Meinungen zu und Erfahrungen mit den Lernstandserhebungen VERA

  • Hallo bald stehen sie ja wieder an: VERA Vergleichsarbeiten.


    Ich habe zu den Lernstandserhebungen ein paar Fragen:


    VORHER: 1. Welche Vorbereitungen sind zu treffen? Nutzt jemand die Infos auf den QuA-LiS NRW -Seiten?
    NACHHER: Sind die Ergebnisse/Rückmeldungen zu verstehen/ sinnvoll? Wie arbeitet bei euch die Fachkonferenz mit den Ergebnissen, gibt es das nachhaltige Konsequenzen in der Unterrichtsplanung oder verpufft das alles? Betriff Vera_8 Deutsch, aber Erfahrungen aus anderen Fächern halte ich auch für hilfreich. Danke.

  • Meine Erfahrungen beziehen sich auf Mathe, aber da würde ich sagen, dass das sinnvollste Vorgehen folgendermaßen ist.


    - Man informiert Schüler und Eltern darüber, dass es sich um eine zentrale Lernstandserhebung handelt, die extern gestellt wird, auf die an sich nicht vorbereiten kann und die nicht als Klassenarbeit gewertet werden darf und wird.
    - Man verschwendet keine Unterrichtszeit auf irgendwelche Vorbereitungen
    - Am Prüfungstermin schreibt man die Arbeit so wie vorgesehen und versucht ernst zu bleiben, in Anbetracht der teilweise lächerlichen Anweisungen, die man geben soll ("Jetzt alle gemeinsam die Seite umblättern...")
    - Nach dem Einsammeln transportiert man die Arbeit nach Hause und lagert sie sicher in der großen. grünen Plastiktonne, die die meisten vor dem Haus stehen haben.
    - Man setzt sich an den Computer, öffnet die dafür vorgesehene Webseite und verteilt zufällig die Zahlen 1 und 0 über die Eingabemaske, so dass ca. 60% der "1" vorkommt.
    - Abschicken, Rechner ausschalten und nie wieder drüber reden

    • Offizieller Beitrag

    Moebius, du solltest keine unsinnigen Tipps geben, die zu Problemen führen.


    Die "grüne Tonne" und das "Zufallsprinzip" wird spätestens dann ein Problem, wenn es zur stichprobenhaften Überprüfung kommt.


    kl. gr. frosch


    P.S.:

    • Eltern informieren
    • Nicht für üben (inhaltlich). Ggf. höchstens mal die Aufgabenart durchsprechen
    • Auswerten
    • Im Anschluss nach den Rückmeldungen schauen, wie die Ergebnisse sind. Kann man sich freuen? Gibt es Potential zur Verbesserung (was man zugegebenermaßen auch meistens so sieht. Aber man wird ab und zu schon betriebsblind.)
    • Nicht ärgern, wenn ein Großteil bei Stufe 3 liegt - Stufe 3 wäre (in Noten gesehen) noch in Ordnung.
    • Im Netz (ich habe den Link nicht parat) gibt es sinnvolle Förderaufgaben, die direkt den einzelnen Aufgabentypen zugeordnet sind und so alks Unterstützung bei schülerangepassten Fördermaßnahmen dienen. FInde ich gut.
  • Moebius, du solltest keine unsinnigen Tipps geben, die zu Problemen führen.

    Achtung - Premiere: Ich sehe den Beitrag vom Moebius als absolut gerechtfertigte satirische Äußerung.
    Das ist kein Tipp, Frosch.
    Das sind Erfahrungen, überspitzt auf den Punkt gebracht.


    Durch Wiegen wird die Sau nicht fett. Wer Vera ernst nimmt, ist selbst Schuld.

    • Offizieller Beitrag

    Das mag vielleicht richtig, ich habe aber andere Erfahrungen damit gemacht. Es kann auch ernst genommen werden.
    Sei es drum: - es wegzuwerfen ist aber ein schlechter Tipp und könnte ohne Smiley falsch verstanden werden.


