Hallo,
ich habe mal 'ne Frage. Ich habe im Buch von Kronig u. a. folgende Begründung gefunden:
Kronig u. a. stellten fest, dass Kinder mit Migrationshintegrund in ihrem Leistungspotential schlechter von den Lehrkräften eingeschätzt wurden als Schweizer Kinder mit einem vergleichbaren Leistungspotential. Dazu muss gesagt werden, dass sich eine bessere Einschätzung der Lehrkräfte positiv aus die Leistungen der Kinder auswirken würde. Glaubt die Lehrperson hingegen nicht an die Leistungen ihrer Schüler, so können diese hierdurch gehemmt werden.
So, da ich aber meine Staatsexamensarbeit ja in Deutschland schreibe, weiß ich nicht, wie ich das begründen soll. Ich habe eine Fußnote an Schweizer Kinder gehängt und geschrieben, daß die Untersuchung in der Schweiz stattfand, daß jedoch in Deutschland gleiche Argumente wie in der Schweiz zu vermuten sind, da in beiden Ländern große Schwierigkeiten der Kinder mit Migrationshintergrund festgestellt wurden.
Jetzt habe ich den Eindruck, daß ich das doch nicht einfach so lassen kann, weil es meiner Professorin wahrscheinlich zu schwammig sein wird... Wie würdet Ihr denn jetzt vorgehen an meiner Stelle?
Liebe Grüße, Julchen
Bewertungen der Lehrer in Schweiz und Deutschland
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Ich verstehe deine Frage gar nicht
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Hallo!
@ Aktenklammer: Ich denke Julchen meint folgendes: In der Studie wurde festgestellt, dass Lehrer bei "einheimischen" Kinder die Leistungen besser erkennen können als bei Kindern mit Migrationshintergrund. Diese Studie wurde jedoch in der Schweiz durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich aber sicherlich genauso gut auf Deutschland übertragen. Julchen weiß jetzt aber nicht, wie sie diese "Transformation" in der Arbeit schreiben soll.
@ Julchen: Ich würde vielleicht nicht "Schweizer Kinder", sondern sowas wie "Kinder ohne Migrationshintergrund" schreiben. In der Fußnote dann erklären, dass die Studie in der Schweiz durchgeführt wurde, die Ergebnisse aber für Deutschland auch gelten, so wie du es bereits auch geschrieben hast.
Liebe Grüße,
biene maja -
Hallo Aktenklammer,
ja, genau das, was Biene Maja geschrieben hat, meinte ich auch...
Hallo Biene Maja,
die Idee mit den Kindern mit Migrationshintergrund finde ich sehr gut!! Aber wenn ich das jetzt in die Fußnote schreibe, muss ich dann nicht begründen, warum die Ergebnisse auch für Deutschland gelten?
Danke für die liebe Hilfe, liebe Grüße, Julchen -
Hallo!
Ich habe jetzt grad mal so gar keine Ahnung vom Schweizer Schulsystem. Ist das ähnlich wie unseres? Dann wäre der Vergleich überhaupt kein Problem. Wenn nicht, könnte es tatsächlich sein, dass man das näher erläutern muss. Dann ist es aber wohl auch nicht so einfach übertragbar. Ich denke zwar, dass es trotzdem in Deutschland genauso ist, aber das ist dann nur meine eigene persönliche Meinung. Dann ist es tatsächlich schwierig, diese Studie als Beweis herzunehmen.
Liebe Grüße,
biene maja -
Hallo Biene Maja,
also zumindest vom Aufbau her ist es dem deutschen Schulsystem mit Grundschule, Sek. I und Sek. II sehr ähnlich. Leider habe ich mich ansonsten auch noch nie näher damit beschäftigt und weiß nicht, ob der ähnliche Aufbau des Schulsystems reicht. Hier habe ich die Informationen gefunden: http://www.edk.ch/PDF_Download…ngswesen_CH/BildungCH.pdf
Meinst Du das reicht?
