Warum braucht es so viele Sonderpädagogen für die Inklusion?

  • Das Problem ist, dass bei Kindern mit einer "Lernbehinderung" oft die Arbeitshaltung, die auditive Wahrnehmung und die Konzentrationsfähigkeit zusätzlich nicht passt. Die meisten sind meiner Erfahrung nach kaum in der Lage etwas selbstständig zufriedenstellend zu bearbeiten. Gerade diese Schüler benötigen eine Sonderbetreuung, die ich alleine schlecht leisten kann. Diese Schüler können weder vom Verständnis her als auch von ihrer Art, wie sie arbeiten, sich organisieren oder auch nicht, alleine gelassen werden.

    un soll man zusätzlich noch Schüler mit diversen Förderschwerpunkten aufnehmen, für diese Kinder gezielte Förderpläne schreiben, individuelle Lernzielkontrollen entwerfen, mit HPTs, Therapeuten, Eltern kommunizieren, etc pp. Das ist meiner Meinung zwar sehr zeitraubend, aber machbar.

    Tut mir Leid, Kathie, ich habe eine Inklusionsklasse (besser gesagt Kooperationsklasse) mit 26 Schülern und in Klasse 3/4 ist das, was du schreibst, nicht mehr oder nur in Ansätzen machbar, im 4. Schuljahr (Übertrittsstress) schon gar nicht.

  • Das Problem ist, dass bei Kindern mit einer "Lernbehinderung" oft die Arbeitshaltung, die auditive Wahrnehmung und die Konzentrationsfähigkeit zusätzlich nicht passt. Die meisten sind meiner Erfahrung nach kaum in der Lage etwas selbstständig zufriedenstellend zu bearbeiten. Gerade diese Schüler benötigen eine Sonderbetreuung, die ich alleine schlecht leisten kann. Diese Schüler können weder vom Verständnis her als auch von ihrer Art, wie sie arbeiten, sich organisieren oder auch nicht, alleine gelassen werden.

    Tut mir Leid, Kathie, ich habe eine Inklusionsklasse (besser gesagt Kooperationsklasse) mit 26 Schülern und in Klasse 3/4 ist das, was du schreibst, nicht mehr oder nur in Ansätzen machbar, im 4. Schuljahr (Übertrittsstress) schon gar nicht.


    Will ja nicht off-topic werden, aber eine Frage habe ich doch: Was machen diese Kinder nach der Schule? Arbeiten? Habe ja auch das Gefühl, dass immer mehr Kinder so sind...

  • Tut mir Leid, Kathie, ich habe eine Inklusionsklasse (besser gesagt Kooperationsklasse) mit 26 Schülern und in Klasse 3/4 ist das, was du schreibst, nicht mehr oder nur in Ansätzen machbar, im 4. Schuljahr (Übertrittsstress) schon gar nicht.

    Ich sehe das so: Du wurdest für diese Arbeit nicht ausgebildet und verkaufst dich natürlich nicht unter Wert, bist also nicht bereit, die zusätzliche Arbeit (sagen wir mal ein Plus von 10 Stunden zusätzlich zur Vollzeitstelle) alleine für glänzende Politiker- Kinderaugen zu machen. Für ein zusätzliches Entgelt (= dein "normales" Gehalt : 40 * 10) wärst du hingegen bereit, dir das noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen ;) .

  • Ich sehe das so: Du wurdest für diese Arbeit nicht ausgebildet und verkaufst dich natürlich nicht unter Wert, bist also nicht bereit, die zusätzliche Arbeit (sagen wir mal ein Plus von 10 Stunden zusätzlich zur Vollzeitstelle) alleine für glänzende Politiker- Kinderaugen zu machen. Für ein zusätzliches Entgelt (= dein "normales" Gehalt : 40 * 10) wärst du hingegen bereit, dir das noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen

    Wenn ich deinen Kommentar einmal wortwörtlich nehme:
    Im Unterricht kann ich mich nicht teilen - denn bei vielen Kindern sollte ich gleichzeitig sein um sie zu betreuen - und ich sattle ungern zu meiner mindestens 50 Stundenwoche noch etwas drauf.
    Das Argument mit dem Gehalt ist schlichter Quatsch. Den Preis für ein höheres Gehalt zahle ich nicht: mich kaputt arbeiten und kein Privatleben mehr zu haben.