    Kl.gr.Frosch

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe die schon mehrmals hinter mir und wie gerne ich die grüne Tonne nutzen möchte... Mache ich natürlich nicht, wir korrigieren einfach im Akkord mit 1-2 KollegInnen im Lehrerzimmer und nehmen das Ganze nicht so ernst. Schon alleine, weil wir uns nicht so ernst fühlen.
    Mit Deutsch habe ich verhältnismäßig neutrale Erfahrungen.
    Mit Französisch war das so der größte Witz überhaupt, dass ich die ganze Zeit den SchülerInnen sagen musste, dass wir es zwar gemeinsam durchziehen, es aber wirklich wirklich wirklich keine Rolle spielt. Das Niveau war viiiiiiel zu hoch, überhaupt nicht an irgendeinem Lehrplan nah, ... und SchülerInnen, die einfach so wild geblättert haben und ohne zuzuhören oder zu lesen, Sachen angekreuzt haben, hatten durchschnittliche Ergebnisse. Abgesehen davon war der Korrekturbogen voller Fehler (inhaltlich aber auch formal, wo man die Fehlerpunkte eintragen musste)
    Wir haben eine ganze Liste mit Rückmeldungen weitergeleitet. Im Jahr darauf hatte sich NICHTS geändert. War fast noch schlimmer und diesmal durften nicht nur frankophone Afrikaner reden, sondern auch Französisch lernende Russen mit sehr starkem, (auch für mich!!!) unverständlichen Akzent zu Wort kommen...
    Fazit: wir nehmen nicht mehr teil. (Ist ja in der 2. Fremdsprache freiwillig).

  • Unser Dezernent der BezReg fordert uns seit kurzerm zu einer detaillierten Rückmeldung darüber auf, wie wir uns die Ergebnisse erklären, welche Konsequenzen wir ziehen und wie die Wirksamkeit der Konsequenzen sichergestellt werden soll.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns gab es einen hochwichtigen Elterninformationsflyer auf Blancopapier.


    Für den Fall, dass über 70% den Mindeststandard nicht erreichen, bitte unbedingt ein bisschen Wein, Amaretto oder sowas bereithalten.
    Ich fand die Vera-Ergebnisse meiner Klasse nicht überraschend, aber deprimierend, das Elend nochmal so geballt zu betrachten.


    Fachkonferenz: Wir haben festgestellt, dass die leistungsschwachen Kinder über mehrere Klassen verteilt werden sollten, das aus sozialen Gründen aber wenig sinnvoll ist.
    Und dass wir mehr Rechtschreibung üben sollten. Da machen dann die paar Kinder mit guten Erfolgen mit, die es bei Vera gut konnten und vergrößern den Abstand zum Rest der Klasse.

  • Meine satirisch überspitzte Empfehlung beruht durchaus auf langjähriger Erfahrung und dem anfänglich echten Bemühen VERA ernst zu nehmen und möglichst produktiv zu nutzen. Es geht nicht (für Mathe).


    - Die VERA Aufgabenformate sind so zugespitzt, dass man sie auf "1" (=Richtig, es gibt eine Punkt) und "0" (=alles andere) reduzieren kann. Das ist aus Gründen des zentralisierten Auswerten vielleicht notwendig, im Unterricht und normalen Klassenarbeiten wollen wir (aus gutem Grund) genau davon weg. Gleichzeitig sind die einzelnen Punkte bei VERA dabei so simplifiziert, dass es schlicht nicht möglich ist daraus so etwas wie einen Lerneffekt mitzunehmen.


    - In Mathe gibt es immer etwa 35 Punkte. Davon sind ca. 15 so simpel, dass sie auch der größte Depp richtig beantworten kann (bei ca. 120 VERA Arbeiten hatte ich noch nie weniger als 12 Punkte), etwa 5 beziehen sich entweder auf Themen, die noch nicht dran waren (weil sich VERA auf den Stoff bis Ende Klasse 8 bezieht aber Mitte Klasse 8 geschrieben wird), oder sie sind extrem schwer. Dadurch spielt sich die gesamte Differenzierung trotz 35 BE nur in einer Bandbreite von 15 BE ab. Da gleichzeitig aber viele Multiple-Choice Fragen enthalten sind, bei denen man eine gewisse Chance besteht, dass man richtig rät, wird diese Differenzierung durch Zufallseffekte überdeckt.