Lieben Dank für die Hilfe!!!! Liebe Grüße, Julchen -
Wird in der Studie auch erklärt, warum Lehrer Kinder mit Migrationshintergrund schlechter einschätzen? Das müssten ja eigentlich Gründe sein, die in Deutschland genauso existieren.
Ich weiß nicht genau, im Zweifelsfall würde ich wohl die Fußnote so stehen lassen ...
Liebe Grüße
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Na ja, die haben so eine empirusche Studie durchgeführt und dasherausgefunden... Als Grund geben sie nur an, daß die Erwartungshaltungenvon Lehrpersonen gegenüber Immigrantenkindern generell tiefer liegen als gegenüber vergleichbaren Schweizer Kindern gleichen Geschlechts... Und ich weiß halt nicht, ob ich einfach ohne Grund schreiben kann, daß das in Deutschland genauso ist bzw. ob die Ähnlichkeit des Aufbaus des Schulwesens Grund genug ist...
Liebe Grüße, Julchen -
Grüessech us Bern,
ZitatJulchen79 schrieb am 02.11.2005 10:07:
Und ich weiß halt nicht, ob ich einfach ohne Grund schreiben kann, daß das in Deutschland genauso ist bzw. ob die Ähnlichkeit des Aufbaus des Schulwesens Grund genug ist...wenn ich mich recht entsinne, gibt es Studien zur Erwartungshaltung von Lehrern gegenüber ihren Schülern, unabhängig von der Migrationsproblematik, auch in Deutschland. Vielleicht wirst du dort fündig?
Du kannst zudem schreiben, dass nicht nur aufgrund der Ähnlichkeiten im Schulsystem, sondern auch in Sprache, Kultur und Gesellschaft ein Transfer auf deutsche Schulen zu vermuten ist. Je nachdem, welche Schulform Kronig untersucht hat, könntest du dich auch auf Parallelen in der Lehrerbildung beziehen (aber bitte nicht bei der Primarstufe!).
Das Schulsystem ist übrigens auch in der Schweiz "föderal", bzw. hier eher "kantonal", einzige Gemeinsamkeiten sind
- 6-jährige Grundschule und
- Ende der Volksschule mit der 9. Klasse.Was in Deutschland die Hauptschule, entspricht dem Schweizer Begriff der "Realschule".
LG, das_kaddl.
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Für die im Vergleich zu "Einheimischen" de facto schlechteren Lernleistungen der Migrationskinder gibt es verschiedenste Ursachen, die sich jedoch zu diesem Effekt kumulieren.
Dies vorwiegend auf die Wahrnehmung der Lehrkraft gegenüber dem Schüler zu reduzieren, ist m.E. zu eng gedacht und dürfte sich auch empirisch nicht verifizieren lassen, kann jedoch den Effekt verstärken.
Hauptursache ist wohl die mangelnde Sprachförderung in der "Lernsprache" Deutsch während der Kindergartenzeit, die von Migrantenkindern meist nicht im Kindergarten, sondern im Sprachghetto erlebt wird.
Zu den unterschiedlichen Leistungen der Migrantenkinder im Vergleich zu deutschen kindern findest du wohl was bei google
Suchworte: "PISA Migrationshintergrund"
Suchworte: "lernleistungen migrationskinder"
Suchworte: "lernleistungen migrantenkinder"
http://www.lzz-nrw.de/docs/Stell.nahme_Mehrsprachigkeit.pdf
In diesem Artikel findest du in der Fußnote folgende Bemerkung, die in die von dir intendierte Richtung weist:ZitatJim Cummins macht in seinem Aufsatz „Empowering Minority Students: A Framework for Intervention“ in
Harvard Educational Review 1/1986, S. 18 und folgende darauf aufmerksam, dass die Verbesserung der
Lernleistungen der Migrantenkinder in engem Zusammenhang mit einer Einstellungsänderung der Lehrer
gegenüber Schülern aus Minderheiten und gegenüber der Konstituierung ethnischer Enklaven in der
Aufnahmegesellschaft stehen. Auf die integrative Bedeutung der Anerkennung kollektiver Identitäten und ihrer
Symboliken durch andere Kollektive weisen auch prominente Ve rtreter der deutschen Migrationsforschung,
indem sie auf die hohe Bedeutung der sog. „kulturell-expressiven Sozialintegration“ hinweisen. Vergl. u. a.