  • Hallo Der Weltaal,


    es sollte dabei doch die Frage im Vordergrund stehen, weshalb wir Kinder überhaupt auf die Schule schicken. Wenn es nur darum geht, Beschäftigungseinheiten von 45 Minuten Länge aneinander zu reihen, in denen die Kinder irgendwas machen und sich dabei nicht an die Gurgel springen, ist Inklusion bestimmt kein Problem.


    Wer aber - und das kann man als Praktikant, Student oder sonstiger Externer wirklich nicht abschätzen - als Lehrkraft das primäre Ziel verfolgt, seine Schützlinge zu einem Schulabschluss zu führen und also auf das spätere Berufsleben oder weitere Ausbildungen adäquat und bestmöglich vorzubereiten und sich nun vor die absurde Aufgabe gestellt sieht, in jeder einzelnen Unterrichtseinheit mehrere vollkommen verschiedene kognitive Anforderungsprofile gleichzeitig bestmöglich zu fördern, der kann gar nicht anders, als zu verzweifeln.


    Das geht nämlich schlicht nicht! Ich erlebe das im Referendariat jeden Tag aufs Neue. Natürlich findet irgendwie Unterricht statt und selbstverständlich gibt jede einzelne Lehrkraft ihr jeweils Bestmögliches, aber das ändert nichts daran, dass "Inklusionskind" (so werden die Kinder wirklich häufig genannt) X die meiste Zeit vorm leeren Aufgabenblatt sitzt und der vom Gymnasium wegen Verhaltensauffälligkeiten abgeschulte Y den Inhalt der Stunde in wenigen Minuten verstanden hat und danach nach neuer kognitiver Nahrung lechzt, soll er nicht zum Störer mutieren.


    Ich versuche zur Zeit, verschieden schwere Aufgabenstellungen in meinem Unterricht anzubieten, aber das kostet erstens extrem viel Zeit (locker der doppelte Aufwand) und dann ist noch lange nicht gewährleistet, dass die Aufgaben von den betreffenden Kindern bearbeitet werden (können). Auch ich habe keinerlei sonderpädagogische Ausbildung und mir kann von den Kollegen auch keiner erklären, wie das funktioniert, da es denen nicht anders geht.


    Inklusion in derzeitiger ideologischer Fassung ist pädagogisch meines Erachtens ein Desaster und gegenüber den Kindern schlicht und einfach verantwortungslos.


    Ich kann nur täglich meinen Kopf darüber schütteln und das gleich mehrmals.


    Gruß
    Buntflieger

  • Deutschland kann sich ein anderes Bildungssystem leisten. Und die Länder müssen Konzepte schmieden, wie sie mit Brennpunktschulen verfahren wollen. Diese großen Klassen mit dermaßen vielen Problemen ist zu zeit- und energieraubend für Lehrer und schließlich auch für die Gesellschaft ein Problem.


    Das ist aber ein anderes Thema, das man nicht mit der Idee von Inklusion verwechseln sollte. Generell hat jeder Lehrer zunächst die Aufgabe, den Lernstand seiner Schüler zu ermitteln und daran anzuknüpfen. Mit dem Ziel, die Inhalte des Lehrplans zu vermitteln, nicht um Ausbildungsreife zu erreichen. Dass der eine Schüler nicht so helle ist und die andere SchülerIn nervt, ist zunächst mal unser täglich Brot.

    3 Mal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • Das ist interessant. Im anderen Thread schriebst du, man müsse auf pädagogische Probleme der Kollegen hinweisen. Wenn du diesen Anforderungen gegenüberstehst, dann liegt's aber an äußeren Umständen, wenn's nicht klappt?
    Kinder sind verschieden. Es ist zunächst mal die Aufgabe von Lehrern, ihnen die Lernziele zu vermitteln. Wenn ein Schüler vor seinem Blatt sitzt und nicht weiß, was er machen soll, dann hat der Kollege versäumt, eine anständige Lernstandsanalyse zu machen und womöglich die Aufgabenstellung nicht angemessen erklärt.


    Das leistungsstarke aber verhaltensschwierige Kind muss man nicht nur mit Lernstoff versorgen, sondern darf es nicht über-/ unterfordern und sollte ihm durch verschiedene Maßnahmen dabei helfen, Regeln einzuhalten etc.


    Ich wäre vorsichtig mit der Beurteilung dessen, "was geht" und "was nicht geht". Es gehört zunächst mal ganz einfach zu deinem Beruf, verschiedene Kinder zu unterrichten. Dass das noch nicht super gelingt ist normal, daran muss jedoch nicht zwingend die Inklusion verantwortlich sein. Genauso wie sie dafür mitverantwortlich sein kann, dass die Kollegin in der Doku an mancher Stelle überfordert war. Wenn man den Spaß jeden Tag und in Klassen hat, die man nur einstündig und schlimmstenfalls erst nachmittags unterrichtet.


