir das auch vor dem Studium überlegt, also das "wem will ich was vermitteln" gepaart mit "womit bekomme ich einen sicheren Arbeitsplatz auf Zuruf". Und - es scheint immer noch so zu sein, zu meiner Studienzeit waren die Lehrämtler mit der Germanistik/Geschichte kombi wirklich zu großen Teilen Leute, die wohl meinten "och, ich studier mal Lehramt, ist lau, und Deutsch und Geschichte mach ich so nebenher...". Sicher gibt es auch welche, die genau diese Fächer toll finden, aber oft hatte ich da den Eindruck, das sind die, denen nichts besseres eingefallen ist (und die sich nie im Vorfeld Gedanken darüber gemacht habrn, ob die Fächer überhaupt gesucht werden).
    Auch in meiner eigenen Schulzeit kam mir das ähnlich vor - ich hatte genau einen Geschichtslehrer, der einen wirklich interessanten Unterricht präsentiert hat - leider nur ein Jahr lang, in der Quinta. Bei dem stand ich auf "sehr gut". Es machte Spaß, der Mann wusste für das Fach zu begeistern... dann wurde er leider pensioniert, und es gab als "Kontrast" eine Lehrerin (übrigens auch mit der Fächerkombi Deutsch/Geschichte tralala...), deren Unterricht einfach grottenlangweilig war, die kein Interesse hatte interessante Themen per Referat vorstellen zu lassen, etc... und prompt eierte ich in Geschichte zwischen befriedigend und ausreichend herum. Die danach kam war nicht wirklich besser... was dazu führte, Geschichte aus meinem Oberstufenplan zu werfen, wo es dann in der Oberprima als 2-Stunden Pflichtkurs (Videogucken in 2 siebten Stunden die Woche bei einem desinteressierten Geschichte/Erdkundelehrer) wieder reinfiel, und eben pauschal eine 3 wurde... was langweilt, damit will man sich nicht lange beschäftigen, also machen auch die SuS da nur "was eben sein muss".
    Vielleicht kommt das ja deshalb auch bei den potentiellen neuen Lehrkräften so rüber... ein paar Jahreszahlen vorlesen, Videos zeigen, Feierabend. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Die Frage habe ich mir natürlich auch schon gestellt und ich habe für mich die Erklärung gefunden, dass neben der Tatsache, dass sich wohl schlichtweg viele Leute für diese Fächer inhaltlich interessieren, Deutsch und Geschichte als "leichte" oder sagen wir mal "machbare" Fächer gelten.

    Moin,


    ich würde bei den Fächern mal andersrum an die Fragestellung heran gehen, nämlich: Wenn ich Germanistik studieren will, wo kann ich dann später damit unterkommen? Gleiches für Informatik: Wenn ich Informatik studieren will, wo kann ich dann später damit unterkommen? Der Unterschied in den Antworten dürfte für jeden hier deutlich sein.


    Ich denke, daß es gerade die in den Fachbereichen Deutsch und Geschichte so ist, daß es da viele gibt, die eigentlich nicht in den Schuldienst wollen sondern einfach die Fächer, also Germanistik, Archäologie, ... studieren wollen, dann aber feststellen, daß es außer dem Schuldienst kaum Möglichkeiten gibt damit später im Berufsleben irgendwo unterzukommen. Entsprechend gibt es sehr viele mit solchen Fächerkombinationen, die dann in den Schuldienst drängen und aufgrund des daraus resultierenden Überangebots es dann auch dort schwer haben.


    Ich muß da nur an die Chemiker an unserer Schule denken. Die haben alle den Dr.-Titel. Die wollten eigentlich auch nie in die Schule, haben dann aber irgendwann festgestellt, daß es in der freien Wirtschaft kaum Alternativne gibt, bei denen man unbefristet eingestellt wird.

  • Ich denke auch das es so ist wie die Vorschreiber es erwähnen. Deutsch und Geschichte wird eben als "machbar" definiert während andere Fächer wie z.B. Mathe, Physik etc. den Ruf haben sehr hart zu sein. Zudem ist der Schuldienst in vielen Studienfächern der wohl bestverdienste und sicherste Bereich :/


    In der Schule war es für mich kinderleicht in Fächern wie Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Religion, Englisch, Französisch eine 1-2 zu bekommen. Im Gegensatz zu Fächern wie Mathematik oder Physik. Ich hab mich immer gefragt wie die Mitschüler die eine sehr gut in Mathematik und/oder Physik hatten nicht in der Lage waren eine Erörterung zu schreiben oder in Englisch eine 3 zu bekommen. Ich denke das die Anzahl der Schüler die wie ich die gleichen Fächer "einfacher" fanden viel höher ist als die Schüler die "harte" Fächer einfacher fanden. Daher folgt denke ich auch das die Meisten sowas wie Deutsch/Geschichte machen. Wer studiert den schon was wo er als Schüler fast nur negative Erfahrungen gesammelt hat?