Heitmeyer, Wilhelm/Anhut, Reimund: Bedrohte Stadtgesellschaft – Soziale Desintegrationsprozesse und
ethnisch-kulturelle Konfliktkonstellationen. Weinheim und Münster 2000, S. 48. -
Hallo,
erstmal danke für die beiden Antworten.
kaddl: also ich glaube, daß ich das mit der Gesellschaft dann so schreiben werde. Es ist nur ein Abschnitt, wo ich auch schon die Studie von Heller u. a. angeführt habe, die auch beweist, daß die Empfehlungen von Lehrern oft falsch sind. Die schweizer Studie soll nochmal eher so 'n Zusatz dazu sein. Von daher denke ich nicht, daß ich mir jetzt groß noch Literatur speziell dazu holen muss, wegen des Abschnitts, oder? Meinst Du die Erklärung mit den Ähnlichkeiten in Gesellschaft reicht aus? Und danke für den Tipp mit dem Schulwesen, das war mir nicht klar!!
alias: Um Himmels Willen, wollte auch nicht die Wahrnehmung der Lehrkraft als einzigen Grund anführen, ist einer unter 24 weiteren Seiten.. Und herzlichen Dank für die Links, das werde ich mir gleich mal angucken!!!
Liebe Grüße, Julchen -
Zitat
Julchen79 schrieb am 03.11.2005 17:22:
kaddl: ... Meinst Du die Erklärung mit den Ähnlichkeiten in Gesellschaft reicht aus?Naja, wenn der Kronig die Studie in der Deutschweiz gemacht hat (schau doch mal nach, in welchem Kanton, dann sag ich dir, ob das Deutschschweiz ist), stimmen (Schrift-)Sprache, etliches in der Kultur, Politik und Gesellschaft schon überein. Obwohl mein Chef im Vorstellungsgespräch meinte, die Schweiz würde mehr Parallelen zur DDR aufweisen. Nicht umsonst habe ich aber geschrieben
Zitataufgrund der Ähnlichkeiten im Schulsystem, sondern auch in Sprache, Kultur und Gesellschaft ein Transfer auf deutsche Schulen zu vermuten ist.
Wenn du es so formulierst (Synonyme: "Transfer der Ergebnisse auf das deutsche Schulsysteme ist möglich / liegt nahe / erscheint wahrscheinlich / drängt sich auf"), kann dir niemand einen Strick draus drehen.
LG, das_kaddl.
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Hallo kaddl,
danke für den guten Tipp!! Alles eine Frage der Formulierung
ALso mit den Kantonen ist nicht ganz so leicht. Insgesamt wurden 21 (Halb-)Kantone gewählt mit deutschsprachigen Schulgemeinden und das Fürstentum Liechtenstein. Leider wurden hier nur die Abkürzungen der Kantone erwähnt, ich liste sie einfach mal auf: AG, AI, AR, BE, BL, BS, FR, GL, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, UR, VS, ZH, ZG, GL. Ich hoffe, Du kannst damit anfangen, für mich sind es nur irgendwelche Buchstabenfolgen
Vielen Dank für Deine Hilfe, liebe Grüße, Julchen -
Zitat
Julchen79 schrieb am 03.11.2005 18:53:
Insgesamt wurden 21 (Halb-)Kantone gewählt mit deutschsprachigen Schulgemeinden und das Fürstentum Liechtenstein. Leider wurden hier nur die Abkürzungen der Kantone erwähnt, ich liste sie einfach mal auf: AG, AI, AR, BE, BL, BS, FR, GL, GR, LU, NW, OW, SG, SH, SO, SZ, TG, UR, VS, ZH, ZG, GL.Ich sortiere mal
Deutschschweiz:
AG - Aargau
AI - Appenzell-Innerrhoden
AR - Appenzell-Ausserrhoden
LU - Luzern
TG - Thurgau
SZ - Schwyz
SG - Sankt Gallen
SH - Schaffhausen
ZH - Zürich
ZG - Zug
GL - Glarus
UR - Uri
BL - Basel Landschaft
BS - Basel Stadt
NW - Nidwalden
OW - ObwaldenSprachgrenze Deutschschweiz - französischsprachige Schweiz:
BE - Bern
SO - Solothurn (aber eher noch Deutschweiz)eher französischsprachige Schweiz:
FR - Fribourg (Freiburg)
VS - Valais (Wallis)gemischt (italienisch - rätoromanisch - deutsch):
GR - Graubünden(Wer fehlt denn da noch? Ah ja, die französischen (Jura, Neuchatel, Vaud, Geneve [Genf]) und das eher italienische Tessin. - Ich würde sagen, du hast die Mehrheit des Landes erfasst ).