    Hallo Krabappel,


    wenn ich auf Defizite in der LS-Interaktion hinweise, die mir auffallen, hat das doch mit den äußeren Rahmenstrukturen gar nichts zu tun? Ich schrieb ja klar und deutlich, dass man irgendwie unterrichten kann (also die Kinder beschäftigen und ruhig halten); mir ging es darum, dass man nicht gleichzeitig Kinder auf völlig verschiedenen kognitiven Ebenen adäquat unterrichten kann. Und damit habe ich mich nicht nur auf mich als Berufsanfänger bezogen, sondern das sehe ich durch Hospitationen und fast tägliche Klagen von Kollegen, die schon längst voll arbeiten.


    Was du nun mit "Lernstandsanalyse" in dem Zusammenhang meinst, ist mir etwas schleierhaft. Eine solche kann man natürlich für z.B. jedes "Inklusionskind" anfertigen, aber die hilft einem dann im Unterricht auch nicht, wenn es darum geht, dass das Kind ständig Betreuung und permanente Hilfestellung benötigt und zwar z.T. durchaus auch für Einfachstaufgaben (z.B. Zuordnen von passenden Bildern zueinander etc.).


    Dass es zu meinem Beruf gehöre, verschiedene Kinder zu unterrichten, ist mir natürlich klar - hab ja kein Brett vor dem Kopf. Es ist sogar Teil meiner Berufsmotivation, dass ich einer Vielfalt von Persönlichkeiten begegne und empfinde das als große Bereicherung. Auch verbinde ich eine klare pädagogische Motivation mit meinem (künftigen) Beruf: Mit Kindern daran arbeiten, ihre Potentiale bestmöglich zu entfalten und zwar auch dann, wenn die Startbedingungen nicht ideal sind.


    Doch möchte ich dies im Rahmen möglichst angemessener Unterrichtsbedingungen umsetzen und diese sehe ich im Moment aus oben genannten Gründen zumindest als stark gefährdet an: Konzeptlose Heterogenität ist Gift für jede leistungsorientierte Lerngruppe und bisher wurde das Wundermittel noch nicht erfunden, das daran etwas ändern könnte.


    Gruß
    Buntflieger

  • Hab den Text auf Wunsch der Moderation geändert. Ist ja eigentlich auch bewundernswert: die Probleme der anderen haben sie selbst zu verantworten, die eigenen liegen in äußeren Umständen begründet. Diese Sicht sollte man sich aneignen, nicht umgekehrt.

  • Hab den Text auf Wunsch der Moderation geändert. Ist ja eigentlich auch bewundernswert: die Probleme der anderen haben sie selbst zu verantworten, die eigenen liegen in äußeren Umständen begründet. Diese Sicht sollte man sich aneignen, nicht umgekehrt.


    Hallo Krabappel,


    echte Probleme habe ich bislang noch nicht und für die Ecken und Kanten übernehme ich natürlich selbst die Verantwortung. Wahrscheinlich ergibt sich der erste Punkt aus dem letzten: Wer sich kritisch reflektiert, hat eine reelle Chance, an sich zu arbeiten.


    Schönen Sonntag!
    Buntflieger

  • Will ja nicht off-topic werden, aber eine Frage habe ich doch: Was machen diese Kinder nach der Schule? Arbeiten? Habe ja auch das Gefühl, dass immer mehr Kinder so sind...

    Grundsätzlich ist es in den späteren Klassenstufen der Primarstufe schwieriger Inklusion erfolgreich zu betreiben. Oftmals stellen Lehrer unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten in einer inklusiven Schulklasse fest. Es ist nicht einfach die Klasse gleichmäßig mit den Aufgaben und Bereichen des vorgegebenen Lehrplans zu versorgen. Das Schüler deutlich unkooperativer geworden sind und somit das Interesse am Unterricht verlieren, hängt mit anderen Faktoren zusammen. Unterricht sollte den Schülern Spaß machen und demnach sieht es nicht an deutschen Schulen aus. Vor allem nicht an den weiterführenden Schulen.

  • Oftmals sehen unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten in einer inklusiven Schulklasse. Es ist nicht einfach die Klasse gleichmäßig mit den Aufgaben und Bereichen des vorgegebenen Lehrplans zu versorgen.

    ????