    Ich finde Mathematik und Physik eigentlich auch sehr interessant bin aber einfach nicht in der Lage dazu da hinterher zu kommen weil ich mich als Schüler eher auf die Note 1 in Fächern fokusiert habe die mir einfach fielen. Daher traue ich mich gar nicht sowas zu studieren.

  • Eigentlich könnte man Bolzbolds Beitrag Nr. 9 wirklich so stehen lassen, denn es ist müssig über den "Wert" von Schulfächern zu diskutieren und irgendwie hat bisher noch jede Fragestellung ähnlicher der des Threaderstellers früher oder später zu dieser Diskussion geführt. Nun, vielleicht schaffen wir es ja dieses mal, die Diskussion nicht dahingehend entgleisen zu lassen, man soll ja immer optimistisch bleiben. :_o_)


    Ich versuche jetzt mal meine persönlichen Erlebnisse mit Geisteswissenschaftlern vs. Naturwissenschaftlern (fast) ganz ab vom Schuldienst (ich habe ja auch nicht originär auf Lehramt studiert) zu schildern: Wir waren in meinem Studienjahrgang zu Beginn des 1. Semesters 78 Studenten. Etwa 25 davon haben auch ein Diplom gemacht und die haben dann mit einer Ausnahme auch alle promoviert. Der Rest ist überwiegend schon in den ersten beiden Semestern dahingeschieden. Also ja, es gibt auch in den Naturwissenschaften nen Haufen Leute, die mal anfangen zu studieren ohne einen Plan zu haben bzw. ohne wirklich geeignet zu sein. Gerade ein Fach mit so viel Laborzeit wie Chemie wird aber sehr schnell dermassen ätzend, wenn man es nicht wirklich kann, dass man sehr sehr fix wieder draussen ist.


    Bei den Geisteswissenschaftlern, die ich kennengelernt habe, war das anders. Irgendwie haben die es immer geschafft, sich im gefühlt 300. Anlauf durch alle Termine durchzuwursten und kamen dann nach 20 Semestern Studienzeit oder so ähnlich (ja, sowas war damals noch möglich ...) tatsächlich auch mal bei irgendeiner Art von Abschlussprüfung an. Die waren ganz sicher genauso unfähig und überfordert mit ihrem Fach, wie die dahingeschiedenen Chemiestudenten, es liegt aber glaube ich in der Natur der Sache, dass man eine Geisteswissenschaft irgendwie "aussitzen" kann. Das heisst aber eben nicht, dass diese Leute mit ihrem Studienabschluss jemals erfolgreich sein werden. Ich habe da einiges an gescheiterten Existenzen im Laufe der Jahre kennengelernt. Bezeichnend fand ich bei denen auch, dass keiner eigentlich jemals so richtig benennen konnte, was er denn nun eigentlich kann und in welchem Beruf er sich nach Abschluss des Studiums wohl sieht.


    Zusammengefasst würde ich also behaupten, es gibt hüben wie drüben gleich viele Pfeifen, in den Naturwissenschaften verschwinden sie nur schneller wieder. Für denjenigen, den es da trifft, ist ein schnelleres Dahinscheiden aber ziemlich vorteilhaft, so weiss er wenigstens gleich, dass er sich besser was anders suchen sollte.


    Jetzt mal im Kontext Schule: Geschichte ist bei uns ein sehr beliebtes Schulfach, Deutsch wird so ziemlich neutral gesehen. Laut irgendeiner blöden statistischen Erhebung sind Französisch und Chemie die unbeliebtesten Schulfächer der deutschsprachigen Schweiz, im Rest des Landes ist dann eben Französisch gegen Deutsch zu tauschen :_o_P Notenmässig sieht es eigentlich immer gleich aus: Den schlechtesten Schnitt haben die meisten Klassen in den Fächern Französisch und Mathe. Dabei habe ich einige Schüler, die zwar schlecht in Mathe sind, das aber eigentlich gar nicht mal ungern machen. Im Schnitt liegen meine Klassen etwa 0.3 - 0.5 Notenpunkte hinter Deutsch und Geschichte zurück, ich hab aber auch eine Klasse, die bei mir auf 4.6 stehen, in Deutsch und Geschichte jeweils nur auf 4.1. Ich habe insgesamt nicht den Eindruck, dass meine Phil-I-Kollegen anspruchslosen Laber-Unterricht geben. Wieso sollte das auch so sein?! Geschichte finde ich selbst sehr spannend und lasse gerne auch Naturwissenschaftsgeschichte in meinen Unterricht einfliessen. Einzig in den Fächern Geographie und Physik habe ich speziell bei uns an der Schule immer das Gefühl ... naaa ... der Schnitt ist jetzt aber eher unrealistisch hoch.