    - Die Auswertung und Rückmeldung beschränkt sich auf Weisheiten der Marke "Die Schüler haben Schwierigkeiten mit dem Funktionsbegriff" - Trivialitäten, die jeder durchschnittliche hospitierende Lehramtsstudent nach der zweiten Stunde auch feststellen kann und bei denen man sich als Fachlehrer, der die Klasse mindestens Monate unterrichtet für dumm verkauft vorkommt.


    - Mein persönliches Highlight: vor 3 Jahren hatte ich das letzte Mal VERA 8. Damals habe ich noch ernsthaft korrigiert und die Ergebnisse eingegeben. Offenbar gab es danach aber einen Datenbankfehler oder irgendwer hat meine Daten überschrieben. Die Auswertung habe ich anschließend auf Basis der Daten erhalten, die so offenkundiger Unsinn waren, dass sie bei jedem noch so oberflächlichen Versuch die Daten zu verifizieren sofort hätten auffallen müssen. Meine Arbeit war also sowieso für die Tonne, in die ich die Klausuren besser gleich befördert hätte.


    Fazit:
    Man mag wohlmeinende Versuche unternehmen dem ganzen Gutes abzugewinnen, einen noch so geringen realen Wert für die schulische Arbeit haben die VERA Arbeiten (zumindest in meinem Fach) nicht.



    Schönes Wochenende,
    Moebius

  • Moebius: Hast du mal Statistik an der Universität belegt? Ungefähr alles was du da schreibst ist statistisch übler Unsinn. Die Lernstandserhebungen (genauso wie Aufgaben aus PISA, etc.) werden allesamt raschskaliert, wenn du da 15 Aufgaben hättest die alle können und 5 die niemand kann, wären diese nach der ersten Pilotierung raus aus dem Aufgabensatz (der mit deutlich mehr Aufgaben beginnt in der ersten Pilotphase) und Verzerrungen durch Zufallsantworten bei Multiple-Choice mitteln sich bei dem was die Lernstandserhebungen erheben sollen völlig raus. Sie sind für individuelle Schülerrückmeldung schlicht nicht gedacht, sondern sollen Rückmeldung über den Lernstand im Land, an Einzelschulen und im besten Fall noch in Klassen liefern.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Sie sind für individuelle Schülerrückmeldung schlicht nicht gedacht, sondern sollen Rückmeldung über den Lernstand im Land, an Einzelschulen und im besten Fall noch in Klassen liefern.

    Und was haben ich oder die Schüler dann davon?

  • Die Schüler haben davon gar nichts, weshalb in NRW z.B. auch geregelt ist, dass "Lernstandserhebungen ein Diagnoseinstrument [sind] und nicht als Klassenarbeit gewertet und nicht benotet [werden]." Die Individualrückmeldungen die es für die Schüler gibt sind eigentlich Unsinn, weil der Test nicht darauf ausgelegt ist (Multiple Choice zur Erfassung individueller Leistung geht schon, nur brauchst du dann keine 25 sondern 250 Aufgaben), aber ich gehe mal davon aus, dass die Eltern das sehr vehement verlangt haben und das Land nicht nein sagen wollte...
    Der Lehrer hat davon im besten Fall eine Bestätigung seiner bisherigen Leistungseinschätzung der Klasse im Vergleich zu anderen Klassen der Schule.
    Die Schule hat eine Einschätzung davon wie gut sie ihre Arbeit im Vergleich zu anderen Schulen des Landes (mit ähnlichen Voraussetzungen - in NRW wird nach Standortfaktoren unterschieden) macht.
    Das Land hat eine Rückmeldung wie die Schulen sich insgesamt und im Vergleich zu anderen Bundesländern machen (die Aufgaben sind ja alle vom IQB und über die Raschmodelle der Pilotierung direkt vergleichbar).

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  • Ich schließe mich für Englisch den Ausführungen der anderen Kollegen aus den anderen Fächern an.


    VORHR: Jeden Aufgabentyp 1x üben, damit die Vorgehensweise bekannt ist. Grundlage sind alte VERA-Bögen.
    Das hat übrigens den Effekt, dass manchmal Klassen bei einzelnen Aufgaben überraschend gut abschneiden - in den VERA-Prüfungen kommen nämlich teilweise 1:1 Aufgaben vor, die früher schonmal dran waren. Wenn man eine der schwersten HV-Prüfungen zufällig 1 Woche vorher bearbeitet hat, kann man dann als Lehrer gaaaaanz stolz sein, wie toll die eigene Klasse doch in dieser Aufgabe abgeschnitten hat und sich auf die Schulter klopfen, wie prima man sie doch offensichtlich im Hörverstehen geschult hat (... ... ...).