    Und ein Denkanstoß: Sollte Unterricht Spaß machen? Ich meine, ja, schadet nicht. Aber Unterricht sollte Wissen und Kompetenzen vermitteln, nicht unbedingt in erster Linie Spaß machen.
    Du schreibst, an deutschen Schulen sieht es nicht danach aus, dass Unterricht Spaß macht. An englischen Schulen schon? Japanischen Schulen?

  • ????
    Und ein Denkanstoß: Sollte Unterricht Spaß machen? Ich meine, ja, schadet nicht. Aber Unterricht sollte Wissen und Kompetenzen vermitteln, nicht unbedingt in erster Linie Spaß machen.
    Du schreibst, an deutschen Schulen sieht es nicht danach aus, dass Unterricht Spaß macht. An englischen Schulen schon? Japanischen Schulen?

    Selbstverständlich sollte der Unterricht den Schülern Wissen und Werte vermittelt. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass diese Dinge eine Selbstverständlichkeit sind. Weshalb sollte uns Interessieren was an ausländischen Schulen vor sich geht ? Das ist ein Problem welches wir nunmal in unserem Land haben. Es werden kaum die persönlichen Interessen der Schüler gefördert. Dieses Problem steht der Entwicklung der Kinder im Wege.

  • Ich meinte auch vorwiegen den zitierten Part mit meinen Fragezeichen. Klingt sehr merkwürdig.

    Ach so, da habe ich wohl mitten im Satz, den Inhalt geändert. Wollte damit eigentlich nur sagen, dass Lehrern in inklusiven Klassen, unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten seitens der Schüler feststellen. Viele fühlen sich nicht genug gefordert. Es ist schwierig einen Ausgleich zwischen Über- und Unterforderung zu finden.

  • Also die Interessen unserer Schüler sind: Handy, chillen und äääh... Handy.

    Ich bin der Meinung, dass das Heranführen der Kinder an die Technik in den frühen Jahren sehr hilfreich und wichtig ist. Jedoch hat das Handy nichts im Unterricht zu suchen. Dieses Problem fällt uns selbst in den Grundschulen schon auf. Solange die Schüler im Unterricht die Handys nicht verwenden ist es jedoch akzeptabel.

  • Ich bin der Meinung, dass das Heranführen der Kinder an die Technik in den frühen Jahren sehr hilfreich und wichtig ist. ...

    Bisschen OT, oder?


    Zum Thema: Wo ist denn deiner Erfahrung nach die Grenze erreicht? Wie viele Schüler pro Klasse verkraftet eine Lehrkraft? Wie viele davon mit anerkanntem Förderbedarf? Wie könnte Inklusion gelingen? Warum werden Sonderpädagogen gebraucht und wie viele? Wie viele Stunden? Was erwartest du von Sonderpädagogen? Wie viel Heterogenität ist einem Grundschullehrer zuzumuten?

  • Bisschen OT, oder?
    Zum Thema: Wo ist denn deiner Erfahrung nach die Grenze erreicht? Wie viele Schüler pro Klasse verkraftet eine Lehrkraft? Wie viele davon mit anerkanntem Förderbedarf? Wie könnte Inklusion gelingen? Warum werden Sonderpädagogen gebraucht und wie viele? Wie viele Stunden? Was erwartest du von Sonderpädagogen? Wie viel Heterogenität ist einem Grundschullehrer zuzumuten?

    Ich denke wir sind uns alle einig, dass der größtmögliche Lernerfolg bei einer homogenen Klasse zustande kommt. Inklusion gelingt solange andere Schüler der Klasse nicht durch die langsamere Arbeitsweise gestört beziehungsweise ausgebremst werden. Ist die Klassengröße zu klein, so kooperieren Kinder besser mit den Lehrkräften. Resultat: Die Mitbeteiligung am Unterricht steigt. Jedoch verschlechtert sich dabei die Beziehung zwischen den Schülern, sodass sich Gruppenarbeit nur erschwert umsetzen lässt. Bei einer zu großen Klasse stellt man offensichtlich genau das Gegenteil fest. Es ist also wichtig einen Ausgleich zu finden. Nach den Erfahrungen an unserer Schule, liegt dieser Wert leicht über 20 Schülern. Bei Klassen mit sonderpädagogischen Bedürfnissen, sollte die Klasse wesentlich kleiner sein. Zu der Frage, wie viele Kollegen mit einer sonderpädagogischen Ausbildung benötigt werden, kann ich leider keine exakte Antwort treffen. Mich persönlich würde interessieren, wie deine Erfahrungen waren beziehungsweise sind und wie du die Pädagogenfrage beantworten würdest.

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