    Ich muß da nur an die Chemiker an unserer Schule denken. Die haben alle den Dr.-Titel. Die wollten eigentlich auch nie in die Schule, haben dann aber irgendwann festgestellt, daß es in der freien Wirtschaft kaum Alternativne gibt, bei denen man unbefristet eingestellt wird.

    Ach ja. Wie gut, dass ich in der Schweiz arbeite. Bei uns sind 5 von 6 promoviert. Nur einer der Promovierten ist aus der freien Wirtschaft, nachdem die Firma, bei der er angestellt war Konkurs gegangen ist, in den Schuldienst gewechselt. Der Rest ist aus freien Stücken und mit voller Begeisterung an die Schule gegangen. Jaja ... als ich zu uns an die Schule gekommen bin (ist noch nicht so lange her), hat man's dem einen schon noch angemerkt. Mittlerweile hat er mit der Sache aber seinen Frieden geschlossen und ist gerade ausgesprochen vergnügter Klassenlehrer. :_o_)

  • Was ich noch erwähnen wollte ist, das ich nicht verstehe wieso nicht ein (hoher) NC auf die Studiengänge Lehramt an Gymnasien und Lehramt an Realschulen erhoben wird besonders in nicht gefragten Fächerverbindungen wie z.B. Deutsch/Geschichte, wo man sich gut "durchwurschteln" kann wie Wollsocken80 es beschreibt?


    Als ich damals 2013 in Bayern Abitur gemacht habe, wurde vor Lehramt an Grundschulen gewarnt. Danach gab es einen NC auf den Studiengang Lehramt an Grundschulen und zack war die Sache geklärt. Der war nicht einmal so hoch. Ich glaube 2013 war er an meiner uni 2,5 oder 2,8. Verstehe echt nicht wieso man das nicht bei den anderen Lehrämtern machen kann statt das Referendariat durch NC zu begrenzen wie es der Ludwig ab 2019 vor hat.

  • Der Rest ist aus freien Stücken und mit voller Begeisterung an die Schule gegangen.

    Naja,


    bei uns lief das (egal ob in Chemie, Informatik oder sonstwo) so, daß die Leute irgendwann an der Uni ihren Dipl.-Ing. oder Master of Desaster in der Tasche hatten und nirgendwo untergekommen sind. Dann haben sie an der Uni als HiWis weitergemacht, da dann auch die Tutorien abgehalten (also schon Erwachsene unterrichtet) und mangels Alternativen irgendwann mit ihrer Dissertation fertig waren und den Dr.-Titel hatten. Damit kamen sie dann aber auch nirgendwo unter und machen so mit der Erwachsenenbildung bei uns weiter.


    Den Unterschied sieht man bei uns immer, wenn es darum geht: "Wer meldet sich freiwillig für die Abendschule?" Da sind wir, die wir außer/neben dem 2. StaEx noch andere Abschlüsse in der Tasche haben, alleine unterwegs. Man kennt die Erwachsenenbildung ja von der Uni.



    Zusammengefasst würde ich also behaupten, es gibt hüben wie drüben gleich viele Pfeifen, in den Naturwissenschaften verschwinden sie nur schneller wieder. Für denjenigen, den es da trifft, ist ein schnelleres Dahinscheiden aber ziemlich vorteilhaft, so weiss er wenigstens gleich, dass er sich besser was anders suchen sollte.

    Ich finde das frühe Ausscheiden auch besser. Wenn ich an mein Studium denke, sah es so aus, daß die Uni alle genommen hat, also egal ob Allgmeine oder Fachhochschulreife. Die haben dann aber auch in den ersten beiden Semestern selber richtig ausgesiebt. So fing das Studium im Wintersemester im Oktober an und die Hälfte der Studenten war nach Weihnachten schon wieder weg. Die haben gleich gesehen, daß es für sie nichts ist und haben nicht eine Klausur mitgeschrieben. Die Noten waren entsprechend auch bei den Anderen nicht die besten. Wenn ich da allein an die Klausur "Experimentalphysik für E-Techniker und Informatiker" denke, 200 Leute schreiben, 13 bestehen, davon 2x mit der Note 3,7 und 11x mit der Note 4,0. Der Rest war durchgefallen.
    Dafür wußten aber alle, also insb. auch die zukünftigen Arbeitgeber, daß eine Note 4,0 in den Fächern schon eine Qualitätsaussage ist und alles andere als ien Hinderungsgrund bei einer Bewerbung.


    Bei den reinen Physikern war es so extrem, daß da die Studenten, die das Grundstudium geschafft haben, schon an der Uni ihr eigenes Büro bekommen haben. Da kann man sich dann ausrechnen wie wenige das waren. Aber wie gesagt, so lange die Arbeitgeber wissen, daß die Note 4,0 schon eine Ansage ist, geht das alles.