LG, das_kaddl.
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Zitat
Julchen79 schrieb am 03.11.2005 17:22:
... wo ich auch schon die Studie von Heller u. a. angeführt habe, die auch beweist, daß die Empfehlungen von Lehrern oft falsch sind.
Wie wird das denn bewiesen, wenn ich mal fragen darf?
Gruß
Animagus
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Hallo kaddl,
danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Die Autoren haben wohl versucht die ganze Schweiz abzudecken. Ich schummel mich mit der Formulierung jetzt drumrum!!!
Hallo Animagus,
weiß nur, daß es eine Längsschnittstudie war. Habe die Daten aus Ditton: "Der Beitrag von Schule und Lehrern zur Reproduktion von Bildungsungleichheit. In: Becker, Rolf; Lauterbach, Wolfgang (Hrsg.): Bildung als Privileg? Erklärungen und Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit." Wieso fragst Du?
Viele Grüße, Julchen -
Zitat
Julchen79 schrieb am 04.11.2005 10:29:
Habe die Daten aus Ditton: "Der Beitrag von Schule und Lehrern zur Reproduktion von Bildungsungleichheit. In: Becker, Rolf; Lauterbach, Wolfgang (Hrsg.): Bildung als Privileg? Erklärungen und Befunde zu den Ursachen der Bildungsungleichheit." Wieso fragst Du?
Hallo Julchen,
ich habe deshalb gefragt, weil es mich brennend interessiert, mit welchen wissenschaftlichen (!) Methoden man beweisen kann, dass die Bildungsempfehlungen der Lehrer oft falsch sind.
Bei sämtlichen Schulstudien der vergangenen Jahre sieht es mit der Beweislage eher schlecht aus. Teilweise beinhalten sie sogar Unwahrheiten.
Der von dir angeführte Rolf Becker sagt übrigens in einem Interview zu seinem Buch (?) "Bildung als Privileg?", Grundschullehrer würden dazu neigen, gute Leistungen von Kindern aus Arbeiterfamilien für Zufallstreffer zu halten.
Ein solcher Mann ist für mich nicht glaubwürdig.Gruß
Animagus
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Hi Julchen,
was du beschreibst ist ja eng verwandt mit dem Pygmalion-Effekt, einem schon länger bekannten Phänomen zu den Auswirkungen der Lehrererwartung auf Noten und vor allem auf den tatsächlichen Lernzuwachs der Schüler... vielleicht kannst du dich über diesen Umweg noch absichern.
http://www.odoq.de/425/pygmalion-effekt.htm
http://beat.doebe.li/bibliothek/w01667.html
Grüße,
JJ -
Hallo Ihr beiden,
danke für die TIpps. Den Pygmalion-Effekt habe ich schon mit einbezogen als Absicherung...
Und was das Buch von Rolf Becker angeht habe ich in der Arbeit nicht geschrieben, daß es sicher sein, sondern daß "Schüler, die eine Empfehlung für die Hauptschule erhielten zu 27 bis 45 Prozent auf dem Gymnasium erfolgreich waren". Ich drücke mich in diesem Forum nur manchmal etwas ungenau aus...
Liebe Grüße, Julchen
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