    NACHHER: Die Ergebnisse sind leicht zu verstehen. Sie werden auf der FK vorgestellt und kurz abgenickt, dass es genau so zu erwarten war (die guten Klassen schneiden besser ab als die schlechten Klassen), als Konsequenz wird ins Protokoll aufgenommen, dass die schwächeren Klassen in den Bereichen Hör- und Leseverstehen weiterhin gefördert werden müssen um die Ergebnisse zu verbessern. Dies soll bereits ab Klasse 5 erfolgen. Da es das ohnehin tut, passiert also nichts.
    Dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind zeigt übrigens meine Ausführung aus "vorher" an.


    Immerhin eines bringt es: Eine Korrekturentlastung. Diese MC-Bögen lassen sich schnell abhaken.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • In Hamburg nennt sich Vera Kermit und wird zumindest bei uns nicht selbst korrigiert. Wir müssen die Hefte einschicken und bekommen die Ergebnisse dann von mehreren Seiten "um die Ohren gehauen". So muss man sich beispielsweise bei der SL, dem Schulest etc rechtfertigen und an meiner Schule gibt es jetzt sogar eine AG, die festlegen soll, wie wir anhand der Ergebnisse effektiver arbeiten sollen. Mich nervt das dermaßen :daumenrunter:

    • Offizieller Beitrag

    ...an meiner Schule gibt es jetzt sogar eine AG, die festlegen soll, wie wir anhand der Ergebnisse effektiver arbeiten sollen.

    Öhm.... aha. Das ist ja auch klar, dass es nur an den Lehrern liegt und nicht an den Kindern, mit denen man arbeitet. :autsch:


    Ich habe übrigens auch die wichtigsten Aufgabentypen vorher geübt, damit sich die Kinder etwas weniger unsicher fühlen. Und ich hatte in den Auswertungsgesprächen weinende und verängstigte Kinder und Eltern. Die geschworene verbesserte Lernhaltung nebst früherem Schlafengehen hat etwa 4 Wochen gehalten.

  • Öhm.... aha. Das ist ja auch klar, dass es nur an den Lehrern liegt und nicht an den Kindern, mit denen man arbeitet.
    Ich habe übrigens auch die wichtigsten Aufgabentypen vorher geübt, damit sich die Kinder etwas weniger unsicher fühlen. Und ich hatte in den Auswertungsgesprächen weinende und verängstigte Kinder und Eltern. Die geschworene verbesserte Lernhaltung nebst früherem Schlafengehen hat etwa 4 Wochen gehalten.

    @Siobhan - wieso empfiehlt eure AG nicht "einfach" mal, die Lehrkörperanzahl um 100-150% zu erhöhen? Über die Finanzierung kann dann ja eine andere AG debattieren...


    @Conni - was... SO lange? Boah...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Das ist eine ziemlich lange Umschreibung des Wortes "nix"

    Das ist eine ziemlich kurze Umschreibung von "ich hab keinen Bock irgendwas zu machen das fürs System ist und nicht für mich".
    Wie gesagt: Es geht nicht um den einzelnen Schüler, aber das muss es auch nicht immer. Es ist manchmal auch wichtig zu sehen wie katastrophal eine ganze Bildungsideologie vor die Wand fährt (bei PISA konnte man das toll für die Gesamtschulen sehen).

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  • Das ist eine ziemlich kurze Umschreibung von "ich hab keinen Bock irgendwas zu machen das fürs System ist und nicht für mich".Wie gesagt: Es geht nicht um den einzelnen Schüler, aber das muss es auch nicht immer. Es ist manchmal auch wichtig zu sehen wie katastrophal eine ganze Bildungsideologie vor die Wand fährt (bei PISA konnte man das toll für die Gesamtschulen sehen).

    Hmmm...
    Könnte es sein...
    ich meine ja nur...
    Was sagst du, wenn dir jemand dazu sagt "das wissen wir doch schon lange"...
    Und dann - selbst mit solchen Ergebnissen wird nix geändert...?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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