    In den Erziehungswissenschaften, ich habe neben meinem Dipl. die noch belegt, um mir das Dipl.-Zeugnis 1:1 als 1. StaEx anerkennen lassen zu können, war es dann genau andersrum. Dort wurden einem die 1,x Noten geradezu hinterhergeschmissen und jeder wußte, daß man eine 1,0 benötigt, weil bereits die Note 1,3 bei Bewerbungen ein Ausschlußkrierium ist. Total verrückt!

  • Was ich noch erwähnen wollte ist, das ich nicht verstehe wieso nicht ein (hoher) NC auf die Studiengänge Lehramt an Gymnasien und Lehramt an Realschulen erhoben wird besonders in nicht gefragten Fächerverbindungen wie z.B. Deutsch/Geschichte, wo man sich gut "durchwurschteln" kann wie Wollsocken80 es beschreibt?

    Ich würde keinen NC haben wollen, weil da dann genau die Falschen ausgesucht werden. Schließlich sind die Noten der vorhergehenden Schulen nicht wirklich vergleichbar, zumal wir hier im Zweifelsfall sogar von Zehntelnoten sprechen, die als Ausschlußkrierium herhalten müssen.


    Da finde ich es wesentlich fairer, wie es bei mir damals an der Uni gemacht wurde. Die haben alle (Abitur, Fachhochschulreife, einschlägige Berufserfahrung, ...) genommen und selber gesiebt. Schließlich kann jemand, der schlecht in Sport war, trotzdem ein hervorragender Informatiker sein. Klar sind die Ausfallzahlen dann erschreckend, aber lieber so als auf die Abiturnoten zu bauen.
    Bei mir war es damals so, daß wir mit 1.600 Studenten angefangen sind im Oktober. Bereits zu Weihnachten war die Hälfte davon, also 800, wieder weg. Die haben also schon im 1. Semester geschmissen ohne auch nur eine Klausur mitgeschrieben zu haben. Fertig geworden sind wir schließlich mit 32.

  • - Lehrer wird immer mehr zum Frauenberuf.
    - Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit.
    - Frauen studieren häufiger Sprach-, Kultur- u. Sozialwissenschaften.


    Womöglich ergibt sich schon daraus eine gewisse "Beliebtheit".
    Ich frage mich: bekommen wirklich so viele Personen mit annehmbaren 2. Examen in D/G keine Stelle?
    Oder gibt es (pointiert gesagt) doppelt so viele Bewerberinnen wie Stellen, die sich diese Stellen aber quasi durch halbe Deputate eh teilen?

  • Was mich an dieser Herangehensweise stört (der ich im 1. Studiengang auch zum Opfer fiel), ist dass es für viele Studenten eine regelrechte Zeitverschwendung darstellt, wenn sie zum Studium zugelassen werden, sich Mühe geben und irgendwann im Studium rausfliegen. Die Zeit hätte man letztendlich auch besser verwenden können als für ein Studium, das man eh nicht erfolgreich beendet (z.B. gleich ein Studiengang, bei dem man voraussichtlich auch besteht).
    Dennoch müsstest du zwischen Informatik und Deutsch differenzieren. Wenn 1.600 Studenten Deutsch anfangen würden, würden 1.500 früher oder später auch das Studium erfolgreich abschließen können - also etwas mehr als 32. Daher würde es schon Sinn machen, wenn man angesichts der deutlich über dem Bedarf liegenden Absolventenzahlen, die Aufnahmeanzahl an Studenten für die Studiengänge H/R- und Gymnasiallehramt mit den Fächern Deutsch und Geschichte (ich würde auch noch Politik, Ethik und Erdkunde hinzufügen) deutlich stärker beschränken und dadurch den NC erhöhen würde. Diejenigen, deren Abiturnote zu schlecht ausfällt, können von Anfang an sich für eine Alternative entscheiden und hätten so wichtige Zeit gespart, und diejenigen, die ein sehr gutes Abitur und entsprechende Studiennoten haben, haben auch deutlich bessere Jobchancen im Nachhinein. Wäre für mich eine Win-Win-Situation.

  • Diejenigen, deren Abiturnote zu schlecht ausfällt, können von Anfang an sich für eine Alternative entscheiden und hätten so wichtige Zeit gespart

    Das mit der Zeit sehe ich genauso wie Du. Nur würde ich da eher auf Aufnahmeprüfungen an den Unis setzen, weil die dann auch genau auf die Anforderungen im Studium ausgerichtet sind. Das Abitur kann man ja auch mit ganz anderen Fächern sehr erfolgreich bestanden haben. Außerdem ist sowas meiner Meinung nach fairer, zumal die Abiturnoten eh nicht vergleichbar sind.

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